Ältester Sohn des Königs
Boleslaw I. der Tapfere von Polen aus dem Hause der PIASTEN
aus seiner 3. Ehe mit der Emnildis,
Tochter vom Elbsorbenhäuptling Dobremir
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 616
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Mieszko II. Lambert, Fürst von Polen, ab 1025 König
von Polen
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* 990, † 10. Mai 1034
Eltern:
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Boleslaw I. Chrobry, Fürst und König von Polen,
Emnild
oo Richeza, Tochter des Pfalzgrafen Ezzo und der Mathilde (Schwester Kaiser Ottos III.)
Kinder:
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Kasimir I. (Restaurator)
Gertrud (1. G.), oo Großfürst Izjaslav (1.I.)
von Kiev
Tochter, oo König Béla I. von Ungarn.
Von Kindheit an verlief Mieszkos
Leben in den Bahnen, die durch die Politik seiner Vorfahren (Mieszko
I., Boleslaw Chrobry)
vorbestimmt waren. Zu den im Jahre 1000, anläßlich des Treffens
von Gnesen, getroffenen Absprachen zwischen Boleslaw
und
Kaiser
Otto III. gehörte auch
die Ehe Mieszkos mit der Nichte des
Kaisers,
Richeza. Der überraschende
Tod
Ottos und kurz darauf des Markgrafen
Ekkehard I. von Meißen sowie die Thronbesteigung Heinrichs
II. bedeuteten aber das Ende der damaligen Perspektiven.
Als Sohn der aus der Lausitz stammenden Edlen Emnild
war Mieszko zudem von den nun ausbrechenden
Kämpfen zwischen Heinrich und
Boleslaw
(vorrangig um die Herrschaft in den Marken Lausitz und Milsenerland) ebenso
in besonderem Maße betroffen wie von der Fehde zwischen dem König
und dem Pfalzgrafen Ezzo um die Erbgüter der Ottonen-Tochter
Mathilde.
So lag auch der Schlüssel zum Abschluß des Friedens von Merseburg
(1013) in seiner Person: Der Vollzug der Heirat
Mieszkos mit
Richeza
unter Mitwirkung Heinrichs II. bedeutete
für Polen die Bestätigung des Gnesener Konzepts. Als die Kämpfe
kurz danach dennoch wieder ausbrachen, stand
Mieszko
- wie die Schilderung Thietmars von Merseburg zeigt - im inneren Konflikt
zwischen den Bindungen an den Kaiser (Treueid
Mieszkos 1013) und den sächsischen Adel (1014 Intervention
zugunsten des in Geiselhaft befindlichen Mieszko)
sowie den Verpflichtungen gegenüber dem Vater. Erst der Friede
von Bautzen 1018 ermöglichte eine längere Phase friedlicher
Beziehungen, in der Mieszko II. in
die Gebetsbrüderschaft des von Heinrich II.
geförderten Kloster Michelsberg (Bamberg, III) aufgenommen
wurde.
Es waren die Königskrönungen
Boleslaws I. (Frühjahr 1025) und nach dessen baldigem Tod
(17. Juni 1025) auch Mieszkos und damit
- aus Sicht der Piasten - die Vollendung
der Gnesener Konzeption, die den raschen Niedergang Polens einleiteten.
Wenn auch im Reich das grundsätzliche Anrecht Mieszkos
auf
die Königswürde nicht bestritten wurde, man sogar seine königlichen
Tugenden rühmte (Mathilde,
Gemahlin
Herzog
Friedrichs II. von Lothringen [23.F.]), so war die Krönung
doch ohne Zustimmung Kaiser
Konrads II. erfolgt. Die Übereinstimmung mit dem Kaiser
suchten nun aber die beim Thronwechsel in Polen unberücksichtigten
Verwandten Mieszkos:
Boleslaws
ältester Sohn Bezprym
(ein Neffe
König Stefans von Ungarn),
der auch Unterstützung bei Großfürst
Jaroslav von Kiev fand, und die bereits beim Tode Mieszkos
I. übergangenen
Haldenslebener.
Vergeblich versuchte
Mieszko, einer
Einkreisung durch eine militärische Offensive gegen das östliche
Sachsen entgegenzuwirken. Feldzüge Konrads
von
W und Jaroslavs von O her besiegelten
1031 innerhalb kürzester Zeit Niederlage und Sturz
Mieszkos
sowie den Verlust umstrittener Grenzregionen an die Nachbarn. Mieszkos
Familie floh ins Exil nach Deutschland. Der auf den Thron gelangte Bezprym
unterwarf
sich sofort dem Kaiser und übersandte ihm die polnischen Throninsignien.
Als er bereits nach wenigen Monaten ermordet wurde, gelang Mieszko
die
Rückkehr, doch mußte er 1033 auf einem Hoftag in Merseburg die
Aufteilung Polens durch Konrad anerkennen.
Das schnelle Ableben der Mitregenten ermöglichte ihm noch einmal für
kurze Zeit die Alleinherrschaft, bevor er starb. Er hinterließ ein
von Aufständen und heidnischer Reaktion zerrüttetes Land.
Chr. Lübke
MIESZKO II. LAMBERT
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* 990, + 1034
König 1025
Mieszko II. Lambert stellte nach jahrelangen harten Kämpfen um die Nachfolge die staatliche Einheit wieder her. Im Jahre 1030 drang Mieszko bis zur Saale vor, mußte aber auf die Lausitz und das Milzener Land verzichten, als Kaiser KONRAD II. 1031 in Polen einfiel. Im gleichen Jahr wurde er von seinem Halbbruder Bezprym nach Kiew vertrieben und kehrte 1032 mit böhmischer Hilfe zurück. Im Jahre 1033 wurde Mieszko II. von KONRAD II., der sich mit Dänemark und Kiew verbündet hatte, vernichtend geschlagen. Auf dem Reichstag in Merseburg mußte er auf den Königstitel verzichten und die deutsche Lehnshoheit anerkennen. Pommern, Schlesien, Preußen, Mähren und Tscherwenien gingen ebenfalls verloren.
oo um 1013
RICHZA
VON LOTHRINGEN
+ 1063
Tochter des Pfalzgrafen Ezzo, Enkelin Kaiser OTTOS II.
1034 mit den Kindern verjagt
H 12
Me: 10.5. Lampertus sive Misico
dux Poloniorum + 1034 Mieszko II. Herzog der Polen
Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht an,
sondern ist einer der
wenigen nachträglichen Zusätze. Mieszko
trat
1025 nach dem Tode seines Vaters
Boleslaw (H 17)
die Herrschaft in Polen an; vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II. 1, Seite 99f.
mit Anm. 5, wo auch die Identifizierung Dümmlers, Das alte Merseburger
Totenbuch,
Seite 254, der an Mieszko I. von Polen dachte
(vgl. FW H 22) richtiggestellt ist. Die
kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Mieszko
und
dem deutschen Reich
wurden 1033 in Merseburg mit der Unterwerfung Mieszkos
beendet,
der hierbei
beträchtliche Gebietsverluste hinnehmen mußte; vgl. Bresslau
2, Seite 79ff. Vielleicht ist
durch diesen Merseburger Friedensschluß auch sein späteres Gedenken
im Merseburger
Necrolog bestimmt. Zu seinem Verhältnis zu KONRAD
II. vgl. Claude, Magdeburg, Seite
303f.
Kinder:
Richza
- nach 1052
oo Bela I. König von Ungarn
um 1016-Juli/Aug. 1063
Kasimir I. der Erneuerer
1016-28.11.1058
Gertrud
um 1020/25-4.1.1107
1043
oo Isjaslaw I. Großfürst von Kiew
1024-3.10.1078 gefallen
Literatur:
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