9. Von Boleslav, dem Herzog der Slaven.
In eben dem vorher von uns erwähnten Jahre nahm der
Slave Boleslav [156 Boleslaw
Chrobry, 992-17. Juni 1025. Krönung 1025 im Einverständnis
mit dem Papst.], Herzog der Polen, König
Konrad zum Trotz die königlichen Insignien und den königlichen
Namen an, jedoch machte der Tod alsbald seinen vermessenen Schritt erfolglos.
Der Sohn desselben aber, Misico, lehnte
sich in ähnlicher Weise auf und vertrieb seinen Bruder Otto, weil
er zur Partei des Königs hielt [157 Herzog
Mieszko II. (1025-1034) wollte sein Königtum behaupten
und eine Erbteilung vermeiden. Otto Bezprym
suchte sich durch Anerkennung der Rechte Konrads
einen Anteil zu sichern.], in die Provinz Russia. Wie nun König
Konrad die Frechheit eben dieses Misico
und die Treulosigkeit eines gewissen Böhmenherzogs Udalrichs bändigte,
werde ich an geeigneter Stelle mittheilen.
[Persönlicher Einwurf: Es gab einen Sohn
Boleslaws
namens Bezprym
aus seiner
2. Ehe mit einer Ungarin und einen Sohn Otto
aus 3. Ehe, der 1000 beim Festakt von Gnesen getauft wurde.]
29. Rudolf, der König von Burgund starb.
Rudolf, der König von Burgund starb und Odo fiel in sein Reich ein.
Im Jahre des Herrn 1032 verschied Rudolf,
der König von Burgund, der Oheim der Kaiserin
Gisela, in Frieden, und der fränkische Graf Odo, seiner
Schwester Sohn, drang in sein Reich ein und hatte schon einige feste Schlösser
oder Städte bald durch List, bald durch Kampf genommen: er wagte es
nicht sich zum Könige zu machen und doch wollte er auch das Königreich
nicht aus den Händen lassen. Einige erzählten, daß er oft
geäußert habe, er wolle niemals König werden, aber doch
immer des Königs Meister sein. Auf diese Weise riß er einen
großen Theil Burgunds los, obwohl das Königreich Burgund dem
Kaiser Konrad und seinem Sohne, dem Könige
Heinrich, vom Könige Rudolf,
nachdem er selbst gestorben sein würde, schon längst eidlich
zugesichert worden war. Aber während der Graf Odo dieses in Burgund
unternahm, war der Kaiser Konrad auf
dem Feldzuge im Slavenlande [248 Ergebnisloser Feldzug September
1032 gegen Mieszko II. von Polen.].
Was er da that oder wie er hernach den Odo aus Burgund zurücktrieb,
will ich folgerichtig erzählen. Der früher erwähnte Polenherzog
Boleslav hinterließ bei seinem Tode zwei Söhne, Misico
und Otto. Misico
bedrängte seinen Bruder Otto und
vertrieb denselben nach Rußland [249 Vgl. c. 9.]. Während
er dort eine Zeit lang ein kümmerliches Leben führte, begann
er die Gnade des Kaisers Konrad anzurufen,
damit er auf dessen Verlangen und mit dessen Hilfe wieder in sein Vaterland
zurückgeführt werde. Der Kaiser gab seine Zustimmung, und um
die Sache ins Werk zu setzen ordnete er an, daß er selbst den Misico
mit Heeresmacht von der einen Seite angreifen werde, von der anderen sollte
Otto
ihn bekämpfen [250 Konrad II.
hatte Mieszko im September 1031 von
Belgern aus angegriffen. Mieszko mußte
die Lausitzen abtreten. Erst später griff Otto-Bezprym
im Bunde mit Jaroslaw von Kijew an
und vertrieb den Bruder nach Böhmen.]. Da Misico
diesen Angriff nicht auszuhalten vermochte, floh er nach Böhmen zum
Herzoge Udalrich, auf den zu jener Zeit der Kaiser erzürnt war. Aber
jener wollte, um so den Kaiser zu versöhnen, ihm den
Misico ausliefern; doch solch verruchten Antrag wies der Kaiser
mit den Worten zurück, er wolle nicht einen Feind von einem Feinde
kaufen [251 König Heinrich unterwarf
Ulrich Anfang 1033 während des Burgunderkrieges. Vgl. c. 33.]. Otto,
der in sein Vaterland zurückgeführt und vom Kaiser zum Herzoge
gemacht war, wurde, da er einige Zeit später ziemlich unweise handelte,
von einem seiner Vertrauten heimlich getödtet [252 Otto
Bezprym, Herzog seit November 1031, wurde 1032 ermordet,
weil er gegenüber Konrad II. und
Kijew Verzichtpolitik betrieb. Mieszko II.
kehrte zurück.].
Da suchte Misico
auf alle Art die Gunst der Kaiserin Gisela
und der übrigen Fürsten, um sich des Kaisers Gnade wieder zu
erwerben. Der Kaiser voll Mitleid verzieh ihm, theilte die Provinz der
Polen in drei Theile, machte den Misico
zum Tetrarchen und gab die beiden übrigen Theile zwei anderen
[253 Folgen des Feldzugs von 1032 (vgl. Anm. 248). Im Vertrag von
Merseburg vom 7. Juli 1033 erfolgte nach Ann. Hild. 1032 eine Zweiteilung
zwischen Mieszko und Dietrich von Wettin
[Richtig: Mieszkos Vetter Dietrich,
ein Enkel Herzog Mieszkos I.], der
aber offenbar nur die Lausitzen behauptete. Mieszko
+ 10./11. Mai 1034.]; so wurde ihre Macht vermindert, und dadurch
auch ihre Verwegenheit geringer. Nach Misicos
Tode
leistete sein Sohn Kasimir [254
1034-1040 heidnische Reaktion, Flucht Kasimirs
nach Deuttschland. Herzog 1040-1058.] unsern Kaisern treue Dienste
bis auf diesen Tag.