Begraben: St. Maria Graden, Köln, seit 1817 Dom ebenda
Älteste Tochter des Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen
aus dem Hause der EZZONEN und der Mathilde,
Tochter von Kaiser
OTTO II.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 832
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Richeza, Königin von Polen
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+ um 995, + 21. März 1063
Begraben: St. Maria Graden, Köln, seit 1817 Dom ebenda
Eltern:
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Pfalzgraf Ezzo von Lothringen und Mathilde (Schwester
Kaiser
OTTOS III.)
oo Mieszko II. von Polen
Kinder:
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Kasimir I. von Polen,
Gertrud (oo Großfürst
Izjaslaw von Kiew),
Tochter N.N. (oo König Bela
I. von Ungarn)
Die wohl schon in Gnesen im Jahre 1000 zwischen Kaiser OTTO III. und Fürst Boleslaw I. von Polen verabredete Vermählung Richezas mit dem polnischen Thronfolger Mieszko (1013) ermöglichte den Frieden von Merseburg. Nach Mieszkos Tod (1034) und wegen der in Polen herrschenden Wirren verließ Richeza das Land und bezog ihren Sitz in Saalfeld; den Königstitel, den Kaiser KONRAD II. ihrem Gemahl bestritten hatte, führte Richeza hier unangefochten. Durch Schenkungen förderte sie das ezzonische Familienkloster Brauweiler.
Literatur:
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St. v. Halko, R., Kgn. v. Polen, 1914 - Ch. Lübke,
Reg. zur Gesch. der Slaven an Elbe und Oder, II-IV, V [Ind.], 1985-1988
- K. Jasinski, Rodowod pierwszych Piastow, 1992, 114ff.
VII 12 RICHEZA
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* v 1000 (c 995), + 1063 III 21
oo Mieszko II. Lambert, seit 1025 König von Polen
* 990, + 1034 V 10
Königin Richeza von Polen
ist in den Brumwil. mon. fundat. actus c. 12, SS XIV 132, als Tochter des
Pfalzgrafenpaares bezeugt und dort als "primogenita" bezeichnet.
Unklar ist allerdings, ob hiermit nur ihre Stellung unter den Töchtern
Ezzos
und Mathildes gemeint ist, oder aber
ob Richeza das älteste Kind überhaupt
war.
Der Sterbetag Richezas
ist in den Nekrologien des Kölner Domes und von Aachen verzeichnet,
das Todesjahr nennen die Annales Brunwilarenses a.
1063, SS XVI
725; vgl. Oediger, Regesten der Erzbischöfe von Köln Bd. 1, Nr.
905.
Der Zeitpunkt von Richezas
Eheschließung mit Mieszko, dem
Sohn Herzog Boleslaws Chrobry, ist
mit den Belegen besprochen bei Hirsch Bd. 3, S. 88 mit Anm. 3, und von
Ludat, An Elbe S. 71 ff., bes. S. 72 mit Anm. 425; Ludat a.a.O. vermutet,
das Brautpaar sei bereits im Kindesalter miteinander verlobt worden.
Mieszkos Todestag
ist im Merseburger Nekrolog eingetragen; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar
H 12.
Zu den Angeben für Mieszko
vgl. auch Balzer, Genealogia Taf. II, Nr. 6, und allgemein zu Richeza
die
Dissertation von Halko.
RICHEZA
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+ 1063
oo 1013
MIESZKO
II., Herzog von Polen
+ 1034
Nach Mieszkos Tod (+ 10. Mai 1034) waren der etwa 18-jährige Kasimir Karl (1034/40-1058) und seine Mutter Richeza der Feindseligkeit der Mehrheit ihrer slawischen Vasallen auf die Dauer schwerlich gewachsen. Sie mußten sich bei den sächsischen Nachbarn und Verwandten um Hilfe bemühen, doch gerade in diesen Tagen verstarb auch der mächtige Vater der Herzogin-Witwe, Pfalzgraf Ezzo, im Alter von nahezu 80 Jahren auf seiner thüringischen Grundherrschaft Saalfeld. Die Herzogin-Mutter flüchtete deshalb mit ihrer Schwägerin Mathilde, einer Tochter Boleslaws Chrobrys und der Oda von Meißen, nach Sachsen. Deutsche und polnische Kleriker werden sie begleitet haben. Kasimir folgte ihr ins Exil. Als Kognaten des deutschen Hochadels fanden die PIASTEN freundliche Aufnahme. Richezas Brüder, der lothringische Pfalzgraf Otto und Hermann, seit kurzem Kanzler für Italien, dürften den Vertriebenen schnell Zugang bei Hofe verschafft haben. Vermutlich huldigten sie dem Kaiser, der aber zu einer militärischen Expedition in die Sümpfe und Urwälder des Ostens außerstande war. Um so leichteren Herzens gestattete er der entthronten Fürstin, königliche Ehren für sich in Anspruch zu nehmen. Der jüngst verstorbene Vater hatte ihr die umfangreichen Grundherrschaften Klotten an der Mosel, Saalfeld und Coburg überlassen. Für einige Jahre sollten nun die ezzonischen Güter an der Saale zum Sammelpunkt PIASTEN-treuer Polen werden, die eine Rückkehr Kasimirs erhofften.
Black-Veldtrup Mechthild: Seite 371
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"Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"
Vor Agnes und Judith von Baden hatte bereits Königin Richenza von Polen im Jahre 1048 die Witwenweihe erhalten.
Schieffer Rudolf: Band II Seite 8
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"Die Salier und das Reich"
Erzbischof Anno II. von Köln gab dies freie Hand, um binnen kurzem die verbliebene Macht der EZZONEN im Umkreis seiner Kirche auszuschalten. Die Witwe Richeza brachte er zu weiteren Güterschenkungen, doch nach ihrem Tode (1063) verhinderte er eine Bestattung in Brauweiler (mit der Aussicht auf dauernde Verehrung und demgemäße ezzonische Traditionsbildung) und ließ vielmehr ihr Grab im Kölner Stift Mariengarden bereiten, dem damit auch das für ihr Seelenheil gestiftete Gut Klotten an der Mosel zufiel.
Rhode Gotthold: Seite 18,21,22
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"Kleine Geschichte Polens."
Die überraschende Einnahme der großen Burg
Lebusa in der Nieder-Lausitz durch Boleslaw
im Jahre 1012 war der Auftakt zum Frieden von Merseburg 1013, wo Boleslaw
dem Kaiser zwar huldigte und beim Kirchgang das Schwert vorantrug, aber
auch endgültig die Lausitz und das Milzener Land erhielt. Im Zusammenhang
mit dieser Aussöhnung steht die Ehe von Boleslaws
Sohn Mieszko II. mit Richeza,
Tochter
Ehrenfried-Ezzos von Lothringen.
Das Erbe des Vaters übernahm unter Übergehnung
des älteren Sohnes Bezprym
der während der Kriege gegen HEINRICH
II. mehrfach hervorgetretene Mieszko
II. (1025-1034), der sich und seine deutsche Gattin Richeza
alsbald krönen ließ.
Eine offenbar gegen die fürstliche Selbstherrschaft
gerichtete Opposition der Großen unter dem Mundschenk Maslaw vertrieb
erst die Fürstin-Witwe
Richeza und bald danach (1037) auch Mieszkos
Sohn Kasimir, der erst in
Ungarn, dann bei seinen deutschen Verwandten Aufnahme fand.
Wolfram Herwig: Seite 191,226,232,238,241,282
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"Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche."
Im Jahre 1057 schenkte die Königin
Richeza von Polen der Würzburger Kirche die Grundbesitzeinheit
Salz. Dazu zählen freie Vasallen und unfreie Dienstleute, servientes,
die "zur Salzer familia aufgrund von Heiraten oder aus anderen Ursachen
gehörten."
Der skandinavische Großkönig
Knut I. und der Polen-König Mieszko
II. waren Vettern ersten Grades und trugen beide den christlichen
Namen Lambertus. Richeza
wurde 1013 die Gemahlin Mieszkos II.;
sie war die Nichte OTTOS III., Enkelin
OTTOS
II. und der Theophanu
und Urenkelin OTTOS
DES GROSSEN. Ihr lothringischer Vater Ezzo stammte
von den KAROLINGERN
ab. Die Ehe mit
der EZZONIN war Ausdruck der politischen Vorstellungen, die OTTO
III. und Mieszkos
Vater
Boleslaw
Chrobry im Jahre 1000 zu Gnesen beispielhaft entwickelt hatten.
Mieszko II. war der
Sohn Boleslaws aus dessen dritter Ehe,
die dieser 987 mit Emnildis,
der Tochter des wohl lausitzischen Fürsten Dobromir, geschlossen hatte
[34
Lübke, Regesten 3, nr. 246 ; vgl. Ludat, An Elbe und Oder
(Beilage).]. Dagegen war Bezprym der
zweitälteste Sohn
Boleslaws aus
dessen zweiter Ehe mit einer Schwester
Stephans I. von Ungarn
[35 Siehe die Stammtafel bei Ludat, An Elbe und Oder (Beilage).].
Bezprym wurde vom jüngeren Halbbruder Mieszko
vertrieben und ging zum Kiever Großfürsten
Jaroslav ins Exil. Von dort trat Bezprym
in Verhandlungen mit KONRAD II., was
die Wiederaufnahme von Beziehungen zwischen der Rus und dem Reich zur Folge
hatte [36 Lübke, Regesten 4, nr. 576a. Siehe auch Wipo c. 9
und 29.]. Daß dadurch der Sturz Mieszkos
und
der zeitweise Zerfall Polens ausgelöst
würde, konnte freilich im Herbst 1025 noch niemad voraussehen. Ja,
im Gegenteil. Es muß um diese Zeit gewesen sein, daß KONRADS
Tante Mathilde,
Mutter seines gleichnamigen Vetters und Zentrum der lothringischen Opposition,
Mieszko II. ausdrücklich als König
anredete und ihn sich mit einem ehrenvollen Brief und einem wertvollen
Buchgeschenk verpflichtet. Allerdings war Mieszko
mit Richeza verheiratet, mit deren
Vater, dem lothringischen Pfalzgrafen Ezzo, KONRAD
von Anfang an gute Beziehungen hatte. Der SALIER
hat jedenfalls dessen Tochter niemals die Anrede als Königin verweigert.
Anscheinend wollte KONRAD die piastischen
Könige durchaus anerkennen, sofern diese ihrerseits die Reichsrechte
anerkannten.
Bezprym fiel jedoch
bald darauf einem Attentat zum Opfer, worauf Mieszko
sein böhmisches Exil verließ und die Herrschaft wiedererlangte.
Auf Vermittlung Giselas
und wohl auch der ezzonischen Verwandtschaft wegen gelang ihm die
Versöhnung mit KONRAD.
Mieszko II. war wieder
alleiniger Herrscher und König der Polen. Doch die zweite Rückkehr
Mieszkos
währte nicht lange; am 10. Mai 1034 starb er. Sein Tod stürzte
Polen in ein halbes Jahrzehnt innerer Kämpfe und heidnischer Reaktionen.
Die EZZONIN Richeza mußte mit
ihrem Sohn Kasimir nach Sachsen fliehen.
Als sie abzogen und Knut der
Große nach dem 12. November 1035 starb, gingen die Liutizen
selbst in die Offensive und verwüsteten dänisches Gebiet. Nicht
unmöglich, daß sie auch bei der Flucht des polnischen
Kasimir und seiner Mutter Richeza
die Hände im Spiel hatten.
1013
oo Mieszko II. Lambert König von Polen
990-10.5.1034
Kinder:
Richza
- nach
1052
oo Bela I. König von Ungarn
um 1016-Juli/Aug.
1063
Kasimir I. der Erneuerer
1016-28.11.1058
Gertrud
-4.1.1107
1043
oo Isjaslaw I. Großfürst von Kiew
1024-3.10.1078 gefallen
Literatur:
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Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 218
- Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite
145 Anm. 58 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077)
Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 326,371
- Boshof Egon: Die Salier, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin
Köln 1987 Seite 34,45,73,150 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS.
Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 141 - Die
Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991,
Band II Seite 6,9,20,229/Band III Seite 32 -
Erkens, Franz-Reiner:
Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich
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Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte
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