Das Jahr 1030.
Der Kaiser feierte Weihnachten in Paderbrunnen und nahm
sich vor, nach dem Schlusse der Feiertage über den Rhein zu gehen.
Am 16. Januar geschah eine bejammernswerthe und von allen Getreuen
Christi zu betrauernde Sache. Miseko,
der Herzog der Polanen, welcher gegen das römische
Kaiserreich für sich den Königstitel in
Anspruch nahm, hat, als er den Tod des Markgrafen Thietmar erfuhr, ein
Heer von Heiden in die heilige Kirche geführt, nachdem er heimlich
des Teufels Trabanten, Sigefrid und andere Verbrecher, an sich gezogen
hatte. Dieser Sigefrid ist ein Oheim des Grafen Esic von Ballenstide, ein
Sohn des berühmten Markgrafen Odo, der unter Otto
III gestorben und in Nienburg begraben war. In diesem Kloster
hat jener Sigefrid lange unter den Mönchen im Mönchsgewande gelebt;
aber nach dem Tode des Vaters warf er Gewand und Gelübde fort und
wurde abtrünnig. Miseko
also hat zwischen der Albia und Sala mehr als hundert Dörfer mit Brand
und Mord verheert, neuntausendfünfundsechzig christliche Männer
und Frauen elendiglich gefangen, den ehrwürdigen Brandenburger Bischof
Liuzo wie einen gemeinen Sklaven ergriffen, auch die heiligen Altäre
nicht geschont, sondern alles mit Mord und Blut besudelt und fromme und
edle Frauen mit gewaffneter Hand sich angeeignet. Ein Mittel allein gab
es gegen so großes Unglück, nämlich den köstlichen
und ersehnten Tod. Ehrbare, selbst schwangere Frauen tödtete die rohe
Hand der Heiden mit den Schwertern oder durchbohrte sie mit den Lanzen.
Er ließ alle durch Waffen umkommen, denen hohes Alter oder zarte
Jugend oder Schwäche von Krankheit Kräfte versagt hatte. Inzwischen
kam Graf Theoderich mit Streitern herbei, tödtete mehrere von ihnen
und verjagte die Uebrigen.
Das Jahr 1039.
[Der Kaiser feierte Weihnachten unter den ehrfurchtsvollen
Glückwünschen seiner Fürsten geziemend in Goslar.] Während
man am heiligen Tage darauf wartete, daß er in königlichem Schmucke
zur Messe gehen sollte, da wird - schauerlich zu erzählen! ein ungewöhnliches
und schreckliches Zusammenstoßen der Wolken von der dritten bis zur
sechsten Stunde von den Dabeistehenden mit Furcht und Verwunderung zugleich
betrachtet. - [Frau Sophia, ehrwürdigen
Gedächtnisses Aebtissin von Gandersheim, starb am dritten
Tage nach Mariä Reinigung, und so hat Gott die Weissagung des heiligen
Godehard offenbar erfüllt. Ihr folgte im Herrn ihre Schwester Adelheid,
Aebtissin
von Quidilingeburg,] obwohl der Kaiser, so lange er lebte, sich widersetzte,
aber mit Erlaubniß seines Sohnes Heinrich.
- In diesem Jahre starben die Bischöfe Eilbert von Frisien, Reinbold
von Spira und Lambert von Wirdun mit vielen anderen Edlen. - In diesen
Zeiten kehrt Kazimer, der Sohn Miseko's
Herzogs der Polanen, in seine Heimat zurück, wird von den
Polanen gern aufgenommen und führte als Gemahlin eine Tochter des
Königs von Ruscien heim und zeugte zwei Söhne: Vladizlaus
und Bolizlaus.
Das Jahr 1135.
Kaiser Lothar feierte
Weihnachten in Aachen, wo die Kölner die Gnade des Kaisers erlangen.
Daselbst trennen sich der Kaiser und der Kölner Erzbischof, gegenseitig
erzürnt. Der heiligen Maria Reinigung feierte er in Quidelingeburg.
Am Sonntage vor Mittfasten d. h. am 17. März kam er, wie er versprochen
hatte, unter dem Geleite der Fürsten fast des ganzen Reiches und mit
einer starken Mannschaft auserwählter Ritter und Bewaffneter nach
Babenberg, und Friderich mit den Seinen hat, obwohl er sich eine Zeit lang
sträubte, die Gnade des Kaisers demüthig nachgesucht, öffentlich
ihm zu
Füßen fallend, und bald gewonnen. Er gelobte
auch, mit dem Kaiser im nächsten Jahre nach Italien ziehen zu wollen
und befahl in ganz Schwaben fest den Landfrieden zu beachten, wie es beschlossen
worden war. Daselbst hat der Kölner Erzbischof Bruno auf Fürsprache
der Fürsten und durch seine Genugthuung Verzeihung für
sein Vergehen gegen den Kaiser erlangt. Der Kaiser feierte Ostern in Quidelingeburg,
Pfingsten aber in Magedaburg, wo die Reichsfürsten zum erstenmal vor
ihm festen Frieden in ihrem Gebiet und außerhalb desselben auf zehn
Jahre geschworen haben, und darnach wird die übrige Menge des Volkes
sowohl dort als auch in den einzelnen Theilen des Reiches dasselbe zu thun
überredet und gezwungen. Daselbst werden der Herzog von Böhmen
und der Herzog von Ungarn, die Feindschaft unter sich hatten, verbündet.
Ueberdies waren die Gesandten des Polanenherzogs
Bolizlav und Godefrids von Lovene, Herzogs von Lotharingien,
auch der Ungarn und Dänen und ebenso der Slaven dort anwesend, welche
er sämmtlich mit passenden Antworten entließ.
Abt Lodowich von Augia wurde in der Kirche von seinen
Ministerialen erschlagen, wie das Gerücht ging, durch die Nachstellungen
Othelrichs, des Bruders des Grafen Friderich von Zolre. Der folgte ihm,
aber endete selbst in demselben Jahre sein Leben durch Gift. Die Genossenschaft
der kanonischen Nonnen in Luttera wird vom Kaiser in ein Leben nach der
Regel des heiligen Benedict umgewandelt, und der mit Mönchen
vom Kloster des heiligen Johannes in Magedaburg dorthin geschickte
Eberhard wird daselbst zum ersten Abt geweiht, und in demselben Jahre wird
das neue Kloster angefangen, nachdem von dem Kaiser und der Kaiserin die
ersten Steine in den Grund gelegt worden.
Der Kaiser feiert Petri Kettenfeier in Nienburg, aber
das Fest des heiligen Laurentius und die Himmelfahrt der heiligen
Maria in Mersburg. Dorthin strömten mit den Ersten des Reiches die
Herzoge von Polen und Böhmen zusammen und, prächtige Geschenke
mit sich führend, die Gesandten des Kaisers der Griechen, welche den
Kaiser um Frieden und Freundschaft und um Hülfe gegen den Tyrannen
Rokker baten, der einen Theil des römischen
Kaiserreiches und das Land der Griechen gar sehr beunruhigt hatte. Nachdem
sie geziemend wiederbeschenkt waren, sandte er sie mit seinen Boten,
dem Havelberger Bischof Anselm und Anderen in ihr Land zurück. Herzog
Bolizlaus von Polen aber macht sich am heiligen Tage durch Handschlag
zum Vasallen desselben und trug vor ihm, als er zur Kirche gehen wollte,
das Schwert. Darnach reist er des Gebets wegen zum heiligen Godehard und
auf der Rückkehr von dort wird er auf die Bitte des Kaisers festlich
empfangen, was seit niemandes Gedenken geschehen war, außer zur Zeit
des ersten Erzbischofs Adalbert, welcher Herimann, einen klugen Mann und
Vertheidiger der Kirchen, dort in ähnlicher Weise empfing, wodurch
er den Kaiser Otto, den Gründer
dieses Ortes, sehr beleidigte, und nur mit Mühe hatte er ihn versöhnt,
obwohl jener von höherer Würde war, als dieser Slave und Ausländer.
Nach dem Feste des heiligen Michael kam der Kaiser nach Mulehusen, woselbst
Konrad, der Usurpator des Königstitels,
des Herzogs Friderich Bruder, die Krone und allen Königsschmuck aufgebend,
demüthig durch den
Magedaburger Erzbischof Konrad vom Banne gelöst
wird und durch Vermittlung der Kaiserin, vor dem Kaiser auf die Kniee fallend,
dessen Gnade gewinnt.
Wohl muß man wissen, daß diesen Kaiser
Lothar Könige und Königreiche meist so achteten, daß
er, wie wir schon oben gesagt haben, beständig von Geschenken
und Botschaften der Ungarn und Ruthenen, der Dänen und Franken und
der übrigen Könige und Völker aufgesucht wurde. Denn unter
ihm genoß das Reich des Friedens, es war Fülle an allen Dingen,
die Klosterzucht blühte, es herrschte die Gerechtigkeit und die Ungerechtigkeit
verstummte.
Das Jahr 1138.
Die Kaiserin Richenza sagte
für das Fest der Reinigung der heiligen Maria eine Fürstenversammlung
in Quidelingeburg an. Diese Versammlung wurde von dem Markgrafen und seinen
Helfershelfern verhindert, welche alles, was für den Dienst der Kaiserin
dort vorbereitet war, wegnahmen, ihr den Einzug in die Stadt verwehrten
und ihr mit Raub sowohl als mit Brand sehr vielen Schaden thaten.
Lambert, welcher als Abt von Ilsineburg zum Bischof der
Brandenburger Kirche erwählt worden, reiste auf Bitte des Halberstädter
Bischofs Rodolf nach Rom und wurde auf der Heimkehr von Räubern erschlagen.
Es folgte Wigger, Probst der heiligen Maria in Magedaburg. Für die
Quidelingeburger Aebtissin Gerburg wird Beatrix, Aebtissin des Klosters,
welches Herse heißt, eingesetzt. Es starb Petrus Leonis, welcher
gegen Innocentius sich des päpstlichen Stuhles bemächtigt
hatte. Die Kölner erheben für Hugo den Probst des heiligen Andreas,
Arnold, zum Erzbischofe über sich, die Mainzer aber den jungen Adalbert,
des vorigen Adalbert Neffen. Folkmar, Abt von Korvey, starb, und ihm folgte,
aus derselben Genossenschaft erwählt, Adalbero, ein Bruder des Herzogs
Heinrich.
Die Fürsten beschlossen auf Verabredung, zu Pfingsten
eine allgemeine Versammlung in Mainz zu halten, um gemeinschaftlich denjenigen
über das Reich zu setzen, den Gott dazu bestimmt haben würde.
Aber auf Antrieb des Erzbischofs Adalbero von Trier und einiger Fürsten
folgte der schwäbische Konrad,
des Herzogs Friderich Bruder, einst der Usurpator des Königstitels,
am Montage nach dem Sonntage Oculi erhoben zum König der Römer
und geweiht von dem Kardinalbischöfe Thietwin, und regierte
an der vierundachtzigsten Stelle nach Augustus,
im Jahre 1890 nach der Gründung Roms, dem elfhundertachtunddreißigsten
der Fleischwerdung des Herrn. Jedoch ist die Zustimmung vieler großen
Fürsten zur Verherrlichung dieses Ereignisses keineswegs nachgesucht
worden. Dieser Konrad hat die königlichen
Güter, welche Herzog Heinrich von Baiern unter sich hatte, der auch
der Sachsen Herzog und Schwiegersohn des Kaisers
Lothar war, schlau an sich gebracht und wollte denselben des
Herzogthums Sachsen berauben, indem er dieses dem Markgrafen Adalbert gab.
Seiner Wahl wird von Einigen, besonders von den Fürsten Sachsens,
widersprochen. Erzürnten Gemüths haben nämlich Markgraf
Konrad, Pfalzgraf Friderich, Graf Sifrid von Boumeneburg und Graf Rodolf
von Stade auf Anstiften der Kaiserin Richeza
sich verabredet, gleichzeitig einzutreffen, um gegen den Markgrafen Adalbert
zu kämpfen. Er aber kam der Feindesschaar zuvor an dem Orte, welcher
Mimirberg heißt, und nahm, da er unerwarteter Weise Sieger blieb,
mehrere der Gegner gefangen. Bolizlaus,
der Herzog der Polanen, starb und hinterließ fünf ihn
überlebende Söhne, unter welche er vor den Bischöfen und
Fürsten jenes Landes seine Erbschaft vertheilte. Von diesen erhielt
Bolizlaus das Herzogthum, weil er der
Aelteste und ein Schwager des Königs Konrad
war. Das Schloß, welches Berneburg heißt, wurde mit Feuer verbrannt,
der Gewaltsamkeiten wegen, welche die Markgräfin Eilika von dort aus
verübte.