Einziger Sohn des Herzogs
Boleslaw I. der Tapfere von Polen aus dem Hause der PIASTEN
aus seiner 2. Ehe mit der Judith
von Ungarn, Tochter von Großfürst Geisa
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 36
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Bezprym (Bezprem, Weszprem), Herzog von Polen
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* 968, + 1031
Ältester Sohn von König Boleslaw Chrobry aus
seiner 2. Ehe mit einer ungarischen Prinzessin, wahrscheinlich einer Tochter
Gezas.
Bezpryms (seltener)
Name scheint slavisch, nicht ungarischer Herkunft zu sein. Die Quellen
schweigen von Bezpryms Schicksal nach
der Scheidung seiner Eltern (987); nach einer Hypothese soll er Mönch
in Pereum gewesen sein (999), nach einer anderen in Ungarn gelebt haben
(Veszprém). Nach dem Tode seines Vaters (1025), der seinen Sohn
Mieszko
II. aus seiner dritten Ehe mit Emnilda
zum Nachfolger und Alleinerben bestimmt hatte, nutzte Bezprym
die
verzweifelte Lage, in die sein Stiefbruder das Königreich Polen durch
Kriege mit allen Nachbarn und durch Konflikte mit der Adelsopposition gebracht
hatte, zur Realisierung seiner Erbansprüche aus, zwang 1031 mit Hilfe
russischer Truppen und im Bund mit Kaiser
Konrad II., König Mieszko
II. zusammen mit dessen jüngstem Bruder Otto
zur Flucht nach Böhmen. Als Nachfolger Mieszkos
II. verzichtete er auf Krone und Kroninsignien, die er an Konrad
II. auslieferte. Da Bezprym
kurz darauf ermordet wurde, konnte Mieszko
II. auf den Thron zurückkehren, mußte sich aber Konrad
II. unterwerfen und sich mit der Aufteilung seines Erbes abfinden.
J. Dowiat
BEZPRYM
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+ 1032
Bezprym folgte 1031
nach Thronkrieg.
Mieszko II. war der
Sohn Boleslaws aus dessen dritter Ehe,
die dieser 987 mit Emnildis, der Tochter
des wohl lausitzischen Fürsten Dobromir, geschlossen hatte [34
Lübke,
Regesten 3, nr. 246; vgl. Ludat, An Elbe und Oder (Beilage).]. Dagegen
war Bezprym der zweitälteste Sohn
Boleslaws
aus dessen zweiter Ehe mit einer Schwester Stephans
I. von Ungarn [35 Siehe
die Stammtafel bei Ludat, An Elbe und Oder (Beilage).].
Bezprym wurde vom jüngeren Halbbruder Mieszko
vertrieben und ging zum Kiever Großfürsten
Jaroslav ins Exil. Von dort trat Bezprym
in Verhandlungen mit KONRAD II., was
die Wiederaufnahme von Beziehungen zwischen der Rus und dem Reich zur Folge
hatte [36 Lübke, Regesten 4, nr. 576a. Siehe auch Wipo c. 9
und 29.]. Daß dadurch der Sturz Mieszkos
und
der zeitweise Zerfall Polens ausgelöst würde, konnte freilich
im Herbst 1025 noch niemad voraussehen.
Dann fiel Bezprym,
der Sohn von Mieszkos ungarischer Stiefmutter,
mit russischer Hilfe im Osten Polens ein. Ihn unterstützte ein anderer
Halbbruder Mieszkos, Otto,
und auch ein Vetter ersten Grades namens Dietrich
aus
der Haldenslebener Verbindung seines Großvaters
Mieszko
I. trat als Prätendent auf [57 Ludat, An Elbe und
Oder 54-56.].
Allerdings nützte der SALIER
die Abwesenheit des Polen-Königs und unterstützte Bezprym
bei
dessen Versuch, seinem feindlichen Halbbruder nachzufolgen. Der Sohn
der Ungarin lieferte die polnischen Krönungsinsignien seines Vaters
und Bruders aus und unterwarf sich der kaiserlichen Oberherrschaft [60
Lübke,
Regesten 4, n. 600. Wipo c. 29.].
Bezprym fiel jedoch
bald darauf einem Attentat zum Opfer, worauf Mieszko
sein böhmisches Exil verließ und die Herrschaft wiedererlangte.
Ludat, Herbert: Seite 21
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"An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik
des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"
Es war seine dritte Ehe nach seiner ersten Verbindung mit einer Tochter des Markgrafen Rikdag und seiner zweiten mit einer ungarischen Fürstentochter [113 Thietmar IV, 58. - Vgl. O. Balzer, Genealogia Piastow, Seite 40 und H. Lowmianski, in: PPP, Band 2, Seite 128ff. mit Literatur, wo die in der älteren polnischen und noch in der modernen deutschen Forschung herrschende Verwirrung über die Söhne Boleslaws aus den verschiedenen Ehen und ihre Namen nochmals einwandfrei klargestellt ist; vgl. hierzu auch unten Anm. 160.], die ihm seinen Sohn Bezprim geboren hatte [114 Zu Bezprym (vgl. O. Balzer, Genealogia Piastow, Seite 62; und G. Labuda, in: SSS, Band 1, Seite 110) und seiner Rolle als Rivale Mieszkos II. vgl. D. Borawska, Kryzys monarchii wczesnopiastowski w latach trzydziestych XI w, 1964, - Bezprym, dessen Namen nach Ansicht der polnischen Forschung (St. Ketrzynski, Polska w X i XI q., 1961, Seite 221) nicht slavisch ist, nach ungarischer (vgl. u.a. J. Melich, A hontfoglalaskon Magyarorszag, o. J. (ca. 1925) aber nicht magyarisch, sondern slavisch sein soll und der sicher mit dem Ortsnamen Veszprim zu verbinden ist, darf als Enkel Gezas und Neffe Stephans des Heiligen gelten (vgl. Sz. de Vajay, Großfürst Geyza von Ungarn. Familie und Verwandtschaft, in: Südostforschungen, Band 21, 1962, besonders Seite 88ff. und Stammtafel).].
Vajay Szabolcs de: Seite 88
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"Großfürst Geysa von Ungarn. Familie und Verwandtschaft."
74) Györffy glaubt, daß Stephan
seinen polnischen Neffen zum ersten Gespan der Burg Veszprem ernannte.
Diese bedeutende bischöfliche Residenz war aber schon 1002 unter den
Namen Veszprem (Wesprim) bekannt, und es ist wenig wahrscheinlich, daß
sie damals ihren Namen von einem kaum über 15 Jahre alten Jungen
bekommen hat.
Der wahrscheinlich in der Mitte des 10. Jahrhunderts
lebende Namengeber von Veszprem stand wahrscheinlich dem ARPADEN-Hause
nahe, was auch erklärt, warum die Erstgeborene des Großfürsten
Geysa eben diesen Namen für ihren polnischen Sohn erneuerte.
Besprim ist keinesfalls
eine polnischer Name; sein Auftauchen mag sogar andeuten, daß die
verstoßene Fürstin ihr Kind schon in Ungarn zur Welt gebarcht
hat, vgl. Ketrzynski: Polska a.a.O., Seite 221.
75) Vgl. Balzer, a.a.O., Seite 62-63. -
Besprim wurde im Frühjahr 1032 vergiftet. Am 7.
Juni wird er schon als verstorben erwähnt. Die neuste polnische Forschung
verneint seine Identität mit dem Prätendenten Otto,
der nur ein Stiefbruder wäre und erst 1033 starb. Nur spätere
Berichte machten aus den zwei kurzlebenden Rivalen des Micislaw
eine
einzige Person mit Doppelnamen Besprim-Otto.
Literatur:
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Annalen
von Hildesheim ad a. 1031,1032 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 45,72 - Erkens,
Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers.
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 152 - Ludat, Herbert:
An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches
und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar
Köln Wien 1995, Seite 21 - Rhode Gotthold: Kleine Geschichte
Polens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Seite 21,35 -
Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1994 Tafel 333 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr
vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 174,440 - Vajay Szabolcs
de: Großfürst Geysa von Ungarn. Familie und Verwandtschaft.
in: Südostforschungen Band XXI R. Oldenbourg Verlag München 1962
Seite 88 - Wipos Leben Konrads
II. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters
Band XI - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche.
Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 232,237 -