Dass Karl,
der vor 714 in keiner für uns erkennbaren Weise hervorgetreten war,
aus anfänglicher Defensive heraus letztlich der Sieger wurde, erinnert
an den Aufstieg seines Vaters Pippin,
der gleichfalls die austrischen Kräfte im entscheidenden Augenblick
zu bündeln verstanden hatte, und spricht zugleich für Karls
Entschlußkraft
und Führungsstärke, die sich auch später zeigen sollten
und ihm seit den ausgehenden 9. Jahrhundert den Beinamen Martell ("der
Hammer") eingetragen haben. Der Glanz der Sieghaftigkeit, der ihn bald
umstrahlte, überstrahlte die dynastisch besser begründeten Rechte
seines Stiefneffen aus der Nachkommenschaft der vornehmen Plektrud,
die mit ihrem Erbteil einst
Pippin ganz wesentlich emporgeholfen
zu haben scheint; allerdings dürfte auch ihre Nebenbuhlerin Chalpaida,
Karls
Mutter, die mit Pippin
gemäß germanischer Herkommen
in der weniger verbindlichen Form der Friedelehe verbunden war,
von beachtlicher (freilich nicht näher bestimmbarer) Abkunft gewesen
sein, was sich allein schon daraus ergibt, dass uns ihr Name überhaupt
bekannt ist, im Unterschied zu jener Konkubine Pippins, deren Sohn
Childebrand
denn
auch nur gedämpften politischen Ehrgeiz an den Tag legte. Trotz solcher
Abstufungen wäre der Erfolg Karl Martells gewiß nicht
ohne das persönliche Merkmal zupackender Energie eingetreten, das
ihn in den Augen der Zeitgenossen zur Herrschaft befähigte. Dadurch
erst vermochte er der Geschichte seiner Familie eine neue Richtung zu geben,
und dies drückt sich sinnfällig darin aus, dass der zuvor nirgends
belegte, also traditionslose Name zum Leitnamen unter seinen Deszendenten
wurde, die wir daher KAROLINGER
nennen.
Für den Umbruch ist bezeichnend, dass Plektrud,
die zu Lebzeiten ihres Gatten in den Quellen mit rühmenden Superlativen
geschmückt wurde, nun als Witwe sogleich die Züge der bösen
Stiefmutter annimmt, die Karl ränkevoll um das väterliche
Erbe zu bringen versuchte. Tatsächlich lagen um die Jahreswende 714/15
die Machtmittel und die politische Initiative zunächst bei ihr. Sie
ließ den Stiefsohn in Gewahrsam nehmen und leitete unter Berufung
auf Pippins letzten Willen eine Herrschaftsordnung in die Wege,
nach der ihr Enkel Theudeoald
als Hausmeier König
Dagoberts
III. vorwiegend in Neustrien und sein Vetter Arnulf,
einer der Söhne Drogos,
mit dem Titel eines dux in Austrien fungieren sollten, ihr selbst
aber von Köln aus, wo sie sich niederließ, die höchste
Autorität verblieb: "Plektrud lenkte nun alles mit ihren Enkeln
und dem König in heimlicher Regentschaft", schreibt das "Buch der
Frankengeschichte" dieses Konzept, bei dem Plektrud daran gedacht
haben mag, dass ihr verstorbener Gatte gleichfalls viele Jahre lang ohne
förmliches Amt die Fäden in der Hand behalten hatte. Tatsächlich
brachte sie aber eben nicht dieselben Voraussetzungen für ein solches
discretum
regimen mit wie der kampferprobte Pippin, weshalb es den neustrischen
Gegnern der Dynastie offenbar leicht fiel, unter Hinweis auf die unangebrachte
Zügelführung einer Frau zum Sturm zu blasen. Die alten Gräben
wurden wieder aufgerissen und schon binnen Jahresfrist kam es am 26.9.715
bei Compiegne zu einem blutigen Zusammenstoß, bei dem Theudoald
den kürzeren zog und die Neustrier erstmals seit Tertry (687) die
Oberhand in der Francia gewannen. Sie bemächtigten sich des Königs
Dagobert
und brachten ihn dazu, einen der Ihren, den nördlich von Paris begüterten
Raganfrid,
zum Hausmeier zu machen an Stelle des geflohenen
Theudoald,
der bald nach seiner Niederlage umgekommen zu sein scheint. Da Dagobert
III. im Winter 715/16 starb, kamen Raganfrid und sein
Anhang rasch in die Lage, ganz nach dem Vorbild Pippins
einen weiteren MEROWINGER
als nominellen König bestimmen zu können. Sie entschieden sich
für einen früher in den Klerus abgeschobenen Sohn Childerichs
II., der sich fortan Chilperich
II.
nannte, und den zu neuem Selbstbewußtsein erstarkten
Neustriern für das bevorstehende Ringen um Auster den legitimierenden
Rückhalt bot. Wie schlecht die Sache der PIPPINIDEN
mittlerweile stand, wurde deutlich, als Raganfrids Leute
nicht mehr zu hindern waren, plündernd in die Ardennen und bis zur
Maas vorzustoßen, also nach der angestammten Machtbasis ihrer Gegner
zu greifen. Im Zusammenspiel mit den Friesen unter
Radbod
(dem Schwiegervater des ermordeten
Grimoald),
die rheinaufwärts heranrückten, wurde im Frühjahr 716 sogar
Köln das Ziel ihres Angriffs, wo der bedrängten Plektrud schließlich
nichts übrig blieb, als Chilperich
und seinem Hausmeier ansehnliche Schätze auszuhändigen.
Erst dieses offenkundige Scheitern der Witwe Pippins
schuf
die historische Situation, in der Karl Martells Aufstieg möglich
wurde. Der damals 25 bis 30 Jahre alte Sohn Chalpaidas hatte sich
der Haft seiner Stiefmutter entwinden können und sah nun seine Chance
darin, statt ihrer als wirksamer Retter der austrischen Suprematie und
damit als der wahre politische Erbe seiner Vorfahren aufzutreten. Den Zustrom
von Anhängern, die er zur Durchsetzung seines Machtanspruchs brauchte,
konnte er nun in Gang setzen, wenn er im bewaffneten Kampf Zutrauen zu
seiner Schlagkraft weckte. So trat er zunächst den Friesen entgegen
und ließ sich auch durch eine empfindliche Niederlage, die ihn zur
Flucht zwang, nicht entmutigen. Vielmehr setzte er kurzentschlossen den
abrückenden Neustriern nach und konnte ihnen bei Ambleve in den Ardennen
eine erste Schlappe beibringen. Der Erfolg war durchaus begrenzt und bestand
wohl nur darin, dem weiteren Zerfall der pippinidischen
Klientel Einhalt geboten und auf die eigene Entschlossenheit aufmerksam
gemacht zu haben. In der doppelten Rebellion gegen die neustrische Reichsregierung
wie auch gegen die bisher tonangebende austrische Führungsgruppe um
Plektrud
verharrend, sammelte Karl Martell indes weitere Kräfte
hinter sich und war übers Jahr imstande, Chilperich
II. und Raganfrid am 21.3.717 bei Vinchy im Cambresis
siegreich aus dem Felde zu schlagen. Erst nachdem er in dieser Weise den
Austriern insgesamt wieder Geltung verschafft hatte, wandte er sich gegen
Köln und erzwang von der Stiefmutter die förmliche Anerkennung
seiner Rechte.
Plektrud gab ihre politischen
Ambitionen auf und ging in den folgenden Jahren als Stifterin des Kölner
Konvents von St. Maria im Kapitol in die Geschichte ein, während Karls
Position an der Spitze der Austrier niemand mehr anzufechten wagte.
Mit der Einsetzung eines eigenen merowingischen
Königs namens Chlothar IV.
erhob er offen den Anspruch auf Gleichrangigkeit mit seinem Gegenspieler
Raganfrid, der sich seinerseits mit Eudo, dem dux von
Aquitanien, verbündete. Die Entscheidung fiel, als Karl
- wohl schon im Frühjahr oder Sommer 718 vor den Mauern von
Soissons aus der Defensive heraus den Durchbruch nach Paris und weiter
bis zur Loire erkämpfen konnte. Eudo unterwarf sich und lieferte
den mitgeführten
neustrischen König
Chilperich II. samt dessen Schätzen dem Sieger aus. Da
Chlothar IV. rasch gestorben war, bot
sich die Lösung an, dass Karl den
überlebenden MEROWINGER unter
seine Kuratel nahm, von ihm das Hausmeieramt empfing (ab 720 bezeugt)
und damit auch formal den Rivalen Raganfrid verdrängte, der
indes eine lokale Herrschaft im Anjou bis zu seinem Tode (731) behauptete.
Die "größte Verwirrung im Volk der Franken",
als welche die Metzer Annalen die "pippinidisch-karolingische
Sukzessionskrise"
(J. Semmler) nach 714 bezeichnen, war mehr als nur ein vorübergehender
Rückschlag im stetigen Machtzuwachs der Dynastie. Es wird in den kargen
Quellen eigens hervorgehoben, dass es die Gefolgsleute (leudes)
Pippins,
Grimoalds
und
Theudoalds gewesen waren, die zunächst bei Compiegne
den Neustriern unterlagen, dass aber Karl Martell sich dann ein
neues Heer "aus tüchtigen und vornehmen Männern" schuf, um seine
Stiefmutter auszuschalten und die Vorherrschaft der Austrier bei Ambleve,
Vinchy und vor Soissons wiederherzustellen. Die Umschichtung im überschaubaren
Kreis der Herrschaftsträger läßt sich veranschaulichen
an der Gestalt Bischof Rigoberts von Reims, der als einstiger
Taufpate Karls ganz gewiß zu den Vertrauten
Pippins des Mittleren
gehört hatte, 718 jedoch in der entscheidenden Phase des Machtkampfs
eine zwielichtige Haltung einnahm und daher vom siegreichen Hausmeier seines
Amtes enthoben wurde; an seine Stelle trat Bischof Liutwin von Trier,
offenbar ein zuverlässiger Parteigänger
Karls, der fortan
beide Kirchen und dazu vielleicht noch die von Laon verwaltete und diese
kirchenrechtlich unzulässige Personalunion auch noch auf Jahrzehnte
seinem Sohn Milo vererben durfte. Erst recht zu den Verlierern zählt
der dux Arnulf, Drogos Sohn, der 715/15 im Bunde mit
Plektruds anderem Enkel Theudoald Karl Martell zur Seite
zu schieben versucht hatte und 723 zusammen mit einem ungenannten Bruder
in der Haft des Stiefonkels umkam, wohingegen ein weiterer Bruder
namens
Hugo, zwischen 713 und 715 zum
Priester geweiht, rechtzeitig die Fronten gewechselt hatte und nach 719
als Verwalter der Bistümer Paris, Rouen, Bayeux, Lisieux und Avranches
sowie die Abteien Saint-Denis, Saint-Wandrille und Jumieges zu einer Hauptstütze
der karolingischen Dominanz in Neustrien
wurde. In seiner Nachbarschaft fungierte dort der
dux Robert,
der seinen Stammsitz im (heutigen belgischen) Henne- und Hasbengau, also
in Auster, hatte und durch wiederholte Anwesenheit bei Gerichtsverhandlungen
des Hausmeiers als dessen besonderer Vertrauensmann zu erkennen ist. Auch
die urkundwissenschaftliche Forschung hat festgestellt, dass Karl
"nach seinem Sieg über
Chilperich
und Raganfrid nicht mehr an die alte Hofämtertradition anknüpfte"
(I. Heidrich) und sich allmählich eine neuartige "Kanzlei" aufbaute.
Im Besitz der seit 718/19 gesicherten
Macht über die Francia verhielt sich Karl Martell in mancher
Hinsicht anders als sein Vater Pippin in den Jahren nach Tertry.
Vor allem weist sein Regiment eine viel stärker persönliche Prägung
auf, was schon daran sichtbar wird, dass er sich Amt und Titel eines Hausmeiers
auch innerhalb seiner Familie zeitlebens allein vorbehielt. Seine GattinChrodtrud
aus nicht näher bekanntem Adel tritt in keiner seiner Urkunden und
in keiner erzählenden Quelle als mithandelnd in Erscheinung und wird
überhaupt nur anläßlich ihres Todes (725) in verschiedenen
Annalen vermerkt; sie hat an Karls Seite gewiß keine mit Plektrud
vergleichbare Rolle gespielt. Von ihren Söhnen Karlmann
und Pippin
(dem Jüngeren), die sie neben einer Tochter
Hiltrud
gebar, findet sich lediglich der ältere 723 einmal mit seinem Handzeichen
in einer Urkunde des Vaters (und ist damit wohl damals als erwachsen bezeugt),
doch blieb er ebenso wie Pippin vor
dem Tode Karls
ohne jede offizielle Funktion. Während unter
den Abkömmlingen der StiefmutterPlektrud einzig der erwähnte
Hugo
(† 730) als Inhaber bedeutender neustrischer Bistümer
und Abteien zu einer führenden Stellung kam, war Karls illegitimer
Halbbruder Childebrand, der über Besitz in der Gegend von Melun
verfügte, bloß mit einem regionalen Kommando in Burgund und
dem Grafentitel ausgestattet. Er hat sich eher einen Namen dadurch gemacht,
dass er später eine Fortschreibung des sogenannten Fredegar zu "einer
Familienchronik des karolingischen
Hauses" (W. Levison) für die Jahre 736 bis 751 veranlaßt und
darin mit seinem Sohne
Nibelung
auch noch einen Nachfolger für die Zeit bis 768 fand. Erst recht im
Hintergrund standen drei weitere Söhne Karls namens
Bernhard,
Hieronymus
und Remedius
(Remigius), die er von einer Nebenfrau mit dem vermutlichen
Namen Ruodhaid
hatte. Alle Fäden liefen, so scheint es, mehr als 20 Jahre lang bei
dem Hausmeier zusammen, der allerdings insofern der politischen Tradition
seines Hauses treu blieb, als er die bloße Institution des Königtums
auch weiterhin nicht antastete.
Ein folgenschwerer Unterschied zu Pippin
lag ferner darin, dass sich Karl Martell keineswegs mit dem
Gewinn der Vorherrschaft in der Francia begnügte, sondern sogleich
daran ging, seine Macht nach allen Richtungen hin zu erweitern, bis an
die äußeren Grenzen des MEROWINGER-Reiches
und womöglich noch darüber hinaus. Diese Expansionspolitik ergab
sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit aus den Erfahrungen der Sukzessionskrise
nach 714, in die von der Peripherie her Friesen, Sachsen und Aquitanier
gegen Karl und seine Austrier eingegriffen
hatten. Offenkundig war zudem geworden, dass die auf Distanz zu den Hausmeiern
bedachten rechtsrheinischen Herzöge leicht versucht waren, sich mit
innerfränkischen Rivalen der KAROLINGER
zu verbünden oder ihnen zumindest Rückhalt und Zuflucht zu gewähren.
Wer sich die vielfältigen KämpfeKarl
Martells vor Augen hält, deren Regelmäßigkeit
in damaligen Klosterannalen schon dazu führte, dass eigens vermerkt
wurde, wenn in einem Jahr kein Feldzug stattfand, wird es nicht schwer
haben, dem Urteil beizupflichten, seine Herrschaft sei eine "eiserne Zeit"
für das regnum Francorum gewesen (E. Ewig). In der Tat scheint
an ihm nichts so sehr hervorzustechen wie die unbeugsame Zähigkeit,
mit der er zunächst den eigenen Aufstieg gegen alle Widerstände
ertrotzte und dann die Vormacht seines Hauses in der Francia sicherte,
um schließlich weit über den Aktionsradius seines Vaters Pippin
hinaus bis an die Grenzen des MEROWINGER-Reiches
alle Machthaber zur Anerkennung seiner Überlegenheit zwang. Dabei
blieb er sich offenbar stets bewußt, wieviel er der austrischen Klientel
zu verdanken hatte, auf der seine Erfolge gründeten; er ließ
sie regelmäßig am Gewinn teilhaben, der in nutzbaren Rechten
und Besitzungen, in weltlichen und geistlichen Ämtern bestand, und
gab ihren Interessen - aller naiven Gottesfurcht zum Trotz - notfalls auch
den Vorrang vor kirchlichen Belangen und Reformwünschen.
In seinen Briefen von 739/40 titulierte der Papst Karl
Martell als "Vizekönig" (subregulus) und
spielte damit wohl auf das staatsrechtliche Novum an, dass der Hausmeier
seit dem Tode
Theuderichs IV. (737)
ohne einen König im Hintergrund fungierte. Dabei kann Karl
selbst am allerwenigsten zweifelhaft gewesen sein, dass er längst
über sämtliche königliche Vorrechte verfügte und an
faktischer Macht alle MEROWINGER übertraf,
die es seit 200 Jahren gegeben hatte. Auch seine zunehmende Vorliebe für
die klassischen Königspfalzen im Oise-Tal und die gewiß frühzeitig
getroffene Entscheidung, die letzte Ruhe nicht mehr im austrischen Metz
oder auf dem Chevremont, sondern in der traditionsreichen Königsabtei
Saint-Denis vor Paris finden zu wollen (wo zuletzt Chlodwig
II. 657 bestattet worden war), spiegeln sein gesteigertes
monarchisches Selbstgefühl, doch bleibt uns verborgen, wie er sich
die Zukunft dieses persönlichen "Prinzipats" dachte. Die vereinzelte
Nachricht, dass er seinen zweiten Sohn Pippin
um 737 zum befreundeten (und kinderlosen) Langobarden-König
Liutprand
nach Italien schickte, der ihn nach der Sitte seines Volkes durch eigenhändiges
Scheren des Haupthaares adoptierte, mag darauf hindeuten, dass er mit diesem
nunmehrigen "Königs-Sohn" Besonderes vorhatte. Andererseits ist durch
Childebrands Fredegar-Fortsetzung
und die Metzer Annalen einhellig überliefert, dass der seit 739 kränkliche
Hausmeier "nach dem Rat der Großen", vermutlich also auf der im März
üblichen Heeresversammlung spätestens von 741, das Reich für
die Zeit nach seinem Tod derart aufteilte, dass sein ältester Sohn
Karlmann
Austrien, Alemannien und Thüringen (ohne Bayern) und der nächste
Bruder Pippin Neustrien, Burgund und
Provence (ohne Aquitanien) beherrschen sollte. Dieser Erbregelung zugunsten
der erwachsenen Söhne Chrodtruds
stehen Beobachtungen gegenüber, wonach gegen Ende von Karls
Lebenszeit in seiner Umgebung eher eine "bayerische Partei" um seine zweite
Gattin Swanahild
dominierte. Ihr Verwandter, Herzog Odilo,
hielt sich, anscheinend verdrängt von bayerischen Großen, 740/41
in der Francia auf und knüpfte damals seine Beziehungen zu
Karls
Tochter
Hiltrud
an,
aus der ihr Sohn Tassilo
III. - mit gut bezeugtem Geburtsjahr 741 - hervorging, übrigens
ein Skandal, der noch zu LUDWIGS DES FROMMEN
Zeiten in peinlicher Erinnerung war. Von daher gewinnt auch das widerwillige
Eingeständnis der Metzer Annalen zusätzliches Gewicht, dem jungen
Grifo aus
Karls Ehe mit Swanahild
sei nachträglich auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes",
vom Vater ein Erbteil in Neuster, Auster und Burgund, also inmitten des
Reiches, zuerkannt worden. Dies steht womöglich für noch weitergehende
Zusagen, denn Swanahild und ihr Sohn, nicht aber Karlmann
und
Pippin wurden fünf
Wochen vor
Karls Tod in dessen letzter
Urkunde als Zustimmende erwähnt, standen also bis zum Ende mit ihm
in sichtlichem Einvernehmen. Als der Hausmeier am 15. oder 22.10.741
in der Pfalz Quierzy dahinschied, hatte er zwar seiner Familie insgesamt
die Oberhand gesichert, aber wie sein Vater keine wirklich haltbaren Verfügungen
über die künftige Machtverteilung getroffen.