Begraben: Jumieges
Sohn des Herzogs Drogo
der Champagne aus dem Hause der ARNULFINGER
und der Anstrud,
Tochter vom Hausmeier Berchar
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 168
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Hugo, Bischof von Rouen, Bayeux, Paris
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† 8. April 730
Jumieges
Begraben: Jumieges
Sohn Drogos
713/15 zum Priester geweiht, von seinem Onkel Karl Martell nach seinem Sieg über Raganfrid (719) als Bischof in Rouen sowie Bayeux und Paris eingesetzt. Ferner erscheint sein Name in den Bischofslisten von Lisieux und Avranches. Er leitete das Kloster Jumieges und Fontenelle. Vielleicht stand er auch den Abteien St-Denis und La Croix-St-Leufroy (dep. Eure) vor; eine Identifizierung mit dem Abt Hugobert von St-Medard (Soissons) ist hingegen unwahrscheinlich. Während der Normannenstürme brachte man Hugos Leichnam nach Haspres (dep. Nord). Seit dem 9. Jh. wird Bischof Hugo als Heiliger verehrt (Fest: 9. April).
Quellen:
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Vita s. H.nis, MPL 166, 1163-1172 - Gesta s. patrum Fontanellensis
coenobii, ed. F. Lohier - J. Laporte, 1936, 37-43 - Vie inedite de S. Hugues,
ed. J. van der Straaten, AnalBoll 87, 1969, 215-260 -
Literatur:
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Catholicisme V, 1023 - J. Semmler, Zur pippinid.-karol.
Sukzessioinskrise 714-723, DA 33, 1977, 2,19f.,29-31,33 - F. J. Felten,
Äbte und Laienäbte im Frankenreich, 1980, 120f. -
Hugo
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Hugo, filius Drogonis,
vir venerabilis, a matre nomine Adeltrude
(= Anstrude, Nr. 15) progenitus, nepos Karoli
sagacissimi
principis, archiepiscopus Rotomagnensis ecclesiae, wird dieser Mann
in den Gesta abb. Fontanell. c. 8, MG. SS. 2, Seite 280, genannt. Huius
pater Drogo, filius praedicti Pipini ducis Francorum, frater
Grimaldi
et Karoli
nobilissimorum principum, defunctus est ...; ebd.,
Seite 280. Vgl. auch Ann. Mett. prior., hrsg. von B. v. Simon, Seite 16.
BM² 25b-29a.
Werner Matthias: Seite 250-253,263-265
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"Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger"
Bei der Frage nach der Identität von
Adelas
Verwandter
Plektrud
mit der Gattin Pippins
II. galt als ein derartiges Argument von erheblicher Beweiskraft
lange Zeit die Beobachtung, daß Pippins
II. Enkel
Arnulf und
Pippin
der Jüngere in Bitburg bzw. in Besslingen begütert gewesen
seien.
Zu den Söhnen seines Halbbruders
Drogo,
den Enkeln Pippins II. und Plektruds, hatte
Karl ein
zwiespältiges Verhältnis: Während er den 713/15 zum Kleriker
geweihten Hugo durch Übertragung einer Reihe von Bistümern
und wichtiger Abteien in den nordwestlichen Reichsteilen nach 718 zum Garanten
seiner Herrschaft in Neustrien machte, ließ er den dux
Arnulf und einen weiteren, namentlich nicht bekannten Sohn Drogos
723 in Haft nehmen und wohl auch beseitigen [Vgl. ebd. Seite 34 und Hlawitschka;
Studien Seite 51f. Über die Ereignisse berichten in knappen Worten
die sog. kleinen frühkarolingischen Annalen, vgl. etwa Annales Nazariani
a. 723 SS 1 Seite 25. Neuausgabe bei W. Lendi, Untersuchungen zur frühalemannischen
Annalistik. Die Murbacher Ananlen (= Scrinium Friburgense 1, 1971) Seite
149: duo filio drogonis ligati. arnoldus et unus mortuus; ähnlich
die Annales Alamannici a. 723, ebd. Seite 148, und die Annales Mosellani
a. 723 SS 16 Seite 494. Neben Hugo und Arnulf sind mit einiger
Wahrscheinlichkeit auch ein Gottfried und ein Pippin als
Söhne Drogos zu erschließen, von denen wohl einer der
723 erwähnte war, die aber beide gleichfalls nicht mehr in der Überlieferung
auftauchen, vgl. Hlawitschka, Vorfahren Seite 80 Anm. 29 und Dens., Studien
Seite 52. Auch das weitere Schicksal
Arnulfs ist nicht bekannt.
Es ist zu vermuten, daß er, wenn er nicht ebenfalls in der Haft verstarb,
so zuletzt Hlawitschka Seite 51, sein Leben hinter Klostermauern verbrachte,
zumindest aber keinen politischen Einfluß mehr erlangte. Arnulf
ist 716/17 als dux und als Schenker an Echternach bezeugt, Wampach
1,2 Nr. 25 und 29 Seite 62,70. Karl Martell beließ ihn also
nach seinem Herrschaftsantritt 717/18 zunächst in seiner Stellung
als dux - wobei es möglicherweise zu einer zeitweiligen Annäherung
kam, vgl. Semmler Seite 20, der hierfür allerdings von einer unzutreffenden
Datierung der Urkunden Wampach 1,2 Nr. 27 und 29 ausgeht -, entmachtet
ihn aber zu einem Zeitpunkt, als seine eigenen Söhne offensichtlich
das Mündigkeitsalter erlangt hatten, vgl. Semmler Seite 331 mit Anm.
243. Nicht aufrechtzuerhalten ist die von Breysig (wie Anm. 322) Seite
45f und neuerdings wieder von Eckhardt, Studia Seite 128ff vertretene Annahme,
daß der von Pippin II. 714 zum Hausmeier bestellte Sohn seines
jüngeren Sohnes
Grimoald,
Theudoald,
nach 717/18 in nähere Verbindung zu Karl Martell getreten sei.
Sie beruht auf einer verfehlten Deutung der Zeugnisliste von D Arnulf 11
Seite 99 = Gysseling/Koch Nr. 173 Seite 305f.
Theudoald starb offensichtlich
bald nach seiner am 26.9.715 bei Compiegne erlittenen Niederlage gegen
die Neustrier vgl. Semmler Seite 6 mit Anm. 40 und Hlawitschka Seite 54f.
Schließt man aus dem unten unter Anm. zitierten Passus der Urkunde
Pippins
II. und Plektruds von 714 auf noch weitere Söhne Grimoalds,
sind deren Namen und Schicksal unbekannnt; vgl. dazu Hlawitschka, Vorfahren
Seite 78 Anm. 394. Eine andere Deutung schlägt Jarnut Seite 350f.
vor. Ausgehend von der Annahme, Adelas Schwester Regentrud
habe aus erster Ehe Pilitrud,
die Tante von Karl Martells Gemahlin
Swanahild,
zur Tochter gehabt und sei in zweiter Ehe mit dem Bayern-Herzog Theodebert
verheiratet gewesen, nimmt er an, daß auch "Swanahild zur
Sippe Irminas
von Oeren gehörte". Da Karl Martell Swanahild nach
seinem Sieg über Plektrud und ihre Enkel heiratet, hält
es Jarnut, gestützt darauf, "daß sowohl
Karl Martell
als auch sein Sohn,
König Pippin,
Nachkommen Hugberts und Irminas heirateten" (Seite 351),
für durchaus wahrscheinlich, daß Karl durch seine Heirat
mit
Swanhild "die Unterstützung jener Familie erreichen wollte,
deren überragende Bedeutung für die fränkische Geschichte
eben diese Heiraten unterstützten. Erscheint es an sich bereits als
historisch wenig wahrscheinlich, daß
Karl, nachdem er die
nicht in den geistlichen Stand eingetretenen Enkel Plektruds beseitigt
bzw. entmachtet hatte, diesen Schritt mit der Heirat einer Enkelin von
Plektruds
nach Bayern verheirateter Schwester Regentrud gleichsam wieder
wettmachen wollen, so beruht die von Jarnut vorgeschlagene Deutung, wie
der Gang der vorherigen Untersuchung zeigt, vor allem auf zahlreichen nicht
näher begründeten, sich gegenseitig wiederum bedingenden Hypothesen.
Daß Swanhild eine Verwandte Karl Martells über
Plektrud
war, läßt sich, geht man von den sicheren personengeschichtlichen
Zeugnissen zu Plektrud und Swanhild aus, weder im einzelnen
absichern noch auch nur annähernd wahrscheinlich machen, siehe oben
Seite 226ff mit Anm. 230 und 254.].
Dahn Felix: Seite 512
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"Die Franken"
Diesem Theudoald hätten
aber, von Karl
abgesehen, rechtlich und tatsächlich auch die
Söhne Drogos vorgehen müssen. Drogo hatte mehrere
eheliche Söhne von Adaltrud hinterlassen: der älteste,
Arnulf,
war beim Tode Pippins immerhin schon 20 Jahre alt: also waffenreif
und nach fränkischem Recht volljährig. Der nächste, Hugo,
zählte etwa 18 Jahre. Hugo, der fähigste unter den Enkeln
Pippins,
war allerdings früh von seiner Großmutter Ansfled für geistliches
Leben gewonnen, aber kurz vor Pippins Tod erst Geistlicher geworden
[Noch als Laie schenkt Hugo am 21. Juni 713 dem Kloster St. Wandrille
den von seinen Älteren ererbten Hof Birtlaicum im Gau Talou an dem
Fluß Coral.c.., dann 717/18 den Hof Wintlana; nachdem er schon vorher
Erzbischof von Rouen geworden, wurde er Ende 724 Abt von Wandrille, schenkte
seinem Kloster nun als Abt den Hof St. Molinus-Coquus (von 84 mansi) und
andere im Bau von Beauvias, wurde später von Karl "gegen die
Canones" (extra decreta tamen "canonum" muß der Panegyriker
seufzen) auch noch zum Bischof von Paris, von Baneur (Baiocassinaeculis)
und zum Abt von Iumieges (Gemineticum) erhoben, wo er starb, 8. April
730, und begraben wurde. Über Hugo ausführlich die
Gesta abb. Fontan. c. 8. Verdächtig bleibt die Urkunde, Pertz p. 214,
(in welcher er mit seinen Brüdern "Herzog" Arnulf, Pippin
und Godefrid der Kirche Sankt Arnulf zu Metz, wo ihr Ahnherr ruhe,
dafür, daß Abt Luitbert ihren Vater Drogo auf Bitten
der Söhne dort bestattet habe, den Hof Bigny (Vidaicum) im Bau von
Metz schenkt); trotz Böhmer-Mühlbacher (vgl. Forsch. z. D. Gesch.
XIX. Seite 457); abgesehen von anderem: daß Arnulf "dux"
heißt, fällt auf, von dem Bruder Pippin verlautet sonst
sogar nichts, der Bruder Godefrid begegnet nur noch in zwei Fälschungen
Pertz Seite 214, 215), Daß dieser die Urkunde nicht unterschreibt,
erklärt Mühlbacher aus seiner Minderjährigkeit: aber auh
Pippin unterschreibt nicht: wenn dieser existierte, nach Mühlbachers
Annahme, weshalb fehlt er gleichwohl bei Mühlbacher selbst unter den
Söhnen
Drogos in jenem Regest vom 25. Juni 715? Verdächtig
ist auch der Zusammenhang der zweifellosen Fälschung, Pertz p. 213
(Schenkung Arnulfs vom 27. Juni 706, in welcher Godefrid als bereits
verstorben angeführt wird - 706 - während er dann 715 noch urkunden
soll!) mit dieser Urkunde. - Hugo vermachte St. Wandrile einen Goldkelch
und eine Goldschale von 4. Ps., 2. Kerzen, ein goldenes Türmlein (zurAufbewahrung
der Hostie) von 6 Pf., eine goldene mit Edelsteinen besetzte Kapfel mit
"Pfändern" (Reliquien) verschiedener Heiliger: nobilis genere, non
inferios religione.].
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
Seite 513 - Hlawitschka Eduard: Die Vorfahren Karls des Großen.
in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben.
Verlag L. Schwann Düsseldorf Band I Seite 80 - Konecny Silvia:
Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung
der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie
vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien
1976, Seite 59 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 38,40 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Werner Karl Ferdinand: Die
Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 385 - Werner Matthias:
Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1982, Seite 265,275,278 -