Begraben: St-Denis
Jüngerer Sohn des fränkischen Hausmeiers
Karl
Martell aus dem Hause der KAROLINGER
aus seiner 1. Ehe mit der Chrodtrud
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2167
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Pippin III. der Jüngere, König der Franken
751/52-768
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* 714/15, † 24. September
768
Begraben: St-Denis, wo er auch erzogen worden war
Eltern: Karl Martell und Chrotrud
oo Bertrada
Söhne:
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KARL DER GROSSE
Karlmann
Vor seinem Tode hatte der Hausmeier
Karl Martell, der seit 737 ohne König regiert hatte, das
fränkische Reich mit Zustimmung der Großen unter seine Söhne
geteilt: der ältere Karlmann
erhielt Austrien mit Alemannien und Thüringen, Pippin
der Jüngere Neustrien,
Burgund und die Provence.
Ihr zunächst übergangener Stiefbruder Grifo,
Sohn der Swanhilt
(AGILOLFINGER),
wurde nachträglich mit einem Landesteil um Langres bedacht, doch lehnten
die Hausmeier seine Mitherrschaft ab und setzten ihn gefangen. Gleichzeitig
warfen die Brüder Aufstände der Aquitanier, Alemannen und Bayern
nieder, die den Wechsel benutzten, ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen.
Gegen die Sachsen, die sich den Aufständischen angeschlossen hatten,
führten sie Straffeldzüge durch und bereiteten damit ihre spätere
Unterwerfung durch KARL DEN GROSSEN vor.
Erneute Aufstände der Alemannen wurde 746 von Karlmann
bei Cannstatt blutig bestraft, das alemannische Herzogtum beseitigt und
die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt. Da die Aufständischen
ihren Widerstand mit dem Fehlen eines legitimen Königs begründeten,
setzten beide Hausmeier 743 in Childerich
III. erneut einen merowingischen
König ein, in dessen Namen datiert und geurkundet wurde,
während die Hausmeier sich auch weiterhin die Herrschaft vorbehielten.
Nachdem Karl Martell Bonifatius
für
sein Missionswerk auf päpstliche Empfehlung seinen Schutz zugesichert
hatte, vertrauten seine Söhne dem angelsächsischen Missionar
bereits 741 die Reform der frankischen Kirche an. In seinem Sinne leitete
zunächst Karlmann 743 mit dem
Concilium Germanicum die Reform ein, der sich Pippin
der Jüngere anschloß, um sie zusammen mit seinem
Bruder bis 746 in mehreren austrischen und neustrischen Reformkonzilien
voranzutreiben. Die vom Geist des Bonifatius geprägten Beschlüsse
wurden von den Hausmeiern als Kapitularien verkündet. Pippin
der Jüngere hat diese Bemühungen
noch als König zielstrebig fortgeführt.
Als Karlmann 747
der Herrschaft entsagte und sich als Mönch auf das von ihm auf dem
Monte Soracte errichtete Kloster zurückzog, war Pippin
der Jüngere unter den merowingischen
Schein-Königen
praktisch der tatsächliche und alleinige Herrscher des Franken-Reichs.
Nach der Niederwerfung erneuter Aufstände Grifosund
seiner Helfer in Sachsen, Bayern und Aquitanien ging Pippin
der Jüngere daran, klare Verhältnisse
zu schaffen. Das Problem, das es zu lösen galt, lag in dem Mißverhältnis,
das zwischen dem machtlosen König und dem Inhaber der tatsächlichen
Macht bestand, der keinem Königsgeschlecht angehörte. An diesem
Mißverhältnis war 662 der Versuch des Hausmeiers Grimoald
I., die MEROWINGER
zu
entthronen, gescheitert. Es kam darauf an, die fehlende Legitimität
seines Geschlechts auf andere Weise zu ersetzen. Pippin
der Jüngere sandte deshalb mit Zustimmung
einer Reichsversammlung Bischof Burchard von Würzburg und seinen
obersten Kapellan Fulrad nach Rom, um den Papst als höchste
geistliche Gewalt zu befragen, ob es gut sei, daß die fränkischen
Könige ohne königliche Gewalt regieren. Papst Zacharias
antwortete, es sei besser, der Inhaber der Gewalt heiße König
als derjenige, der keine Gewalt besäße, und beschied kraft apostolischer
Autorität, daß Pippin III. der
Jüngere
König
werden solle, damit die Ordnung nicht gestört werden solle (Ann. regni
Franc. ad 749). Daraufhin wurde
Pippin
der Jüngere 751 in Soissons von den
Franken zum König gewählt, Childerich
III. abgesetzt und in ein Kloster verbannt.
Der Wahl durch die Franken folgte die Salbung durch die Bischöfe,
angeführt von Bonifatius. Die Salbung, die Pippin
der Jüngere als Franken-König
empfing,
galt als Sakrament, das ihn als 'Erwählten Gottes' auswies. Sie wurde
754 von Papst Stephan II. in St. Denis wiederholt und auf das gesamte
Königsgeschlecht ausgedehnt. Mit Pippin
III. dem Jüngeren waren auch seine
Nachkommen Könige von Gottes Gnaden.
Die Hilfe des Papstes forderte Pippin
schon
bald zur Gegenhilfe heraus, veranlaßt durch den
Langobarden-König
Aistulf,
der 753 nach Eroberung des Exarchats von Ravenna das Gebiet von Rom bedrohte.
Von Byzanz im Stich gelassen, wandte sich Papst Stephan II. um Hilfe
an
Pippin den Jüngeren, suchte
ihn im Franken-Reich auf und bestellte ihn nach wiederholter Salbung als
patricius Romanorum zum Schutzherrn der römischen Kirche
(754), woraufhin Pippin der Jüngere ihm
das erbetene Schutzversprechen abgab und zu seinem ersten Italienfeldzug
aufbrach, der zum Sieg über Aistulf führte.
Da dieser gegen die vereinbarten Bedingungen erneut den römischen
Dukat angriff, folgte 756 ein zweiter Italienfeldzug, siegreich wie der
erste, jetzt jedoch gesichert durch die Übergabe des Exarchats und
der weiteren Eroberung bis zum Dukat von Rom an den Papst: die Begründung
des Kirchenstaates. Die folgenden Jahre sind vor allem dem Kampf um den
Südwesten des Franken-Reichs gewidmet. Er führt 759 zur Eroberung
von Septimanien und 760-768 zur Eroberung von Aquitanien mit der Sicherung
der Pyrenäengrenze: das letzte bleibende Verdienst
Pippins
des Jüngeren um das Frankenreich. Doch auch im Aufbau von
Hofkapelle und Kanzlei und in der Einleitung der Liturgieform erwies er
sich als ein bedeutender Wegbereiter
KARLS DES
GROSSEN.
Quellen:
----------
RI I, 1908² [Nachdr. 1966] - Q. zur Entstehung des
Kirchenstaates, hg. H. Fuhrmann, 1968 -
Literatur:
-----------
H. Hahn, Jbb. des frk. Reiches 741-752, 1863 - L. Oelsner,
Jbb. des frk. Reiches unter Kg. P.,1871 - E. Caspar, P. und die röm.
Kirche, 1914 - F. Kern, Gottesgnadentum und Widerstandsrecht, 1954²
- Das Kgtm. Seine geistigen und rechtl. Grundlagen (VuF 3, 1956 [Nachdr.
1963]) - W. H. Fritze, Papst und Frankenkg. (VuF, Sonderbd. 10, 1973) -
P. Riche, Les Carolingiens, 1983 [dt. 1987] - R. Schieffer, Die Karolinger,
1992, 50ff. -
K 34
Me: 24.9. Pippinus rex pater magni Karoli † 768 König Pippin, Vater KARLS DES GROSSEN
(Es.) Die KAROLINGER-Könige
im Merseburger Necrolog wurden beim Beginn des ottonischen
Gedenkens aus älteren Vorlagen übernommen;
siehe dazu oben wie bei K 22
Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch
2, Spalte 2183ff; FW K 5.
Zum Todesdatum: BM² Nr. 115a.
Sohn Karl Martells
Als Hausmeier leitete Pippin
der Jüngere zunächst bis 747 gemeinsam mit seinem
Bruder Karlmann, die fränkische
Reichspolitik, die vor allem auf die Sicherung der fränkischen Herrschaft
in Bayern und Alemannien (742-746) und die Durchführung einer Kirchenreform
(742 bis 747) gerichtet war. Mit päpstlicher Zustimmung setzte er
751 den letzten MEROWINGER-König
Childebert III. ab und ließ sich in Soissons zum fränkischen
König erheben und salben. Damit begründete Pippin
III. der Jüngere die Königsherrschaft der karolingischen
Dynastie im Franken-Reich und das Bündnis des fränkischen
Königtum mit dem Papsttum. In dessen Interesse unternahm Pippin
der Jüngere zwei erfolgreiche Feldzüge gegen die Langobarden
(754 und 756) und schuf mit der sogenannten Pippinschen Schenkung (754)
die Grundlage des Kirchenstaats. Feldzüge gegen die Sachsen (753 und
758) und gegen Septimanien (759) sowie die Unterwerfung des selbständig
gewordenen Herzogtums Aquitanien (760-768) trugen zur Festigung und Erweiterung
des fränkischen Reiches bei. Damit schuf Pippin
III. der Jüngere wichtige Grundlagen dafür, daß
sein Sohn KARL DER GROSSE das fränkische
Großreich zur höchsten Machtentfaltung führen konnte.
48 König Pippin
--------------------
Eigene Zeugnisse Pippins zu
seiner Abstammung in MG. DD Kar., Register; erzählende Quellen bei
Nr. 33 und Nr. 45. BM² 53g-115a.
744
oo Bertha von Laon, Tochter des Grafen Heribert
† 4.7.783
(um 725 †
12./13.7.783)
Kinder:
KARL I. DER GROSSE
2.4.742/47 † 28.1.814
Karlmann
751 † 4.12.771
Bertha
†
oo Milon von Anglaut
†
Gisela
757 † 810
Literatur:
------------
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Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
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genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband
1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 5 - Werner Matthias:
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Sigmaringen 1982, Seite 14-328 - Wies Ernst W.: Karl der Große.
Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 9,17,21,33-37,41,43,46-50,52,64,69,74,78,84,89,91,95,131,137-140,143,
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