Einziger Sohn des Herzogs Odilo
von Bayern und der Hiltrud,
Tochter vom fränkischen Hausmeier Karl
Martell
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 485
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Tassilo III., letzter bayerischer Herzog aus der Zeit
der AGILOLFINGER
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* 741, † nach 794
oo ca.765 Liutbirc, Tochter des Langobarden-Königs Desiderius
Sohn:
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Theodo
Nach dem Tode seines Vaters Odilo 748 übernahm
der minderjährige Tassilo
III. die Herrschaft, freilich unter
der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud (†
754; Tochter Karl Martells). Sein Erscheinen
auf dem Maifeld in Compiegne 757 war nach den Reichsannalen verbunden mit
dem Vasalleneid gegenüber König
Pippin.
In heutiger Sicht wurde er lediglich aus der Vormundschaft
Pippins
in die Mündigkeit entlassen. 757 zeigte sich erstmals ein herzogliches
Gefolge. Die Reichsannalen berichten zum Jahre 763 vom harisliz
Tassilos beim Zug König
Pippins gegen die Aquitanier. Dieser Bericht wird heute (Becher)
als Fälschung angesehen, doch könnte bei allen Ungereimtheiten
der Quellen ein Konfliktfall
Tassilos vorliegen.
Als König Pippin
768
starb, stand Tassilo
III. bereits auf dem Höhepunkt
seiner Macht. Außenpolitisch kam ihm der Konflikt der Pippin-Nachfolger
KARL
und Karlmann
768-771 zugute. Innenpolitisch wirkte Tassilo
III. besonders auf den Synoden in Aschheim (756?), Dingolfing
(768/70 oder 776/77?) und Neuching (771), schuf die herzoglichen Klöster
Mattsee (zwischen 777 und 783/84) und Kremsmünster (777),
wirkte aber auch bei der Errichtung von Adelsklöstern im Sinne der
Errichtung einer eigenen Herzogskirche mit. 772 gelang es ihm, die Karantanen
endgültig zu unterwerfen und einen neuen Herzog für den so wichtigen
Südost-Alpenraum einzusetzen. Auch Tassilos
Klostergründungen Innichen (769) und Kremsmünster sind
deutliche Zeugnisse für diese aktive Ostpolitik. Seit den 60-er Jahren
läßt sich eine Süd-Orientierung Tassilos
fassen. 768/69 bricht Tassilo III.
nach Italien auf, verbündet sich nicht nur mit Desiderius,
sondern auch mit dem Papst. Zu Pfingsten 772 wurde
Tassilos Sohn
Theodo
in Rom von Papst Hadrian I. getauft und gesalbt. Die neuen karolingisch-römischen
Machtkonstellationen nach dem Tod König Karlmanns
(771) führten jedoch zum Zusammenbruch des Langobarden-Reiches
(774) und isolierten den Bayern-Herzog völlig.
Der Nieder- und Untergang Tassilos
vollzog sich erst zwischen 781 und 788, vorbereitet und inszeniert von
Tassilos Vetter KARL DER GROSSE,
wobei Tassilos Bündnis mit Rom
zerbrach. Als KARL ihn 787 auf den
Reichstag zu Worms entbieten ließ, verweigerte sich Tassilo
III. Bald darauf marschierten fränkische Heeressäulen
gegen Tassilo, der sich nur noch unterwerfen
konnte, den Vasalleneid leisten und sich von KARL
mit dem Herzogtum Bayern belehnen lassen mußte. 788 lud KARL
Tassilo
III. auf die Reichsversammlung zu Ingelheim, der er nicht mehr
entkommen konnte. Er wurde der Eidbrüchigkeit und der Konspiration
mit den Avaren angeklagt. KARL
wandelte die Todesstrafe in Klosterhaft für die ganze Familie Tassilos
um, Bayern wurde eingezogen. Rechtsverbindlich mußte Tassilo III.
794
noch einmal auf der Synode von Frankfurt abdanken und auf alle Rechte für
seine ganze Familie verzichten.
W. Störmer
Literatur:
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Spindler I,1981 I²,166-176 - H. Wolfram, Das Fsm.
T.s III. (Mitt. der Ges. für Salzburger LK 108,1968),157-179 - L.
Kolmer, Zur Kommendation und Absetzung T.s III., ZBLG 43,1980,291-327 -
Die Bajuwaren, hg. H. Dannheimer-H. Dopsch, 1988,130-166, 305-326 - W.
Störmer, Die bayer. Hzg.skirche (Der hl. Willibald -Kl.bf. oder Bm.sgründer?,
hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 115-142 - J. Jahn, Ducatus Baiuvarium, 1991
- M. Becher, Eid und Herrschaft (VuF Sonderbd. 39, 1993)) - H. Wolfram,
Salzburg, Bayern, Österreich, 1995, 337-378.
Vater:
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Herzog Odilo († 748)
Mutter:
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Hiltrud
oo um 763 Liutburc
748 Einsetzung als Herzog in Bayern.
Seit 757 selbständige Regierung.
Wollte sich von der Herrschaft des Franken-Königs
freimachen.
Gründete zahlreiche Klöster wie Kremsmünster,
Innichen, Mattsee, Wessobrunn, Münchsmünster,
Weltenburg, Chammünster, Chiemsee und Gars
als Herbergs- und Pflegestationen.
772 Niederschlagung der Karantanererhebung.
781 Erneuerung seines Lehsneides im Worms, wofür
er vermutlich die Königshöfe Lauterhofen/Oberpfalz und Ingelheim
zurückerhielt.
788 Abdankung in Ingelheim.
Begnadigt und geblendet, nahm er in St. Goar die
Tonsur.
Zunächst in das Kloster Jumieges, dann nach
Lorsch verbracht.
794 erschien er noch einmal auf dem Hoftag in Frankfurt,
um seinem Fürstentum zu entsagen.
Literatur:
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ADB 37; BWB 3; E. Zöllner, Der bairische Adel und
die Gründung von Innichen, in: MIÖG 68, 1960; W. Störmer,
Adelsgruppen im früh- und hochma. Bayern, 1972.
TASSILO II.
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†
um 794
748/49 Herzog von Bayern
Tassilo stand zuerste unter der Vormundschaft des Onkels und zog mit ihm gegegn die Langobarden unnd gegen Aquitanien; er löste sich von Pippin und wendete sich nach alter bayerischer Tradition den langobarden zu; wurde von der Kirche gestützt wie der Vater; förderte sie daher sehr und auch die Besiedlung seines Herrschaftsbereiches; rebellierte mehrmals gegen seinen Cousin KARL DEN GROSSEN und unterwarf sich immer wieder, zuletzt 787; er verbündete sich zuletzt sogar mit den Awaren, da KARL DER GROSSE ihm die Langobarden-Stütze genommen hatte; er wurde 788 von ihm abgesetzt: Ende des bayerischen Stammesherzogtumes; zusammen mit seinem Sohn, Mitregent Theodo III. ins Kloster gesteckt; wichtiger Bischof ist Arbeo von Freising († 783)
oo LUITBERGA
DER LANGOBARDEN
†
Tochter des Königs Desiderius
769
oo Liutberga, Tochter des Langobardenkönigs
Desiderius
† um 793
Kinder:
Theodo III.
um 770 † nach
793
Theudebert
772 † nach
793
Cotani
†
Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.
Rotrud
†
Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen.
Guntharius
†
Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 10,42,56,59,239 -
Borgolte
Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit.
Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 125,196
- Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer
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Sigmaringen 1984 Seite 41,45,118,155,220 - Herm, Gerhard: Karl der Große.
ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 11,74,79,82,128,193-208,217,221
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Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 84,99,113,122,130,139,161,166,380
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- Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis
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Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag
Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 23,25,28 - Spindler
Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das
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Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 -
Werner
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Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 363,389 -
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Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen
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