Sohn des Herzogs
Pemmo von Friaul und der Ratperga
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 246
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Aistulf, König der Langobarden seit Juli 749
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† Dez. 756
Sohn des Herzogs Pemmo von Friaul; Bruder des langobardischen Königs Ratchis
oo Giseltruda, Schwester Herzog Anselms von Friaul,
des späteren Gründerabtes von
†
Nonantola
In seiner kurzen Regierungszeit wurden die Grundlagen für bedeutende Veränderungen im europäischen Rahmen gelegt oder entscheidend weiterentwickelt, so vor allem die Entstehung des weltlichen Kirchenstaates und die enge Verbindung zwischen Papsttum und dem Franken-Reich. Sein politisches Ziel, die Reste oströmischer Herrschaft zu beseitigen und Italien im regnum Langobardorum zu einigen, scheiterte an Papst Stephan II. und König Pippin. 744 folgte Aistulf nach dem Staatsstreich seines Bruders Ratchis diesem im Herzogtum Friaul nach. 749 beteiligte er sich an der Aufstandsbewegung gegen den um eine Verständigung mit Byzanz bemühten Ratchis und wurde noch im gleichen Jahr - nach jüngerer und unzuverlässiger - Tradition in S. Ambrogio zu Mailand - zum König erhoben. Im Juli 751, nach einem erfolgreichen Feldzug, urkundete Aistulf bereits im palatium zu Ravenna, dem Sitz des letzten byzantinischen Exarchen Eutichios. Als Aistulf auch Rom bedrohte, suchte der Papst wie schon zu Zeiten Gregors III. bei den Franken um Hilfe nach. Ende 753 zog Papst Stephan II. über die Alpen und bewog König Pippin zum Eingreifen. Nach zwei siegreichen Feldzügen Pippins mußte Aistulf, der im Winter 755/56 Rom ergebnislos belagert hatte, den Exarchat und die Pentapolis wieder herausgeben und förmlich dem Papst unterstellen. Als Aistulf im Dezember 756 plötzlich an den Folgen eines Jagdunfalls starb, war die Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Papsttum noch nicht entschieden. Die fränkische und päpstliche Chronistik tadelt allzu einseitig die Treulosigkeit und Grausamkeit Aistulfs.
Quellen:
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Paul. Diac. Langob., lib. VI, cc. 26,51,56, ed. G. Waitz,
MGH SS in us. Schol., 224, 235f.,239 - Paul. Diac. Contin., ed. G. Waitz,
MGH SS rer. Langob., 198-219 - LP, Vita Stephani II, cc. 5-48, ed. L. Duchesne,
441-454- Leges Langob., Aistulfi leges, ed. F. Beyerle - Cod. Dipl. Longob.,
t. III, nn. 23-30 -
Literatur:
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DBI IV, 467-483 - Oelsner, Jbb. Pippins, passim - Hartmann,
Gesch. Italiens II, 2, bes. 176-203 - E. Caspar, Pippin und die röm.
Kirche,1914 - R. Schneider, Königswahl und Königserhebung im
FrühMA, 1972, 58 f. - O. Bertolini, Roma e i Longobardi, 1972, 63-84
– W. H. Fritze, Papst und Frankenkönig, 1973, 63-78.
AISTULF
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† 756
Aistulf zog 741/42
mit gegen Benevent, machte die Schlacht bei Fossombrone mit und folgte
744 seinem Bruder Rachtis als
Herzog von Friaul und 749 als König. Er zog 750 das
Herzogtum Spoleto ein, galt neben König
Rothari und
König
Luitprand als bedeutendster Langobarden-König,
kam allerdings in der kirchlichen Geschichtsschreibung wegen seiner antipäpstlichen
Politik schlecht weg. Er eroberte 751 den Exarchat Ravenna und den größten
Teil des Kirchenstaates, weshalb Papst Stepahn II. die Franken zu
Hilfe rief, denen er sich 756 völlig unterwerfen mußte.
oo Giseltruda, Schwester des Herzogs Anselm von
Friaul
†
Literatur:
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Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H.
Beck München 1994, Seite 41 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber
der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992
Buch VI Kapitel 26,51,56 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und
adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 246,253,340 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter,
Seite 58-60,209 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -