Sohn des Herzogs Nandigild von Brescia
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1049
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Rothari, Herzog von Brescia
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†
652
Harudischer Abstammung, wurde 636 nach dem Tode Ariwalds (Arioald) König der Langobarden. Nach der fränkischen Chronik des Ps.-Fredegar wurde er von der Königin-Witwe Gundeperga an die Macht berufen, die ihn mit Zustimmung der Langobarden zum Manne nahm, was einer auch in anderen Fällen bezeugten Regelung der Königsnachfolge entsprach. Dennoch standen einige Adlige wider ihn auf und wurden deshalb hingerichtet. Über Rotharis Regierungszeit gibt es nur spärlichen Nachrichten. Obgleich er selbst Arianer war, gestattete er dem katholischen Klerus die Verbindung zum Papsttum und förderte das Kloster Bobbio. Seine Gemahlin war Katholikin. In seiner Regierungszeit wurde in Siena und vielleicht auch in Mailand wiederum ein Bischof eingesetzt. Ende 643 führte er einen Feldzug gegen den Exarchat Ravenna, wobei er sich die Schwächung des byzantinischen Reiches durch die Invasion der Araber in Syrien und in Palästina zunutze machte. Nach der Besetzung Modenas wurde sein Vormarsch jedoch von den Ravennaten in einer Schlacht am Fluß Scultenna (h. Panaro) gestoppt, der fortan die Grenze zwischen dem Langobarden-Reich und dem Exarchat bilden sollte. In anderen Feldzügen, die vielleicht zur gleichen Zeit stattfanden, eroberte er Oderzo im Veneto und die gesamte ligurische Küste von Luni bis Ventimiglia. Im Zusammenhang mit den Kriegen gegen die Byzantiner erließ er am 22. Novomber 643 das Edikt (Edictus Rothari), in dem die Rechtsgewohnheiten des Königreiches gesammelt und schriftlich niedergelegt wurden. Seine Absicht war, dadurch die Rechtssicherheit zu garantieren und Motive für Streit und Rache zu beseitigen, um so den entschlossenen Zusammenhalt der Langobarden gegen die Feinde zu stärken. Die Nachfolge seines - wenige Monate später ermordeten - Sohnes Rodwald kann als Indiz für Rotharis starke und anerkannte Autorität gelten, da die Langobarden im allgemeinen kein Erb-Königtum kannten.
P. Delogu
GUNDABERGA
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†
1. oo ARIWALD, Herzog von Turin
†
2. oo ROTHARI, König
der Langobarden
†
Rothari folgte 636
als König und galt als bedeutendster Langobarden-König.
Er kodifizierte das Recht, beschränkte in ständigen Kriegen die
byzantinische Herrschaft in Italien auf wenige Küstenplätze um
Ravenna, Neapel und Reggio di Calabria. Er eroberte Friaul zurück
und die ganze Toskana dazu, ebenso Genua-Ligurien. Rothari
dehnte
die Herrschaft auch weiter in die Alpenregion aus, blieb Arianer und stritt
daher ständig mit der Kirche und den Päpsten. Er stärkte
die königliche Macht gegenüber den Herzögen, was zu etlichen
Rebellionsversuchen und Unruhen führte.
636
oo 2. Gundeperga, Tochter des Königs Agilulf
um 605 †
Kinder:
Rodoald
†
653
Literatur:
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Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann
Stuttgart 1986 Seite 7,12,76,128 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber
der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992
Buch I Kapitel 21/Buch IV Kapitel42,45,47/Buch V Kapitel 33 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter.
Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern,
Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 18,39,247 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 225 -