Begraben: Dom, Monza
2. Tochter des Herzogs Garibald
I. von Bayern aus dem Hause der AGILOLFINGER
und der Walderada
(3. Ehe), Tochter vom
Langobarden-König
Wacho
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 686
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Theudelinde, langobardische Königin 589-626
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* ca. 570/75, † 22.
Januar 627
Begraben: S. Giovanni in Monza
Vater:
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Herzog Garibald von Bayern
Mutter:
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Walderada
1. oo König Authari
2. oo König Agilulf
Kinder:
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König Adalwald
Gundperga
Theudelinde entstammte väterlicherseits der Familie der bayerischen AGILOLFINGER, mütterlicherseits als Enkelin des Langobarden-Königs Wacho der Dynastie der LETHINGEN. 588 wurde sie nach dem Scheitern eines Heiratsprojekts mit König Childebert II. dem langobardischen König Authari verlobt, den sie am 15. Mai 589 nach ihrer Flucht vor den Franken bei Verona heiratete. Ihr mit nach Italien geflohener Bruder Gundoald († 616) wurde von seinem Schwager zum Herzog von Asti erhoben. Seine Nachkommen herrschten (mit Unterbrechungen) 656-712 als Könige über das Langobarden-Reich. Nach dem frühen Tod ihres Gemahls im September 590 vermählte sich Theudelinde mit dem Turiner Herzog Agilulf, der im Mai 591 in Mailand förmlich zum König erhoben wurde. Die brillante AGILOLFINGERIN scheint ihre Zeitgenossen fasziniert und großen Einfluß auf die Politik ihres neuen Gatten gewonnen zu haben. Insbesondere trug die Katholikin, die im Briefwechsel mit Papst Gregor dem Großen stand, entschieden dazu bei, daß ihr arianischer Gemahl sich der katholischen Kirche annäherte, ihr geraubte Besitzungen zurückgab und einigen vor den Langobarden geflüchteten Bischöfen die Rückkehr in ihre Diözesen gestattete. Das Königspaar favorisierte zeitweise die schismatische Drei-Kapitel-Kirche in Nordostitalien. 603 ließen sie ihren einzigen Sohn Adalwald katholisch taufen. 613 stellten sie dem Iren Columban Land für die Gründung seines Missionsklosters Bobbio zur Verfügung. Theudelinde gestaltete das in der Nähe der Hauptstadt Mailand gelegene Monza zur königlichen Sommerresidenz aus und ließ dort einen prachtvollen Palast und die Basilika S. Giovanni Battista, den sogenannten Dom, errichten, in dessen Schatz sich noch heute hochwertige Kunstgegenstände aus ihrem Besitz befinden. Nach dem Tod Agilulfs führte sie zuerst als eine Art Regentin die Regierungsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn Adalwald, der aber auch noch nach Erlangen seiner Volljährigkeit unter ihrem Einfluß stand und eine prononciert prokatholische und byzanzfreundliche Politik betrieb, die die heftige Opposition traditionsverhafteter Kräfte in seinem Reich provozierte. Theudelinde starb wenige Monate nach dem Sturz ihres Sohnes.
J. Jarnut
Vater:
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Herzog Garibald I. (†
um 593)
Mutter:
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Waldrada (* um 530)
1. oo 589 Authari, langobard. König († 590)
2. oo Agilolf, langobard. König († 616)
Feierte als etwa 15-jährige mit Franken-König
Childebert II. Verlobung, die der Bräutigam
aber wieder löste.
Nach den Berichten des langobardischen Geschichtsschreibers
Paulus Diaconus ließ der Langobarden-König Authari
beim bayerischen Herzog Garibald I. anfragen, ob er dessen Tochter
zur Gattin erhalten könne.
Hochzeit am 15.5.589 in der Nähe von Verona.
Darauf Ehe mit Agilolf,
der 591 zum langobardischen König ausgerufen wurde.
Nach der Hochzeit Gedankenaustausch mit Papst Gregor
I., der sie eine „treffliche Tochter“ nannte. Erinnerungsstücke
an sie im Museo Serpero in Monza.
Literatur:
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ADB 37; R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft der Bayern,
1977.
Die schöne Tochter des Bayern-Herzogs Garibald
und
einer langobardischen Königs-Tochter ist die Lieblingsgestalt
langobardischer Sage und Geschichte. Als der junge Fürst Authari,
als Brautwerber verkleidet, von der Lombardei über die Alpen nach
Bayern zog und unerkannt den Willkommensbecher Theodelindes
leerte, streichelte er ihre Stirne und Wangen und wurde an dieser kühnen
Geste als König erkannt. Im Mai 589 vermählten sich die beiden
Liebenden in Verona. Schon nach einem Jahr starb Authari.
Die Witwe mußte einen zweiten Gemahl wählen; sie lud den Herzog
Agilulf
von Turin ein und sagte den Ahnungslosen, der ihr die Hand küssen
wollte: "Der meinen Mund küssen darf, braucht die Hand nicht zu küssen."
Ein Vierteljahrhundert lang währte die glückliche
Ehe mit dem kraftvollen jungen König. Theodelinde
wurde
zur Friedensfürstin des langobardischen Reiches; sie verstand es,
ebensogut mit den Römern wie mit den Byzantinern zu verhandeln. Italien
gesundete von den schweren Erschütterungen unter der ostgotischen
Herrschaft. Theodelinde wurde zur Schützerin
und Mäzenin der aufblühenden Kunst; sie ließ 602 die von
ihr gegründete Kathedrale zu Monza prächtig ausschmücken,
an den Wänden des Palastes zu Monza prangten Gemälde aus der
langobardischen Geschichte. Ihr Beispiel wirkte noch in den kunstliebenden,
belesenen Frauen der Renaissance nach - Langobardinnen wie sie! Nach dem
Tode ihres Gatten Agilulf führte
sie noch zehn Jahre die Regierung für ihren Sohn Adelwald,
immer bemüht, im Einvernehmen mit Papst Gregor dem Großen
die arianischen Teile ihres Volkes Rom zuzuführen. Viele Kunstschätze
aus ihrem Besitz sind erhalten geblieben.
Tochter der langobardischen Königs-Tochter Vultradae
(Walderada)
aus 1. Ehe mit dem Franken-König Theodebald
(sie gilt für manche Forscher auch als Tochter aus 3. Ehe mit dem
Bayern-Herzog
Garibald I.). Sie war die entschiedene Förderin des Christentums
bei den Langobarden.
590
2. oo Agilulf Langobarden-König
† 615/616
Kinder:
Gundeperga
†
1. oo Ariold König der Langobarden
† 636
2. oo Rothari König der Langobarden
† 653
Adaloald
602 † 626
Literatur:
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Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln, Seite 67 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische
Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 771 - GROSSE
FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer
Kaiser Verlag 1987 Seite 461 - Jarnut,
Jörg: Agilolfingerstudien, Seite 12,58-61,66,69,71,99,117,125,128
- Menghin Wilfried: Die Langobarden. Archäologie und Geschichte
Konrad Theiß Verlag Stuttgart Seite 41,78,109,117, 133,136,146,166,171,174,188,193
- Offergeld Thilo: Reges pueri. Das
Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche
Buchhandlung Hannover 2001 Seite 148-152,158,296,299,823 - Paulus
Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden.
Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch III Kapitel 39,35/Buch IV Kapitel 5,8,20,22,25,40,47/Buch
V Kapitel 6 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste
Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 285,286,287,288
- Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im
Frühmittelalter Seite 27, 29,34,35,39,41,209,247 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 224,225 -