Agilulf                                            König der Langobarden (591-616)
----------                                         Herzog von Turin
    616
 

Sohn des N.N.
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 208
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Agilulf, König der Langobarden
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    November 615/Mai 616

Aus thüringischem Geschlecht, Schwager des Königs Authari, dessen Witwe Theodelinde er 590 heiratete. Zunächst Herzog von Turin, wurde Agilulf im Mai 591 in Mailand in circo zum König gewählt. Seine ersten Bemühungen galten einem Friedensschluß mit den Franken, der zwar erst 604 offiziell mit der Hochzeit des Sohnes Agilulfs, Adalwald, und der Tochter Theudeberts II. besiegelt wurde, seit seinem Regierungsantritt aber bereits die militärische Zusammenarbeit zwischen Franken und Byzantinern unterband. Ebenso erreichte er eine Aussöhnung mit den Awaren, die das Langobarden-Reich von Pannonien aus bedrohten. Die Befriedung an den Nord-Grenzen gaben den nötigen Rückhalt bei der Unterwerfung der rebellischen Fürsten und Herzöge im eigenen Reich sowie für den Angriff auf die Byzantiner in Mittelitalien. Innerhalb kurzer Zeit befanden sich die unter Authari verlorenen Gebiete wieder in langobardischer Hand. 593/94 zog Agilulf vor Rom, das auf Vermittlung Papst Gregors des Großen mit 500 Pfund Gold losgekauft wurde. Agilulf setzte seine Angriffe auf römisch-byzantinisches Gebiete fort, bis sich schließlich der Exarch von Ravenna wegen des desolaten Zustands des byzantinischen Heeres zum Abschluß eines einjährigen Waffenstillstands gezwungen sah, der trotz kriegerischer Unterbrechungen nach 605 mehrfach verlängert wurde; Agilulf nahm sogar durch Boten persönliche Friedensverhandlungen mit dem byzantinischen Kaiser auf und erstrebte eine Annäherung an Rom, einerseits durch das Anknüpfen an römische Traditionen, wie der Akklamation im Circus, andererseits durch die Duldung der Bemühungen seiner katholischen Gemahlin, eine allmähliche Konversion der Langobarden zum Katholizismus vorzubereiten.

Ch. Schroth-Köhler



Thiele, Andreas: Tafel 225
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

AGILULF (AGO)
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    615

Agilulf war verwandt mit König Authari, wurde Herzog von Turin und betrieb während des Interregnums eine eigene Politik. Er folgte 590 Authari als König, heiratete zur besseren Legitimierung dessen Witwe, die ihn sehr im christlichen Sinn beeinflußte. Erst durch ihn konstituierte sich das langobardische Königtum fest in Italien. Agilulf stand 593 vor Rom, eroberte Cuma und erzwang damit von Papst Gregor I. die völkerrechtliche Anerkennung. Da dies vom byzantinischen Kaiser nicht akzeptiert wurde, verschlechterte sich das Verhältnis Papst-Byzanz auf Dauer. Er leitete durch seine Frau die Christianisierung der Langobarden ein und sicherte damit den Langobarden eine längere Lebensdauer in Italien als den Ostgoten, die Arianer geblieben waren. Er schloß mehrere brüchige Frieden mit den Franken und stellte die Tributzahlungen letztlich ein. 599/600 grassierte in Italien eine große Pestseuche. Agilulf führte ständig Abwehrkriege gegen die Awaren, verbündete sich aber zeitweise mit ihnen gegen Byzanz und das Franken-Reich, schloß mit ihnen einen "Ewigen Frieden" und grenzte Interessensphären auf dem Balkan ab. Er mußte etliche Rebellionen von Herzögen niederschlagen, wobei die räumlich getrennten Herzogtümer Benevent und Spoleto zunehmende Unabhängigkeit gewinnen konnten. Agilulf eroberte unter anderem noch Padua, Monselice, Cremona und Orvieto dazu und zwang 607 Byzanz zu einem Frieden. Im Jahre 612 wurde durch Columban das Kloster Bobbio gegründet.

  oo 590
       THEODELINDE DER FRANKEN
           um 625

Tochter des Königs Theodabald, Witwe des Königs Authari der Langobarden, Enkelin des Langobarden-Königs Wacho



Agilulf kam durch die Heirat mit der Witwe Autharis, der mütterlicherseits ein Verwandter Agilulfs war, auf den Thron. Agilulf war aufgrund seiner persönliche Macht und einer starken Parteigängerschaft in der Lage, das Königtum mit Hilfe der Königin-Witwe zu erlangen. Er muß bei seiner Hochzeit bereits ein gestandener Mann und mindestens schon einmal verheiratet gewesen sein, denn 602 wurde seine mit dem Herzog von Parma verheiratete Tochter vom Exarchen gefangengenommen. Am Anfang seiner Regierung stand der Friedensschluß mit den Franken, den sein Schwager Ewin von Trient erreichte. Dann ging er resolut gegen die Langobarden-Herzöge vor, die sein Königtum nicht anerkannten, oder, noch strenger, gegen Langobarden, die sich 590 auf die Seite der Franken oder Kaiserlichen geschlagen hatten. Die aufständischen oder unbotmäßigen Herzöge bekriegte er und ließ sie, soweit er es sich leisten konnte, beseitigen. Die so frei gewordenen Herzogtümer besetzte Agilulf mit Männern seines Vertrauens und unterstellte sie als Amtsherzöge dem König. Nachdem die im Kriegsjahr 590 an Ravenna verlorenen Herzogtümer Piacenza und Parma zurückerobert waren, ging er im Bündnis mit den Herzögen von Spoleto und Benevent gegen das kaiserliche Italien vor, weil der Exarch Romanus auf dem Rückweg von Rom nach Ravenna eine Reihe von langobardischen Städten und Burgen besetzt hatte. Er konnte in Kämpfen mit den Byzantinern das langobardische Reich, unter anderem um Cremona und Mantua erweitern. Im Jahre 604 ließ er seinen minderjährigen Sohn Adaloald im Circus von Mailand als Mit-König inthronisieren und verlobte ihn zur Sicherung der Dynastiefolge mit einer Tochter des austrasischen Franken-Königs Theudebert II., ein bei den Langobarden bis dahin nicht übliches Verfahren. Als Agilulf 616 eines natürlichen Todes starb, war bis auf wenige Erweiterungen die Eroberung der Apenninen-Halbinsel abgeschlossen. Seine autoritäre Regierungsweise und sein Bestreben, die Herzöge von Entscheidungsprozessen auszuschließen, sowie der beinahe frömmelnde Eifer Theodelindes lösten bei den Langobarden eine heftige Gegenreaktion aus, die der König mit Hilfe ausländischer Mächte (Awaren) unterwarf.
 
 
 
 

  Nov. 590
  2. oo 2. Theodelinde von Bayern, 2. Tochter des Herzogs Garibald
               um 570-   627
 
 
 
 

Kinder:

  Gundeperga
       

  1. oo Ariold König der Langobarden
               636

  2. oo Rothari König der Langobarden
              653

  Adaloald
  602 626
 
 
 
 

Literatur:
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Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien, Seite 7,10,58,60,67,75,78,88,128 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch III Kapitel 30,35/Buch IV Kapitel 1, 12,40,47 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 276,292,296 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 28-36, 39-41,57,59,208,209,225,229,259,247 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 225 -