Wacho
8. König der Langobarden (510-540)
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†
540
Sohn des Prinzen Zuchilo;
Enkel des Langobarden-Königs Claffo
Thiele, Andreas: Tafel 223
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
WACHO
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† 539/40
Wacho setzte sich
in jahrelangen Thronkriegen gegen seinen Vetter
Ildichis
durch, der im Exil bei den Gepiden starb. Er hatte ständig Spannungen
mit den Gepiden, wurde mit seinen Eroberungen
direkter Nachbar der Ostgoten und Bayern,
begründete das Langobarden-Reich im österreichisch-ungarischen
Raum als Machtfaktor. Wacho schuf die
Grundlagen einer jahrhundertelang währenden Verbindung Langobarden-Bayern,
war wohl auch Arianer, unterstützte aber die imperialistischen Bestrebungen
seines fränkischen Schwiegersohnes Theudebert
gegen Byzanz und unterwarf unter anderem noch die Slawen im Raum Krain
und die Quaden. Er geriet mit seiner Politik auch gegen Theoderich
den Großen.
1. oo RANIGUNDE
VON THÜRINGEN
†
Tochter des Königs Bisinus, Schwester König
Herminafrieds
2. oo AUSTRIGUSA
DER GEPIDEN
†
Tochter des Königs Turrisind
3. oo SIGILINDA DER HERULER
†
Tochter des Königs Rodulf
Wacho ermordete 510
seinen Onkel Tato
und ließ den zu den Warnen geflohenen
Thronfolger ebenfalls umbringen. Er betrieb eine geschickte Heirats- und
aggressive Eroberungspolitik. Es erfolgten Gebietsausdehnungen nach Nieder-Österreich,
Böhmen und Mähren. Nach dem Tode des Ostgoten-Königs
Theoderich unterwarf er die Sueben
seiner Herrschaft. Wacho versuchte,
ähnlich wie Theoderich, eine Bündnispolitik
mit Hilfe verwandtschaftlicher Beziehungen zu anderen germanischen Nachbarvölkern
(Thüringer, Gepiden, Heruler, Franken, Bayern) zu treiben. Er ging
hintereinander drei politisch jeweils opportune Ehen ein. Seine erste
Frau war Radegunde,
eine Tochter Bisinus',
König des Thüringer-Reiches an der Nordwestflanke der
langobardischen Machtsphäre. Als zweite ehelichte er die Gepidin
Austrigusa.
Zweck dieser Verbindung war es offensichtlich, den Nachbarn im Osten von
der Einmischung in die dynastischen Zwistigkeiten zwischen ihm und Hildigis
abzuhalten
und das weitere Vordringen in Pannonien zu ermöglichen. Schließlich
vermählte er sich mit Silinga,
der Tochter des letzten Heruler-Königs Rodulf.
Durch diese Ehe wurde die Integration der bei den Langobarden gebliebenen
Heruler gefördert und zugleich die dynastische Beziehung zu den bei
den Gepiden und im Römischen Reich lebenden Volkssplittern hergestellt.
Aus dem Bündnis mit den Thüringern
löste er sich, indem er seine älteste Tochter Wisigarda
mit dem MEROWINGER
Theudebert
I., einem Enkel Chlodwigs
I., verlobte. Aus verschiedenen, nicht allein politischen,
Gründen zögerte
Theudebert
die Hochzeit bis 537 hinaus, und die junge Braut starb bald nach der Hochzeit.
Den Expansionsplänen des mächtigen Franken-Königs begegnete
er durch die Vermählung seiner jüngeren Tochter Walderade
mit Theudebald,
dem Sohn Theudeberts. Diese aus machtpolitischen
Erwägungen noch vor 540 gestiftete Kinderehe - der Prinz war kaum
erwachsen und Walderade wohl wenig
älter als 19 Jahre - bekräftigte in beiderseitigem Einvernehmen
eine fränkisch-langobardische Allianz, die für
Wacho um so wichtiger war, als der MEROWINGER
seine Machtsphäre bis an die westlichen Grenzen des langobardischen
Siedlungsgebietes ausdehnen konnte. Zugleich aber war Wacho
um ein friedliches Verhältnis mit Byzanz bemüht, und er wies
539 eine Gesandtschaft des Ostgoten-Königs Vitiges
ab, die um Waffenhilfe gegen die oströmischen Heere in Italien bat.
In seiner etwa 30-jährigen Regierungszeit verstand es Wacho,
die Langobarden aus größeren, existenzbedrohenden Kämpfen
herauszuhalten, ein Grund wohl dafür, dass die Quellen relativ wenig
über ihn berichten. Gegenüber den Goten, Thüringern und
Gepiden, später den Franken und den Byzantinern betrieb er eine maßvolle
Neutralitätspolitik im Rahmen der jeweils günstigsten Konstellation.
Innenpolitisch war er auf die Konsolidierung der langobardischen Volksgemeinschaft
bedacht, die fremdstämmige herulische, suebische und sicher auch romanische
Splittergruppen zu assimilieren hatte. Ihm folgte sein unmündiger
Sohn Walthari
unter der Regentschaft
Audoins
aus dem Geschlecht der GAUSEN.
1. oo Radegunde, Tochter des Thüringer-Königs
Bisinus
† 505
2. oo Austrigusa, Tochter des Gepiden Elemund
†
3. oo Silinga, Tochter des Heruler-Königs
Rodulf
†
Kinder:
2. Ehe
Wisigarda
† 537
537
oo Theudebert I. Franken-König
† 548
Walderada
um 540 †
1. oo Theudebald Franken-König
† 555
2. oo Chlothar I. Franken-König
um 500 †- 561
555/561
3. oo Garibald Herzog von Bayern
† um 592
3. Ehe
Walthari
† 546
Literatur:
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Gregor von Tours: Fränkische Geschichte.
Phaidon Verlag, Essen und Stuttgart 1988 Buch III Kapitel 20 - Jarnut
Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 6,44,49,128
- Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte
der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch I Kapitel 21 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter.
Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern,
Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 14,19,27,41,250 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 223 -