Wisigarda                                       Königin der Franken
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    bald nach 537
 

Älteste Tochter des Langobarden-Königs Wacho aus seiner 2. Ehe mit der Austrigusa, Tochter des Gepiden Elemund
 

Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 256
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Wisigarda, fränkische Königin
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      nach 537

Tochter des Königs der Langobarden Wacho

Mit ihr verlobte um 530 König Theuderich I. seinen Sohn Theudebert I., um sich damit für den Krieg gegen die Thüringer die Neutralität Wachos zu sichern. Der Prinz aber verliebte sich in die schöne Gallorömerin Deoteria, die er 532/33 „seinem Lager beigesellte“ und als König 533/34 zur Frau nahm. Das Verlöbnis mit Wisigarda bestand aber fort; von den Franken hart bedrängt, verließ er um 537 Deoteria, die ihm bereits einen Sohn Theudowald geschenkt hatte, und vermählte sich mit Wisigarda - nicht zuletzt zwecks Erneuerung des Bündnisses mit den Langobarden während seiner ehrgeizigen italienischen Pläne. Nach Wisigardas baldigem Tod gab er ihre Schwester Waldarada seinem Sohn Theudowald zur Frau.

Quellen:
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Gregor von Tours, Hist. Fr. III, 20,27,33 (MGH SRM I) - Origo gentis Langob. 4; Paulus Diaconus, Hist. Langob. I, 21 (MGH SRL) -

Literatur:
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E. Ewig, Studien zur merow. Dynastie, FMAST 8, 1974, 39-41 - Ders., Die Merowinger und das Frankenreich, 1993, 34.



Thiele, Andreas: Tafel 223
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

WISIGARDE
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  oo THEUDEBERT I., Franken-König zu Reims
             548



Ennen Edith: Seite 56
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"Frauen im Mittelalter"

Ein ähnlich reiches Frauengrab hat Doppelfeld 1959 sechs Meter tief unter dem Kölner Domchor gefunden. Köln war Residenz eines merowingischen Teilreich, dessen Selbständigkeit Chlodwig zwar beseitigt hatte, das aber weiterhin seine aula regia besaß und immer wieder von merowingischen Herrschern augfgesucht wurde. Um 550 sind die fürstlichen Bestattungen einer hochgestellten Frau und eines Knaben anzusetzen. Doppelfeld vermutet in der Dame Wisigarde, die Braut des Theudebert, Königs des Ost-Reiches, gestorben 547. Die Gewänder der Dame wurden hier nicht gefunden, wohl aber Grabbeigaben und Schmuck: die mit goldumsponnenen Fäden durchwirkte Stirnbinde, mit der ftreigeborene fränkische Jungfrauen ihr langes offenes Haar zusamenhielten, vor alllem war sie Brautschmuck, ferner Ohrringe aus Gold, Fingerringe, ein Armring mit verdickten Enden aus massivem Gold, Brustschmuck, Fibeln, Goldketten, Münzanhänger, großer Halsschmuck, Gürtelgehänge, darunter ein Spinnwirtel, Schere, Messer, Schuhschnallen mit silbervergoldeten Riemenzungen usw. Dem Grab waren auch Gläser und Münzen beigegeben

Ewig Eugen: Seite 34,40,84
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"Die Merowinger"

Der Neutralität des Langobarden-Königs Wacho, der eine Schwester Hermenefreds geheiratet hatte, versicherte er sich durch die Verlobung seines Sohnes Theudebert mit Wachos Tochter Wisigard.
Das Langobardenbündnis wurde durch die Heirat des fränkischen Königs-Sohnes Theudowald mit Walderada, einer Tochter König Wachos und Schwester Wisigards, bekräftigt.
532 forderten politisch einflußreiche Gruppen von Theuderich I. den Eintritt in den Krieg gegen die Burgunder, 534 von Theudebert I. den Vollzug der Ehe mit der langobardischen Prinzessin Wisigard, 555 von Chlothar I. die Schlacht mit den Sachsen.

Jarnut Jörg: Seite 44
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„Agilolfingerstudien“

Schon nach drei Jahren trennte sich der König von Deoteria und heiratete 537 unter dem Druck der Franken Wisigarda, eine Tochter des mächtigen Langobarden-Königs Wacho, mit der er zunächst verlobt gewesen war, die er aber wegen Deoteria nicht geheiratet hatte. Theudeberts zweite Gattin Wisigarda starb aber bald, und er heiratete noch einmal.

Schneider Reinhard: Seite 17,80
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

Der außenpolitische Aspekt dieser Eheschließung erhelt blitzartig, wenn man erfährt, daß die Tochter aus 1. Ehe, Wisigarde, mit dem Franken-König Theudebert I. verheiratet wurde.
Dabei war Theudebert von seinem Vater als Nachfolger vorgesehen und "aufgebaut" worden, wozu das Verlöbnis mit Wisigarde, der Tochter des Langobarden-Königs Wacho gehört. Er hatte dann aber nicht sie geheiratet, sondern die Ehefrau eines angesehenen Provenzalen, die ihm schon früher den Weg zur Herrschaft über das Gebiet um die Feste Cabrieres eröpffnet hatte. Doch Theudeberts Franken erzwangen später die Trennung von der Gallorömerin Deoteria, indem sie darauf bestanden, daß Theudebert die ihm noch zu Lebzeiten seines Vaters vor sieben Jahren anverlobte Langobardin heiratetet.

Menghin Wilhelm: Seite 33
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"Die Langobarden"

Aus dem Bündnis mit den Thüringern löste er sich, indem er seine ältere Tochter Wisigarda mit dem MEROWINGER Theudebert I., einem Enkel Chlodwigs, verlobte. Aus verschiedenen, nicht allein politischen, Gründen zögerte Theudebert die Hochzeit bis 537 hinaus, und die junge Braut starb in Frankreich einen frühen Tod [Wisigarda starb bald nach Hochzeit.]. Möglicherweise ist das unter dem Kölner Dom aufgefundene Begräbnis einer hochstehenden Dame identisch mit der Bestattung der Langobarden-Prinzessin.

Hartmann Martina: Seite 49,123
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

Obwohl Theudebert drei Ehen einging, darunter mit der langobardischen Königs-Tochter Wisigarde († um 540), deren Grab man vermutlich unter dem Kölner Dom entdeckt hat, hinterließ bei seinem Tod 547 nur einen Sohn.
Kritiklos hingenommen wurde dagegen anscheinend, wenn der König die Schwester seiner Stiefmutter heiratete, so geschehen nach 551, als Theudowald (547/48-555), der Sohn Theudeberts I. von Reims (533-547/48), Waldrada, die Schwester seiner Stiefmutter Wisigarde heiratete.

Zöllner Erich: Seite 83,90,130
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."

Die Thüringer hatten seit dem Tode Theoderichs ihren ostgotischen Verbündeten verloren und wurden auch von den benachbarten Langobarden des Königs Wacho im Stich gelassen, obwohl dieser mit dem thüringischen Herrscherhaus verschwägert war; der Langobarde verhielt sich offenbar abwartend und verlobte seine Tochter Wisigarde, nachdem die Franken in einer Schlacht an der Unstrut den Sieg errungen hatten, mit Theuderichs Sohn Theudebert [2 Greg. Tur. III 20; Paulus Diac., Hist. Langob. I 21. Vgl. Schmidt, Ostgermanen² Seite 535.].
Als Voraussetzung für das Einvernehmen mit den Langobarden und wohl auch aus verschiedenen anderen Motiven erfolgte die Liquidierung der Verbindung des Franken-Königs mit Deoteria, die ihm einen Sohn Theudebald geboren hatte, aber offenbar unter Mordverdacht stand, und die Verehelichung Theudeberts mit der solange zugunsten der Deoteria brüskierten langobardischen Königs-Tochter Wisigarde [1 Greg. Tur. III 26, 27. Über die Problematik der Ehe Theudeberts mit der Gallorömerin vgl. Buchner, Merowingisches Königtum Seite 146. Mir scheint der Verlöbnisbruch und der üble Leumund der Deoteria (Mordverdacht wegen des Unfalls ihrer Tochter) wesentlicher für die Haltung des Volkes gegen sie als die gallorömische Abstammung, doch mag auch dieser Umstand eine Rolle gespielt haben.].
Theudebert, gewiß kein willenloser Schwächling, wurde gezwungen, Deoteria zu verlassen und den Verlöbnisbruch gegen Wisigarde gutzunmachen, denn "die zusammengetretenen Franken machten ihm heftige Vorwürfe [5 Greg. Tur. III 27.].
 
 
 
 

  537
  oo 2. Theudebert I. König der Franken
  x        um 500 548
 
 
 
 

Literatur:
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Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 56 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 34,38,84 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 49,123,167 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hirsemann Stuttgart 1986, Seite 44,52,126 - Menghin, Wilhelm: Die Langobarden. Konrad Theiss Verlag Stuttgart, Seite 33 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch I Kapitel 21 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite17,80 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 223 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 83,90,107,130 -