Eventuell Tochter des Comes Goerich
Nach R. Schneider südgallische Senatoren-Tochter
aus Beziers
Schwennicke Detlev: Tafel 1
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
THEUDEBERT I.
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†
Ende 547 (Anfang 548)
533/47 König in REIMS
I. oo 532
DEOTERIA
†
um 537/38 verstoßen
II. oo WISIGARD
† jung
Tochter von Wacho, König der Langobarden
III. oo N.N.
†
THEUDEBERT
I.
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†
548
1. oo DEOTERIA
†
2. oo WISIGARDE
†
Tochter des Langobarden-Königs Wacho
Jarnut Jörg: Seite 29,38,44
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„Agilolfingerstudien“
Nach Gregors Bericht verließ damals die vornehme
Römerin
Deoteria ihren Gatten, der
sich vor
Theudebert nach Beziers geflüchtet
hatte, und übergab sich und das von ihr beherrschte "castrum"
Cabrieres
(dep. Herault) dem Eroberer, der sich prompt in sie verliebte. Nach dem
Tod seines Vaters heiratete er die Verräterin. Gregor von Tours charakterisiert
sie
als "utilis valde atque sapiens" und gibt damit nach den Untersuchungen
Irsiglers einen massiven Hinweis auf ihren adligen Familienhintergrund.
Ihre herausragende Stellung wird aber auch daraus ersichtlich, daß
sie über das "castrum" verfügen konnte. Es spricht also
alles dafür, daß diese mächtige und vornehme Romanin
einem
Senatorengeschlecht entstammte.
Wir können unterstellen, daß Theudebert
- entgegen Gregors Behauptung - nicht nur Gefühle leiteten, als er
Deoteria
heiratete.
Vielmehr dürfte diese Ehe wie fast alle derartigen Verbindungen auch
und vielleicht sogar vor allem politische Zwecke verfolgt haben. Diese
sind unschwer zu erschließen: Mit seiner Heirat band der König
eine mächtige senatorische Familie an sich und sicherte so seine Eroberungen
politisch ab. Einen Hinweis darauf, daß Deoterias
Familie gerade im Gebiet von Rodez verwurzelt war, könnte nicht nur
ihre Flucht in das nahe Cabrieres, sondern auch eine Nachricht Gregors
von Tours liefern, die zeigt, daß es dort schon vor 507 eine frankophile
Partei gab.
Nicht selten wurden derartige Bindungen, wie sie Theudebert
und Deoteria eingegangen waren, nun
dadurch verstärkt, daß nicht nur eine, sondern zwei Ehen zwischen
Angehörigen beider Familien geschlossen wurden. Möglicherweise
heiratete damals also ein Verwandter Deoterias,
vielleicht ein namentlich unbekannter Bruder, Theudeberts
in das Franken-Reich zurückgekehrte
Schwester Theudechild.
Die wenigen gesicherten Daten über die Familie Deoterias
und andere Indizien könnten dafür sprechen, daß ihre Eltern
jene Verbindung vollzogen, die zur von uns angenommenen Verschmelzung von
senatorischen und westgotischen Traditionen führte. Deoteria
dürfte
um
505 geboren sein; denn dies erklärt einerseits, daß sie
auf Theudebert um 532/33 noch eine
gewaltige Faszination ausüben konnte, andererseits aber, daß
sie schon um 534/35 eine heranwachsende Tochter aus erster Ehe besaß,
die sie als Nebenbuhlerin fürchtete, die also um 520/22 herum geboren
worden sein dürfte. Geht man von diesem Daten aus, so könnte
Deoterias
Mutter
eine Urenkelin Agiulfs gewesen sein, die einen aquitanischen Senator
geheiratet hatte.
Wenn Deoteria aber
mütterlicherseits einer der führenden westgotischen Familien
entstammte, erklärt dieses Faktum noch besser König
Theudeberts Entschluß, sie zu seiner Frau zu machen: Damit
band er dann nicht nur eine bedeutende senatorische Familie, sondern auch
deren westgotische Cognaten an sich. Ein Indiz, daß Deoteria
tatsächlich AGILOLFINGERIN war,
könnte man darin erblicken, daß ihr von Theudebert
gezeugter Sohn Theudewald
getauft wurde und damit im zweiten Bestandteil seines Namens das für
die fränkisch-bayerischen
AGILOLFINGER
typische Grundwort - "wald" aufwies.
Zu unserer Annahme gehört auch, daß ein Verwandter
Deoterias
die Bindungen ihrer Familie an die MEROWINGER
durch eine Ehe mit Theudeberts
Schwester
Theudechild
stärkte.
Schon nach drei Jahren trennte sich der König von
Deoteria
und heiratete 537 unter dem Druck der Franken Wisigarda,
eine Tochter des mächtigen Langobarden-Königs
Wacho,
mit der er zunächst verlobt gewesen war, die er aber wegen Deoteria
nicht geheiratet hatte. Vielleicht hatte es aber auch Abscheu
erregt, daß die Königin ihre eigene Tochter aus 1.
Ehe ermorden ließ, weil sie fürchtete, daß das heranwachsende
Mädchen die Begehrlichkeit ihres Stiefvaters erregen könnte.
Zöllner Erich: Seite 85,90
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."
Theudebert operierte
hingegen sehr erfolgreich, er kam bis nach Beziers, eroberte und plünderte
die Feste Dio und veranlaßte auch Cabrieres zur Übergabe; hier
lernte er seine spätere Gemahlin, die Gallorömerin
Deoteria, kennen.
Als Voraussetzung für das Einvernehmen mit den Langobarden
und wohl auch aus verschiedenen anderen Motiven erfolgte die Liquidierung
der Verbindung des Franken-Königs mit Deoteria,
die ihm einen Sohn Theudebald geboren
hatte, aber offenbar unter Mordverdacht stand, und die Verehelichung
Theudeberts
mit der solange zugunsten von Deoteria
brüskierten langobardischen Königs-Tochter
Wisigarde
[1 Greg. Tur. III 26,27. Über die Problematik
der Ehe Theudeberts mit der Gallorömerin
vgl. Buchner, Merowingisches Königtum Seite 146. Mir scheint der Verlöbnisbruch
und der üble Leumund der
Deoteria
(Mordverdacht
wegen des Unfalls ihrer Tochter) wesentlicher für die Haltung des
Volkes gegen sie als die gallorömische Abstammung, doch mag auch dieser
Umstand eine Rolle gespielt haben.].
Theudebert 534-548
Gemahlinnen:
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1. Deoteria
2. Wisigarde
3. nicht namentlich bekannt (Greg. III 27.)
Sohn von 1:
---------------
Theudebald
Tochter:
----------
Berthoara (Ven. Fort. carm. II 11, 9
Schneider, Reinhard: Seite 80
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"
Theudebert hatte dann
aber nicht Wisigarde geheiratet [79
Gregor
III, 23 Seite 123.], sondern die Ehefrau eines abgesehenen Provenzalen,
die ihm schon früher den Weg zur Herrschaft über das Gebiet um
die Feste Cabrieres eröffnet hatte, - wobei Gregors Überlieferung
das damalige Verhalten dieser Deoteria
gegenüber dem Königs-Sohn als eine förmliche Einladung zur
Herrschaftsübernahme darstellt [80 Gregor III, 22 Seite 122.
Der Bischof von Tours nennt Theudebert
in diesem Zusammenhang bereits vor seines Vaters Tod rex.]. Doch
Theudeberts
Franken erzwangen später die Trennung von der Gallorömerin
Deoteria [81
Deoteria war eine südgallische Senatoren-Tochter aus
Beziers, Ewig, Trierer Land 228.], indem sie darauf bestanden, daß
Theudebert die ihm noch zu Lebzeiten
seines Vatesr vor sieben Jahren anverlobte Langobardin heiratete [82
Gregor III, 27 Seite 124; Irsigler, Untersuchungen 105, sieht in Gregoors
Worten "coniuncti Franci" ein Indiz für eine "regelrechte Fronde
der politisch führenden Kräfte Austrasiens".].
1. oo N.N.
†
534
2. oo 1. Theudebert I. König der Franken
um 500 † 548
Kinder:
1. Ehe
Tochter
† um 535
2. Ehe
Theudebald
um 535 †
555
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613).
Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952
- Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 86 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien.
Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 29,38,44 -
Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 196 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter, Seite 80 - Schwennicke Detlev: Europäische
Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am
Main 1998 Tafel 1 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 1 - Zöllner Erich:
Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H.
Beck München 1970, Seite 85,90,96,107,125,130 -