Garibald I.                                      Herzog von Bayern (553-591)
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     um 593
 

Sohn des N.N. aus dem Hause der AGILOLFINGER
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1116
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Garibald, Herzog der Bayern vor 555-ca. 591
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    †

aus dem Geschlecht der AGOLOLFINGER

Unklar bleibt, ob vor ihm schon andere AGILOLFINGER den bayerischen Dukat innehatten. Garibald heiratete um 555 Walderada, die Tochter des Königs der Langobarden Wacho (ca. 510-540): Sie war die Frau des fränkischen Königs Chlothar I. gewesen, der sich wegen kirchlichen Widerspruchs jedoch von ihr trennte und sie nun "einem der Seinen", eben dem Bayern-Herzog, zur Gemahlin gab. Diese Tatsache zeigt die Abhängigkeit Garibalds von Chlothar, aber auch seine Königsnähe. Die innenpolitischen Schwierigkeiten des MEROWINGERS boten Garibald I. bald Gelegenheit zu eigener, raffinierter Politik im Bunde mit den 568 in Italien eingerückten Langobarden, mit denen ihn ein Interesse an der Brenner-Verona-Route verband. Garibald I. vermählte eine Tochter mit den langobardischen Herzog Ewin (Eoin) von Trient, der etwa zur gleichen Zeit (575) von den Franken angegriffen wurde; hieran wird Garibalds Übertritt in das Lager der Franken-Gegner deutlich. Im Zuge einer erneuten antifränkischen 'Konspiration' mußten Garibalds Kinder 589 zu den Langobarden fliehen: Garibalds Tochter Theudelinde heiratete, obwohl sie mit dem MEROWINGER Childebert verlobt war, den langobardischen König Authari; Garibald Sohn Gundo(b)ald wurde Herzog von Asti und Stammvater der agilolfingischen Langobarden-Könige. Nach dem fränkisch-langobardischen Ausgleich von 592 verlor Garibald I. seinen Dukat, vielleicht auch das Leben. Sein Nachfolger und wohl Sohn Tassilo I. band sich eng an die fränkische Herrschaft.

Literatur:
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H. Zeiss, Quellenslg. für die Gesch. des bair. Stammeshzm.s bis 750, Bayer. Vorgeschichtsfreund 7/8, 1928/29 - E. Zöllner, Die Herkunft der Agilolfinger, MIÖG 59, 1951, 245-264 - E. Zöllner, Gesch. der Franken, 1970, 101f.,107f. - N. Wagner, Zur Herkunft der Agilolfinger, ZBLG 41,1978, 19-48 - Spindler I², 1981, 140ff [K. Reindel] - J. Jarnut, Agilolfingerstud., 1986 - H. Wolfram, Die Geburt Mitteleurpas, 1987, 91ff.


Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 239
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Garibald I., bayerischer Herzog
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      um 593

  oo Walderada, Tochter des Langobarden-Königs Wacho (* um 530)

Erster belegter Bayern-Herzog.
War vermutlich ein MEROWINGER-Sproß, der langobardische Chronist Paulus Diaconus nannte ihn „rex“.
Die Fredegarchronik bezeichnete seine Kinder „aus dem Geschlecht der Franken“.
Der Franken-König Theudebald († 555) zählte ihn zu „einem der Seinen“.
Garibald wurde um 548 Herzog, schloß ein Bündnis mit den Langobarden, die den Franken mehrere Niederlagen beibrachten.
Beginn der Kolonisation Tirols und des östlich von Inn und Salzach gelegenen Landes.

Literatur:
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ADB 8; R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern, 1977; K. Bosl, Bayerische Geschichte 1971, 1979.


Garibald I. ist der erste schriftlich bezeugte Herzog von Bayern, war schon fränkischer Untertan, wahrscheinlich unterwarf er sich 553 freiwillig. Der Lech bildete zu dieser Zeit die westliche Grenze der bayrischen Besiedlung. Garibald betrieb eine selbständige Außenpolitik. Die von ihm begründete Dynastie ist auch die erste uns bekannte deutsche Fürstenfamilie. Nach Rudolf Reiser "Glanzlichter bayerischer Geschichte" stammte Garibald aus der fränkischen Königsfamilie der MEROWINGER.

Spindler Max: Seite 140
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"Handbuch der bayrischen Geschichte"

Mit diesem Garibald begegnen wir dem ersten namentlich bekannten AGILOLFINGER, und man hat aus der Art seiner Eheschließung seine Abhängigkeit von den Franken, sogar seine Einsetzung als Beamter, als "Amtsherzog" erschließen wollen. Mit der starken Stellung, die den AGILOLFINGERN in der Lex Baiuvariorum eingeräumt wird, läßt sich ein "Amtsherzogtum" kaum vereinbaren und die Umstände der Eheschließung Garibalds lassen in der Abwehr gegen die Franken entstanden ist, und dass die berichtete Heirat ein Kompromiß war. Aus der berichteten Heirat können wir jedenfalls eine fränkisch-bayerisch-langobardische Allianz erschließen.
Der langobardische Herzog Ewin von Trient konnte 575 einen Vorstoß der Franken nach Italien zurückwerfen, und von diesem gleichen Ewin erfahren wir, dass er die Tochter des Bayern-Königs Garibald heiratete. Das ist sicher ein Hinweis darauf, dass der Langobarde sich durch ein Bündnis mit seinem nördlichen Nachbarn gegen ähnliche fränkische Angriffe abzusichern suchte.
Als die Franken 584 erneut die Langobarden bedrohten, schloß sich der neue Langobarden-König Authari, nachdem ihm die Verständigung mit den Franken mißlungen war, an die Bayern an und bekräftigte das Bündnis durch seine Heirat mit Theodelinde, der Tochter Herzog Garibalds. Im gleichen Jahr 589 noch geriet Garibald von Bayern durch einen fränkischen Vorstoß in Bedrängnis, seine Tochter Theudelinde und sein Sohn Gundoald, der von Authari das Herzogtum Asti erhielt, mußten zu den Langobarden fliehen.
Für Bayern aber waren die Folgen der 591 erfolgten Verständigung der Franken mit den Langobarden schwerwiegend, was aus dem zur gleichen Zeit in Bayern erfolgten Herrscherwechsel ersichtlich ist, der das Land zum ersten Mal in Abhängigkeit von den Franken zu zeigen scheint: "Tassilo ist vom Franken-König Childebert in Bayern als König eingesetzt worden", wie Paulus Diaconus überliefert. Der langobardisch orientierte Garibaldwurde durch den frankenfreundlichen Tassilo abgelöst. Über das Schicksal Garibalds erfahren wir nichts.

Werner Karl Ferdinand: Seite 107,109
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„Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen“

Auszugehen ist vom Namen des ersten uns bekannten dux in Bayern, Garivald, dem König Chlothar I., als er das Reich und die Witwe König Theudebalds von Austrasien 555 an sich gebracht hatte, eben diese Witwe, Waldrada, die Tochter des Langobarden-Königs Wacho, angesichts der Einwendungen des Episkopats, zur Frau gab. Garivald, der damals relativ jung gewesen sein dürfte, wurde gegen 590 samt seinem Sohn Grimoald vom MEROWINGER-König abgesetzt, aber durch Verwandte im Dukat abgelöst, in deren Haus die gleichen Leitnamen auftreten.
 
 
 
 

555/61
  oo 3. Walderada, Tochter des Langobarden-Königs Wacho
           um 530nach 570
 
 
 
 

Kinder:

  Gundoald Herzog von Asti
             612

  Tassilo I.
         um 610

  Theodelinde
  um 570 627

  15.5.589
  1. oo Authari Langobarden-König
           um 560-5.9.590

  Tochter
        

   oo Evin Graf von Trient
             

  Grimoald I.
        
 
 
 
 

Literatur:
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Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 239 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 428 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 101 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 65 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 12,50-54,57,61,117,126,128 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987 Seite 49 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 148, 153 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch I Kapitel 21/Buch III Kapitel 10,30 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 17,27,84 - Spindler Max: Handbuch der bayrischen Geschichte Seite 140 - Werner Karl Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen. Band I Seite 107-109 in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf  Seite 107,109 -