Einzige Tochter des Herzogs Tassilo
II. von Bayern
aus dem Hause der AGILOLFINGER
und der
Imma
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 349
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Swanahild (Serenahilt), bayerische Adlige aus dem Haus
der AGILOLFINGER
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†
Gemahlin des Hausmeiers Karl Martell
Dieser brachte 725 von einem Kriegszug nach Bayern die Gattin des Herzogs Grimoald, Pilitrud, und deren Nichte Swanahild an den fränkischen Hof. Karls Heirat mit Swanahild, nach dem Tod seiner Frau Chrotrud, ist als politische Entscheidung auf dem Weg eines Ausgleichs mit Bayern zu sehen. Dem bald geborenen Sohn Grifo versuchte Swanahild tatkräftig einen Anteil am väterlichen Erbe zu sichern. In dem nach Karls Tod (741) entbrannten Streit setzten sich seine Söhne aus erster Ehe, Pippin und Karlmann, gegen Swanahild durch und verdrängten Grifo aus seinem Erbe; Swanahild wurde als Leiterin des Klosters Chelles abgefunden. Im Gegensatz zur karolingischen Propaganda, die die „improba mulier“ (Ann. Mett. Pr.) zur Konkubine machte, war sie zweifellos rechtmäßige Gattin - das Reichenauer Verbrüderungsbuch verzeichnete sie sogar als „Swanahild regina“.
Quellen:
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Cont. Fredeg. 12,25 (MGH SRM II) - Ann. Q. d. Einhardi
(MGH SRG 6) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10)
Literatur:
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E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls des Großen
(Braunfels, Karl der Große I) - J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft
S.s, der Gattin Karl Martells, ZBLG 40, 1977, 245-249 - J. Jahn, Hausmeier
und Herzöge ... (Karl Martell in seiner Zeit, hg. J. Jarnut,
U. Nonn, M. Richter), 1994, 317-344.
Vater:
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Sohn von Herzog Theodo II. (†
717/18)
oo Karl Martell († 741)
In der Fredegarchronik wird berichtet, dass Karl Martell 725 nach seinem bayerischen Feldzug die Herzogin Plitrud und deren Nichte Swanahilde mit ins Franken-Reich nahm, wo er Swanahilde heiratete und von ihr einen Sohn Grifo erhielt.
Literatur:
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J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft Swanahilds, der
Gattin Karl Martells, in ZBLG 40, 1977; R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft
d. Bayern, 1977.
33 Swanahild
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Sie war 725 von Karl Martell
aus Bayern mitgebracht worden; Cont. Fredegarii c. 12, MG. SS. rer. Merov.
2, Seite 175: cum matrona quandam nomine Beletrude et nepte sua
(im
Sinne von eius, vgl. BM² 37b) Sunnichilde
regreditur. Danach Ann. Mett. prior., hrsg. von B. v. Simson, Seite
26; weiterhin ebd., Seite 32: Carolus
autemadhuc vivens, cum inter filios suos Carolomannus
et Pippinum principatum suum divideret,
tertio filio suo Gripponi, quem ex
concubina sua Sonihilde, quam de Bawaria
captivam adduxerat, habuit, ... partem ei in medio principatus sui tribuit.
Ähnlich
Ann. q. d. Einhardi, hrsg. von F. Kurze, Seite 3: Karlus
maior domus diem obiit, tres filios
heredes relinquens,
Carlomannumscilicet
et Pippinum atque Grifonem.
Quorum Grifo, qui ceteris minor natu
erat, matrem habuit nomine Swanahildem,
neptem Odilonis ducis Baioariorum.
Daß Swanahild
nicht nur concubina war, wie es die späteren karolingischen
Annalen darstellen und wie es in der älteren Literatur demzufolge
immer wieder behauptet worden ist, zeigt H. L. Mikoletzky, Karl Martell
und Grifo (Festschrift E. E. Stengel, Münster-Köln 1952), Seite
130-156. Hinzuweisen wäre daneben besonders auf das in Nr. 32 wiedergegebene
Zitat aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch (Suanahil
regina!), wobei Swanahild freilich ebensowenig eine echte
Königin wie Karl Martell rechtmäßiger König
war, was aber auf eine besonders betonte und angesehene Stellung Swanahilds
neben Karl Martell verweist (dies auch im Salzburger Verbrüderungsbuch,
MG. Necrol. 2, Seite 26, Spalte 62), und auf die Tatsache, daß nur
Grifo,
nicht aber Bernhard,
Hieronymus
und
Remedius/Remegius
(Nr. 42-44), die eindeutig Konkubinen-Kinder
Karl Martells waren,
Anspruch auf Teilhabe an der Herrschaft seines Vaters erhob.
Die bayerische Prinzessin Swanahilt, die als neptis Pilitruds, als neptis Odilos und als neptis Hucberts bezeichnet wird, wurde von Karl Martell ins Franken-Reich mitgeführt und wurde hier seine legitime Gemahlin. Auf ihren Rat hat sich Hiltrud, die Tochter Karl Martells aus seiner ersten Ehe, nach dem Tod ihres Vaters (22.10.741) zu Herzog Odilo von Bayern begeben und sich gegen den Willen und Rat ihrer Brüder mit ihm vermählt. Swanahilt war es auch, die ihren und Karl Martells Sohn Grifo zum Aufstand gegen seine Halbbrüder abstachelte, wohl um einen größeren Anteil am Erbe zu erkämpfen. Doch noch im Jahre 741 wurde Grifo besiegt und gefangengesetzt, seine Mutter mußte sich ins Kloster Chelles zurückziehen.
Schieffer Rudolf: Seite 42,49,51
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"Die Karolinger"
Karl Martell eroberte
Bayern, bewirkte Sturz und Tod des Herzogs Grimoald und führte
dessen Gemahlin Pilitrud samt deren Nichte Swanahild
als Gefangene mit sich. Daß er Swanahild,
deren genaue Einordnung in die Genealogie der AGILOLFINGER
umstritten ist, bald nach dem Tod seiner ersten Gemahlin Chrotrud
ehelichte, stellt offenbar den Versuch dar, auch auf dynastischem
Wege das bayerische Herzogshaus in das werdende
karolingische Gesamtreich einzubeziehen. Der 736 "durch Geschenk
des Herrschers Karl", wie die Metzer
Annalen meinen, zur Führung Bayerns gekommene Odilo ist als
naher Verwandter Swanahilds bezeugt.
Gegen Ende von Karls Lebenszeit
dominierte eine "bayerische Partei" um seine zweite Gemahlin
Swanahild
am Hofe, die dem jungen Grifo ein Erbteil
sicherte. Dies geschah auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes"
(improbae mulieris), wie die Metzer Annalen berichten.
Karlmann und Pippin
haben anscheinend noch vor der Jahreswende 741/42 den Versuch ihres Halbbruders
im Keim erstickt, sein zentral gelegenes Teilreich an sich zu reißen.
Grifo
wurde auf dem Chevremont bei Lüttich gefangengesetzt, während
seine Mutter Swanahild im alten Königskloster
Chelles bei Paris verschwand, das hier erstmals in den Händen
der
KAROLINGER begegnet. Die Abqualifizierung
der zweiten Gemahlin Karls als
Konkubine bildete offenbar die moralische Rechtfertigung dieses Vorgehens
und dürfte sich von daher in der Überlieferung ausgebreitet haben.
Konecny Silvia: Seite 52
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"Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die
politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen
Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."
In ähnlicher Weise scheint auch die Verbindung Karl
Martells mit
Swanahild den
Sieg der Franken über die Baiern begleitet zu haben. Zwar war Baiern
bis zu seiner Eingliederung in das fränkische Reich unter KARL
DEM GROSSEN ein selbständiges Regnum. Es lebte dort jedoch
eine fränkisch orientierte Oberschicht. Daher kann bei der Ehe
Karl
Martells mit
Swanhild nur
im weitesten Sinne von einer Ausländerehe gesprochen werden. Mit
Swanahild
und ihrer Tante Bele(Plek-)trud brachte Karl
Martell
725 zwei Angehörige der bairischen Herzogsfamilie
ins fränkische Reich. Ob die beiden Frauen ihm freiwillig folgten,
da schon vor seiner Heerfahrt eine Annäherung eines Teils der agilolfingischen
Sippe an die fränkische Politik stattgefunden hatte, oder ob auch
die Ehe
Karl Martells mit Swanhild
einer Geiselnahme gleichkam, kann letztlich nicht entschieden
werden. Im
Unterschied zu Theutsinda
nahm Swanahild jedenfalls Einfluß
auf die fränkische Politik. Zwar muß jener Bericht bezweifelt
werden, demzufolge Swanahild ihren
Gatten vorübergehend aus Paris vertrieben hätte. Ihre Aktivitäten
im Sinne einer bairischen Politik sind hingegen gut bezeugt. Auf ihren
Rat hin heiratete Hiltrud gegen den
Willen ihrer Brüder den Bayern-Herzog Odilo, und stellte
Grifo
seine Ansprüche. In Swanahild
hatten also bairische Interssen ein Sprachrohr im fränkischen
Reich.
Swanahilds Stellung dürfte
das neu erstarkte bairische Herzogtum förderlich gewesen sein. Auch
wenn sie ursprünglich als Geisel gegolten haben sollte, kam ihr später
doch bedeutend mehr Einfluß zu als Theutsinda.
Möglicherweise gehörte Bele(Plek-)trud
auch in den Umkreis der Irmina-Sippe,
wie ihre Namensvetterin und Gemahlin Pippins II.,
Plektrud, wie dies Störmer annimmt.
Karl Martell könnte die Ehe mit
Swanahild dann auch angestrebt haben,
um seine Ansprüche auf die Besitzungen
Plektruds
zu legitimieren. Swanahild selbst,
die eine Nichte Bele(Plek-)truds war, brachte er gemeinsam
mit der Tante aus Baiern ins Franken-Reich. Swanahild
trat, abgesehen von einer wenig glaubwürdigen Nachricht in einer Bestätigung
der Zollfreiheit für S. Denis, erst nach dem Tode Karl
Martells politisch in Erscheinung. Sie unterstützte die
Erbansprüche
Grifos und veranlaßte
ihre Stieftochter Hiltrud zu einer
Ehe mit dem AGILOLFINGER Odilo.
Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 17-20,259
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"Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"
Karls Zustand muß
sich derart verschlimmert haben, daß man ihn zeitweise kaltstellen
konnte. Ohne jeglichen Zweifel war es Swanahild,
die agilolfische Gemahlin, die
ihren Gatten in ihrem Sinne zu beeinflussen wußte und ihn schließlich
von den Schalthebeln der Macht entfernte: Als Karl
Martell wenige Wochen vor seinem Tod dem Kloster Saint-Denis,
in dem er beigesetzt werden wollte, eine letztwillige Verfügung zukommen
ließ, unterzeichneten den Schenkungsakt zum Zeichen ihrer Zustimmung
neben einer Reihe von Grafen und Klerikern nur die inlustris matrona
Sonechildis
und sein Sohn
Grifo, nicht dagegen
Karls
Söhne erster Ehe. Swanahild konnte
es wagen, mit Hilfe des Grafen Gairefred von Paris ihre Hand auf
einen Teil der Einkünfte zu legen, die der Abtei Saint-Denis vom jährlichen
Dionysius-Markt und seinem Umsatz zustanden. Vor allem aber erreichte sie,
daß KarlMartell, ohne seine
optimates
zu konsultieren, seine spätestens im Frühjahr 737 getroffene
Regelung der Erb- und Herrschaftsnachfolge umstieß und für Swanahilds
Sohn Grifo eine terna portio
aus Teilen Neustriens, Austrasiens und Burgunds inmitten der den älteren
Söhnen zugedachten Herrschaftsbezirke zusammenfügte. Für
die Stieftochter Hiltrud jedoch
arrangierte
Swanahild die Verbindung
mit ihrem Verwandten Odilo, so daß mit dessen mit Hiltrud
gezeugter Sohn gegebenenfalls ein weiterer Ere bereitstand.
Daß Grifo,
den Vater und Mutter einst dem Gebet des Bonifatius enpfohlen hatten,
vielleicht die potestas in Thüringen übernehme, hatte
Bonifatius augenscheinlich erfahren, bat er doch ihn um Schutz und
Unterstützung für sich und seine Untergebene in dieser Region.
Mitten im Text geht der an Grifo gerichtete
Brief in die Anrede an die filia carissimi über.
Vor dem in einer Quelle postulierten Herrschaftsantritt
der Söhne Karl Martells aus erster
Ehe stand die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem vom Vater als
Miterben nachgeschobenen Halbbruder Grifo,
den seine Mutter Swanahild gedrängt
haben soll, sich des Gesamterbes des verstorbenen Hausmeiers zu bemächtigen.
Karlmann
und
Pippin kamen mit ihren
jeweiligen Anhängern überein, eben dies mit militärischen
Mitteln zu verhindern, gegebenenfalls Grifo gefangenzusetzen
und ihn dadurch zu hindern, seine und seiner Mutter Pläne zu reaslisieren.
Auf die Kunde vom Aufmarsch der Brüder hin stob
die um Swanahild gescharte Hofpartei
auseinander: Swanahild sorgte mit willigen
Helfern dafür, daß ihre Stieftochter Hiltrud
rasch zu Herzog Odilo nach Bayern gelangte, der sie nunmehr rechtsförmlich
zur Ehefrau nahm - angeblich zum Leidwesen ihrer Brüder. Sie selbst
zog sich mit ihrem Sohn Grifo
und ihren und Grifos Parteigängern
in die civitatis Laon zurück, von den Kräften der Stiefsöhne
belagert. Bald erkannte Grifo die Aussichtslosigkeit
seines Widerstandes, er ergab sich den Halbbrüdern. Diese scheinen
sich in diesem Moment getrennt zu haben: Karlmann
setzte Grifo in Chevremont gefangen
und wies Swanahild ins Kloster Chelles
ein. Während er so im Kernraum der karolingischen
Macht die angestrebte Ordnung wiederherstellte und vielleicht in diesem
Operationsrahmen Theodoald,
den einst von Pippin
dem Mittleren als Nachfolger berufenen Hausmeier, als lästigen
Mitbewerber beseitigte [Annales Petaviani ad a. 741, MGH SS 1, Seite 11
und Annales Alamannici ad a. 741, hg. von Lendi (wie Anm. 15), Seite 150:
..et Theod(o)aldus interfectus est.
Dazu Collins, Deception (wie Anm. 121), Seite 230-235. Oder sollte Theodoald
gar der von Bonifatius 741/42 einmal erwähnte avunculus
ducis Francorum gewesen sein? Dann freilich wäre er gegen den
Willen des Hausmeiers getötet worden; vgl. MGH Ep. sel. 1, Seite 180-186
Nr 50.], zog sein Bruder Pippin
mit seinem Onkel Childebrand
ins nördliche Burgund, wohl um einer etwaigen Installation
Grifos
und seiner Partei zuvorzukommen. Da Karl
Martells Erb- und Nachfolgeregelung
zugunsten Grifos und dessen Versuch,
das ihm zugesprochene Erbe anzutreten, das Teilungsprojekt von 735/37 umgestoßen
hatten, lag es nunmehr nach Grifos
vorläufigem Ausschaltung an Karlmann
und Pippin, das Machterbe des Vaters
gemeinsam anzutreten.
Dahn Felix: Seite 473-474,478,479
**********
"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Nun steht fest, daß Bonifatius wenigstens
in einem Brief an Grifo voraussetzt,
daß dieser in die Lage kommen werde, das Christentum in Thüringen
zu schützen. Daraus erhellt unzweifelhaft, daß, im Gegensatz
zu jener Erbteilung, auch Grifo Herrschergewalt,
und zwar vielleicht auch in Thüringen, erhalten sollte, denn "potestas"
ist doch nicht bloß "Einfluß". Hierauf, auf ein Wort aus dem
Jahre 741 selbst, ist ungleich mehr Gewicht zu legen, als auf den handgreiflich
gefärbten (nach dem späteren Auftreten
Swanahilds),
dieser bitter feindlichen, für Pippin
blind parteiischen Bericht der Metzer Annalen, wonach Karl
auf Anraten Swanahilds dem Sohn
Grifo einen Teil in der Mitte seines
"Fürstengebietes" verliehen hat, nämlich ein Stück von Neustrien,
von Austrasien und von Burgund.
Nach der einen Quelle war es Swanahild,
welche Grifoanstachelte,
sich nicht mit jener Abfindung zu begnügen, sondern nach dem "ganzen
Reich" zu trachten. Er bemächtigte er sich Laons (Laudunum) und erklärte
den Brüdern den Krieg, welche ihn jedoch sehr rasch dort einschlossen
und zur Übergabe zwangen, worauf ihn
Karlmann
nach Neufchateau (bei Luxemburg), nahe den Ardennen bringen ließ,
wo er in Haft blieb, bis Karlmann die
Regierung niederlegte. Nach den Annalen von Metz dagegen ergreifen die
"Franken", das heiß die beiden Hausmeier, unzufrieden mit jener Belehnung
Grifos,
die Waffen, ihm auch diese Abfindung zu nehmen. Grifo
flieht mit
Swanahild nach Laon und
wird hier zur Aufgabe gezwungen. Einhard wie die Metzer Annalen
sind Swanahild und Grifo
sehr feindlich. Es muß daher auffallen, daß letztere gleichwohl
"den Franken", welche die beiden Hausmeier dann "mit sich nehmen", immerhin
die Schuld des Angriffs zuschieben. Gleichzeitig hatte die offenbar ränkekundige
Baierin ihre Stieftochter Hiltrud
angeregt, mit Hilfe von Genosinnen über den Rhein zu fliehen und nach
Baiern zu gehen, wo sie sofort gegen ihrer beiden Brüder Willen Herzog
Oatilo
(Odilo), Swanahilds
Verwandten, heiratete.
Die Sieger begnügten sich, Swanahild
in das berühmte Nonnenkloster Chelles zu verweisen,
das wiederholt ähnlichen Zwecken ehrenvoller Haft gedient hatte und
künftig noch dienen sollte; sie wurde sogar zur Äbtissin
bestellt, aber doch gewiß auch ihr das Verlassen der Mauern unersagt;
damals (741) wurde ein "avunculus" der beiden Hausmeier getötet,
aber zweifelhaft bleibt, ob dieser "avunculus" jener Theudoald
ist, der 741 getötet wurde, und ob dieser Theudoald
jener bekannte Sohn Grimoalds
war, oder ein Bruder Hrothrudis'; keinesfalls wird der "avunculus"
von seinem Neffen ermordet, denn Bonifatius sagt, er könne
den zum Nachfolger in seinem Bistum Bestimmten nicht wohl einsetzen, da
dessen Bruder den "avunculus" der Franken-Herzöge getötet
habe; diese sind also mit der Tötung nicht einverstanden.
Störmer Wilhelm: Seite 38
***************
"Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen
Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band
IV."
Nach dem Tode des dux Landfried
gelang es dessen Bruder Theutbald
noch einmal, eine alemannische Herzogsgewalt aufzubauen. Sollte das mit
Unterstützung
Swanahilds, der
Gemahlin Karl Martells geschehen sein?
Sie war ja eine neptis Odilos und damit auch Theudebalds,
da beide Brüder waren. Jedenfalls blieben seither Bayern und Alemannien
unbehelligt bis zum Tode Karl Martells
741. Es kann sogar vermutet werden, dass Swanahild
nach dem Tode des Bayern-Herzogs Hucbert um 736 ihren Verwandten
Odilo,
dem alemannischen AGILOLFINGER, zum
bayerischen Herzogsstuhl verhalf.
Jedenfalls war es Swanahild,
welche die Ehe ihrer Stieftochter Hiltrud (aus
Karl
Martells erster Ehe) mit Herzog Odilo vermittelte und
betrieb, und zwar gegen den Willen der Brüder
Hiltruds,
Pippin
und
Karlmann.
Der Widerstand der beiden Hausmeier-Söhne gegen diese Verbindung zeigt
wiederum das Politikum jener Ehe. Vermutlich war dies nicht Odilos
erste Ehe, denn er muß damals schon mindestens 30 Jahre alt gewesen
sein. Swanahild brauchte offenbar ihren Oheim Odilo, um die
Erbfolge ihres Sohnes Grifo gegen die
Stiefsöhne Karlmann
und Pippin durchsetzen zu können,
was freilich letztlich mißlang. Karl Martellhatte
ihn - auf Pression Swanahilds hin,
so dürfen wir interpretieren - nachträglich zum Miterben gemacht,
was die beiden älteren Söhne nicht anerkannten. Die sogenannten
Einhardsannalen berichten zum Jahr 741, dem Todesjahr Karl
Martells, dass Swanahildihrem
Sohne Grifo sogar die Hoffnung auf
den Besitz des ganzen Reiches gemacht habe. Im folgenden "Erbfolgekrieg"
zwischen Pippin und
Karlmann
einerseits undGrifo andererseits wird
noch einmal die große Auseinandersetzung zwischen ARNULFINGER-KAROLINGERN
und AGILOLFINGERN ausgetragen, die
sich rund ein Jahrzehnt hinzog, da Grifo
immer wieder Anhänger fand.
oo 2. Karl Martell
um 688 † 15. oder 22.10.741
Kinder:
Grifo
um 726 † 753
Literatur:
-----------
Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 5,8,12,16-19 - Borgolte
Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.
Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1984, Seite 223 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag
Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 769 - Dahn Felix: Die Franken.
Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
1977, Seite 474 - Hlawitschka Eduard, Die Vorfahren Karls
des Großen (Braunfels, Karl der Große I) Seite 79 - Konecny
Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische
Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie
vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien
1976, Seite 52 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 303 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt
Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991,
Seite 63,72,74 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 42,49,51 - Schneider
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter.
Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 183 - Spindler Max: Handbuch
der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum
bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung
München Seite 123-125 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen
im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen
Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische
Landesgeschichte München 1972 Seite 38 - Werner Karl Ferdinand:
Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch
Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 386 - Werner
Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1982, Seite 226,232,235,266 - Wies Ernst W.:
Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986,
Seite 37,70,137 -