Begraben: Noyon
Sohn des 675 ermordeten Franken-Königs Childerich
II. und der Bilchilde,
Tochter von König Sigibert
III.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1825
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Chilperich II., merowingischer König 716-721
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† 721
Noyon
Begraben: Noyon
Sohn Childerichs II.
Chilperich II., der als clericus den Namen Daniel führte, wurde 716 als Nachfolger Dagoberts III. (MGH DD Merov. 84) im Alter von 41/45 Jahren von den Neustriern zum König im Kerngebiet des Franken-Reiches erhoben (MGH SRM II, Lib. hist. Franc. 52). Neben der alten neustrischen sedes Paris erscheint die Pfalz Compiegne als eigentliche Residenz dieses Königs. Die Wirksamkeit Chilperichs als nominelles Haupt der starken neustrischen Opposition gegen die PIPPINIDEN (KAROLINGER) war durch seine Bindung an Raganfred gekennzeichnet, den amtierenden neustrischen maiordomus. Zweckbündnisse mit dem Friesen-dux Radbod (717) und Eudo von Aquitanien (718) gegen Karl Martell schlugen fehl, der bei Ambleve, Vinchy (717) und Soissons (718) die Neustrier besiegte. Als der von Karl gestützte Chlothar IV. 719 starb, ließ Karl sich Chilperich II. von Eudo ausliefern und erkannte ihn mit der Wiederherstellung seines Einflusses in Neustrien als rex an (Lib. hist. Franc. 53). Als Nachfolger des 721 verstorbenen Chilperich II. bestimmte Karl Martell Theuderich IV.
Literatur:
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F. Lot, Naissance de France, Paris o. J.[1948], 118-119
- E. Ewig, Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 15-59 - J. Semmler, Zur
pippinid.-karol. Sukzessionskrise 714-723, DA 33, 1977, 1-36 - E. Ewig,
Spätantikes und frk. Gallien II, 1979, 128, 194. -
CHILPERICH II.
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†
720
Chilperich II. lebte
als Bruder Daniel im Kloster, bis er 715 von den Gegnern Karl
Martells, dem Hausmeier Raganfred und Plektrudis
von Austrien, als König von Neustrien aufgestellt wurde.
Karl Martell
verjagte ihn 717 nach der Schlacht bei Vincy. Chilperich
floh nach Aquitanien, wurde 719 vom Herzog ausgeliefert und von Karl
formal anerkannt.
Da Dagobert III. im
Winter 715/16 starb, kamen Raganfrid und sein Anhang rasch in die
Lage, ganz nach dem Vorbild Pippins
einen weiteren MEROWINGER
als nominellen König bestimmen zu können. Sie entscheiden sich
für einen früher in den Klerus abgeschobenen Sohn Childerichs
II., der sich fortan Chilperich II.
nannte
und den zu neuem Selbstbewußtsein erstarkten Neustriern für
das bevorstehende Ringen um Auster
den legitimierenden Rückhalt bot.
Im Zusammenspiel mit den Friesen unter Radbod,
die rheinaufwärts heranrückten, wurde im Frühjahr 716 sogar
Köln das Ziel ihres Angriffs, wo der bedrängten Plektrud
schließlich nichts übrig blieb, als Chilperich
und seinem Hausmeier ansehnliche Schätze auszuhändigen.
In der doppelten Rebellion gegen die neustrische Reichsregierung
wie auch gegen die bisher tonangebende austrische Führungsgruppe um
Plektrud
verharrend, sammelte Karl Martell indes
wietere Kräfte hinter sich und war übers Jahr imstande,
Chilperich
II.
und Raganfrid am 21.3.717 bei Vinchy im Cambresis
siegreich aus dem Felde zu schlagen.
Eudo unterwarf sich und lieferte den mitgeführten
König
Chilperich
II. samt dessen Schätzen dem Sieger aus. Da
Chlothar
IV. rasch gestorben war, bot sich die Lösung an, daß
Karl den überlebenden
MEROWINGER
unter seine Kuratel nahm, von ihm das Hausmeieramt empfing (ab 720 bezeugt)
und damit formal den Rivalen Raganfrid verdrängte.
oo N.N.
†
Kinder:
Childerich III.
† 752/53
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
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