Einzige Tochter des Franken-Königs
Sigibert III.
und der Chimnechild
Schwennicke Detlev: Tafel 2
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
BILICHILDE
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† ermordet
schwanger Herbst 675
Begraben: Saint-Germain-des-Pres
oo 18.X./9.XII. 662
CHILDERICH
II., König der Franken in Austrasien
† ermordet Herbst 675
BILCHILDE
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+ 675 ermordet
oo CHILDERICH II. (Cousin)
+ 675 ermordet
Leodegar griff aber auch die Ehe des Königs mit seiner Cousine Bilichild an, die ihm schon einen oder zwei Söhne - Dagobert und Chilperich - geboren hatte. Er rüttete damit an den Grundlagen von Childerichs Herrschaft in Auster und brachte auch Sigiberts Witwe Chimnechild gegen sich auf. Zum Bruch kam es schließlich anläßlich einer Streitsache zwischen dem Bischof Praeiectus von Clermont und dem patricius Hector von Marseille um das Vermögen der Matrone Claudia, deren Tochter Hector in einer Raubehe heimgeführt hatte. Hector wandte sich an Leodegar, Praeiectus an Chimnechild und den Hausmeier Wulfoald. Der König, der sich auf Einladung Leodegars nach Autun begeben hatte, entschied zugunsten des Bischofs von Clermont und trug ihm auf, die Karsamstagsliturgie pro salute regis et statu ecclesiae in der Bischofsstadt Leodegars zu feiern: ein offenbares Zeichen der Ungnade für Leodegar. Gegner klagten den Bischof von Autun und den patricius der Provence des Hochverrats an. Hector wurde hingerichtet, Leodegar nach Luxeuil verbannt. Der Knoten schürzte sich jedoch nicht in Burgund, sondern in Neustrien. Eine von Childerich gegen den Franken Bodilo gesetzwidrig verhängte ehrenrührige Strafe führte zu einer Verschwörung Bodilos mit Amalbert, der wohl Graf von Noyon war, und Ingobert. Die Verschworenen legten dem König in der silva Lauconis im Herbst 675 einen Hinterhalt und erschlugen Childerich mitsamt seiner Gattin Bilichild und ihrem kaum 5-jährigen Sohn Dagobert. Der Hauptschuldige an der Untat, die auch von den Zeitgenossen mißbilligt wurde, war der in seiner Ehre gekränkte Bodilo. Die königliche Familie wurde durch Audoin von Rouen nach Paris überführt und in der Heiligenkreuzkirche Childeberts I. (St. Germain-des-Pres), der traditionellen Königsnekropole, beigesetzt, wo man 1656 ihre Sarkophage wieder auffand. Das überlebende Königskind Chilperich wurde zum Kleriker bestimmt und erhielt den Namen Daniel.
Schneider Reinhard: Seite 164,228
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Um eine modifizierte Form der Einheirat aber handelte
es sich, als
König
Childerich später seiner Tante
Himnechildis
Tochter
Bilichilde, seine eigene Kusine und die Schwester Dagoberts
II., heiratete. Unterstellt man, daß diese Heirat schon
661/62 anvisiert worden ist [551 Ewig, Teilreiche 123, spricht von
einem Verlöbnis
Childerichs II.
mit Bilichilde als einer - neben Childerichs
Erhebung durch die Austrasier - Bedingung für die Einigung zwischen
Ostreich und Westreich], dann verliert die neustrischen Einflußnahme
auf Austrasiens Herrscherbestellung doch einiges von der hohen Bedeutung,
die ihr aufgrund der Angaben aus der Vita Balthildis zugemessen worden
ist.
In einer Urkunde Childerichs
II. für Stablo-Malmedy vom 6.9.670, die der MEROWINGER
gemeinsam mit seiner Tante und Schwiegermutter Himnechilde,
der Witwe Sigiberts III., und
deren Tochter, seiner eigenen Ehefrau Bilichilde,
ausstellte, findet sich aber ein Formelbeleg für beide Königinnen.
Offergeld Thilo: Seite 268
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"Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im
frühen Mittelalter."
Dieser Feststellung stehen lediglich zwei Diplome Childerichs II. entgegen, in denen neben dem König die faktische Regentin Chimnechild, im zweiten Fall außer dieser sogar noch drei weitere Personen als Aussteller fungieren. Theo Kölzer hat diese Irregularität jedoch bei beiden Stücken als Zutat späterer Interpolatoren erwiesen, die möglicherweise durch die in beiden Diplomen zu beobachtende Mit-Unterfertigung der Königin(nen) zu erklären [732 Es handelt sich um das zwar gefälschte, aber auf echter Grundlage beruhende D Mer. 102 mit Childericus rex et Chinechildis regina in der Intitulatio sowie D 108, in dem neben Childerich und Chimnechild noch seine Gattin Bilichild als gratia Dei(!) regina und die viri inlustri Gundoin und Hodo als Aussteller bezeichnet werden. Die beiden Großen dürften ursprünglich als Adressaten genannt worden und erst durch die spätere Übberarbeitung in die Intitulatio geraten sein (vgl. schon Bresslau, Handbuch 2, Seite 202 Anm. 1), wodurch sich dann wiederum die ganz irreguläre Unterfertigung durch das signum Gundoins erklären ließe; im Vergleich zur Nennung der Königinnen wäre es also der umgekehrte Vorgang. Vgl. die jeweiligen Vorbemerkungen in der Edition Kölzers sowie Kölzer, Merowingerstudien 1, Seite 24-26.].
Hartmann Martina: Seite 31,75,79,84,97,167
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
Nun war der Bischof von Autun der vornehmste Ratgeber
des neuen Königs, Childerichs II. (6662/63-675),
und ein gefürchteter Richter. Allerdings überwarf er sich schon
bald mit dem König und verurteilte dessen Ehe mit seiner Cousine
Bilichild
(siehe unten Seite 80).
Wohl zwischen 650 und 655 gebar Chimnechilde
dann doch noch zwei "Königskinder", nämlich Bilichild
und
Dagobert,
wobei die Wahl des Mächennamens erstaunt, war dies doch der Name der
Gemahlin Theudeberts
II., die von ihrer Schwiegermutter als Sklavin gekauft und
von ihrem Mann schließlich umgebracht worden war (610).
Nachdem der Hausmeier
Grimoald in Austrasien Dagobert,
den Sohn Sigiberts III. (639-656/57),
durch Exilierung von der Nachfolge ausgeschaltet und seinen eigenen Sohn
Childebertus
adoptivus auf den Thron gesetzt hatte (siehe oben Seite
75), wäre es eigentlich naheliegend gewesen, nach dem Tod des Childebert
den
inzwischen nicht mehr so kleinen Dagobert
aus Irland zurückzuholen und auf den austrischen Thron seines Großvaters
Dagobert
I. und seines Vaters Sigibert III.
zu setzen. Doch die Großen Austriens wählten eine
andere Lösung: Sie vermählten 662 in einer "Kinderheirat"
Childerich,
den jüngsten, um 655 geborenen (und damit dem irischen Dagobert
etwa
gleichaltrigen) Sohn des neustrischen Königs
Chlodwig II. (639-657) mit
seiner "neustrischen" Cousine Bilichild,
der Tochter Sigiberts III. und Schwester
Dagoberts.
Bilichild
war
vermutlich etwas älter als der ungefähr sechsjährige Childerich
II. (662/63-675), und ihre Mutter Chimnechilde
übernahm die vormundschaftliche Regierung für ihren "kleinen
Schwiegersohn", obwohl sie ja selbst einen Sohn geboren hatte, der König
hätte werden können, nämlich Dagobert.
Warum der austrasische Adel sich für diese Lösung entschied,
ist unklar. Man hat vermutet, dies sei noch die Idee des dann von den Neustriern
hingerichteten Grimoald gewesen.
Nach dem unerwarteten Tod des neustrischen Königs
Chlothar
III.
(657-673) wünschte sich der neustrische Adel nicht
den mittleren Bruder Theuderich
III. zum König, den Ebroin
favorisierte, sondern den jüngsten, eben den austrischen Herrscher
Childerich II., der damit Herrscher
des Gesamtreiches wurde.
Sein wichtigster Berater wurde Bischof Leodgar von
Autun (662-677), der große Gegner des gestürzten
Hausmeiers Ebroin, doch trübte sich das Verhältnis schon
bald, möglicherweise ging es um die Rechte jedes Reichsteiles, die
von Childerich vielleicht nicht genug
beachtet wurden. Leodegar griff außerdem die Ehe des Königs
mit Bilichild an, die wegen zu naher
Verwandtschaft den Regeln des Kirchenrechts widersprach. Letztlich war
es aber wieder einmal eine Adelsverschwörung, diie den König
bereits zwei Jahre später zu Fall brachte:
Jener Childerich
aber war sehr leichtsinnig, handelte
in allem sehr unvorsichtig und unterdrückte
die
Franken schwer, bis endlich größter
Hass und
Empörung unter ihnen wuchs. Einen
von ihnen,
einen Franken namens Bodilo, befahl
er gegen das
Gesetz, an einen Pfahl gebunden auszupeitschen.
Als die Franken, nämmlich Ingobert,
Amalbert
und
die übrigen fränkischen Großen,
das sahen, wurden
sie sehr zornig und zettelten einen Aufstand
gegen
jenen Childerich
an.
Auch Bodilo erhob sich mit
den übrigen Franken gegen ihn und
lockte den König
in eine Falle; er tötete ihn samt
seiner schwangeren
Königin, was schmerzlich zu berichten
ist.
(Liber Histrioriae Francorum c. 44,
Seite 367 und 369)
Mit Childerich II. und
Bilichild
starb 675 aber nicht nur das ungeborene Kind, man tötete auch
den kaum fünfjährigen Sohn Dagobert.
Der zweite Sohn, der vielleicht erst ein oder zwei Jahre alt war, wurde
unter dem Namen Daniel
zum Kleriker bestimmt und in ein Kloster
eingewiesen. Erst 40 Jahre später sollte man sich seiner erinnern
und ihn zum König erheben (siehe unten Seite 84f.). Den toten Childerich
brachte man mit Bilichild und dem kleinen
Dagobert
nach Saint-Germain-des-Pres, wo ihre Gräber 1656 wieder aufgefunden
wurden.
6.9.667
oo Childerich II. Frankenkönig
655 †
Herbst
675 ermordet
Kinder:
Chilperich II.
†
721
Dagobert
670 † Herbst
675
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899,
Seite 457 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich, Seite
145,157,165,203 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die
Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 31,75,77,79,84,97,167 - Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 268,273 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter,
Seite 164,228,259 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln
Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998
Tafel 2 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag
Frankfurt/Main 1993 Tafel 3 -