Begraben: St. Denis zu Paris
2. Sohn des Franken-Königs Chlothar
II. aus seiner 1. Ehe mit der
Berthetrudis
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 429
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Dagobert I., merowingischer König
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* ca.608, † 19. Januar
639
Begraben: St. Denis
Nach zehnjähriger Alleinherrschaft setzte Chlothar
II. seinen Sohn Dagobert I. zum
Unter-König
im reduzierten Austrien ein (ohne die Gebiete westlich von Ardennen
und Vogesen und die Exklaven in Aquitanien und in der Provence). Der Hausmeier
Pippin
der Ältere und Bischof Arnulf
von Metz wurden seine maßgeblichen Berater. Anläßlich
seiner Hochzeit mit Gomatrude,
einer Schwester seiner Stiefmutter, ertrotzte Dagobert
I. 625/26 eine Vergrößerung seines Unter-Königtums
nach Westen. Nach Arnulfs Rückzug in die Einsamkeit der Vogesen
(Remiremont) wurde Bischof Kunibert von Köln neuer Berater.
629, nach dem Tod Chlothars II., wurde
Dagobert I. Nachfolger im Gesamtreich; die Ansprüche
seines Bruders Charibert
II. befriedigte er mit einem Unter-Königreich Toulouse
(mit den Marken gegen Basken und Septimanien), das aber nach Chariberts
Tod 632 bereits wieder aufgelöst wurde.
Rivalitäten innerhalb der Reichsaristokratie (besonders
Unzufriedenheit der Austrasier) und außenpolitische Mißerfolge
gegenüber dem Slaven-Reich des Samo
(631 Niederlage bei der Wogastisburg), den Thüringern
und den Sachsen (Verlust des Tributs
der Ostsachsen) zwangen Dagobert I.
zu neuerlichen Zugeständnissen: 633 erhob er in Metz seinen dreijährigen
Sohn Sigibert
III. zum Unter-König in Austrasien; Bischof Kunibert
von Köln und der dux Adalgisel
fungierten als Regenten. Nach der Geburt eines zweiten Sohnes
Chlodwig
II. 634 begegnete Dagobert
den neustrischen Widerständen gegen eine mögliche austrasische
Vorherrschaft mit einer Erbregelung im Sinne des alten Teilungsprinzips:
Sigibert
III. sollte Austrasien (mit
den südgallischen Exklaven),
Chlodwig II.
in Neustrien und Frankoburgund
nachfolgen. Nach erfolgreichen Kämpfen gegen die Basken und der Unterwerfung
des Bretonen starb der letzte bedeutende
MEROWINGER
am 19. Januar 638 (oder 639); in der von ihm reich ausgestatteten
Basilika von St- Denis fand er sein Grab.
Das Nachleben des "bon roi Dagobert",
des populärsten MEROWINGER-Königs
reicht - besonders in Frankreich - bis in die Gegenwart.
Quellen:
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Fredegar IV, 47, 52-62,67-68,72-80 (MGH SRM II) - Liber
hist. Fr. 41-43 (ebd.) - Gesta Dagoberti I. regis Fr. (ebd.) -
Literatur:
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Hoops² V, 176-179 - R. Barroux, D. roi des Francs,
1938 - E. Ewig, Die frk. Teilreiche im 7. Jh., Trierer Zs. 22, 1953, 107-115
(= Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976, 194-201) - Ders.,
Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 1974, 50 - M. Bouvier-Ajam, D., 1980
- C. Wehrli, Ma. Überlieferungen von D. I., 1982 -
Dagobert I., fränkischer König
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* um 605/10, † 19.1.639
Paris
Dagobert I. war der
letzte bedeutende MEROWINGER-König.
Er residierte in Paris. Dagobert
konnte
die königliche Gewalt zwar stärken, aber die Einheit des Reiches
nicht für die Zukunft absichern. Sein Versuch, das um 623/24 von dem
fränkischen
Kaufmann Samo gegründete Slawen-Reich
im westlichen Böhmen unter seine Herrschaft zu bringen, mißlang.
Sein Heer wurde 631 von Samo besiegt.
Bei seinen Zeitgenossen galt Dagobert
als
gewaltsamer und sittenloser Herrscher, der unter anderem nahezu 5.000
Bulgaren, die in seinem Reich Zuflucht gesucht hatten, seinem politischen
Ausgleich mit Byzanz opferte und ermorden ließ. Um sein Seelenheil
besorgt, ließ Dagobert gegen
Ende seines Lebens, so erzählt die Legende, die Abtei St. Denis bauen,
die zur Begräbnisstätte der fränkischen Könige wurde.
K 1
Lü: 19.1. Dagobertus rex † 639 König Dagobert I.
Die Eintragung des MEROWINGER-Königs
Dagobert
I. bezeichnet die älteste Person des Lüneburger Necrologs.
Sie wurde zweifellos aus älteren Vorlagen übernommen, deren Herkunft
jedoch nicht zu bestimmen ist, siehe dazu oben Seite 66.
Auch im Möllenbecker Necrolog findet sich, allerdings
zum 9.2., der Eintrag Dagobertus rex
et amicus S. Dionisii.
Dagoberts Ruhm als
Förderer von Kirchen und Klöstern läßt eine memoria
an mehreren Orten erwarten; vgl. Fritze, Zur Entstehungsgeschichte des
Bistums Utrecht, Seite 110f.; Prinz, Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland,
Seite 49; Keller, Fränkische Herrschaft und alemannisches Herzogtum,
Seite 21f.
Allgemein LThK, 3, Spalte 122f., NDB 3, Seite 474f. Biographisches
Wörterbuch 1, Spalte 503, Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich,
passim, besonders Seite 163f.
DAGOBERT I.
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†
639
Dagobert I. wurde
623 durch den austrasischen Adel König von Austrien und führte
Kriege gegen seinen Vater. Dagobert
bewahrte
Austrien seine Autonomie im Gesamtreich. Nach dem Tode seines Vaters übernahm
er auch die Regierung in Neustrien und vereinigte im wesentlichen noch
einmal das Franken-Reich. Er verlegte seine Residenz nach Paris und ernannte
Pippin
den Älteren als Repräsentant zum Hausmeier. Er erneuerte
alte Bündnisse mit Byzanz, griff öfters in westgotische Thronkriege
ein und verzichtete auf alle Sachsentribute (400 Kühe pro Jahr). Der
immer stärker werdende austrische Adel, der gegen die Zentralisierungsmaßnahmen
Dagoberts
I. opponierte, erzwang 633 die Einsetzung von
Dagoberts Sohn Sigibert III.
als König von Austrien. Daneben trat auch immer stärker der Gegensatz
Königreichsaristokratie hervor. Im Kampf gegen das Slawenreich des
Samo
wurde Dagobert von diesem vermutlich
bei Wogastisburg geschlagen und verlor sorbische Gebiete an ihn. Er unterwarf
erneut Gascogne und Bretagne, förderte die Missionierung des niederländischen
Raumes und Hessens. Dagobert
gründete
wohl Meersburg (= Dagobertsturm) und das Bistum Konstanz als Zentrum der
Alemannenmissionierung.
628
2. oo Nantechildis
†
3. oo Ragnetrudis
†
Kinder:
2. Ehe
Sigibert III.
629-1.2.656
3. Ehe
Chlodwig II.
634- Herbst 657
Literatur:
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