Stammtafel im Anhang Band IX des Lexikons des Mittelalters
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1629
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Palaiologen
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Jüngstes der bedeutenden byzantinischen Geschlechter
Der Name begegnet erstmals in der 2. Hälfte des 11.
Jh. für Nikephoros,
General Kaiser
Michaels
VII. (1071-1078). Der
Aufstieg der Familie unbekannter Provenienz begann durch Unterstützung
der Dynastie der KOMNENEN
(seit 1081), verbunden mit hohen militärischen Ämtern und Einheirat
in die ältesten führenden Geschlechter (DUKAS,
KOMNENEN,
ANGELOI).
Verbindung mit dem regierenden Kaiserhaus erst Ende 12. Jh. durch Heirat
des Alexios
Palaiologos mit
Eirene,
Tochter Alexios'
III. Angelos. Der Begründer des Reiches von Nikaia,
Theodor
I. Laskaris, beauftragte Andronikos,
Sohn des genannten Alexios, mit der militärischen Organisation
des neuen Staates. Sein Sohn Michael
(oo Tochter des Vetters von Kaiser
Johannes
III. Dukas Vatatzes), 1258 Regent für den minderjährigen
Johannes
IV. Laskaris, wurde nach dessen Absetzung und Blendung am
1. Januar 1259 Kaiser und begründete die langlebige Kaiserdynastie
(bis 29. Mai 1453), die durch die Rückgewinnung Konstantinopels (25.
Juli1261) auch wieder den alten Mittelpunkt bekam. In seinem Titel (DUKAS,
KOMNENOS,
ANGELOS ho PALAIOLOGOS)
gibt er der Verbindung mit der Tradition und der Superiorität des
eigenen Geschlechts Ausdruck. Im noch wesentlich stärkerem Umfang
als die KOMNENEN im 12. Jh. trieben
die PALAIOLOGEN-Kaiser Familienpolitik,
indem die wesentlichen Staats- und Kommandoämter (nicht jedoch kirchliche
Ämter) mit Verwandten besetzt wurden, was besonders angesichts der
zunehmenden territorialen Verkleinerung des Reiches zu Rivalitäten
führte, die zum Teil in bürgerkriegsähnlichen Revolten (1321-1328,1376-1381,1390)
Ausdruck fanden. Mit der Absetzung Johannes'
VI. Kantakuzenos (1354) wurde auch die letzte einflußreiche
Familie verdrängt. Die dynastische Politik der PALAIOLOGEN
suchte immer wieder die Verbindung mit auswärtigen Fürstenhäusern
(zum Beispiel Andronikos
II. oo Anna
von Ungarn und Eirene-Jolanta
von Montferrat; Andronikos
III. oo Adelheid
von Braunschweig und Anna
von Savoyen;
Andronikos
IV. oo Maria von Bulgarien;
Despoten von Ep(e)iros, Kaiserhaus von Trapezunt, bulgarische und serbische
Herrscherhäuser, Turkemirate); die PALAIOLOGEN
waren auch mit nahezu allen bedeutenden spätbyzantinischen Familien
verwandtschaftlich verbunden. Der letzten PALAIOLOGEN-Kaiser,
Konstantin
XI., fiel kinderlos bei der Eroberung Konstantinopels 1453.
Durch die Heirat seiner Nichte Zoe
(Sophia) mit
Großfürst
Ivan Vasilevic III. von Moskau
(1472) wurde die Idee des byzantinischen Kaisertums mit der des russischen
Zarentums verbunden. In weiblicher Linie sind die PALAIOLOGEN
mit verschiedenen Familien Süd- und Südost-Europas verbunden,
wodurch egendär begründete Ansprüche auf den byzantinischen
Kaiserthron entstanden. Es ist darauf hinzuweisen, daß der Name
Palaiologen auch bei Personen begegnet, die nicht der kaiserlichen
Familie angehörten.
Die letzte byzantinische Herrscherdynastie, regierte von
1258 (1261) bis 1453. Unter den PALAIOLOGEN
wurde Konstantinopel noch einmal zurückgewonnen, aber nach aufreibenden
Defensivkämpfen auch der Untergang des Byzantinischen Reichs durch
die Türken besiegelt.
2. Durch das Testament des Markgrafen Johann von Montferrat, welcher 1305 kinderlos starb, war dessen Schwester Jolanthe (bei den Griechen Irene), Gemahlin des Kaisers Andronikos II., nebst ihren Söhnen als Erbin der Markgrafschaft Montferrat eingesetzt worden, und so kam es, daß ein Zweig der PALAIOLOGEN zu Montferrat herrschte. Theodor, zweiter Sohn der Jolanthe, eröffnete die Reihe der Markgrafen von Montferrat aus dem Geschlecht der PALAIOLOGEN. Mit Johann Georg Sebastian starb das Geschlecht 1533 aus.
3. Ein dritter Zweig der PALAIOLOGEN
herrschte von 1380-1560 in Morea.