CAMBRIDGE
Lexikon des Mittelalters:
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Cambridge
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I. Stadtgeschichte:
Cambridge, Stadt in England, liegt am südlichen Rande
des Tieflands der Fens, am Fluß Cam, der bis Cambridge
schiffbar war.
Bei einem römischen castrum
am linken Flußufer
entwickelte sich die Römerstadt Duroliponte. Sie lag am
Schnittpunkt mehrerer römischer Straßen, die das Gebiet des
späteren Ost-Anglien mit den Midlands verbanden. Die Brücke,
die der mittelalterlichen Stadt den Namen gab, wird 875 zuerst
erwähnt, sie ist vermutlich unter König
Offa von Mercien (757-796) errichtet worden. Dieser Bau
weist auch auf die Tatsache hin, daß die Siedlung sich auf die
Kiesterrasse am rechten Ufer des Cam verlagert hatte.
Cambridge
war während der dänischen Einfälle eine befestigte
Siedlung; 921 ergaben sich die Dänen von Cambridge
dem König Edward, der damit seine
Eroberung des östlichen Danelaw beendete. Der als King's Ditch bezeichnete Graben,
der die Siedlung am rechten Flußufer umgab, wurde wahrscheinlich
zur Zeit König Edwards ausgehoben. Die
Stadt hatte Tore, wohl aus Holz, erhielt aber nie eine steinerne Mauer;
der zudem schiffbare Graben sorgte für die Verteidigung. Sechs der
Kirchen in der Stadt wurden wahrscheinlich vor der normannischen
Eroberung von 1066 errichtet. Seit dem 10. Jh. bestand in Cambridge
eine Münzstätte. Das römerzeitliche Stadtgebiet war Sitz
der Regierung der Grafschaft (shire)
und bildete ein aristokratisches Stadtviertel. 1068 errichtet König Wilhelm I. dort eine Burg mit Motte
und Bailli, für deren Bau er
27 Häuser niederlegen ließ.
Um 1200 war Cambridge eine
blühende Stadt mit einem Hafen; ihre Bürger gewannen
allmählich die Kontrolle über die städtischen
Angelegenheiten. Cambridge
besaß 14 Pfarrkirchen, davon zwei auf dem linken Flußufer
und zwei in den Vorstädten auf dem rechten Ufer. Außerhalb
des »King's Ditch«
befanden sich zwei Klöster und zwei Hospitäler, von denen das
Leprosorium St. Mary Magdalene in Sturbridge (östlich der
Stadt) einen Jahrmarkt auf den umliegenden Feldern abhielt, der sich zu
einer der bedeutendsten Messen in England entwickelte. Um 1500 dauerte
er etwa einen Monat; gehandelt wurden lokale Produkte und
eingeführte Luxusartikel.
Entscheidend für die weitere Entwicklung der Stadt im
Spät-Mittelalter war die Tatsache, daß Cambridge
zum Sitz einer bedeutenden Universität und der sich seit dem 14.
Jh. zunehmend herausbildenden Kollegien (Colleges) wurde (vergleiche
Abschnitt II). Im Stadtbild traten diese Kollegien wie Gutshäuser
in Erscheinung. Sie besaßen einen Hofbezirk mit einem Torhaus,
einen Speisesaal, eine Kapelle und private Räume. Bis zu dieser
Zeit gab es in Cambridge
keine Gebäude aus Bruchsteinen, auch Backsteine wurden nur
ausnahmsweise verwendet, besonders für die Torhäuser des 15.
Jahrhunderts. Einige Kollegien erwarben Land an den Flußufern,
das besonders zur Errichtung von Landungsbrücken (hythes), Wassermühlen und
Häusern benutzt wurde. Ein Kolleg (Jesus College, 1497)
übernahm die Gebäude eines Benediktinerinnen-Klosters. Der
Unterricht fand hauptsächlich in den privaten Räumen der
Kollegien statt, aber um 1400 errichtete die Universität ein
Gebäude, die Old Schools,
um Raum zu schaffen für den Unterricht in Theologie und
kanonischem Recht sowie für die Zusammenkünfte des Senats.
M.W. Barley
II. Universität und Kollegien
[1] Die Anfänge der Universität:
Unsere Kenntnis der Ursprünge der Universität von Cambridge
ist äußerst dürftig. Die Universität Cambridge
hat vielleicht manches den Schulen der Stadt Cambridge
im 12. Jh. zu verdanken, deren Rolle noch durch die
Bildungstätigkeit der Mönche von Ely, Crowland und Barnwell
verstärkt wurde. Eine direkte Verbindung dieser Lehrtätigkeit
zur Universität Cambridge
bleibt jedoch eine spekulative Behauptung. Um 1200 gibt es noch keine
klaren Anzeichen für ein, wenigstens im Entwicklungsstadium
befindliches Zentrum höherer Bildung in Cambridge
Anscheinend war die Entstehung der Universität Cambridge
ausschließlich das Ergebnis einer Abwanderung von Lehrern und
Studenten aus Oxford nach Cambridge
im Jahre 1209. Einige der aus Oxford exilierten Magister stammten
anscheinend aus Cambridge
oder aus seiner Umgebung; eine Anzahl von ihnen stand mit dem damaligen
Bischof von Ely, in dessen Diözese die Stadt Cambridge
lag, in Verbindung; diese Beziehungen geben immerhin einen gewissen,
wenn auch nicht völlig sicheren Anhaltspunkt für die Motive,
die der Wahl von Cambridge
als des neuen Studienortes durch die exilierten Oxforder
Wissenschaftler von 1209 zugrundelagen. Es bleibt zusammenfassend
festzustellen, daß die Universität Cambridge
ihre Entstehung im wesentlichen dem Exodus aus Oxford verdankt.
Um 1225 ist ein Kanzler belegt; für 1233 besitzen wir das
früheste Zeugnis päpstlicher Anerkennung der Universität
Cambridge, ein Indult Gregors IX., das an Kanzler und
Universitas Scholarium zu Cambridge
gerichtet ist und bedeutende gerichtliche Privilegien der
Universität Cambridge
zum Gegenstand hat. Der früheste urkundliche Beleg für die
Tätigkeit des Kanzlers und der Magistri
regentes entstammt dem Jahre 1246; das älteste Statut wurde
am 17. März 1276 erlassen und setzt einen bereits hochentwickelten
Stand sowohl der Lehrtätigkeit selbst als auch ihrer Organisation
voraus. Es ist festzustellen, daß die Universität Cambridge
hinsichtlich ihrer Institutionen zu diesem Zeitpunkt keineswegs nur
mehr ein bloßes Abbild Oxfords war; vielmehr hatte sich im Laufe
des 13. Jh. eine Reihe eigenständiger Charakterzüge und
Strukturen ausgeprägt. Betreffs des Rechtsstatus wird deutlich,
daß die Universität Cambridge
mindestens während eines Teiles des 13. und frühen 14. Jh.
als ein Studium generale, das
aufgrund von Gewohnheitsrecht (ex
consuetudine) bestand, angesehen wurde; insofern steht die
Universität Cambridge
in einer Reihe mit »gewachsenen« Universitäten wie
Paris, Bologna, Oxford, Padua und Orléans, die alle ihre
Stellung als Studium generale
der Gewohnheit, nicht aber einem förmlichen päpstlichen
Privileg verdanken. 1318 untermauerte Papst
Johannes XXII. diese
Stellung eines Studium generale in Cambridge
lediglich durch apostolische Bestätigung.
[2] Die Bedeutung der Kollegien:
Wahrscheinlich hatte die Universität Cambridge
noch bis gegen Ende des 14. Jh. nur ca. 400-700 Studenten, während
Oxford damals bereits deren ca. 1.500 zählte. Um die Mitte des 15.
Jh. dürfte sich aber die Zahl auf ca. 1.300 Studenten erhöht
haben (Oxford hatte zur gleichen Zeit ca. 1.700). Ein wesentlicher
Faktor, der zum Anstieg der Studentenzahlen der Universität Cambridge
bis fast zur Höhe ihrer älteren Schwester führte, war
die unterschiedliche Haltung der beiden Universitäten
gegenüber den Häresien des
John Wyclif und der Lollarden. Obwohl größte
Anstrengungen unternommen worden waren, die Universität Oxford von
ketzerfreundlichen Strömungen zu säubern, lastete auf ihr
während des ganzen 15. Jh. der Makel der Häresie. Diese
Beeinträchtigung der Oxforder Reputation ließ die
Studentenzahlen der Universität Cambridge
rasch ansteigen; diese galt nämlich als Hort der Orthodoxie und
daher als »sicherer Hafen« für die studierende Jugend.
Deshalb wurde die Universität Cambridge
auch von Stiftern bevorzugt. Die Gründer der weltlichen Kollegien
im 15. Jh., des King's College
(gestiftet von König Heinrich VI.) sowie des
Queens', St. Catharine's und Jesus College, teilten das Ziel, Cambridge
als Bastion kirchentreuen Denkens zu bewahren.
In den säkularen Kollegien (Colleges)
von Cambridge sowie Oxford
sollte ursprünglich das Studium auf einem höheren
akademischen Niveau gefördert werden. Den Hintergrund für
eine solche Einrichtung bildeten die Schwierigkeiten für den Baccalarius, den Träger des
untersten akadem. Grades, sein Studium mit dem Ziel der Erwerbung des
Magistergrades bzw. eines Abschlusses in den höheren
Fakultäten des Rechts, der Theologie oder der Medizin
fortzusetzen; gab es doch, abgesehen von den Institutionen der Orden
für ihre Mitglieder, keine »öffentliche« Form der
Graduiertenförderung. Wegen der Länge und der hohen Kosten
eines avancierten Studiums in den genannten Fachrichtungen bestand beim
wissenschaftlichen Nachwuchs aus den Kreisen der Laien und des
Weltklerus, der die Begabung zu akademischen Betätigung über
den unteren Studienabschluß hinaus besaß, im 13. und 14.
Jh. ein vorrangiger Bedarf an verfügbaren Mitteln und finanziellen
Hilfen. Die zumindest partielle Erfüllung dieses Bedürfnisses
war das ursprüngliche Motiv der Gründung von Kollegien in Cambridge
und Oxford. Somit war nicht die Förderung des allgemeinen
Unterrichts in den Artes das Hauptziel, sondern die Begünstigung
der fortgeschrittenen Studien in den Artes wie in den höheren
Fakultäten durch eine qualifizierte Minderheit; der engere Rahmen,
in dem sich dieses Studium an den Kollegien bewegte, variierte
entsprechend den Interessen oder Vorlieben der jeweiligen Stifter.
Die Einrichtung von Säkularkollegien erhielt mit der Gründung
von Peterhouse im Jahre 1284 ihren entscheidenden Anstoß. Sieben
Kollegien wurden im 14. und fünf im 15. Jh. errichtet, so
daß es 13 um 1500 gab. Von diesen war das königliche College of the King's Hall das
meistgepriesene, das außergewöhnlichste und - bis zur Mitte
des 15. Jh. - auch das größte. Es hatte seinen Ursprung in
einer Filiale der Hofkapelle (chapel
royal) König Eduards II., die an der
Universität Cambridge
eingerichtet wurde. Damit war die erste königliche
Klerikergemeinschaft an einer englischen Universität ins Leben
gerufen; King's Hall begründete
die institutionelle Verbindung zwischen dem königlichen Hofhalt
und der Universität. Während das King's Hall College ausnahmsweise
vom frühen 14. Jh. an für nichtgraduierte Mitglieder sorgte,
wurden erst im 15. Jh. die Nichtgraduierten in den Kollegien von Cambridge
zahlreich. Das King's Hall College
war auch insofern eine wichtige Gründung, als es seine
Nichtgraduierten aus der Grammatikschule von Eton rekrutierte,
ähnlich wie das New College
in Oxford seine Nichtgraduierten aus der Grammatikschule in Winchester
bezog. Vergleicht man die 13 Kollegien an der Universität Cambridge
mit den zehn Kollegien an der Universität Oxford, so zeigt sich,
daß in Cambridge ein
weitaus geringerer geistlicher Einfluß bemerkbar ist als in
Oxford, wo allein sieben Kollegien geistliche Gründer hatten.
Demgegenüber waren die Kollegien von Cambridge,
auch als Gruppe, stark auf ihre unabhängige Stellung bedacht.
Diese Differenz zeigt sich auch in der unterschiedlichen
Intensität, mit welcher der Kampf für die Autonomie der
Universität gegen die Jurisdiktion des Bischofs in Oxford und in Cambridge
geführt wurde. Dieses geringere Streben nach Autonomie in Cambridge
dürfte mit der Tatsache zusammenhängen, daß die
Jurisdiktion des zuständigen Diözesan-Bischofs, des Bischofs
von Ely, einen eher formellen Charakter trug und sich deshalb im
täglichen Leben der Universität Cambridge
nicht sehr stark bemerkbar machte. Während Oxford die offizielle
Exemtion von seiner interventionsfreudigen kirchlichen
Jurisdiktionsgewalt im Jahre 1395 erreichte, gewann Cambridge
die formaljuristische Exemtion von einer entfernten und selten aktiv
werdenden geistlichen Autorität erst 1432. Der Kanzler der
Universität von Cambridge
besaß umfassende geistliche, zivile und Kriminalgerichtsbarkeit.
Sein Stellvertreter ist seit dem 13. Jh. als Vizekanzler belegt, ein
Titel, der in Oxford nicht vor 1450 regelmäßig gebraucht
wurde.
Die säkularen Kollegien von Cambridge
sollten ebenso wie die von Oxford tiefgreifenden Einfluß auf den
Charakter der jeweiligen Universität ausüben. Die
Lehrtätigkeit war ursprünglich den Magistri regentes vorbehalten, die
Vorlesungen und Disputationen in den einzelnen Schulen der
Universität abhielten. Das bedeutet, daß sich der Unterricht
zunächst in einer universitären Körperschaft von
Magistern konzentrierte, die, da es ursprünglich keine fest
besoldeten Vorlesungen gab, von studentischen Honoraren unterhalten
wurden. Bis zum späten 15. und teilweise frühen 16. Jh. lebte
die Mehrzahl der Mitglieder der Universität Cambridge.,
das heißt die Studenten und auch nicht wenige der Graduierten, in
den Herbergen (hostels), die
sich selbst tragende Gemeinschaften ohne fremde Zuschüsse
darstellten. Die Häuser wurden in der Regel bei städtischen
Hausbesitzern angemietet, und es stand jeweils ein Magister artium an der Spitze
dieser Gemeinschaften, einige graduierte Mitglieder der
Universität Cambridge.
waren als seine »Tutoren« oder »Assistenten«
angestellt. Im Bereich dieser Wohn- und Studiengemeinschaften bildeten
sich allmählich, als Ergänzung zum öffentlichen
Vorlesungsbetrieb, eigene Formen internen Unterrichts mit Vorlesungen
und Tutorenwesen heraus. Doch waren es die säkularen Kollegien,
welche diese Ausbildungsarten in ihrer ausgeprägtesten Form
entwickelten. Im 15. Jh. und frühen 16. Jh. wechselten daher
zahlreiche Studenten von den hostels zu den säkularen Kollegien
über. Durch diese Entwicklung wandelten sich die Kollegien von
Institutionen mit vorwiegend graduierten Mitgliedern zu solchen mit
einer aus Graduierten und Studenten gemischten Population. Dieser neuen
Zusammensetzung wurde Rechnung getragen, indem ein Tutorensystem
eingerichtet wurde, das ähnlich wie in den hostels konstituiert war, aber auf
höherem Niveau stand. Die eigenständige Entwicklung der
Kollegien, die durch die Ausbildung dieses Tutorenbetriebs
gefördert wurde, verstärkte sich durch die Ausdehnung der
Vorlesungstätigkeit in den Kollegien selbst. Diese dotierten
Vorlesungen waren zumeist, aber nicht in allen Fällen,
öffentlich und damit allen Hörern der Universität Cambridge
zugänglich. Hatten die Tutoren- und Lehrveranstaltungen
ursprünglich als Ergänzung zum normalen Unterrichtsbetrieb
der Magistri regentes
gedient, so war bereits im frühen 16. Jh. eine ganze Reihe der
Kollegien von Cambridge in
der Lage, für alle akademischen Bedürfnisse ihrer Mitglieder
selbst zu sorgen, so daß der öffentliche Unterricht kaum
mehr in Anspruch genommen werden mußte. Als Folge dieser
Entwicklung kam der allgemeine Unterricht, zumindest in großen
Teilen, zum Erliegen, und auch entsprechende Reformversuche, etwa durch
die Belebung des Systems der besoldeten Hochschullehrer, vermochte ihm
nicht wiederaufzuhelfen. Um 1500 waren die Weichen für diese neue
Form der Ausbildung gestellt: die Kollegien hatten die Funktion von in
sich abgeschlossenen Hauptträgern der wissenschaftlichen
Ausbildung übernommen. Dieser Prozeß fand bis zur Mitte des
16. Jh. seine Fortsetzung: Nun hatte sich der Charakter der
Universität Cambridge
vollständig von einem zentripetalen zu einem zentrifugalen
gewandelt, die unabhängigen Einheiten der Kollegien besaßen
größere Bedeutung als die Universität in ihrer
Gesamtheit. Diese Form blieb, weitgehend unverändert, bis ins
frühe 20. Jh. für die Universität Cambridge.
bestimmend.
[3] Fachrichtungen und soziale Zusammensetzung:
Unter den in Cambridge
vertretenen Fachrichtungen war im 14. Jh. die theologische zweifellos
die größte Fakultät. Die Bettelorden stellten den
größten Anteil der Theologiestudenten, Weltgeistliche
machten zunächst wahrscheinl. nur ein Viertel der Gesamtheit aus.
Im Laufe des 15. Jh. verringerte sich der beherrschende Anteil der
Mendikanten an der Theologenfakultät jedoch beträchtlich: Um
1500 war eine größere zahlenmäßige Ausgewogenheit
zwischen Ordens- und Weltklerus erreicht, und die Konzentration von
Theologiestudenten in den Säkularkollegien förderte,
zumindest teilweise, einen solchen Ausgleich. Die Theologen waren zwar
in den säkularen Kollegien im 15. Jh. noch dominierend, doch
insgesamt war ihre Zahl und Bedeutung nach der großen
Blütezeit der Theologenfakultät im späten 14. Jh.
gesunken. Die Fakultäten der Jurisprudenz, sowohl der Legistik wie
auch der Kanonistik, und der Artes erlebten ihren Aufstieg
offensichtlich auf Kosten der Theologie. Es ist dabei bemerkenswert,
daß die säkularen Kollegien von Cambridge
vor dem 16. Jh. vorwiegend konservativ geprägte
Bildungsstätten darstellten; als Gruppe waren sie nicht eigentlich
repräsentativ für den Beteiligungsgrad
Universitätsangehöriger aus dem weltlichen Stand am Studium
des zivilen und kanonischen Rechts. Die Konzentration auf die Theologie
in so vielen Kollegien von Cambridge
des 15. Jh. dürfte akademische Innovationen entgegengewirkt haben;
die Dominanz der Theologie war vielleicht auch einer der Faktoren, die
das späte Eindringen des kontinentaleuropäischen Humanismus
in Cambridge. bedingt haben.
Im Mittelaler war die Universität Cambridge
eine Bildungsinstitution, an der vorwiegend Leute von den Britischen
Inseln
studierten und lehrten. Die Angehörigen der Universität Cambridge,
die, sozial gesehen, in ihrer Mehrzahl aus den mittleren Schichten
hervorgingen, stammten zumeist aus England, und zwar insbesondere aus
den ost- und nordenglischen Grafschaften bzw., nach ihrer
Diözesenzugehörigkeit, aus den Bistümern Lincoln, Norwich und York. Nur ca. 1% der Studenten war
in Wales, Schottland und Irland beheimatet, und ein etwa ebenso
geringer Prozentsatz kam aus dem kontinentalen Europa. Für die
Minderheit unter den Gelehrten in Cambridge,
die einen ausländischen Studienaufenthalt durchführte, war
Italien das Hauptziel, wo vor allem der Rechtsunterricht in Bologna und
Padua eine große Anziehungskraft hatte.
Wenn Cambridge
auch die kleinere und bis zum 15. Jh. die weniger angesehene der beiden
englischen Universitäten blieb, so war die intellektuelle
Bedeutung doch recht groß; eine stattliche Anzahl berühmter
Gelehrter studierte und lehrte in Cambridge;
genannt seien:
Thomas von York, Johannes
Duns Scotus, Johannes
Bromyard (Robert von
Basevorn), Robert Holcot,
Roger von Marston und Thomas Cobham. Wie in
Oxford fanden auch in Cambridge
humanistische Strömungen erst spät Eingang; ein
spürbarer Einfluß ist nur im letzten Viertel des 15. Jh.
erkennbar. So hat in den 90-er Jahren des 15. Jh. der italienische
Humanist Caius Auberinus
Vorlesungen über die Komödien des
Terenz gehalten, und es
wurden in den ersten Jahren des 16. Jh. im
königlichen King's Hall College
auch Werke von Terenz aufgeführt. Am Queens' College war Erasmus von
Rotterdam, der dort Griechisch lehrte. Erst gegen die Mitte des
16. Jh.
hat sich ein allgemeiner und tieferer Einfluß des
europäischen Humanismus in Cambridge
durchgesetzt.
A.B. Cobban