LINCOLN


Lexikon des Mittelalters:
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Lincoln
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Stadt (Lincolnshire, Ost-England) am Witham und Bistum
I. Stadt:
Die römische colonia wurde um 85-95 v. Chr. als Veteranensiedlung errichtet. Nach den dänischen Invasionen seit dem späten 9. Jh. gehörte L
incoln zu den Five Boroughs des Danelaw. Nach der normannischen Eroberung wurde der borough ein blühendes Handelszentrum mit vielleicht 7.000 Einwohnern. Seine strategische Bedeutung zeigte sich durch die Errichtung der königlichen Burg 1068. Neben der Kathedrale gab es im 13. Jh. 48 Pfarrkirchen in der Stadt und ihrer südlichen Vorstadt Wigford. Die Lage am Witham mit einem alten römischen Kanal, dem Foss Dyke, verband Lincoln mit dem Fluß Trent. Der dadurch mögliche Wollexport wurde aber im 15. Jh. überwiegend vom Hafen Boston übernommen. Lincoln verlor an Bedeutung. Nach 1500 war die Zahl der Pfarrkirchen auf 15 gesunken.

II. Bistum
[1] Geschichte:
Das Bistum wurde 1072 wegen der Verlegung des Bischofssitzes von Dorchester in Oxfordshire nach L
incoln errichtet. Der erste Bischof war Remigius, ein Mönch aus Fécamp (Normandie), der Herzog Wilhelm 1066 nach England begleitet hatte und bald darauf zum Bischof von Dorchester ernannt wurde. Die von Remigius geleitete Diözese war eine Zusammenlegung der sächsischen Diözesen von Dorchester, Leicester und Lindsey; sie umfaßte die Grafschaften von Lincoln, Leicester, Rutland, Northampton, Oxford, Buckingham, Bedford, Huntingdon, Cambridge und den größten Teil von Hertford. Die von Remigius errichteten sieben Archidiakonate stimmten im allgemeinen mit den Grafschaftsgrenzen überein, nur Rutland wurde mit Northampton und Cambridgeshire sowie Hertfordshire mit Huntingdon zusammengeschlossen. Im 12. Jh. wurde ein achtes Archidiakonat (Stow) errichtet, das den nordwestlichen Teil von Lincolnshire umfaßte. 1109 wurde aus dem herausgelösten Cambridgeshire das neue Bistum Ely gebildet. Die restliche Diözese bestand bis 1541. Auch nach der Abtrennung von Ely war sie eine der größten im westlichen Europa. Im frühen 4. Jh. verfügte sie über 2.000 Pfarrpfründen. Die Größe der Diözese hatte zur Folge, daß der Bischof häufig auf Reisen war. Neben dem bischöflichen Palast in Lincoln gab es Residenzen in Stow, Nettleham und Sleaford (in Lincolnshire), Lyddington (in Rutland), Banbury (in Oxfordshire), Fingest und Wooburn (in Buckinghamshire), Buckden (in Huntingdonshire) und ein Haus in Holborn.

[2] Bischöfe:
Bischof Remigius starb 1092, zwei Tage vor Einweihung der Kathedrale. Ihm folgte Robert Bloet (1092-1123), Kanzler König Wilhelms II. Der nächste Bischof war Alexander (1123-1148), der bischöflichen Burgen während der unruhigen Regierungszeit König Stephans von Blois in Newark, Sleaford und Banbury errichtete. Der Kartäuser Hugh (Hugo) of Avalon (1186-1200) verteidigte die Rechte der Kirche, sogar gegen den König, und genoß wegen seiner vorbildlichern Lebensführung große Verehrung (Heiligsprechung 1220). Bischof Hugh of Wells (1209-1235) schuf erstmals ein Registriersystem für die bischöflichen Urkunden. Sie wurden nun auf erhaltenen Pergamentrollen registriert. Ihm folgte im Amt Robert Grosseteste (1235-1254). Richard Gravesend (1258-1279) konnte eine Stiftung für die Kathedralchoristen erlangen. Sein Nachfolger Oliver Sutton (1280-1299) begann die Errichtung des Vikarhofes zur Versorgung der Priestervikare. Henry Beaufort (1398-1404), Sohn von John of Gaunt, wurde später Bischof von Winchester und Kardinal. Das Anwachsen häretischer Bewegungen wurde von Richard Fleming (1420-1431) bekämpft, der das L
incoln College in Oxford für die Ausbildung der künftigen Priester gründete. John Russell (1480-1494) war Kanzler König Richards III.

[3] Kathedrale:
Von dem Bau des Remigius ist nur der Mittelteil der Westfassade erhalten. Die romanische Kirche wurde 1185 zum größten Teil zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte von 1192-ca. 1250. Zwischen 1256 und 1280 wurde das Presbyterium erneuert (»Angel Choir«). Nach 1280 folgten nur noch wenige Veränderungen, so die Errichtung des Mittelturmes 1307-1311.
N. Bennett