Eventuell Thraker einfacher Herkunft
Thiele, Andreas: Tafel 486
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"
BONIFATIUS
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Eventuell Thraker einfacher Herkunft
Bonifatius wurde früh berühmt als Kämpfer.
Er kämpfte gegen die Westgoten
mit und gegen die Mauren in Afrika, wohin er ging, um dort eine eigene
Herrschaft zu errichten, ohne sich jedoch Kaiser zu nennen. Er freundete
sich mit Augustinus an und förderte ihn, weigerte sich, den
Kaiser Johannes anzuerkennen, wurde
daher von der Regentin Galla Placidia zum
Comes domesticorum ernannt und 425 als Statthalter von Afrika
bestätigt. Er weigerte sich 427, einem Rückruf zu folgen und
rief die Vandalen zu Hilfe, was diese
zum Anlaß nahmen, Nord-Afrika zu erobern. Er schloß mit Rom
Frieden, bemühte sich um gotische Hilfstruppen und wurde 430/31 14
Monate lang in Hippo Regius belagert. Er wurde 432 Magister militum
durch Galla Placidia, um ein Gegengewicht
gegen Aetius
zu bilden. Er ging nach Italien und gab damit Nord-Afrika den Vandalen
preis. Er siegte zuerst gegen Aetius, wurde aber in den Schlacht
bei Ariminum 432 tödlich verwundet. Sein Schwiegersohn Sebastianos
wurde 450 von König
Geiserich ermordet.
Diese Fürstin besaß keine Herrschergaben, und obwohl sie von den Talenten zweier großer Feldherren, des Aetius und des Bonifatius, hätte Gebrauch machen können, beraubte sie sich aus Leichtgläubigkeit und aus Sucht zu Ränken des einen durch den anderen. Die Folge der Arglist des Aetius und ihre eigene Schwäche war der Verlust der Provinz Afrika. Bonifatius, durch die unedle Eifersucht seines Nebenbuhlers zum Verrat gedrängt, rief die Vandalen aus Spanien herbei, und nach ihrer Landung im Jahre 429 kamen die Erkenntnis des Irrtums und seine heroische Reue zu spät.
Riehl Hans: Seite 185-187
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"Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der
Weltgeschichte."
Der unaufhaltsame Aufstieg des Aetius findet selbstverständlich
Neider. Sein gefährlichster Konkurrent ist Bonifatius, der
militärische
Oberbefehlshaber in Afrika. Auch Bonifatius fühlt sich
zu noch höheren Aufgaben berufen, und zwischen beiden setzt ein munteres
Intrigenspiel ein. Aetius ist zunächst im Vorteil, weil er
näher an Ravenna sitzt und seine Verleumdungen gezielter und schneller
einsetzen kann. Als Bonifatius um seine Stellung und sein Leben
fürchten muß, gleiten ihm in seinem eigenen Bereich die Fäden
aus der Hand. Zwar ist es nicht erwiesen, daß er selbst die Vandalen
zu Hilfe gerufen hat, um mit ihnen vereint von Afrika aus Front gegen die
Zentrale zu machen, aber wahrscheinlich hat er mit dem vandalischen Feuer
gespielt, hat es jedenfalls zu lange wegen anderer Sorgen schwelen lassen.
Als er sich 429 gegen die Eindringlinge wendet, ist es zu spät. König
Geiserich hat sich bereits auf dem Schwarzen
Kontinent festgesetzt und schlägt die Truppen des Bonifatius
zurück.
Spätestens jetzt begreift Galla
Placidia, daß Aetius auf dem besten Wege ist, so
etwas wie ein Überkaiser zu werden. Bevor es endgültig zu spät
ist, versucht sie die Notbremse zu ziehen. Den rasend schnellen Aufstieg
des Aetius soll niemand anderer stoppen als jener General Bonifatius,
der trotz seiner Schlappe in Afrika wieder in Gnaden bei Hof aufgenommen
wurde. Galla Placidia enthebt Aetius
aller
seiner Ämter und setzt Bonifatius als Heermeister
ein.
Doch Aetius ist längst zu mächtig, um sich mit einem Federstrich
abservieren zu lassen. Er sammelt seine Anhänger um sich, wirbt wieder
hunnische Söldner an. Zuerst schlagen sich die Heere, zuletzt treten
der alte und der neue Heermeister gegeneinander in einem ritterlichen Zweikampf
an. Der Wurfspieß des Aetius verwundet den General Bonifatius
dabei tödlich. Die Szene, die folgt, mutet geradezu kitschig an, und
der große Historiker Mommsen meint dazu, "ein Ritterbuch zu lesen."
Sterbend ruft Bonifatius seine Frau zu sich und beschwört sie,
im Fall einer Wiederverheiratung nur Aetius zum Gemahl zu nehmen.
Dahn Felix: Seite 18,20,22,100,351
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Der römische "magister militum" Castinus,
unterstützt von westgotischen Hilfstruppen, griff sie hier an. Aber
er erlitt eine schwere Niederlage. Den ausgezeichneten Feldherrn Bonifatius
hatte er aus Eifersucht ferngehalten, auch sollen die Goten ihn in Stich
gelassen haben.
Hierauf führte Geiserich
das gesamte Volk der Wandalen und Alanen,
verstärkt durch gotische Scharen, auf den von Bonifatius gesendeten
und auf eigenen Schiffen über die Meerenge nach Afrika (Mai 429).
Die Angabe über die Seelenzahl schwanken zwischen fünfzig- und
achtzigtausend.
An der Grenze von Mauretanien, wohl um Numidien zu decken,
trat Bonifatius an der Spitze der Römer den Barbaren entgegen,
erlitt aber eine solche Niederlage, daß er die ganze Landschaft preisgeben
und sich bis an ihre Nordecke in das feste Hippo Regius zurückziehen
mußte (430, wohl Ende Mai).
Hippo zwar, von Bonifatius selbst verteidigt,
blieb für diesmal unbezwungen. Nach einer Einschließung von
vierzehn Monaten hoben die Wandalen, selbst vom Hunger bedrängt, die
Belagerung auf (Juli 431).
Als im Jahre 431 Bonifatius Verstärkungen
von Rom und unter dem besten Feldherrn von Byzanz, Aspar,
auch aus Ostrom erhalten hatte, griff er die Germanen
nochmals im freien Feld an: aber nach einer Niederlage, in der viele Römer,
darunter angeblich der spätere Kaiser Marcian,
gefangen wurden, kehrte Aspar nach Byzanz zurück. Bonifatius
wurde abberufen und fiel 432 im Kampf gegen seinen alten Feind Aetius.
Athaulfs
Handstreich auf die mit Vorräten und Waren aller Art reiche Handelsstadt
Marseille schlug fehl, blutig wies der hervorragende Feldherr Bonifatius
den Angriff ab (413).
Obzwar wahrlich nicht unbedeutenden Geistes, mußte
die Frau, welche das Westreich regieren sollte, doch erleben, daß
ihre Feldherren und Statthalter den Wettstreit um die vorherrschende Macht
nicht nur durch Ränke, durch Mord, sogar durch offene Feldschlachten
entschieden. Bonifatius, der Statthalter vonn Afrika, hatte,
vielleicht durch des Aetius Arglist zur Empörung verleitet,
die Wandalen nach Afrika gerufen und sich dann doch mit der Regentin wieder
vertragen. Aetius konnte ungehemmt und ungestraft einen Günstling
der Regentin, den sie, wohl als Gegengewicht wider ihn, emporhob, den
Patrizius
Felix, ermorden und dann Bonifatius, nach dessen Aussöhnung
mit Placidia, in Italien mit Heeresmacht
bekämpfen. In der Schlacht besiegt, wandte er sich abermals zu den
Hunnen nach Dalmatien (im Jahre 432).
Jedoch schon das Jahr darauf (433) finden wir ihn wieder am Hof zu Ravenna.
Bonifatius war seinen in jener Schlacht empfangenen Wunden erlegen.
Schreiber Hermann: Seite 114,135
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"Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen
Volkes."
Es scheint, daß Geiserich
und Gunderich
eine ähnliche Einladung nach Nord-Afrika erhalten haben. Der Mann,
der sie aussprach und damit, wie man sich denken kann, sein eigenes Schicksal
besiegelte, ist eine der interessantesten Figuren des großen Dramas,
das man Weltgeschichte nennt: der römische Feldherr und Statthalter
Bonifacius, berühmt seit 413, dem Jahr der großen Gotenschlacht
von Massilis, bekannt aber auch als Briefpartner des Augustinus.
Er hat diesen Karrieregeneral umworben. Augustinus war zu Bonifacius
in eine Wüstengarnision gereist, weil ihm dieser Kommandeur gotisch-arianischer
Hilfstruppen seiner braven katholischen Frau wegen der richtige
Ordnungshüter zu sein schien. Aber Bonifacius bereitete Augustinus
eine tiefe Enttäuschung. Nach dem Tod seiner katholischen Frau
heiratete er eine reiche arianische Erbin, umgab sich außerdem
mit einer Anzahl von schönen Beischläferinnen verschiedener
Rassen und schien auch sonst jenem
Rex Gildo
nacheifern zu wollen, der sich im Angesicht Roms zum Herrn Afrikas
aufgeschwungen hatte. Damals hatte
Stilicho
Rom beherrscht, und Gildos Herrlichkeit
war von kurzer Dauer gewesen. Aus diesen Ereignissen klug geworden, trachtete
Bonifacius nach soliden Verbündeten, die ihm gegen Rom den
Rücken stärken könnten. Daß Bonifacius den
Römer-Genral Castinus ebenso haßte wie die Vandalen,
die diesen vernichtend geschlagen hatten, ließ dem nun arianisch
verheirateten Offizier und Statthalter die in Andalusien regierenden vandalischen
Halbbrüder als Verbündete erscheinen, und es war wohl im Jahre
426, daß jener Einladungsbrief nach Tarifa und Sevilla abging.
Ohne daß irgendein Chronist sicher zu sagen wüßte,
was sich eigentlich begab, ist Hippo im August 431 eine vandalische Stadt.
Bonifacius
ist nach Rom zurückgerufen worden und die Vandalen haben dem hartnäckigen
Gegner, der mit ein paar hundert Goten Hippo vierzehn Monate gehalten hatte,
die Abreise gewiß so leicht wie nur möglich gemacht.
1. oo N.N.(Katholikin)
†
426
2. oo 1. Pelagia
um 410 † vor 440
Kinder:
1. Ehe
Verimodus
um 414 †
seit 429 als Geisel am Hof von Ravenna
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 18,20,22,100,106,280,284,351
- Grant, Michael: Die römischen Kaiser. Von Augustus bis zum
Ende des Imperiums. Eine Chronik. Bechtermünz Verlag Augsburg 1977
Seite 374,376 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom
im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I, 1 Seite 87,234 - Günther
Rigobert: Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion.
Militzke Verlag Leipzig 2003 Seite 64,74,75,77,80,82,83,94,85,86,92 - Riehl
Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der Weltgeschichte.
W. Ludwig Verlag 1988 Seite 185-187,220 - Schreiber Hermann: Die
Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf
1990 Seite 146 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug und
Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite
114,123,131,135,146,169,235,372 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband
2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II
Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 486 -