Illegitimer Sohn des Vandalen-Königs Godegisel
Lexikon des Mittelalters:
********************
Geiserich, König der Vandalen 428-477
------------
†
Geiserich führte 429 80.000 Vandalen über die Meerenge von Gibraltar nach Afrika, nach späteren Quellen von Bonifatius, dem comes Africae, zu Hilfe gerufen, aber wohl mehr vom Reichtum des Landes angezogen. Nach der Eroberung von Hippo, dessen Bischof, der hl. Augustinus, während der Belagerung verstarb, und einem Sieg über Bonifatius kam es 435 zu einem Foederatenvertrag (Foederaten), in welchem den Eroberern Numidien sowie Teile von Mauretanien und der Provinz Africa Proconsularis überlassen wurden. Nach Plünderungszügen in Sizilien gewann Geiserich 435 im Handstreich Karthago mit der dort stationierten römischen Flotte. Ein neuer Vertrag mit Rom (443) erweiterte die Herrschaft des Königs bis Ost-Numidien und Tripolitanien. Trotz dem Versprechen jährlicher Tributzahlung und der Entsendung seines Sohns Hunerich als Geisel nach Rom bedeutet diese Abtretung die Anerkennung der vollen Souveränität eines germanischen Herrschers auf römischem Reichsboden (Zählung nach Königsjahren, eigene Münzprägung). Nach dem Tode Valentinians III. (455) und der von dem Nachfolger gelösten Verlobung Hunerichs mit der Kaiser-Tochter Eudokia nahmen die Vandalen Rom ein; Papst Leo der Große konnte während der zweiwöchigen Plünderung lediglich Exzesse verhindern. Unter der reichen Beute befanden sich die Witwe Valentinians III., Eudoxia, und ihre beiden Töchter, von denen Geiserich die ältere, Eudokia, um 462 mit Hunerich vermählte. In den folgenden Jahren sicherte sich Geiserich die Balearen, Korsika, Sardinien und Sizilien, dagegen scheiterten mehrere römische Flottenunternehmungen, um die Vandalen aus Afrika zu vertreiben. Als diese sogar die Küsten Illyriens und Griechenlands plünderten, erkannte auch der oströmische Kaiser Leo den neuen Besitzstand in Afrika an (474). Odoaker konnte lediglich gegen Tribute Sizilien zur Kornversorgung Roms zurückgewinnen. Geiserichs Regierung war von scharfen Gegensätzen zwischen dem Arianismus der Vandalen und dem katholischen Bekenntnis der zahlreicheren römischen Bevölkerung Nord-Afrikas gekennzeichnet.
R. Klein
GEISERICH
-----------------
* um 400, † 477
Geiserich, Bastard-Sohn
des Königs Godegisel,
ermordete seinen Bruder Gunderich
und dessen Söhne und folgte als König der Vandalen. Er
wich den Westgoten aus und zog, gerufen
vom Statthalter Bonifatius, 429 nach Nord-Afrika. Er wurde 435 von
Kaiser Valentinian III. in Algerien/Numidien
als Föderat angesiedelt, eroberte 439 Karthago und plünderte
437 erstmals Sizilien. Er errichtete von Karthago aus ein Reich, das weitgehend
dem alten Punier-Reich entsprach. Balearen, Sizilien, Sardinien und Korsika
wurden erobert, im Frieden von 442 bekam er auch Marokko zugestanden und
beherrschte damit das westliche Mittelmeer. Er führte ständig
Plünderungsfahrten im gesamten Mittelmeerraum durch und begann Rom
zu beherrschen. Er plünderte 455 Rom aus Rache, da seine Gönner
Aetius
und Valentinian III. ermordet wurden.
Der Begriff "Vandalismus" leitete sich daher ab. Er wurde von Papst
Leo I. zur Mäßigung gegenüber der Bevölkerung
bewogen, beherrschte zusammen mit dem "Kaisermacher"
Ricimer
die
weströmischen Kaiser und verjagte unter anderem 456 Kaiser
Avitus,
der von Ricimer ermordet wurde, durch eine Seeblockade. Geiserich
setzte 471 Olybrius, den Schwager
seines Sohnes Hunerich,
als Kaiser ein und verbündete sich mit den Sueben
und dem Statthalter Syagrius
von Neustrien. Er schlug 468 einen oströmischen Generalangriff
zurück und erzwang 474 nach etlichen Plünderungsfahrten in der
Ägäis seine Anerkennung durch Ostrom. Als Arianer stritt er ständig
mit der christlichen Bevölkerung und dem Klerus, gestand letztlich
freie Religionsausübung zu, trat 476 Sizilien an König Odoaker
ab und behielt nur Lilybäum (Westspitze). Er befehdete ständig
die Mauren und beherrschte den Küstenraum Marokko/Algerien nur formal
und wandelte das Heereskönigtum in ein nach römischem Vorbild
institutionalisiertes um, was zu Rebellionen führte, die er barbarisch
niedermetzelte. Er setzte die Senioratsverfassung durch, was in der Folgezeit
zu ständigen Thronwirren führte. Geiserich
war der markanteste und fähigste Vandalen-König.
oo N.N.
†
Kinder:
Hunerich
411/15 † 23.12.484
Gento (Genza)
†
vor 477 gefallen
Theoderich
†
479/81
Literatur:
-----------
Browning Robert: Justinian und Theodora. Herrscher
in Byzanz. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1988 Seite
15,37,111,119,180 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 19,20,
109,153 - Ensslin Wilhelm: Theoderich der Große. F. Bruckmann
KG München 1959 Seite 31,70,80, 82,306 - Günther Rigobert:
Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke
Verlag Leipzig 2003 Seite 83,84,87,91,93,94,95,101,104,146 - Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 95, 106-115 - Quast
Helmut W.: Geiserich. Vandale ohne Vandalismus. Casimir Katz Verlag Gernsbach
1987 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch
der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 94,110,112,160,186,206,213-215,217-220,223,225-247,252,278
- Schreiber Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München
1977 Seite 167,183,189,211,240 - Schreiber Hermann: Die Hunnen.
Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf 1990 Seite
213,215-218, 310 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug und
Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite
10,100,132,136,174,217,225,236,239,246,250,253,258,260,279, 289,296,308,323,325,337,350,372,379
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 221 -