Syagrius                                          Römischer Feldherr und Statthalter
-----------
   486
 

Sohn des magister militum per Gallias Aegidius
 

Lexikon des Mittelalters:
********************
Syagrius
-----------
  

Sohn des magister militum per Gallias Aegidius, beherrschte noch nach der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus (476) das Gebiet um Soissons im Namen Roms. Er erkannte Odoaker als König von Italien nicht an und schickte eine Gesandtschaft an den oströmischen Herrscher Zenon mit der Bitte um Hilfe, die ihm jedoch versagt blieb. 486 wurde der von Gregor von Tours als rex Romanorum bezeichnete Syagrius von Chlodwig besiegt und nach längerer Gefangenschaft getötet. Nach der fränkischen Völkertafel hatte mit Syagrius Rom die Herrschaft in Gallien endgültig verloren.

R. Klein



Irmscher Johannes: Seite 534
****************
"Lexikon der Antike"

Syagrius:
letzter römischer Feldherr in Gallien; er errichtete hier eine Sonderherrschaft und schützte 484 sein Gebiet gegen die andrängenden Franken. 486 wurde er von Chlodwig bei Soissons besiegt und floh zu den Westgoten. Von deren König Alarich II. wurde er an Chlodwig ausgelifert und von diesem getötet.



Hartmann Martina: Seite 23,41-43
****************
"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

Durch Intervention bei König Childerich I. (463-481/82) wie auch seinen Sohn Chlodwig I. (481/82-511) konnte sie Gefangene befreien und vor der Hinrichtung retten; als Paris eine zehnjährige Hungersnot durchmachte, weil im Zuge der Kämpfe zwischen dem Franken-König und dem gallischen Heermeister Syagrius (476-486) die Nachschubwege versperrt waren, fuhr Genovefa mit ihren Schiffen auf der Seine nach Troyes und holte Getreide.
Erst Childerich I. (463-481/82) tritt in den Quellen als Kleinkönig der salischen Franken hervor und war Verbündeter des gallischen Heermeisters Aegidius (456/57-464) und seines Sohnes Syagrius (476-486), den Gregor von Tours (573-594) interessanterweise als rex Romanorum bezeichnet. Die Bündnisse mit den Statthaltern des römischen Kaisers haben Childerichs Ansehen offenbar so gesteigert, daß er als Verteidiger der nordgallischen Bevölkerung gegenüber den Westgoten galt.
Chlodwigs "kometenhafter Aufstieg" (Eugen Ewig) ist nicht denkbar ohne die bereits von seinem Vater in die Wege geleitete Übernahme der Macht vom nordgallischen Heermeister Syagrius (476-486).
Zunächst herrschte Frieden in Gallien, doch Mitte der 80-er Jahre wandte Chlodwig sich gegen den Heermeister Syagrius, der in Soissons residierte. Ob dieser noch in einer rechtlichen Bindung an den römischen Kaiser stand, ist unklar und wohl eher zu bezweifeln; so ist es durchaus möglich, dass Syagrius den Titel, den Gregor von Tours ihm beilegt, nämlich rex Romanorum, tatsächlich geführt hat. Ebenso wenig weiß man, wie weit die Macht des Heermeisters über Soissons hinausreichte. Jedenfalls rückte Chlodwig 486/87 gegen Syagrius vor und schlug sein Heer bei Soissons. Der Unterlegene floh zum Westgoten-König Alarich II. (485-507), dem schwachen Sohn und Nachfolger des mächtigen Eurich (466-484), der ihn jedoch an Chlodwig auslieferte. Mit der heimlichen Tötung des Syagrius beginnt eine Reihe von politisch motivierten Mordentaten, die Gregor Chlodwig zuschreibt. Der Franken-König gewann mit seinem Sieg über den letzten Vertreter der Macht Roms in Gallien das Gebiet bis zur Seine für das Franken-Reich hinzu.
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 112,355,357,362 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 16-21,32,60,62,80,88 - Gregor von Tours Buch II Kapitel 18,27,42 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 23,41-43,105 - Irmscher Johannes: Lexikon der Antike. VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1971 Seite 534 -