Älteste Tochter des Weströmischen
Kaisers Valentinian III. und der
Eudoxia
Licinia von Byzanz, Tochter von Kaiser
Theodosius II.
Thiele, Andreas: Tafel 484
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"
EUDOXIA
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†
oo HUNERICH,
König der Vandalen in Nord-Afrika
† 484
Als erste Amtshandlung befriedigte der neue Kaiser dann
sofort die allen Parvenüs eigene Sucht nach Anerkennung und Legitimität,
indem er, selbst schon ein Mann in den besten Jahren, Valentinians
Witwe Eudoxia zwang, seine Frau
zu werden. Deren Tochter, die ebenfalls Eudoxia
hieß, verkuppelte er mit seinem Sohn und Mitregenten Palladius.
Letztere Eudoxia (die Jüngere)
war
dasselbe Mädchen, das seit nun gut zehn Jahren mit Geiserichs
Sohn Hunerich als verlobt gilt...
Sollte diese germanische Rechtsauffassung in den Augen
der Römer beider Imperien keine Verbindlichkeit besitzen, so gaben
die Aktionen des Maximus dem geplanten
Beutezug des Vandalen-Königs noch eine zweite, auch im römischen
Recht wohl überzeugende Rechtfertigung an die Hand: Durch die von
Maximus befohlene Zwangsverehelichung der Kaiser-Tochter
mit seinem Sohn Palladius hat das
Imperium als Vertragspartner von 442 ein wesentliches Element dieses Friedensschlusses,
nämlich die Verlobung zwischen Geiserich-Sohn
Hunerich
und Eudoxia (der Jüngeren),
verletzt.
Wenig Sympathie für Geiserich
dürften auch jene Bürger Roms empfunden haben, die als unfreiwillige
Passagiere auf den Vandalenschiffen mit nach Karthago gekommen waren. Unter
ihnen befanden sich sich auch jene zwei Frauen, durch deren mysteriösen
Hilferuf angeblich die vandalische Rom-Besetzung überhaupt erst angelaufen
sein soll: Die beiden Edoxias, Mutter
und Tochter.
Angesichts ihrer jetzigen Lage wirkt die Verschwörungs-Theorie
zwischen Eudoxia (der Älteren)
und Geiserich noch unglaubwürdiger.
Es ist kein Indiz dafür ersichtlich, daß die nach dem gewaltsamen
Tod des Maximus jetzt doppelte Kaiser-Witwe
und ihre Tochter aus freien Stücken in Geiserichs
unmittelbaren
Machtbereich gekommen sind. Im Gegenteil: Es spricht alles dafür,
daß man sie schlicht und einfach entführt hat. Irgendwo in den
weitläufigen Räumen des römischen Kaiserpalastes werden
beutesuchende vandalische Kommandos die Frauen aufgegriffen und ohne viel
Federlesens auf ihre Schiffe gebracht haben. Und in Karthago wurden sie
dann mit der gleichen ruppigen Bestimmtheit abgefertigt. Kurz und bündig
forderte das vandalische Königshaus jetzt ein, was vor 13 Jahren ausgemacht
wurde: Die Heirat von Eudoxia
(der Jüngeren)
mit ihrem Verlobten, dem vandalischen Königs-Sohn Hunerich.
Der Byzantiner Prokopius schreibt: "Die
(Jüngere) Eudoxia nun vermählte Geiserich
(!) mit seinem älteren Sohn Hunerich;
... und ihre Mutter schickte er auf Ansuchen des Kaisers nach Byzanz".
Was Prokopius allerdings dezent verschweigt, ist, daß der Vandalen-KönigEudoxia
(die Ältere), bevor er sie wegschickte, noch um einen
beträchtlichen Teil ihres Vermögens erleichterte. Mit nach Byzanz
ziehen ließ Geiserich Eudoxias
zweite Tochter Placidia und ihren Gatten,
einen römischen Senator namens Olybrius.
Die einzige, die auf dieses Glück noch 16 Jahre
warten muß, ist die jüngere Eudoxia.
Daß sie mit Freuden in die durch Geiserichs
barsche Autorität im Handumdrehen arrangierte Ehe gegangen ist, kann
mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Dagegen sprechen allein die äußeren
Umstände: Das Mädchen, zur Zeit der Eheschließung erst
16 Jahre alt, bekam mit Hunerich keinesfalls
einen strahlenden Germanen-Prinzen zum Mann. Geiserich
muß ziemlich genau um die 40 Jahre alt gewesen sein, als ihm Geiserich
die
blutjunge Römerin an die Seite schob!
Dazu hatte Hunerich
bereits eine Ehe mit jener westgotischen Prinzessin hinter sich, deren
kupierte Nase und Ohren ein Leben lang die Erinnerung an das recht brutale
Ende dieser Verbindung wachhielten.
Erst Jahre später sollte es der
jüngeren Eudoxia gelingen, sich der Fesseln zu entledigen
und nach Jerusalem zu flüchten.
Schreiber Hermann: Seite 163,253
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"Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen
Volkes."
Der Mörder, er hieß Maximus,
zwang die Kaiserin-Witwe Eudoxia in
sein Bett, während er die gleichnamige Kaiser-Tochter mit seinem
Sohn Palladius vermählte.
Hinzu kam, daß bei dem brutalen Staatsstreich im
Westreich hochgeborene Damen zu Schaden gekommen waren, so daß die
Fürsten, soweit sie dazu in der Lage waren, sich aufgerufen fühlten,
zum Schutz der Bedrängten einzugreifen.
Hunerich mußte
für diese Vertrautheit mit der gegnerischen Welt auch einen hohen
Tribut bezahlen, denn Geiserich nötigte
ihm eine diplomatische Ehe auf, und zwar mit der katholischen Kaiser-Tochter
Eudoxia.
Damit diese Verbindung zustande kommen konnte, wurde die bestehende Ehe
Hunerichs
geschieden oder aufgelöst.
Eudoxia war die Tochter
Kaiser
Valentinians III. und der Licinia Eudoxia,
vermutlich 439 geboren und schon als Kind, zwischen 442 und 445, dem Prinzen
Hunerich
verlobt worden. Als am 16. März 455 Kaiser
Valentinian III. starb, zögerte seinn Nachfolger Petronius
Maximus keinen Augenblick, sondern vermählte die inzwischen zur Jungfrau
herangewachsene
Prinzessin
Eudoxia mit
seinem eigenen Sohn Palladius - womit
für Geiserich ein Kriegsgrund
gegeben war. Die Eroberung und Plünderung Roms mit der Entführung
der seinem Sohn versprochenen Eudoxia
im Juni 455 wurde zum Jahrhundert-Ereignis. Dennoch steht seltsamerweise
nicht fest, wann es dann zur Hochzeit zwischen
Hunerich und Eudoxia gekommen
ist, doch darf man annehmen, daß Geiserich
ebensowenig
Zeit verlor Petronius Maximus und seinen
Sohn unmittelbar nach der Eroberung der Ewigen Stadt mit der auf so handfeste
Weise an ihr Verlöbnis erinnerten Prinzessin vermählte. Dieses
Jahr 455 würde auch als einzige der verschiedenen Hypothesen zu der
Bemerkung des Theophanes (in seiner Chronik) passen, daß Eudoxia
im Jahr 472 "nach sechzehnjähriger Ehe" aus Karthago entflohen sei.
Auch für Hunerichs Eudoxia
muß mit Sicherheit angenommen werden, daß sie die Übersiedlung
aus einer römischen Residenz, aus einer griechisch-römisch gebildeten
Gesellschaft in die Atmosphäre des Vandalen-Hofes als eine Art Verbannung
auffaßte, auffassen mußte. Ihr Verlobter Hunerich
war wesentlich älter als sie, hatte bereits eine Ehe hinter sich und
scheint nach allem, was er als Herrscher tat, ein düsterer, allzu
ernsthafter, zu Grausamkeit und Härte neigender Mann gewesen zu sein,
wenn auch seine Intelligenz und Tatkraft nicht angezweifelt werden können.
Dahn Felix: Seite 26,29
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Die Höfe von Byzanz und Rom bemühten sich zunächst,
die Freilassung der kaiserlichen Frauen zu erwirken, die in Karthago in
Haft gehalten wurden. Zuerst forderte Kaiser Marcian
(450-457) durch zwei Gesandtschaften die Freilassung der
Kaiserin Eudoxia und ihrer Tochter Placidia.
Die zweite Eudokia, hatte Geiserich
mit seinem Hunerich vermählt.
Marcians Nachfolger
in Byzanz, Leo I., erreichte endlich
durch wiederholte Gesandtschaften im Jahre 462 die Freilassung Eudoxias
und ihrer Tochter Placidia, gegen schweres
Lösegeld und gegen Abtretung eines Teiles des Nachlasses Valentinians
III. für dessen mit Hunerich
vermählte Tochter Eudokia. Auch
vom weströmischen Kaiser forderte Geiserich
den
im Abendland verbliebenen Nachlaß jenes Kaisers und überdies
das Erbe des Aetius, offenbar für dessen in Karthago gefangengehaltenen
Sohn Gaudentius.
Gleich nach seiner Thronbesteigung geriet Hunerich
in Streit mit Byzanz wegen des Erbes seiner Gemahlin Eudokia,
die schon im Jahre 472 aus Karthago und der aufgezwungenen Ehe entflohen
und bald darauf zu Jerusalem in frommen Übungen der Andacht gestorben
war.
1. oo Palladius, Sohn des Petronius Maximus
† 455 ermordet
2. oo Hunerich König der Vandalen
411/15 † 22.12.484
Kinder:
2. Ehe
Hilderich
456 † 533
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 26,29
- Grant, Michael: Die römischen Kaiser. Von Augustus bis zum
Ende des Imperiums. Eine Chronik. Bechtermünz Verlag Augsburg 1977
Seite 387,399 - Günther Rigobert:
Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke
Verlag Leipzig 2003 Seite 90,91,93,94,95,101,104,146 - Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 111 - Quast
Helmut W.: Geiserich. Vandale ohne Vandalismus. Casimir Katz Verlag Gernsbach
1987 Seite 140,143,153-155 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug
und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite
163,253,323,326, 355,384 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 484 -