Günther Rigobert: Seite 90,91,93,94,95
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"Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion."

Licinia Eudoxia gebar ihrem Gatten zwei Kinder, doch sehr zum Mißvergnügen ihres Mannes und ihrer Schwiegermutter war kein Sohn darunter. Die ältere Tochter wurde 438 oder 439 geboren. Zur Freude von Licinias Eltern gab man ihr den Namen Eudocia, wie Licinias Mutter hieß.
Während Hunerich als Geisel am Hof zu Ravenna lebte, wurde er - ganz sicher mit Zustimmung seines Vaters - mit der dreijährigen Tochter Valentinians III., Eudocia, verlobt.
Licinia Eudoxia, die Kaiserin und nun Witwe, lebte in jenen Monaten mit ihren beiden Töchtern auch in Rom. Nach der Ermordung ihres Gatten trat sie dafür ein, Flavius Valerius Maiorianus, einen hohen Offizier aus dem Gefolge des Aetius, als neuen Kaiser einzusetzen. Aber schon am 17. März 455 wurde Petronius Maximus zum Kaiser des Weströmischen Reiches berufen. Um seine Stellung zu festigen, zwang er die Witwe Valentinians III., ihn zu heiraten, um damit eine dynastische Verbindung zum theodosianischen Haus herzustellen. Die mit Hunerich verlobte Eudocia zwang der neue Kaiser, seinen Sohn Palladius zum Ehemann zu nehmen.
Das war natürlich ein Affront gegen den Vandalen-König. Daher ließ er sich nicht lange bitten, als Karthago von Rom aus heimliche Hilferufe erreichten, in denen Licinia Eudoxia und Eudocia ihn baten, sie aus ihrer mißlichen lage zu befreien.
Geiserich ließ die Stadt 14 Tage lang plünern, und als er abzog, führte er die Kaiser-Witwe Licinia Eudoxia mit ihren beiden Töchtern Eudocia und Placidia und ihrem Verlobten Gaudentius als Geiseln nach Karthago mit.
In Karthago verbrachten sie die nächsten Jahre in einem ehrenvollen Hausarrest. Zweimal sandte der oströmische Kaiser Marcian (450-457) Boten zu Geiserich, um ihn zur Freigabe der Damen zu bewegen. Geiserich lehnte ab. Eudocia heiratet nun seinen Sohn Hunerich, der ihr früher aufgenötigte Ehemann Palladius war in Rom mit seinem Vater umgekommen. Die jüngere Tochter heiratete in Karthago den hochadligen und führenden Senator Roms Anicius Olybrius, den Geiserich ebenfalls als Geisel mit nach Karthago gebracht hatte.
Erst eine vom oströmischen Kaiser Leo (457-474) erneut bei Geiserich vorgetragene Bitte um Freilassung der Damen hatte im Jahr 461 teilweisen Erfolg. Der Vandalen-König sandte die Kaiserin-Witwe Licinia Eudoxia mit ihrer Tochter Placidia nach Konstantinopel. Eudocia dagegen mußte noch im Vandalen-Reich bleiben. In Ostrom lagen die Güter, die Licinia Eudoxia von Galla Placidia geerbt hatte. Ihr Todesjahr ist nicht überliefert. Placidia gebar ihrem Mann Olybrius im Jahr 462 in Konstantinopel die Tochter Anicia Juliana.
Eudocia, die Gattin Hunerichs, brachte ihrem Mann im Jahr 456 einen Sohn zur Welt, der den Namen Hilderich erhielt.