Flavius Stilicho                             Vandalen- oder Skirenführer
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359 22.8.408 hingerichtet
        Ravenna
 

Sohn des N.N. (Vandale)
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 184
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Stilicho, römischer Feldherr
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* ca. 365, 408

Sohn eines Vandalen, bewährte sich früh im diplomatischen und militärischen Dienst (zum Beispiel gegen den Usurpator Eugenius) und wurde 395 vom sterbenden Theodosius I. mit der Fürsorge für Honorius und Arcadius betraut. Seine Stellung als leitender Staatsmann wurde gestärkt durch die Ehe mit Serena, einer Nichte des Theodosius, sowie durch die Vermählung seiner Tochter Maria (und nach deren Tod von deren Schwester Thermantia) mit Arcadius. Seine Weigerung, den Anspruch des Westens auf die illyrischen Provinzen aufzugeben, hatte den Einfall des in oströmischen Diensten stehenden Westgoten-Königs Alarich nach Italien und den Aufstand des Gildo in Afrika zur Folge. Es gelang ihm jedoch, Mailand zu entsetzen und die Westgoten durch die Erfolge von Pollentia (402) und Verona (403) und anschließende Vertragsverhandlungen zum Abzug zu bewegen. Die unter Radagais erneut eingebrochenen Gotenscharen konnte er 406 bei Fiesole vollständig vernichten. Wegen der dadurch notwendigen Rückberufung von Truppen überschritten Vandalen, Alanen und Sueben den Rhein und plünderten Gallien bis zu den Pyrenäen. Da er sich gegen den gallischen Usurpator Konstantin III. nicht durchsetzen konnte und auf hohe Geldforderungen Alarichs einzugehen bereit war, der erneut Italien bedrohte, verlor er das Vertrauen des Kaiserhofes. Zu seinem Sturz trug auch der Verdacht bei, er erstrebe nach dem Tode des Arcadius (408) für seinen Sohn Eucherius die Kaiserwürde in Konstantinopel. Nach seiner Absetzung floh er in Ravenna in eine Kirche, wurde aber herausgelockt und auf Befehl des Honorius hingerichtet. Stilicho, zu Lebzeiten wegen seiner erfolgreichen Germanenpolitik gefeiert (Claudian, De laude Stilichonis), wurde später von christlicher wie heidnischer Seite als Verräter des Reiches verurteilt. Eine gute bildliche Darstellung bietet das Konsulardiptychon in Monza.

R. Klein



Lexikon Alte Kulturen: Band III Seite 441
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Stilicho, Flavius
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* um 365, Ravenna 22. August 408

Römischer Magister militum und Patricius vandalischer Abstammung

Nach Theodosius' I. Tod (395) im Weströmischen Reich Regent für Honorius, mit der kaiserlichen Familie mehrfach verschwägert, mußte Stilicho nach Kämpfen gegen die Markomannen an der mittleren Donau, gegen die Westgoten unter Alarich in Thessalien antreten, blieb aber mangels oströmischer Unterstützung ohne Erfolg und ließ seinen dafür verantwortlichen politischen Gegner Flavius Rufinus ermorden. In Afrika warf er 398 den Aufstand des Comes Gildo nieder, in Mittel-Italien wehrte er 406 die Germanen unter Radagais ab, konnte aber den Völkerzug von Vandalen, Alanen, Sweben und Pannoniern nicht hindern, der Silvester 406 den Rhein überschritt, Gallien plünderte und so Usurpationen, vor allem Konstantins III., auslöste. Nach zwei Siegen über Alarich (402) führte das Bündnis mit diesem (zur Abwehr anderer Germanen) zum Zerwürfnis mit dem Kaiser, zu seiner Absetzung und Ermordung.

Literatur:
Mazzarino, S.: Stilicone. La crisi imperiale dopo Teodosio. Rom 1942. - Demougeot, E.: De l'unite a la division de l'empire romain. Paris 1951. - O'Flynn, J.M.: Generalissimos of the Western Roman Empire. Edmonton 1983.



Illustriertes LEXIKON DES ALTERTUMS: Seite 396
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STILICHIO, Flavius
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   †

Ein Germane, der unter Kaiser Theodosius I. in der römischen Armee diente und zu den höchsten Ämtern aufstieg. Nach dem Tod des Kaisers (395 n. Chr.) wurde er 1. Minister und Feldherr von dessen Nachfolger Honorius und regierte praktisch das Westreich. 395 ließ er Rufinus ermorden, den 1. Minister des oströmischen Kaisers Arcadius. Trotz einiger Anfangserfolge konnte Stilicho die Westgoten in Griechenlannd nicht schlagen. Danach siegte er zweimal über Alarich: 402 bei Pollentia und 403 bei Verona. Stilicho setzte nun nicht nach, sondern bot stattdessen den Germanen Geld für deren Abzug an. 405 schlug er eine gemischt-germanische Armee vernichtend, verlor aber dann seinen Einfluß und wurde schließlich 408 n. Chr. gemeinsam mit seiner ganzen Familie hingerichtet.

Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches.



SERENA
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    +

von Theodosius adoptiert

  oo FLAVIUS STILICHO
              408

Stilicho wurde oberster Reichsfeldherr (Magister utriusque militiae), regierte seit 395 in Westrom und versuchte die Regentschaft auf das ganze Reich auszudehnen, was letztlich nicht gelang, obwohl er die Ost-Regenten Rufinus († 27.11.395) und Eutropius stürzte. Er gewann Afrika zurück, stritt um den Balkan mit Byzanz und hielt die Westgoten durch die Schlachten bei Pollentia 402, bei Verona 403, bei Faesulae 405 zurück. Er gab Trier auf und wurde durch die Intrigen des Honorius ermordet.


  oo Serena, Nichte und Adoptivtochter des Kaisers Theodosius I.
     um 370 Herbst 408 hingerichtet
 
 
 
 

Kinder:

  Maria
  um 386 407
                Rom

  398
  oo 1. Honorius Kaiser des Weströmischen Reiches
          9.9.384 15.8.421

  Eucherius
  um 387 Herbst 408 erdrosselt

 Thermantia
 um 390 415
               Rom

  oo 2. Honorius Kaiser des Weströmischen Reiches
            9.9.384 15.8.421
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 52,92,342,345,346,348 - Gottschalk Gisela: Die großen Cäsaren. Ihr Leben, ihre Taten, ihre Zeit. Scherz Verlag Bern und München 1980 Seite 247,261 - Grant, Michael: Die römischen Kaiser. Von Augustus bis zum Ende des Imperiums. Eine Chronik. Bechtermünz Verlag Augsburg 1977 Seite 326,349,352-357,359,364,427 - Günther Rigobert: Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig 2003 Seite 19,45-52,54-57,59,63,78, 100,134,142 - Illustriertes LEXIKON DES ALTERTUMS. MECO Verlag GmbH Dreieich 1993 Seite 396 - Lewandowski Herbert Dr.: Römische Sittengeschichte. Hans E. Günther Verlag Stuttgart 1964 Seite 289,295,296 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag Mannheim/Wien/Zürich 1990 Band III Seite 441 - Maschkin N.A.: Römische Geschichte. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin 1953 Seite 618,625,626 - Nack/Wagner: Rom. Land und Volk der alten Römer. Verlag Carl Überreuter Wien 1976 Seite 311-312 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Seite 125,132,135,143,146,151,153,199 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 56,59,60,61,82 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 22-32,34,41,45,183,196,205, 206,242 - Schreiber Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München 1977 Seite 134,142-145,148, 151,154,163,167,168,169,171,217,272 - Schreiber Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf 1990 Seite 133,140,141-156,213 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite 84,99,101,115,125,193,204 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 484 -