Sohn des N.N. (Vandale)
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 184
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Stilicho, römischer Feldherr
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* ca. 365, † 408
Sohn eines Vandalen, bewährte sich früh im diplomatischen und militärischen Dienst (zum Beispiel gegen den Usurpator Eugenius) und wurde 395 vom sterbenden Theodosius I. mit der Fürsorge für Honorius und Arcadius betraut. Seine Stellung als leitender Staatsmann wurde gestärkt durch die Ehe mit Serena, einer Nichte des Theodosius, sowie durch die Vermählung seiner Tochter Maria (und nach deren Tod von deren Schwester Thermantia) mit Arcadius. Seine Weigerung, den Anspruch des Westens auf die illyrischen Provinzen aufzugeben, hatte den Einfall des in oströmischen Diensten stehenden Westgoten-Königs Alarich nach Italien und den Aufstand des Gildo in Afrika zur Folge. Es gelang ihm jedoch, Mailand zu entsetzen und die Westgoten durch die Erfolge von Pollentia (402) und Verona (403) und anschließende Vertragsverhandlungen zum Abzug zu bewegen. Die unter Radagais erneut eingebrochenen Gotenscharen konnte er 406 bei Fiesole vollständig vernichten. Wegen der dadurch notwendigen Rückberufung von Truppen überschritten Vandalen, Alanen und Sueben den Rhein und plünderten Gallien bis zu den Pyrenäen. Da er sich gegen den gallischen Usurpator Konstantin III. nicht durchsetzen konnte und auf hohe Geldforderungen Alarichs einzugehen bereit war, der erneut Italien bedrohte, verlor er das Vertrauen des Kaiserhofes. Zu seinem Sturz trug auch der Verdacht bei, er erstrebe nach dem Tode des Arcadius (408) für seinen Sohn Eucherius die Kaiserwürde in Konstantinopel. Nach seiner Absetzung floh er in Ravenna in eine Kirche, wurde aber herausgelockt und auf Befehl des Honorius hingerichtet. Stilicho, zu Lebzeiten wegen seiner erfolgreichen Germanenpolitik gefeiert (Claudian, De laude Stilichonis), wurde später von christlicher wie heidnischer Seite als Verräter des Reiches verurteilt. Eine gute bildliche Darstellung bietet das Konsulardiptychon in Monza.
R. Klein
Römischer Magister militum und Patricius vandalischer Abstammung
Nach Theodosius' I. Tod (395) im Weströmischen Reich Regent für Honorius, mit der kaiserlichen Familie mehrfach verschwägert, mußte Stilicho nach Kämpfen gegen die Markomannen an der mittleren Donau, gegen die Westgoten unter Alarich in Thessalien antreten, blieb aber mangels oströmischer Unterstützung ohne Erfolg und ließ seinen dafür verantwortlichen politischen Gegner Flavius Rufinus ermorden. In Afrika warf er 398 den Aufstand des Comes Gildo nieder, in Mittel-Italien wehrte er 406 die Germanen unter Radagais ab, konnte aber den Völkerzug von Vandalen, Alanen, Sweben und Pannoniern nicht hindern, der Silvester 406 den Rhein überschritt, Gallien plünderte und so Usurpationen, vor allem Konstantins III., auslöste. Nach zwei Siegen über Alarich (402) führte das Bündnis mit diesem (zur Abwehr anderer Germanen) zum Zerwürfnis mit dem Kaiser, zu seiner Absetzung und Ermordung.
Literatur:
Mazzarino, S.: Stilicone. La crisi imperiale dopo Teodosio.
Rom 1942. - Demougeot, E.: De l'unite a la division de l'empire romain.
Paris 1951. - O'Flynn, J.M.: Generalissimos of the Western Roman Empire.
Edmonton 1983.
Ein Germane, der unter Kaiser Theodosius I. in der römischen Armee diente und zu den höchsten Ämtern aufstieg. Nach dem Tod des Kaisers (395 n. Chr.) wurde er 1. Minister und Feldherr von dessen Nachfolger Honorius und regierte praktisch das Westreich. 395 ließ er Rufinus ermorden, den 1. Minister des oströmischen Kaisers Arcadius. Trotz einiger Anfangserfolge konnte Stilicho die Westgoten in Griechenlannd nicht schlagen. Danach siegte er zweimal über Alarich: 402 bei Pollentia und 403 bei Verona. Stilicho setzte nun nicht nach, sondern bot stattdessen den Germanen Geld für deren Abzug an. 405 schlug er eine gemischt-germanische Armee vernichtend, verlor aber dann seinen Einfluß und wurde schließlich 408 n. Chr. gemeinsam mit seiner ganzen Familie hingerichtet.
Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches.
von Theodosius adoptiert
oo FLAVIUS STILICHO
† 408
Stilicho wurde oberster Reichsfeldherr (Magister
utriusque militiae), regierte seit 395 in Westrom und versuchte die
Regentschaft auf das ganze Reich auszudehnen, was letztlich nicht gelang,
obwohl er die Ost-Regenten Rufinus († 27.11.395) und Eutropius
stürzte. Er gewann Afrika zurück, stritt um den Balkan mit Byzanz
und hielt die Westgoten durch die Schlachten bei Pollentia 402, bei Verona
403, bei Faesulae 405 zurück. Er gab Trier auf und wurde durch die
Intrigen des Honorius ermordet.
oo Serena, Nichte und Adoptivtochter des Kaisers
Theodosius I.
um 370 † Herbst 408 hingerichtet
Kinder:
Maria
um 386 † 407
Rom
398
oo 1. Honorius Kaiser des Weströmischen Reiches
9.9.384 † 15.8.421
Eucherius
um 387 † Herbst 408 erdrosselt
Thermantia
um 390 † 415
Rom
oo 2. Honorius Kaiser des Weströmischen Reiches
9.9.384 † 15.8.421
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 52,92,342,345,346,348
- Gottschalk Gisela: Die großen Cäsaren. Ihr Leben, ihre
Taten, ihre Zeit. Scherz Verlag Bern und München 1980 Seite 247,261
- Grant, Michael: Die römischen Kaiser. Von Augustus bis zum
Ende des Imperiums. Eine Chronik. Bechtermünz Verlag Augsburg 1977
Seite 326,349,352-357,359,364,427 - Günther Rigobert: Römische
Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig
2003 Seite 19,45-52,54-57,59,63,78, 100,134,142 - Illustriertes
LEXIKON DES ALTERTUMS. MECO Verlag GmbH Dreieich 1993 Seite 396 -
Lewandowski
Herbert Dr.: Römische Sittengeschichte. Hans E. Günther Verlag
Stuttgart 1964 Seite 289,295,296 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers
Lexikonverlag Mannheim/Wien/Zürich 1990 Band III Seite 441 -
Maschkin
N.A.: Römische Geschichte. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin
1953 Seite 618,625,626 - Nack/Wagner: Rom. Land und Volk
der alten Römer. Verlag Carl Überreuter Wien 1976 Seite 311-312
- Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg
des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und
München 1993 Seite 125,132,135,143,146,151,153,199 - Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 56,59,60,61,82 -
Riehl
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W. Ludwig Verlag 1988 Seite 22-32,34,41,45,183,196,205, 206,242 - Schreiber
Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München 1977 Seite
134,142-145,148, 151,154,163,167,168,169,171,217,272 - Schreiber
Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf
1990 Seite 133,140,141-156,213 - Schreiber Hermann: Die Vandalen.
Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach
1993 Seite 84,99,101,115,125,193,204 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband
2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II
Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 484 -