Alarich I.                                        König der Westgoten (395-410)
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zwischen 370 und 375 410
Donauinsel Peuke     bei Cosenza
 

Sohn des N.N. aus dem Geschlecht der BALDEN (BALTHEN)
 

Lexikon des Mittelalters:
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Alarich
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Westgotischer Heerführer (als König erst später erwähnt, daher Erhebung fraglich) aus dem Geschlecht der BALTHEN. Vielleicht schon 382 Führer einer Stammesgruppe, begann Alarich 395 nach Rückkehr der westgotischen Bundestruppen aus Italien mit Invasionen gegen Konstantinopel und Griechenland (396), die der oströmische Kaiser Arcadius durch Ernennung Alarichs zum Magister militum per Illyricum beendete. Eine im November 401 einsetzende Invasionswelle nach Italien mit dem Ziel neuer Wohnsitze im Westen führte zu Germanen-Verträgen und Gegenmaßnahmen Stilichos, römischer Sieg bei Polentia (Ostern 402); in den folgenden Jahren konnte aber Alarich für Westrom unter Beibehaltung seines Ranges (Aetius als Geisel) gewonnen werden. Der Tod Stilichos (22. August 408) verhinderte dessen Versuch, Alarich gegen Usurpatoren in Gallien zu verwenden. Da Alarichs Forderung nach Wohnsitzen in Noricum 408 und 409 dilatorisch behandelt wurde, kam es zu mehrfacher Belagerung Roms und zeitweiliger Erhebung des Praefectus urbi Priscus Attalus zum Kaiser. Die Einnahme und Plünderung der Stadt (14. August 410) nach Verrat bedeuten für spätantikes Romdenken eine tiefe Erschütterung. Ein Versuch Alarichs, nach Afrika überzusetzen, scheiterte infolge Vernichtung der verfügbaren Schiffe durch einen Sturm; kurz danach starb Alarich in Kalabrien. Sein Begräbnis im Flußbett des Busento dürfte Sage sein.



Alarich I. tat sich im Jahre 394 an der Spitze einer starken Gotenschar als Verbündeter des oströmischen Kaisers Theodosius I. im Kampf bei Aquileja gegen den Usurpator Eugenius hervor. Nach dessen Tode kam es zu einer Atmosphäre von Haß, Intrige  und Mißgunst und die vertragsmäßigen Leistungen an die Germanen wurden eingestellt. Man hatte die Goten seit Theodosius' Tod durch vielfache Mißhandlung gereizt, man erbiterte den jungen Alarich, der schon dem großen Kaiser nicht immer willig gedient hatte, durch Verweigerung eines höheren Heerbefehls. So empörten sich die Westgoten, verwarfen das Bündmis mit Rom und erhoben Alarich zu ihrem König und Heerfüherer im Kampf gegen Rom. Dieser zog plündernd durch Griechenland und später führte er Kämpfe mit dem Reichsverweser Stilicho und wurde selbst Heermeister von Illyrien. Von dort aus zog er im Jahre 401 nach Italien, belagerte Mailand und zog nach der Niederlage bei Verona 403 in das Gebiet der Save. Stilicho schloß mit ihm Frieden, in dem sich Alarich verpflichtete, Rom im Kampf gegen Konstantinopel zu unterstützen. Im Jahr 408 besetzte Alarich Pannonien und Noricum, zog darauf gegen Italien und forderte Geld für sein Heer. Seine Forderungen wurden von Stilicho erfüllt, der im gleichen Jahr (23.8.408) hingerichtet wurde. Der Vertrag mit Alarich wurde durch die germanenfeindliche Partei ebenfalls verworfen, worauf Alarich Italien angriff. Zweimal marschierte er gegen Rom. Beim erstenmal gelangte Alarich im Jahre 408 bis dicht vor die Stadt, zog sich jedoch, sich mit einem gewaltigen Lösegeld (5.000 Pfund Gold und 3.000 Pfund Silber) und der Befreiung von 40.000 Sklaven begnügend, zurück, aber beim drittenmal, am 24.8.410 wurde Rom von den Truppen Alarichs genommen und drei Tage lang geplündert. Den anschließenden Versuch, zur Kornkammer des Reiches, nach Karthago, überzusetzen, verhinderte der Sturm in der Meerenge von Messina, der den größten Teil der nur mühsam aufgebrachten Flotte vernichtete. Auf dem Rückweg nach Norden starb Alarich. Seine Getreuen setzten ihn im Busento bei Cosenza bei, wobei sie den Fluß bei Cosenza umleiteten, Alarich im Flußbett begruben und den Fluß nun wieder die alte Richtung gaben. Das Ziel, ein Goten-Reich auf römischem Boden zu errichten, hat er nicht erreicht.
 
 
 
 

  oo N.N., Schwester König Athaulfs
            -
 
 
 
 

Kinder:

  Tochter
     -

  oo Theoderich I.
                451
 
 
 
 

Literatur:
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