Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 909
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Kantakuzenoi
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byzantinische Familie
Nahm bereits zur Zeit Alexios‘
I. Komnenos (1081-1118), in der der erste KANTAKUZENOS
als Stratege (militärischer Befehlshaber und Statthalter eines
Thema) bezeugt ist, die gesellschaftlich hervorgehobene Stellung von Archonten
ein, das heißt Großgrundbesitzern und hohen militärischen
Würdenträgern. Auch unter den folgenden Kaisern, vor allem unter
Manuel
I. Komnenos (1143-1180), machten sich die
KANTAKUZENOI verdient; unter den PALAIOLOGEN
gelang es ihnen, in Thrakien eine riesige Grundherrschaft zu erwerben.
Mitte des 14. Jh. ist
Johannes Kantakuzenos,
der
spätere Kaiser Johannes
VI., der größte byzantinische Grundbesitzer und
Führer der Partei, die die Interessen der adligen Großgrundbesitzer
gegenüber dem aufkommenden städtischen Bürgertum vertritt.
Nach der Abdankung Johannes'
VI. und der Entmachtung seines Sohne, KaiserMatthaios
Kantakuzenos, verwaltetete die Familie bis 1383 unter Manuel,
Matthaios
undDemetrios
den
Despotat von Mistra als Apanage, bis er von den PALAIOLOGEN
zurückerobert wurde.
Die Familie nahm seit der Zeit Kaiser
Johannes' VI. Kantakuzenos,
der seine Tochter Theodora
dem osmanischen Sultan von Bithynien, Urchan
(1326-1359),
zur Frau gab, eine türkenfreundliche Haltung ein. Nach der Eroberung
Konstantinopels durch die Türken 1453 gelang es den KANTAKUZENOI
(nicht
mehr als Adlige, sondern innerhalb des griechischen bürgerlichen Unternehmertums),
im Dienst der Osamanen weiterhin eine wirtschaftlich bedeutende Stellung
zu halten, in einige Fällen waren sie such im Auftrag der Sultane
in politischen Missionen tätig. Aus dem Zweig der Familie, der sich
in Rumänien und in Rußland niedergelassen hatte, gingen ebenfalls
bedeutende Politiker hervor.
Griechische Fürstenfamilie, stellte unter anderem
mit Johannes VI. einen byzantinischen
Kaiser (1341-1354); unter den Türken eine hervoragende Fanarioten-Familie,
die Nebenlinien auch in Rumänien und Rußland hatte.