2. Sohn des Königs
Mieszko II. Lambert von Polen aus dem Hause der PIASTEN
und der Richeza
von Lothringen, Tochter von Pfalzgraf Ezzo
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1030
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Kasimir I. Restaurator (poln. Kazimierz Odnowiciel),
Herzog von Polen 1034-1058
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* 25. Juli 1016, + 28. November 1058
Sohn Mieszkos II. und der Richeza (EZZONIN)
oo um 1040 Maria Dobroniega, Kiever Großfürsten-Tochter
Der wegen der Krise des polnischen Staates im Jahre 1032
mit seiner Mutter nach Deutschland geflüchtete Kasimir
I. übernahm nach dem Tod des Vaters 1034 den Thron. Innere
Wirren und der Kriegszug der Böhmen, die das Land bis Gnesen verwüsteten
und Schlesien besetzten, zwangen Kasimir I. Restaurator
1038
erneut zur Flucht über Ungarn an den Hof Kaiser
HEINRICHS III., mit dessen militärischer Unterstützung
er dann zurückkehren konnte. Sein Versuch, während der deutsch-böhmischen
Auseinandersetzungen 1040/42 Schlesien wiederzuerlangen, scheiterte zunächst.
Dagegen gelang ihm mit Kiever Hilfe nach zwei Feldzügen (1042-47?)
schließlich die Rückeroberung Masowiens. Sein Konflikt mit Sememisl,
Herzog von Pommern, wurde 1046 vor HEINRICH III.
verhandelt.
Schlesien entriß er den Böhmen 1050, doch wurde er vier Jahre
später vom Kaiser dafür zu Tributzahlungen an Böhmen gezwungen.
Pommern hat er wohl in lose Abhängigkeit zu Polen gebracht. Am Ende
seines Lebens war es ihm so gelungen, das Reich seines Volkes wieder zu
vereinigen.
Gleichermaßen suchte er, mit Unterstützung
seiner Mutter und seines Onkels, des Erzbischofs Hermann II.
von Köln, die in der Zeit der religiösen und sozialen Unruhen
in Polen zerrüttete kirchliche Organisation wieder zu festigen. Er
ließ Benediktiner nach Polen kommen (Kloster Tyniec bei Krakau, Mogilno
bei Gnesen), berief Aaron, Abt von Tyniec, zum Bischof von Krakau (1046-59)
und stellte das Bistum in Schlesien wieder her (Bischof Hieronymus, 1056?-62).
Die sozialen Aufstände hatten die Dezentralisierung besonders der
Steuerverwaltung erzwungen: Die Kirche, die bis dahin die Zehnteinnahmen
von der Staatskammer bezogen hatte, erhielt jetzt ländlichen Grundbesitz
sowie direkte Zehntleistungen der Bevölkerung. Die vorher in Gefolgschaftsverbänden
organisierten Ritter wurden teils mit direkten bäuerlichen Abgaben
versorgt, teils mit ländlichen Gütern ausgestattet, von denen
aus sie Heeresdienst leisteten. Diese Reformen leiteten die Entwicklung
der Grundherrschaft in Polen ein.
G. Labuda
KASIMIR I. "DER ERNEUERER"
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* 1016, + 1058
Kasimir I. der Erneuerer wurde
1034 aus dem Lande gejagt, da seine Mutter Deutsche bevorzugte. Es war
eine Zeit verheerender antideutscher und heidnischer Reaktionen, Polen
zerfiel völlig, in Masowien begründete der Mundschenk Maslaw
die masowische Sonderentwicklung. Kasimir
kam 1043 mit deutscher Hilfe zurück und errichtete den polnischen
Staat neu. Er unterwarf 1047 das abgefallene Masowien und gewann 1054 Schlesien,
aber nur als böhmisches Lehen, was der Anlaß jahrhundertelangen
Streites, auch wegen der Gebeine des Heiligen Adalberts, die die Böhmen
nach Prag entführten. Er stellte die kirchliche Hierarchie wieder
her, verlagerte das politische Schwergewicht Polens nach Krakau-Kleinpolen,
Adel und Leibeigene bildeten sich voll aus.
Kasimir war einer
der bedeutendsten PIASTEN überhaupt.
oo um 1042
DOBRONEGA
VON KIEW
+
Tochter des Großfürsten Jaroslaw I. ((oder
von Wladimir I.?)
VIII. 20. KASIMIR ("DER ERNEUERER") (Karl
der Mönch)
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* 1016 VII 25, + 1058 XI 28
1026-1034 Mönch in einem polnischen Kloster
oo 1038 Ende/1039 Anfang
DOBRONEGA MARIA
* vor 1012, + 1087
Tochter des Fürsten Wladimir I. von Kiew
Vgl. Balzer, Genealogia Tafel II (Nr. 11)
Schließlich war auch Kasimir,
der Sohn Mieszkos II. von Polen, den
OTTONEN
verwandtschaftlich verbunden; seine Mutter Richeza,
Tochter des lothringischen Pfalzgrafen Ezzo, war eine Enkelin OTTOS
II.
Mieskos früher
Tod stürzte das Land in ein völliges Chaos, dessen Nutznießer
in erster Linie der auf Ausbau eigener Herrschaft bedachte Adel war. Ein
Volksaufstand mit stark heidnischen und wohl auch deutschfeindlichen Akzenten
beschleunigte den Prozeß der Zerstörung. Mieszkos
Gemahlin, die EZZONIN Richeza, mußte
Polen verlassen; auch ihr Sohn Kasimir wurde
1037 vertrieben. Sie fanden Aufnahme bei ihren deutschen Verwandten.
Der polnische Staat war nach Mieszkos
II. Tod inn Anarchie versunken. Mit Hilfe HEINRICHS
III. und Jaroslaws von Kiew
konnte der zeitweilig vertriebene Thronfolger Kasimir
I. (1039-1058) in sein Heimatland
zurückkehren und hier den Neuaufbau des Staates in die Wege leiten.
Diese Leistung hat ihn den Namen des "Erneuerers" eingetragen, aber
Polen gewann die alte Machtstellung, die es unter Boleslaw
Chrobry innegehabt hatte, nicht zurück. Pommern war
verloren; Schlesien unter böhmische Herrschaft gekommen, konnte erst
1050/54 zurückgewonnnen werden. Kasimir I.
war für die Durchführung seiner Aufbauarbeit ganz
gute Beziehungen zum Reich angewiesen.
Die Ehe Heinrichs I. mit
Anna
fügt
die kapetingische Monarchie also ein
in ein Beziehungsgeflecht von Gegnern des Reiches und des Kaisers. Diesem
weitgespannten System persönlicher, auf Heiratspolitik gegründeter
Verbindungen ist schließlich auch Kasimir
von Polen einzuordnen, der eine Schwester des Großfürsten
Jaroslaw zur Gemahlin hatte - bekanntlich gehörte auch
der polnische Herzog nicht gerade zu den zuverlässigen Vasallen des
Reiches.
1042
oo Dobrognewa von Kiew, Tochter des Großfürsten
Jaroslaw I.
vor 1012-
1087
Kinder:
Swatawa
um 1048-1.9.1126
oo 3. Vratislav II. Herzog von Böhmen
um 1035-14.1.1092
Boleslaw II. der Kühne
um 1042- 1083
Wladyslaw I. Hermann
1043-4.6.1102
Literatur:
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