Stammtafel im Anhang Band IX des Lexikons des Mittelalters
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2125
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PIASTEN
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(poln. Piastowie), fürstlich und königliches
Geschlecht, regierte in Polen bis 1370, in Masowien bis 1526, in Schlesien
bis 1675.
Nach der polnischen Tradition, am Anfang des 12. Jh.
durch Gallus Anonymus überliefert, war Piast der Ahnherr
der PIASTEN,
von bäuerlicher Abstammung; sein Sohn Siemowit soll in der
2. Hälfte des 9. Jh. (?) die in Gnesen herrschende Dynastie (sog.
Popieliden) gewaltsam ersetzt haben. Der erste historisch nachweisbare
Herrscher der Polanen und Polens (nach derselben Tradition der vierte Nachkomme
Piasts)
war Mieszko I. (um 960-992).
Sein Sohn Boleslaw I. Chrobry (992-1025)hat
den polnischen Staat erweitert und gefestigt. Der Versuch, Böhmen
zu erlangen, scheiterte jedoch bald am Widerstand
Kaiser Heinrichs II. 1025 hat sich
Boleslaw I. zum König gekrönt (außer
ihm wurden noch Mieszko II. 1025 und
Boleslaw II. Smialy 1076 Könige Polens). Nach dem
Tode Mieszkos II. († 1034) brach
die »erste frühpiast. Monarchie« weitgehend zusammen;
die Krise wurde durch Kasimir I. Restaurator (1034-58)
überwunden, der die »zweite frühpiastische
Monarchie« schuf. Nach dem Tode Boleslaws
III. Krzywousty († 1138) erfolgte die Teilung
des polnischen Staates in Teilfürstentümer und die Einführung
des Seniorats; der älteste seiner Söhne,
Wladyslaw II. († 1159), bekam außer seinem eigenen
Fürstentum Schlesien den Senioranteil mit Kern im Krakauer Land
sowie die Seniorwürde. Von ihm stammte die schlesische PIASTEN-Linie
ab, von Mieszko III. Stary († 1202)
die großpolnische, von Kasimir II.
Sprawiedliwy († 1194), der 1177 nach einem Staatsstreich
und unter Bruch des Senioratsprinzips den Krakauer Thron bestieg, die
kleinpolnische Linie. Die großpolnische Linie, die zeitweise
in zwei Nebenlinien geteilt war, erlosch 1296 mit Premysl
II. Die kleinpolnische Linie teilte sich nach dem Tode
Kasimirs II. in die Krakauer Linie, die 1279 mit Boleslaw
V. Wstydliwy erlosch, und die kujavische Linie. Von der
letztgenannten hat sich später die masowische Linie abgesondert;
von dem Hauptzweig der kujavischen Linie stammten die Herrscher
ab, die das polnische Königreich wiedervereinigten und ab 1320 die
Königswürde innehatten: Wladyslaw I.
Lokietek († 1333) und
Kasimir III. Wielki († 1370),
mit dem die königliche Linie der PIASTEN
erlosch. Die masowische Linie, deren Ahnherr Siemowit
I. († 1262) war, unterlag
immer weiteren Unterteilungen, entsprechend den wechselnden politischen
Beziehungen Masowiens zu Polen. Sie erlosch 1526 mit Janusz
III. Sehr kompliziert war die Geschichte der schlesischen
PIASTEN, die seit dem Ende des 13. Jh.,
hauptsächlich aber im Verlauf des 14. Jh., die staatliche Zusammengehörigkeit
mit Polen abstreiften und sich den Einflüssen deutscher Sprache und
Kultur öffneten, teilweise aber (bis in die Linien Oppeln und
Liegnitz Brieg) erstaunlich lange ein kulturelles Zusammengehörigkeitsgefühl
mit Polen oder wenigstens mit der piastischen
Dynastie bewahrten.
Übrigens wurden gewöhnlich alle
PIASTEN bis in das 14. Jh. als »domini (principes) naturales«
in Polen betrachtet, selbst wenn die Sammelbezeichnung »PIASTEN«
(auf die ganze Nachkommenschaft Mieszkos I.
bezogen) wahrscheinlich (und bezeichnenderweise) erst am Ende des 16. Jh.
an den Höfen niederschlesischer PIASTEN
auftauchte.
Die Schweidnitz-Münsterberger Nebenlinie (von Bolko
[Boleslaw]
I.
von Schweidnitz, † 1301) erlosch in ihrem Schweidnitzer Zweig
mit Boleslaw II. († 1368),
im Münsterberger Zweig mit Johannes
(† 1428). Einige Zweige der schlesischen
PIIASTEN
erloschen um die Wende zum 16. Jh.: die Oelser Linie 1492, die Glogau-Saganer
Linie 1504, die Auschwitz-Zatorer Linie 1521 und die Oppelner
Linie 1532. Am längsten überlebten die Linien der Teschener
(bis 1625) und der Liegnitz-Brieger, die mit Georg
Wilhelm 1675 als Vertreter der letzten PIASTEN-Linie
im Mannesstamm ausstarb. Die PIASTEN
haben die Geschichte Polens und Mitteleuropas entscheidend mitgeprägt
und zählen zu den bedeutendsten Dynastien Europas.
J. Strzelczyk
Piast Herzog von Polen (842-861)
--
Siemowit Herzog von Polen (861-892)
- 892
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Leszek Herzog von Polen (892-913)
- 921
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Ziemomysl Herzog von Polen
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Mieszko I.