OTTO I. DER GROSSE               Deutscher König (936-973)
-----------------------------                 Römischer Kaiser seit 2.2.962
23.11.9127.5.973                      König der Langobarden
Wallhausen Memleben

Begraben: Magdeburg, Dom  

Ältester Sohn des Ostfränkisch-Deutschen Königs HEINRICH I. ( 2.7.936) aus dem Hause der LIUDOLFINGER aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Ringelheim, Tochter von Graf Dietrich ( 916/nach 929) und der Reinhild
Bruder von
Herzog Heinrich von Bayern (1.11.955), Erzbischof Brun von Köln (10.10.965), Königin Gerberga von Frankreich (5.5. nach 968/84?), Herzogin Hadwig von Franzien (9.1. nach 958), Stief-Bruder von Thankmar von Sachsen (28.7.938),
Neffe
von Graf Thankmar in Sachsen (vor 30.11.912), Graf Liudolf in Sachsen (vor 30.11.912), Königin Oda von Lothringen (2.7. nach 952), Gräfin Irminburg von Merseburg ( 29.12. um 930), Äbtissin Liutgard von Gandersheim ( 21.1.923), Graf Heinrich II. ( 902), Graf Adalhard ( 902), Graf Adalbert ( 9.9.906 hingerichtet), Gräfin Adellinde im Ammergau (nach 915)
Groß-Neffe von Königin Liutgard vom Ostfränkischen Reich (
17.11/30.11.885)
Enkel von Herzog Otto dem Erlauchten von Sachsen (
30.11.912) und der BABENBERGERIN Hadwig         

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1563
********************
1. Otto I., der Große, Kaiser, deutscher König
--------------------------
* 23. November 912, 7. Mai 973 in Memleben

Begraben: Magdeburg, Dom

Eltern: König Heinrich I. und Mathilde, Tochter des sächsischen Grafen Dietrich

  1. oo 929/930 Edgith ( 946), Tochter des englischen Königs Eduard der Ältere

  2. oo 951 Adelheid ( 999), Tochter König Rudolfs II. von Burgund, Witwe König Lothars von Italien

Kinder:
von 1.:
Liudolf ( 957), Herzog von Schwaben
Liutgard (953; oo Konrad der Rote)

von 2.:
Heinrich ( 954)
Mathilde  ( 999), Äbtissin von Quedlinburg
Kaiser Otto II. ( 983)

illegitim, von einer vornehmen Slavin:
Wilhelm ( 968), Erzbischof von Mainz

Im Rahmen der »Hausordnung« von  929 von HEINRICH I. für die Thronfolge ausersehen und auf einem Hoftag zu Erfurt 936 zum Nachfolger designiert, wurde OTTO nach dem Tode seines Vaters am 7. August 936 von den Großen des Reiches in Aachen zum König gewählt, in feierlicher Handlung von Erzbischof Hildebert von Mainz mit den königlichen Insignien bekleidet und nach vollzogener Salbung und Weihe auf den Thron KARLS DES GROSSEN gesetzt.
Bei dem anschließenden Krönungsmahl in der Pfalz versahen die Herzöge Giselbert von Lotharingien, Eberhard von Franken, Hermann von Schwaben und Arnulf von Bayern die Hofämter des Kämmerers, Truchsessen, Mundschenken und Marschalls und brachten auf diese Weise die Verbundenheit der Stämme mit dem neuen König zum Ausdruck.
Mit seiner Entscheidung für Aachen als Krönungsort knüpfte
OTTO I. bewußt an die fränkische Tradition an, die auch durch die bei der Krönungszeremonie getragene fränkische Tracht betont wurde.
Über seine Mutter war
OTTO I. jedoch mit dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind verwandtschaftlich verbunden. Seine Vermählung mit der angelsächsischen Königs-Tochter Edgith verlieh ihm eine im Verhältnis zu den übrigen Angehörigen der Königs-Sippe herausgehobene Stellung. Hier lag der Kern für künftige Konflikte.
Die Bestimmung
OTTOS zum alleinigen Nachfolger im ostfränkisch-deutschen Reich bedeutete einen Bruch mit der fränkisch-karolingischen Praxis der Herrschaftsteilung. Der Grundsatz der Unteilbarkeit des Reiches, der im 10. Jh. auch anderswo zu beobachten ist, erfuhr dadurch eine entscheidende Stärkung. Die von der Thronfolge ausgeschlossenen Mitglieder der Königs-Sippe, OTTOS Halb-Bruder Thangmar (aus HEINRICHS I. erster Ehe mit Hatheburg) und sein jüngerer, von seiner Mutter Mathilde unterstützter Bruder Heinrich (30.H.), der im Unterschied zu OTTO I. als Königs-Sohn geboren war, suchten jedoch in mehreren Aufstands-Bewegungen ihren Anspruch zu verteidigen. OTTO I. sah sich deshalb zunächst vor die Aufgabe gestellt, sein Königtum gegenüber den destabilisierenden Tendenzen im eigenen Hause zu behaupten.
Aber auch das Verhältnis zum Adel und zu den ihn auf Stammesebene repräsentierenden Herzögen verlangte nach einer Regelung. War
OTTO I. doch in Anknüpfung an die karolingische Herrschaftspraxis bestrebt, die Position des Königtums gegenüber den Großen wieder stärker zur Geltung zu bringen. Die hieraus resultierenden Spannungen entluden sich in einer Reihe genossenschaftlich organisierter Adelsfehden, deren Häupter die Verbindung zu oppositionellen Mitgliedern des Königs-Hauses suchten. So war nahezu die Hälfte der Regierungszeit OTTOS I. ausgefüllt mit den mühevollen Versuchen, die Macht- und Herrschaftsverhältnisse im Reich zu klären.
Eine Empörung Thangmars und des Franken-Herzogs Eberhard endete mit dem Tod von
OTTS I. Halb-Bruder auf der Eresburg (938).
Ein im folgenden Jahr von Heinrich begonnener Aufstand, an dem neben den Herzögen Eberhard von Franken und Giselbert von Lotharingien auch Erzbischof Friedrich von Mainz beteiligt war, brachte
OTTO I. in eine äußerst bedrohliche Lage, nachdem die Verschwörer Verbindung zu dem westfränkischen KAROLINGER Ludwig IV. aufgenommen hatten. Erst der Tod der Herzöge Eberhard und Giselbert in einem Gefecht bei Andernach ließ den Aufstand zusammenbrechen.
OTTOS 
Versuch, die von der Herrschaft ausgeschlossenen Mitglieder der Königs-Sippe durch Verleihung von Herzogtümern zu entschädigen und dieselben durch Eheverbindungen enger an die Krone zu binden, war jedoch kein dauerhafter Erfolg beschieden. Der Streit um die Nachfolge im Reich lebte 953 in der Empörung Liudolfs erneut auf, der seine Stellung sowohl durch seinen zum Bayern-Herzog erhobenen Onkel Heinrich wie durch einen aus OTTOS zweiter Ehe mit Adelheid hervorgegangenen Sohn (Heinrich, 954) gefährdet sah. Der Aufstand, der rasch um sich griff und bis nach Sachsen ausstrahlte, kam erst unter dem Eindruck der 954 wieder einsetzenden Ungarn-Einfälle zum Erliegen.
In dieser für das Königtum äußerst kritischen Phase hat
OTTO I. verstärkt auf die Reichskirche als Stütze seiner Herrschaft zurückgegriffen. Er war hierzu legitimiert durch die dem König zukommende sakrale Würde, die im Akt der Salbung sinnfällig zum Ausdruck kam. Durch großzügige Ausstattung der Kirche mit Gütern und nutzbaren Hoheitsrechten schuf er die Voraussetzung für den »Reichsdienst« (servitium regis) der Bischöfe und Äbte. Das hierfür benötigte Personal rekrutierte sich zunehmend aus der königlichen Hofkapelle, deren Ausbau OTTO I. seine besondere Fürsorge angedeihen ließ. Als Prototyp des ottonischen Reichs-Bischofs erscheint OTTOS jüngster Bruder Brun, Erzbischof von Köln, der auf dem Höhepunkt des Liudolf-Aufstandes mit der Übernahme der herzoglichen Gewalt in Lotharingien betraut wurde. Aus der Not der Zeit heraus wurde OTTO I. somit zum Initiator jener unter dem Begriff »Reichskirchensystem« geläufigen Einrichtung.
OTTOS I. Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld (10. August 955), dem im selben Jahr ein Sieg über die Slaven an der Recknitz folgte, befreite nicht nur das Reich von einer gefährlichen Bedrohung, sondern brachte auch für OTTO I. selbst eine gewaltige Steigerung seines Ansehens als Retter der Christenheit. Nach Widukind von Corvey (III, 49) soll OTTO I. noch auf dem Schlachtfeld vom siegreichen Heer zum »imperator« ausgerufen worden sein. Wenn auch einer derartigen Kaiserakklamation keinerlei staatsrechtliche Bedeutung beizumessen ist, so ist doch nicht zu übersehen, daß OTTO I. in den Augen der Zeitgenossen bereits eine imperiale Stellung einnahm. Hierzu hatte nicht zuletzt sein Eingreifen in West-Franken und Burgund beigetragen, das deutlich hegemoniale Züge erkennen läßt.
OTTOS weit ausgreifende Pläne einer Slaven-Mission, die ein Zusammengehen mit dem Papst erforderten, wiesen den Weg nach Rom und zur Erneuerung des seit 924 erloschenen westlichen Kaisertums. Ein erster Versuch zum Erwerb der Kaiserkrone, den OTTO 951 nach erfolgreicher Befreiung Adelheids von Burgund aus der Gefangenschaft Berengars II. von Ivrea noch von Pavia aus unternahm, scheiterte an den in Rom vorherrschenden Machtverhältnissen. Doch hatten ihm die italienischen Großen als König (der Langobarden) gehuldigt. OTTO I. kam seinem Ziel erst näher, als Papst Johannes XII. den deutschen König als mächtigsten Herrscher des Abendlandes gegen die dem Kirchenstaat gefährliche Macht Berengars zu Hilfe rief.
Im Herbst 961 brach
OTTO I. zum zweitenmal nach Italien auf, nachdem zuvor die Thronfolge durch die Wahl seines gleichnamigen Sohnes OTTO (II.) gesichert worden war. Am 2. Februar 962 empfing er zusammen mit Adelheid zu St. Peter die Kaiserkrone. In Fortsetzung der karolingischen Tradition bestätigte er Besitzungen und Rechte der römischen Kirche (»Privilegium Ottonianum« vom 13. Februar 962). Die Sicherung der kaiserlichen Herrschaft in Ober- und Mittel-Italien nahm OTTO so in Anspruch, daß er erst Anfang 965 nach Deutschland zurückkehren konnte.
Ein Hilferuf Johannes' XIII. gab den Anlaß für
OTTOS dritten Italienzug (August 966), der den Kaiser diesmal auf sechs Jahre in Italien band. Spannungen mit der byzantinischen Kaisermacht in Süd-Italien führten zu einer Neuauflage einer Kaiser-Rivalität (Zweikaiser-Problem), um deren Beilegung sich OTTO vergeblich bemühte. Demonstrativ ließ er deshalb Weihnachten 967 seinen Sohn OTTO II. nach byzantinisch-karolingischen Vorbild zum Mit-Kaiser krönen.
Mit Unterstützung Johannes' XIII. gelang
OTTO nunmehr auch die Verwirklichung seines Missionsplans - bildete für ihn doch die Christianisierung der unterworfenen slavischen Gebiete einen integralen Bestandteil seiner Ostpolitik. Bereits 955 hatte er vor der Ungarn-Schlacht dem Tagesheiligen Laurentius die Gründung eines Bistums in Merseburg gelobt. Wohl von Anfang an bestand der Plan, dasselbe in einen Verband von Bistümern einzubringen, die einem in Magdeburg zu errichtenden Erzbistum unterstellt werden sollten, wo OTTO I. 937 ein Mauritius-Kloster gegründet hatte. Nachdem dieser Plan bereits anläßlich OTTOS Kaiserkrönung die Zustimmung des Papstes gefunden hatte, wurde im April 967 auf einer Synode in Ravenna die Gründung des Erzbistums Magdeburg beschlossen, dem neben Brandenburg und Havelberg auch Merseburg, Meißen und Zeitz als Suffragan-Bistümer zugeordnet wurden.
Mit der Rückkehr aus Italien im Sommer 972 hatte
OTTO den Höhepunkt seiner Macht erlangt. Ein Ostern 973, wenige Wochen vor seinem Tode, zu Quedlinburg veranstalteter Hoftag zeigte den Kaiser, den Widukind (I, 34) als »Haupt der Welt« pries, im Kreise der Großen des Reiches, geehrt durch Gesandte aus nahezu allen Teilen der damals bekannten Welt. Mit OTTO I. DEM GROSSEN hat der Prozeß der Konsolidierung des ostfränkisch-deutschen Reiches nach innen wie nach außen einen entscheidenden Abschnitt erreicht. Sein auf den Akt der Salbung gegründetes Königtum, das eine gewandelte Einstellung gegenüber der Kirche erkennen läßt, wurde gleichsam zum Vorbild der christlichen Monarchien des Mittelalters. Seine geschichtliche Leistung sahen schon die Zeitgenossen in der Erneuerung des abendländischen Kaisertums, das fortan mit dem deutschen Königtum verbunden blieb. So verwundert es nicht, wenn Otto von Freising ihm rückblickend gerade wegen dieser Tat den Beinamen »DER GROSSE« (Chron. VI, 24) zuerkannte. Deutschland, B.III.
T. Struve

Quellen:
----------
MGH DD O. I., ed. Th. Sickel, 1879-84
Hrotsvit v. Gandersheim, Opera, ed. P. v. Winterfeld (MGH SRG [34], 1902); mit Einl. und Komm. ed. H. Homeyer, 1970
Liutprand v. Cremona, Opera, ed. J. Becker (MGH SRG [41], 1915)
Widukind v. Korvei, Res gestae Saxonicae, ed. P. Hirsch-H.E. Lohmann (MGH SRG [60], 1935)
Q. zur Gesch. der sächs. Ks.zeit, ed. A. Bauer-R. Rau (Ausg. Q. 8, 1971)
RI II, 1 Nr. 55c-573c

Literatur:
-----------
ADB XXIV, 571-597
Gebhardt 9 I, 234-259
Hauck III, 20-240
HEG I, 678-696
R. Köpke-E. Dümmler, JDG O.I., 1876
R. Holtzmann, Gesch. der sächs. Ks.zeit, 1941 [Neudr. 19614], 110-249
G. Tellenbach, O. d. Gr. (Die großen Dt., I, 1956), 35-51
J. Fleckenstein, Kg.shof und Bf.sschulen unter O. d. Gr., AK 38, 1956, 38-62
M. Lintzel, Die Ks.politik O.s d. Gr. (M. Lintzel, Ausgew. Schriften 2, 1961), 142-219
W. Ohnsorge, Die Anerkennung des Ksm.s O.s I. durch Byzanz, BZ 54, 1961, 28-52 [W. Ohnsorge, Konstantinopel und der Okzident, 1966, 176-207]
E. Dupré-Theseider, O. I. und Italien, MIÖG Ergbd. 20, 1962, 53-69
H. Beumann-H. Büttner, Das Ksm. O.s d. Gr. (VuF Sonderbd. 1, 1963, 19752)
K. Schmid, Die Thronfolge O.s d. Gr., ZRGGermAbt 81, 1964, 80-163 [Kg.swahl und Thronfolge in otton.-frühdt. Zeit, WdF 178, 1971, 417-508]
P.E. Schramm, O.s I. Kg.skrönung in Aachen (936) (P.E. Schramm, Ks., Kg.e und Päpste 3, 1969), 33-54
H. Zielinski, Zur Aachener Kg.serhebung von 936, DA 28, 1972, 210-222
H. Wolfram, Lat. Herrschertitel im neunten und zehnten Jh. (Intitulatio II [MIÖG Ergbd. 24], 1973), 88ff., 133ff.
J. Fleckenstein, O. d. Gr. in seinem Jh., FMASt 9, 1975, 253-267
O. d. Gr., hg. H. Zimmermann (WdF 450, 1976) [Lit.]
K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society. Ottonian Saxony, 1979 [dt.: K. Frfr. Schenk zu Schweinsberg, Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. 76, 1984]
P.E. Schramm-F. Mütherich, Die dt. Ks. und Kg.e in Bildern ihrer Zeit, 1983, 186-192, 81-86 [Abb.]
H. Beumann, O. d. Gr. (Ks.gestalten des MA, hg. H. Beumann, 1984), 50-72
G. Althoff - H. Keller, Heinrich I. und O. d. Gr., 1985
E. Hlawitschka, Vom Frankenreich zur Formierung der europ. Staaten- und Völkergemeinschaft, 1986, 113-131
H. Beumann, Die Ottonen, 1987, 53-112 [Lit.]
E. Hlawitschka, Ks. O. I. (d. Gr.) (Ma. Herrscher in Lebensbildern, hg. K. Schnith, 1990), 124-143
J. Laudage, Hausrecht und Thronfolge, HJb 112, 1992, 23-71
Deutschland.


Hlawitschka Eduard: Seite 79-80
*****************
"Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137"

VI : König und Kaiser Otto der Große (936 bzw. 962-973)

1 : König und Kaiser Otto I.

Geboren ist OTTO DER GROSSE ante dies octo totidem quoque noctes vor dem Tode (Herzog) Ottos des Erlauchten (30.XI.912), seines Großvaters; vgl. Hrotsvitha von Gandersheim, Primordia v. 561ff., MGH SS rer. Germ. Seite 245; auch BO nr. 55 c, Seite 33, wo freilich versehentlich der "23. Oktober 912" als OTTOS I. Geburtstag angegeben ist; dazu R. KÖPKE-E. DÜMMLER, Otto der Große Seite 66f.: "23. November 912", indem mit "acht Tagen" offenbar - entsprechend moderner Ausdrucksweise - "eine Woche" angesetzt ist. (Danach R. HOLTZMANN, Sächsische Kaiserzeit Seite 110; W. GLOCKER, Ottonen Seite 270; G. WOLF, Kleine Beiträge Seite 182; etc). Genau genommen führen "acht Tage" indessen auf den 22. November zurück; so schon A. HOFMEISTER, Studien zu Theophanu Seite 235f. Anm. 2. - Daß OTTO in der Diözese Hildesheim geboren sein könnte, versucht K.-U. JÄSCHKE, Material Seite 309ff., plausibel zu machen.
Zur Zeit seiner Verheiratung mit Edgitha (von England) - 2. September-Hälfte 929 - vgl. bei VII : Edgitha nr. 1, zum Zeitpunkt seiner Verehelichung mit Adelheid (von Burgund) - wohl Oktober 951 - vgl. bei VIII : Adelheid nr. 1.
Daß OTTO I. vor seiner 1. Ehe mit Edgith einen Sohn namens Wilhelm, später Erzbischof von Mainz (954-968), mit einer slawischen Kriegsgefangenen edler Abkunft zeugte, dokumentiert die Quellenzusammenstellung bei R. KÖPKE-E. DÜMMLER, a.a.O. Seite 8 mit Anm. 2. Nach den Kombinationen von H. LUDAT, An Elbe und Oder Seite 12, war Wilhelms Mutter eine Tochter des in Brandenburg residierenden Heveller-Fürsten Bacqlabic und Schwester des Hevelller-Fürsten Tugumir.
OTTO I. verstarb am 7.V.973 in Memleben. Bestattet wurde er neben seiner ersten Gemahlin Edgith im Dom zu Magdeburg. Sein Todestag ist vielfach überliefert; vgl. etwa Widukind von Corvey, Rer. Gest. Saxon. lib. III cap. 75 zund 76, MGH SS rer. Germ. Seite 153f.: Tertia autem feria ante pentecosten locum devenit qui dicitur Miminlevu. ... defunctus est Nonis Maii, quarta feria ante pentecosten, imperator Romanorum ... Otto II. transtulit corpus patris in civitatem, quam ipse magnifice construxit, vocabulo Magathaburg; Ann. necrol. Fuldens. ad 973, MGH SS 13 Seite 202, ed. K. SCHMID, Klostergemeinschaft von Fulda I Seite 339: Non. Mai ob. OTTO IMP.; weitere Nachweise bei R. KÖPKE-E. DÜMMLER, a.a.O. Seite 510f.; BO nr. 574 c. - Zu OTTOS I. Magdeburger Grab vgl. E. SCHUBERT und U. LOBEDEY, Grab Ottos des Großen Seite 381-390.


G
locker Winfrid: Seite 270

**************
"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

IV. 3. OTTO I. DER GROSSE
----------------------------------------
* 912 XI.23., 973 V. 7.

936 VIII.7 KÖNIG (ostfränkisch-deutsches Reich)
962 II.2. KAISER

   928
   1. oo vornehme SLAWIN
 

  929 IX
   2. oo EDGITH/EADGITH, Tochter König Edwards des Älteren der Angelsachsen
          * (905/12), 946 I 26

  951 X/XI
   3. oo ADELHEID, Tochter König Rudolfs II. von Hoch-Burgund
         * c 932, 999 XII 16/17  Witwe König Lothars von Italien
 

Widukind I c. 31, Seite 43, bezeugt OTTO als den erstgeborenen Sohn König HEINRICHS I. aus dessen zweiter Ehe mit Mathilde; die übrigen Filiationsbelege sind bei Köpke-Dümmler Seite 6 mit Anm. 3 und bei BO. 55c zusammengestellt.
Das Geburtsdatum ergibt sich aus der Angabe bei Hrotsvith, Primordia coen. Gandeshem. v. 561, OTTO I. sei acht Tage vor dem Tode seines Großvaters, Herzog Otto des Erlauchten, geboren worden.
Das Todesdatum ist von Widukind III c. 76, Seite 154, überliefert; die weiteren Nennungen sind zusammengestellt von BO. 574c.

Aus der Sachsen-Geschichte Widukinds III c. 74, S. 150, und der Chronik Thietmars II c. 35, S. 82, erfahren wir auch von der außerehelichen Verbindung des Königs-Sohnes mit der vornehmen Slawin NNw. Möglicherweise war diese, wie Ludat, Elbe Seite 12 f., vermutet, die Schwester des Heveller-Fürsten Tugumir und wurde nach der Vermählung OTTOS mit der angelsächsischen Königs-Tochter Edgitha in eine kirchliche Gemeinschaft, vermutlich in das Stift Möllenbeck an der Weser, abgeschoben.
Die erste Ehefrau König OTTOS war Edgith/Eadgith, eine Tochter des angelsächsischen Königs Eduard des Älteren aus dem Hause WESSEX; mit ihr kam noch ihre jüngere Schwester Edgiva mit auf den Kontinent, um für den sächsischen Königs-Sohn für dessen Wahl zur Verfügung zu stehen.
An dieser Stelle muß auf zwei Fehler hingewiesen werden, die Widukind in seinem Bericht über die Herkunft der Edgith in der Sachsen-Geschichte I c. 37, Seite 54, unterlaufen sind; auf Grund der weiten Verbreitung Widukinds werden diese Fehlangaben sehr häufig wiederholt. Edgith war weder die Tochter des angelsächsischen Königs Edmund noch die Schwester König Aethelstans, wie der Corveyer Mönch meint, sondern sie war vielmehr die Halb-Schwester sowohl König Edmunds (940-946), der aus der 3. Ehe König Eduards des Älteren (901-924) hervorgegangen war, als auch die Halb-Schwester des zur Zeit der Werbung regierenden König Aethelstan (924-940), der aus der ersten Verbindung seines Vaters stammte.
Vgl. zur Familie der Braut OTTOS I. zuletzt Leyser, Ottonen Seite 76f.
Es sei hier noch auf die verwandtschaftlichen Beziehungen verwiesen, die die Könige von Wessex auf dem Kontinent durch Eheschließungen angebahnt hatten:
ihre Schwester Eadgifu (
n 951, vgl. Werner V, 38) war mit König Karl III. dem Einfältigen vermählt (aus dieser Ehe ging König Ludwig IV. Transmarinus hervor, der zweite Gemahl von OTTOS I. Schwester Gerberga),
während die Schwester Eadhild (
v 937, vgl. Werner VI, 6) die Gattin Hugos des Großen von Franzien war.
Edgiva
, diejenige Schwester Edgiths, die mit nach Sachsen gekommen war, heiratete Graf Ludwig, den Bruder König Rudolfs II. von Hoch-Burgund; vgl. Hlawitschka, Verbindungen Seite 50-57.

Die Vermählung OTTOS, des Sohnes HEINRICHS I., mit der angelsächsischen Königs-Tochter Edgith fand in den Quellen reichlich Niederschlag; besonders ausführlich unterrichten uns Widukind I c. 37, Seite 54, und Hrotsvith, Gesta Oddonis v. 68-120.
Die weiteren Belege sind von BO. 23h zusammengestellt. Edgith war wahrscheinlich ungefähr gleich alt wie OTTO I., vielleicht sogar etwas älter. Der Sterbetag ist überliefert bei Widukind II c. 41, Seite 99; die weiteren Nachrichten sind bei Köpke-Dümmler Seite 146 gesammelt.
Im Herbst 951 heiratete König OTTO I. Adelheid, die Tochter König Rudolfs II. von Hoch-Burgund und dessen Gemahlin Bertha; die Königin Bertha war ihrerseits eine Tochter Herzog Burchards von Schwaben, der 926 im Kampf für seinen Schwieger-Vater (richtig: Schwieger-Sohn) vor Novara gefallen war. Der Continuator Reginonis a. 951, Seite 164, bezeugt die Filiation Adelheids von König Rudolf II., wohingegen wir in der Antapodosis Bischof Liutprands von Cremona IV c. 13, Seite 111, auch ihre Abstammung von der Königin Bertha belegt finden. Die weiteren Quellenzeugnisse für Adelheid hat Diener, Könige von Burgund Seite 78, Nr. 14, zusammengestellt.
Adelheids Geburtsjahr läßt sich aus der Angabe Odilos von Cluny, Epitaphium Adelheide c. 2, Seite 29, sie sei zur Zeit ihrer Vermählung mit König Lothar im 16. Lebensjahr gestanden, errechnen.
Zur Verlobung und Eheschließung der burgundischen Königs-Tochter Adelheid mit Lothar, dem Sohn König Hugos von Italien, vgl. Werner VII, 27. Die ottonische Hoflegende, wie wir sie vor alllem bei Hrotsvith, Gesta Oddonis v. 467-665, fassen können, malt in geradezu rührenden Farben die Geschichte der Werbung und schließlichen Eheschließung OTTOS I. mit der armen, im Kerker schmachtenden Adelheid aus.
Der Todestag Adelheids ist zum XII 17 im Merseburger Nekrolog eingetragen; vgl. dazu bei Althoff, Adelsfamilien Kommentar K 49. Auch Thietmar IV c. 43, Seite 180, hat (in Abhängigkeit vom Merseburger Nekrolog) den XII 17, während Odilo c. 21, Seite 44, den XII 16 nennt; er berichtet ergänzend, die Kaiserin Adelheid sei um Mitternacht verstorben, womit die zwei Angaben für den Todestag erklärlich würden.
Vgl. auch BU. 1337a.


Althoff Gerd: Seite 364
***********
"Adels- und Königsfamilien"

                                                   K 12

Lü.     7.5. Otto                            973 OTTO DER GROSSE
Me:    7.5. Otto maior magnus imp.
Me:   10.8. Magnus Oddo imp.

Dem Eintrag im Lüneburger Necrolog fehlt der Titel, jedoch hat Wedekind in seiner Edition durch Punkte kenntlich gemacht, daß er den Titel hinter dem Namen nicht mehr lesen konnte, so daß kaum ein Zweifel besteht, daß mit dem Eintrag zum 7. Mai der Kaiser gemeint ist.
Der Eintrag ins Merseburger Necrolog zum 10. August soll an OTTOS Lechfeldsieg erinnern, vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, Seite 386f. Er gehört somit zu den nicht-necrologische Notizen im Merseburger Necrolog, die alle auf Mitglieder der ottonische Familie bezogen sind und damit den familiären Charakter des Gedenkens deutlich machen; siehe dazu oben Seite 146f.
Die Verbindung von maior und magnus ist wichtig für die von Kienast, Magnus = der Ältere; Seite 1ff. eingeleitete Diskussion; der Beleg des Merseburger Necrologs ist Kienast entgangen.
Die Formulierung muß nicht zeitgenössisch zu 955 sein, sondern kann auch aus einer redaktionellen Änderung bei der Übertragung nach Merseburg resultieren.

Allg. vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große; Biogr. Wörterbuch 2, Spalte 2090ff., FW K 29.
Zum Todesdatum: Bo Nr. 574c.


Schwennicke Detlev: Tafel 10
*****************
"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

OTTO I. DER GROSSE
--------------------------------
* 23.XI.912, Memleben 6.V.973

Begraben: Magdeburg Dom  

930 MIT-KÖNIG
7.VIII.936 DEUTSCHER KÖNIG
Rom 2.II.962 KAISER

   IX.929
  I. oo  ED(G)ITHA
                26.I. 946

Begraben: Magdeburg Dom

Tochter von Eduard (Edward) dem Älteren König der Angelsachsen

   Pavia X/(XI 951
  II. oo ADELHEID VON BURGUND (WELFEN)
                 Kloster Selz/Elsass 16. XII 999

Begraben: ibid

Witwe von König Lothar 931 Mit-König von Italien (ARLES), Tochter von König Rudolf II.


Hlawitschka; Eduard: Seite 125
*****************
"Kaiser Otto I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

KAISER OTTO I. (DER GROSSE)
--------------------------------------------
* 22.11.912
7.5.973 in Memleben

Grabstätte: St.-Mauritius-Dom Magdeburg

Eltern: König HEINRICH I. und Mathilde

  1. oo September 929 in Quedlinburg
           EDGITH
           * ca. 910/12, 26.1.946

Grabstätte: Magdeburger Dom

Tochter König Edwards des Älteren aus dem angelsächsischen Königs-Haus von WESSEX

  2. oo Oktober/November 951 in Pavia
           ADELHEID
           * ca. 931/32, 16./17.12.999

Grabstätte: Kloster Selz/Elsaß

Tochter König Rudolfs II. von Hoch-Burgund, Witwe König Lothars von Italien


Die in der Aachener Kaiserpfalz KARLS DES GROSSEN versammelten weltlichen Großen wählten am 7.8.936 den von seinem Vater designierten OTTO zum deutschen König. Während die Erzbischöfe Hildebert von Mainz und Wigfried von Köln die Krönung und Salbung vornahmen, versahen die Herzöge erstmalig die Erzämter (Truchseß, Kämmerer, Mundschenk und Marschall).
Im Rahmen seiner Aggressions-Politik gegen die Elb-Slawen ernannte OTTO I. an der Unterelbe 936 den Grafen Hermann Billung, an der mittleren Elbe 937 den Grafen Gero zum Markgrafen.
Gegen den Versuch OTTOS I., auf Kosten der Herzöge die Königsgewalt zu stärken, kam es 938 verschiedentlich zu Aufständen gegen den König. So lehnte Eberhard, Sohn des 937 verstorbenen Herzogs Arnulf von Bayern, der nun das Herzogtum übernahm, ab, auf die Einsetzung der Bischöfe zu verzichten. OTTO I. unterwarf ihn, übte künftig die Bischofsinvestitur selbst aus, nahm das karolingische Reichsgut in Eigenbesitz und setzte Berchthold, den Bruder Arnulfs, als Herzog in Bayern ein, dessen selbständige Stellung beseitigt wurde.
Heinrich
, Bruder OTTOS I., die Herzöge Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen empörten sich 939, wurden im März 939 von OTTO I. bei Birten am Rhein (südlich von Xanten) geschlagen und suchten bei Ludwig IV. von Frankreich Unterschlupf. OTTO I., der sich mit Hugo von Franzien, dem Haupt der französischen Adelsopposition verbündete, schlug schließlich die gegnerischen Heere am 2.10.939 bei Andernach am Rhein. In Franken wurde kein neuer Herzog eingesetzt, es verblieb bei der Krone. Nach der Niederschlagung des fränkisch-lothringischen Aufstandes zog OTTO I. 940 gegen Ludwig IV. von Frankreich, den er im Kampf um Lothringen bis nach Burgund verfolgte. Bedeutende französische Feudalherren huldigten ihm und im Frieden von Vise (942) mußte Ludwig IV. erneut auf Lothringen verzichten.
Erzbischof
Friedrich, Heinrich, Bruder OTTOS I., und ein Teil des über die rücksichtslose Herrschaft des Markgrafen Gero empörten sächsischen Adels verbündete sich und beschloß, den König am Osterfest 941 umzubringen. Das Komplott wurde entdeckt, die Verschwörung niedergeschlagen; einige sächsische Adlige wurden hingerichtet, ihre Güter konfisziert.
944 wurde der Franke Konrad der Rote von OTTO I. als Herzog von Lothringen eingesetzt. Damit wurde die in der Folgezeit von OTTO I. durchgeführte Politik erkennbar, die einzelnen Herzogtümer durch Übertragung an Familien-Angehörige eng an das Königtum zu binden.
946 zog OTTO I. nach Frankreich, um Ludwig IV. gegen den immer mächtiger werdenden Hugo von Franzien zu unterstützen, der den französischen König zur Übergabe von Laon gezwungen hatte. 947 wurde der ehrgeizige und unruhige Heinrich, Bruder OTTOS I., als Herzog in Bayern eingesetzt.
Die unter einem päpstlichen Legaten abgehaltene Synode von Ingelheim (Juni 948), an der OTTO I. und Ludwig IV. teilnahmen, suchte die Machtkämpfe im westlichen Frankreich zu bereinigen und die Besetzung des Erzbistums Reims zu klären. Sie entschied sich für Ludwig IV. und den ihm ergebenen Erzbischof Artold gegen Hugo von Franzien. Die Synode zeigte den maßgeblichen Einfluß OTTOS I. in Frankreich. Um die Christianisierung der in den eroberten Räumen unterworfenen Bevölkerung zu beschleunigen, wurden die Bistümer Oldenburg, Havelberg und Brandenburg gegründet. 950 ernannte OTTO I. seinen 946 zum Nachfolger designierten Sohn Liudolf zum Herzog von Schwaben.
Im folgenden Jahr zog OTTO I., der seine Macht über Italien ausdehnen wollte, nach Italien. Als Anlaß diente ein Hilfeersuchen Adelheids, der Tochter Rudolfs II. von Hoch-Burgund und Witwe König Lothars von Italien, der Berengar II. von Ivrea die Herrschaft über Italien streitig machte. OTTO I., der Berengar in die Flucht schlug, heiratete Adelheid und nannte sich in Anknüpfung an die KAROLINGER ab 952 "Rex Francorum et Langobardorum". Die gewünschte Kaiserkrönung wurde von Papst Agapet II. abgelehnt. Auf dem Reichstag zu Augsburg (7.8.952) leistete Berengar den Vasalleneid und erhielt Italien als Lehen zugesprochen.
Liudolf
, der seine Thronfolge durch die Ehe seines Vaters gefährdet sah, Konrad der Rote und Erzbischof Friedrich von Mainz erhoben sich 953/54 gegen OTTO I.; die Lage verschärfte sich, als 954 die Ungarn in Deutschland einfielen. OTTO I. konnte den Aufstand, der Franken, Bayern, Schwaben und Sachsen erfaßte, niederwerfen. Auf dem Reichstag zu Arnstadt im Dezember 954 wurde das Herzogtum Schwaben dem HUNFRIDINGER Burchard, das Herzogtum Lothringen dem Erzbischof von Köln, Brun, einem Bruder OTTOS I., das Erzbistum Mainz an Wilhelm, einen Sohn OTTOS von einer slawischen Fürsten-Tochter, übertragen. Der Aufstand zeigte, dass OTTOS I. Versuch, sich die Herzogtümer  durch Besetzung mit Verwandten zu verpflichten, an den partikularistischen Interessen der Stammes-Herzogtümer scheiterte.
OTTO
schuf sich nun gegenüber den Herzögen ein Gegengewicht in den geistlichen Feudalherren. Über die Bistümer und Reichsabteien, die reiche Schenkungen, Immunität und Königsschutz erhielten, mit Aufgaben der Reichsverwaltung betraut wurden, hatte der König die Verfügungsgewalt (Reichskirchensystem).
Unter Führung OTTOS I. schlug ein deutsches Heeresaufgebot aus fast allen Teilen Deutschlands, verstärkt durch ein böhmisches, die Augsburg belagernden Ungarn am 10.8.955 in der Schlacht auf dem Lechfeld (südlich von Augsburg). Der gemeinsame Kampf gegen die Ungarn zeigte die Stabilität des frühfeudalen deutschen Staates und hob das Ansehen OTTOS I. beträchtlich.
Die sich gegen die drohende Unterjochung erhebenden Obotriden, denen sich die Wilzen, Zirzipaner und Tollenser anschlossen, wurden von OTTO I. am 16.10.955 in der Schlacht an der Raxa (Reckwitz in Nord-Mecklenburg) unterworfen.
OTTO I.
, der von Anfang an eine aggressive imperiale Politik betrieb, unternahm 961, von Papst Johannes XII. gegen Berengar II. von Ivrea zu Hilfe gerufen, einen neuen Eroberungszug nach Italien, entschlossen, als äußeres Zeichen seiner hegemonialen Stellung unter Anknüpfung an das Kaisertum KARLS DES GROSSEN die Kaiserkrone zu erwerben, um damit unter anderem seine Gleichstellung mit dem oströmischen Kaiser zu beweisen und selbständige Aktionen der süddeutschen Herzöge in Italien zu vereiteln. Nachdem OTTO I. dem Papst den üblichen Sicherheitseid geleistet hatte (Schutz der römischen Kirche und des Papstes; Befragung des Papstes bei Erlaß neuer Verordnungen, die Rom oder den Papst betrafen; Wahrung des Besitzes des Kirchenstaates und dessen Verteidigung durch einen Statthalter), krönte Johannes XII. OTTO I. am 2.2.962 in Rom zum Kaiser, der im sogenannten Ottonianum am 13.2.962 die Pippinsche Schenkung und alle der Kirche vermachten Besitzungen bestätigte. Der von seinen Gegnern vertriebene Papst Johannes XIII. rief 966 OTTO I. nach Italien zu Hilfe, der seinen zum König erhobenen Sohn OTTO II. dort 967 zum Kaiser krönen ließ und die Huldigung der langobardischen Fürsten von Capua, Benevent und Salerno entgegennahm. 968 wurde das Erzbistum Magdeburg gegründet, dem die Bistümer Merseburg, Zeitz, Meißen, Brandenburg und Havelberg unterstellt wurden. Auf seinem letzten Reichstag in Quedlinburg (973) demonstrierte er seine hegemoniale Stellung.

Kaiser OTTO I. war kein Herrscher aus dem Bilderbuch. Er besaß eine eher niedrige, dabei aber gedrungene, kräftige Gestalt. Seine temperamentvolle, unkonventionelle Art, die manchmal das allzu Menschliche hervorkehrte und das Persönlichkeitsbild eines Königs vermissen ließ, brachten ihm Kritik und hin und wieder Spott ein, der erst verstummte, als seine Durchsetzungskraft triumphierte. Auch seine Bildung zeigte Mängel, die störenden Einfluß auf die Staatsgeschäfte ausübten. Mit 30 Jahren erlernte er mühsam Lesen und Schreiben. Häufig bediente er sich der ratgebenden Geisteskraft seines umfassend gebildeten Bruders Brun. OTTO strahlte also nicht durch ein gewinnendes angenehmnes Erscheinungsbild, seine Zornesausbrüche waren gefürchtet. Die charakterlichen Stärken lagen in seiner unbestechlichen Art, seinem Willen, für den Zusammenhalt des ihm anvertrauten Reichsgutes zu sorgen, seiner Sparsamkeit und seiner menschlichen Haltung gegenüber seiner Umgebung. Er wurde im Dom zu Magdeburg beigesetzt.
 
 
 
 

     929
  1. oo Edgitha von England, Tochter des Königs Eduard I.
           905/12 2.1.946

    951
  2. oo 2. Adelheid von Hochburgund, Tochter des Königs Rudolf II.
              ca 93216./17.12.999
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Liudolf Herzog von Schwaben
  9306.9.957

 947
  oo Ida von Schwaben, Tochter des Herzogs Hermann
       932/34 17.5.986

  Liutgard
  ca. 93118.11.953

 947
  oo Konrad der Rote Herzog von Lothringen
      ca 92010.8.955

2. Ehe

  Heinrich
  Ende 952/Anfang 953 7.4. ca 954

  Brun
  Ende 953/Anfang 9548.9.957

  OTTO II.
  Ende 955 7.12.983

  Mathilde Äbtissin von Quedlinburg
  Anfang 9557.2.999

Illegitim  von einer slawischen Fürstin

  Wilhelm Erzbischof von Mainz
  9292.3.968



Chroniken:
-------------- 
Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 196 - Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 210,232-244,254,256,392,434 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 16-25,29,30,41,46,47,70,139,156 - Hrosvit von Gandersheim - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 634-648 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28-32 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 254,274,400,402,418-426,430,434-450,458,464,488,496 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 14,32-84,106,114,148,218,290,338,404,430,448,476 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 75,89,97 - Wipos Leben Konrads II. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 524 -

Literatur:
-----------
Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 22-365 K 12 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 17-176 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 7 -174 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 103-346 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 7-250 - Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990, Seite 8-241 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 57-551/Band II Seite 2-561/ Band III Seite 10-517 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 109-509 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 17-510 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 13-214 - Faber Gustav: Der Traum vom Süden. Die Ottonen und Salier. C. Bertelmanns Verlag 1983 -
Fuchs Franz/Schmid Peter: Kaiser Arnolf. Das ostfränkische Reich am Ende des 9. Jahrhunderts. Verlag C.H.Beck München 2002 Seite 14,16,108 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 3-222 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 14-280 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I, Seite 612,616,617,619,620,621,622,624,627,630,633,637,668 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 33,37,41,61,65,67-69,74,78,83-85,97-99,106-108,122,138,143,146,157,166,169,172-174,177, 180, 184,206,208,220,244,246-248,254,256,258,261,269-272,274,277,281,283,285,293,298,303,318,337,345,362,385,398,449,453,497, 499,517,522,526,531-533,537,559,561,653,668,673,703,708 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 9-173 - Hlawitschka Eduard: Kaiser Otto I. (der Große) (936-973), in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith, Seite 124-142 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 1-197 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 8-174 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 25-32 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 51-52 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 9-409 - OTTO DER GROSSE. Magdeburg und Europa. Essays. Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - OTTO DER GROSSE. Magdeburg und Europa. Katalog. Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - OTTO DER GROSSE. Magdeburg und Europa. Kurzführer. Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Pätzold, Barbara: Otto I., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 33-66 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 32-92 - Schneidmüller, Bernd/ Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 13A-411 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Schubert, Ernst: Stätten sächsischer Kaiser, Urania Verlag Berlin 1990, Seite 13-19 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 9-373 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17-121 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 11-126 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 15-251 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 67-627 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 9-290 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -