HUNFRIDINGER
 

EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE Band XII Tafel 23
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 219
********************
Hunfridinger
----------------
Adels-Sippe in Rätien und Alamannien (Alamannen), seit dem frühen 9. Jahrhundert bezeugt, vermutlich fränkischer Herkunft; ihr zu den 'primores' KARLS DES GROSSEN zählender erster Vertreter Hunfrid verwaltete zu Beginn des 9. Jahrhunderts die Mark Istrien, amtierte um 807 in Rankweil als Graf in Rätien und war 808 als missus KARL in Italien tätig. Mit dem Reichenauer Abt Waldo erwarb er eine Hl.-Blut-Reliquie für den Kaiser, konnte sie aber für das von ihm gegründete Frauen-Kloster Schänis in Gaster in Besitz nehmen. Dieser Hunfrid (oder sein gleichnamiger Sohn?) begegnet 823/824 als 'comes Curiensis' (Chur, Churrätien) bzw. 'dux super Redicam' und römischer Gesandter LUDWIGS DES FROMMEN.
In jener Zeit erfuhr die Herrschaftsbildung der frühen HUNFRIDINGER in Rätien offenbar Konkurrenz durch den vielleicht den WELFEN zugehörenden rätischen Grafen Roderich und den nach Rätien ausgreifenden Argen- und Linzgau-Grafen Ruadbert (UDALRICHINGER). Politischen Einfluß in Rätien hatten um und nach der Mitte des 9. Jahrhunderts eher die WELFEN, während die HUNFRIDINGER außerhalb Rätiens besetzten:
in Italien der 846 erwähnte Vasall LOTHRAS I. und istrische Markgraf Hunfrid, der 844 belegte Markgraf Hunfrid von Toulouse und der 872-876 nachgewiesene Zürichgau-Graf Hunfrid.
Durch weitere Komitate haben die HUNFRIDINGER ihren Einfluß schrittweise nach Alamannien ausgedehnt; der St. Galler Nekrolog führt den wahrscheinlichzur engeren Verwandtschaft der
HUNFRIDINGER gehörenden, 836/838 bezeugten Thurgau-Grafen Adalbert und seinen zwischen 854 und 894 unter anderem im Thurgau, Hegau, Alpgau und auf der Baar als Graf amtierenden Sohn Adalbert 'den Erlauchten' mit der Bezeichnung 'dux Alamannorum' auf. Diesen Rang strebte der seit Beginn des 10. Jahrhunderts als rätischer Markgraf belegte Sohn Adalberts, Burchard, in Konkurrenz mit dem der Rheinauer Stifter-Familie entstammenden Pfalzgrafen Gozbert und mit dem Pfalzgrafen Erchanger an, wurde aber 911 getötet. Sein gleichnamiger Sohn (3. B.) erlangte nach 917 die schwäbische Herzogswürde.
Th. Zotz

Literatur:
------------
 NDB X, 66 [Lit.]
 O.P. Clavadetscher, Die Einführung der Gft. sverfassung in Rätien..., ZRG KanAbt 39, 1953, 46-111
 M. Borgolte, Gesch. der Gft.en Alemanniens..., VuF 31, 1984
 K. Schmid, Von Hunfrid zu Burkard (Fschr. I. Müller, 1986), 181-209
 K. Schmid, Adelssitze und Adelsgeschlechter rund um den Bodensee, Zs. für Württ. Landesgesch. 47, 1988, 9-37.


Meyer-Marthaler, Elisabeth: Rätien im frühen Mittelalter. Eine verfassungsgeschichtliche Studie, Verlag Leemann Zürich 1948 Seite 76

Stammtafel der HUNFRIDINGER