STAMMTAFEL LEXIKON DES MITTELALTERS Band IX Anhang
EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE
FOLGE BAND L 1 Tafel
17 und 18-30
 
Lexikon des Mittelalters: Band VIII
Spalte 2147
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Welfen
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I. VON DEN ANFÄNGEN BIS ZU HEINRICH DEM SCHWARZEN
Die WELFEN waren ein
seit dem frühen 9. Jahrhundert belegtes, weit verzweigtes
Adels-Geschlecht,
das sich in einzigartiger Weise, wenn auch in unterschiedlicher Dichte
fortan das ganze Mittelalter hindurch verfolgen läßt. Da die
Sammelbezeichnung 'WELFEN'
erst
im 12. Jahrhundert vereinzelt gebräuchlich wurde und eine
fortgeschrittene
Entwicklungsstufe adliger Geschlechterbildung spiegelt, kann der Name WELFEN
für das Frühmittelalter nur mit Einschränkungen gelten.
Der für die heutige Forschung nicht anders als für die welfische
Hausgeschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts klar greifbare
Spitzenahn der WELFEN
ist ein Graf
Welf zur Zeit KARLS DES GROSSEN,
nach dem Zeugnis Thegans
aus einem sehr vornehmen bayerischen
Geschlecht
stammend; seine Tochter Judith wurde
819 die Gemahlin
Kaiser LUDWIGS
DES FROMMEN.
So deutlich damit die Familie Welfs
in das politische Rampenlicht
trat, so sehr liegen die Ursprünge der
WELFEN
im dunkeln. Denn neben dem zeitgenössischen Hinweis auf bayerische
Herkunft gibt es (spätere) Belege für die fränkische
beziehungsweise
schwäbische Abstammung
der WELFEN.
Als ein Vorfahr gibt sich der fränkische
Große Ruthard
zu erkennen, der mit Warin
um 750 Alemannien verwaltete (J. Fleckenstein);
dem mehrfach im welfischen Zusammenhang
vorkommenden Rekurs auf Ruthards
Gewalttat gegenüber Abt
Otmar
von St. Gallen kommt dabei, wenngleich negativ besetzt, die
wichtige Funktion
adligen Gedächtnisses zu. Vielleicht gehörte zur Familie Graf
Welfs einer der
bayerischen Großen, die im Auftrag König
Pippins in Auxerre, einer späteren welfischen
Position, eingegriffen haben,
wodurch
sich die offenbar auf Reichsintegration gemünzte Herkunftsangabe Thegans
erklärt (J. Fried).
Die Zeit LUDWIGS DES
FROMMMEN
bedeutete sogleich einen Höhepunkt welfischen
Einflusses im Reich: 
Neben Judith erhielt
deren Schwester Hemma als Gemahlin
König
Ludwigs des Deutschen eine Spitzenposition, und der so
gewonnene
Vorrang der Familie
Graf Welfs
in der karolingischen
Adelsgesellschaft verstärkte sich noch durch die Ehe von dessen
Sohn
Konrad mit
Adelheid, einer Tochter
des Grafen Hugo von Tours
aus dem Hause der elsässischen ETICHONEN,
wodurch er Schwager Kaiser
LOTHARS I. wurde.
Vor allem aber fiel ins Gewicht, dass Judiths
Sohn KARLseit 829 als künftiger
König galt. Von daher waren die WELFEN allesamt
in den Konflikt verwickelt, der bis zum Vertrag von Verdun (843) das KAROLINGER-Haus
und Reich erschütterte. Die Parteinahme der WELFEN
für
LUDWIG DEN FROMMEN, durch
die Konrad ab 839 eine
Machtposition als Graf in Alemannien erlangte,
hat unter Ludwig dem Deutschen zu einem
Revriment zugunsten der in Alemannien verwurzelten ULRICHE vor allem in
den Grafschaften am Bodensee geführt. Offenbar wegen dieser
Kränkung
verbanden sich zwei Söhne Konrads
des Älteren, Konrad,
Dux in Transjuranien, und Hugo "Abbas", 858/59 mit ihrem
Vetter König KARL
DEM KAHLEN,
bauten von dem überkommenen
welfischen
Stützpunkt Auxerre aus ihre im westfränkischen Reich seit dem
9. Jahrhundert auf; Konrad der
Jüngere begründete das
Haus der westfränkisch-burgundischen
WELFEN und späteren Könige von Burgund (RUDOLFINGER).
Ein auch nur bis Mitte der 50-er Jahre des 9.
Jahrhunderts
am Bodensee belegter Graf Welf, vermutlich Sohn Konrads des Älteren,
gilt
als "Stammvater" der süddeutschen
WELFEN.
Wenn diese damals die väterliche Grafschaft in Alemannien verlor,
so konnte doch im späten 9. Jahrhundert sein Vetter Rudolf
als Markgraf von Rätien und als Graf im Zürich- und
Augstgau welfischen
Einfluß im Süden
des ostfränksichen Reiches wieder geltend machen, und auch der
vielleicht
auf Graf Konrad den Älteren zurückgehende
(K. Schmid)
in der welfischen
Tradition
Heinrich
"mit
dem goldenen Wagen" zugeschriebene listige Erwerbung eines
großen
kaiserlichen Lehens im Schussengau hat zur Konsolidierung der welfischen
Herrschaft mit dem über Schwaben, Bayern (Augstgau,
Ammergau),
das Inntall, den Vintschgau und Churättien verstreuten Besitz mit
dem Zentrum nördlich des Bodensees beigetragen. Hier in Altdorf
und
der im 11. Jahrhundert erbauten Ravensburg sowie in dem vermutlich
um 1000 gegründeten Stift (später Kloster St.
Martin/Weingarten)
entstanden für die WELFEN im 12.
Jahrhundert namengebender fester Sitz und das durch die
Familiengrablege
ausgezeichnete Hauskloster, in dem zuerst Rudolf († um 992)
seine letzte Ruhe fand, ein Neffe Bischof
Konrads von Konstanz,
der ebenso wie Bischof Eticho von Augsburg vom welfischen Einfluß
im Schwaben des 10. Jahrhunderts zeugt; seit dieser Zeit galten die WELFEN
als schwäbisches Geschlecht.
Nach der Darstellung der "Historia Welforum" war
Rudolf
mit
Ita von Öhningen,
einer Enkelin Kaiser
OTTOS I., verheiratet. Im hausgeschichtlichen
Rückblick
des 12. Jahrhunderts scheint der so herausgestellte genealogische
"Anschluß"
der WELFEN an
die höchste weltliche Rangstufe den Wiedereintritt der WELFEN
in die
Reichsgeschichte im 11. Jahrhundert zu reflektieren. Rudolfs
Sohn Welf II., als Graf
in Schwaben bezeugt, erreichte über
seine Ehe mit der LÜTZELBURGERIN Imiza
(Irmentrud),
einer Nichte von Kaiser 
HEINRICHS II.
Gemahlin Kunigunde, den Vorzug der
Herrschernähe, die den WELFEN
den
Gewinn des für die Sicherung des Italienweges nützlichen
Fiskus
Mehring am Lech einbrachte. Politisch-militärisch tat sich
Welf
nicht
nur mit seinen Fehden gegen den Augsburger und Freisinger Bischof
hervor,
sondern er ergriff auch in die unter HEINRICH
II. beginnenden Auseinandersetzungen um das Erbe des
burgundischen
Reiches ein, die in der Rebellion Herzog
Ernsts II. von Schwaben
gegen
Kaiser
KONRAD II. kulminierten; dem hierin verwickelten Welf
wurde
1027 vom Kaiser die Grafschaft im Inn- und Eisacktal mit dem wichtigen
Brennerübergang abgesprochen.
Mit Welfs
gleichnamigem Sohn beginnt die lange
Reihe der welfischen
Herzöge;
1047 erhielt Welf III.
von Kaiser HEINRICH
III. das Herzogtum Kärnten
mit der Mark Verona,
dessen Rang ihn nach dem Bericht der "Historia Welforum" dem Herrscher
gegenüber in einer "Mischung aus gesundem Rechtsempfinden und
Stolz"
(B. Schneidmüller) hat auftreten lassen. 1055 war Welf an einer
Verschwörung gegen den Kaiser beteiligt. Als er noch in diesem
Jahr
in der Burg Bodman, dem Ort der für den hochmittelalterlichen
Adel Schwabens bedeutsamen karolingischen
Pfalz nachkommenlos starb, nachdem er sein Erbe dem Kloster in Altdorf
tradiert hatte, geriet die welfische Herrschaft
ins Wanken. Ihre Kontinuität ist durch die Tatkraft von Welfs III.
Mutter
gesichert worden, die den Sohn ihrer mit Markgraf Azzo II. von Este verheirateten
Tochter Chuniza (Kunigunde) aus
Italien holen ließ.
Außerdem hat Imiza
1056 das nun Weingarten genannte Hauskloster
neu organisiert, indem sie die hiesigen Nonnen gegen den
Mönchskonvent
des Klosters Altomünster östlich von Augsburg austauschte.
Auf Reichsebene kam die jüngere Linie der WELFEN
zum Zuge, als Welf IV.
1070 von König
HEINRICH IV. das Herzogtum Bayern empfing, das bis 1180
fast ununterbrochen in welfischer Hand
blieb. Durch seine dritte Ehe mit Judith, der Tochter Graf Balduins
von Flandern und Witwe des Earl
Tostig von Northumberland,
weitete sich
der
welfische
Beziehungshorizont erheblich.
Welf
IV. gehörte zu den Hauptträgern der süddeutschen
Fürstenopposition
gegen
HEINRICH IV., weshalb er 1077
sein Herzogtum für fast 20 Jahre verlor. In der Folgezeit agierte
Welf
weiter
als treuer Anhänger des Papstes, spielte in Schwaben eine
dominierende
Rolle und versuchte gar, 1091 die Wahl eines neuen Gegen-Königs zu
organisieren. Mit der spektakulären, von Papst Urban II. betriebenen
Heirat seines Sohnes Welf
mit Mathilde von Tuszien
wollte
er die welfische Position in Italien
stärken. Die nach Scheitern dieser Allianz erreichte
Aussöhnung
mit HEINRICH IV. 1096, zugleich Beginn
einer reichweiten Entspannung, sicherte den Söhnen
Welfs IV.
die Nachfolge im Herzogtum Bayern, das der ältere
Sohn Welf nach dem Tod
des Vaters 1101 übernahm.
Welf V.
war wie zuletzt Welf IV.
ein treuer Parteigänger
HEINRICHS
V., und diese Politik setzte sein ihn 1120 nachfolgender Bruder
Heinrich
der Schwarze fort. Durch seine Ehe mit der BILLUNGERIN Wulfhild
erwarb dieser dem welfischen Haus später
bedeutsame
Positionen in Sachsen. Mit der Verheiratung seiner Töchter
Judith
und Sophia an die STAUFER beziehungsweise
ZÄHRINGER betrieb Heinrich die Politik einer
süddeutschen
Fürsten-Allianz. Allerdings gab er bei der Königswahl 1125
mit
seiner Stimme den Ausschlag für die Erhebung Herzog
Lothars von Sachsen auf Kosten seines staufischen
Schwieger-Sohnes Herzog Friedrich II. von Schwaben,
ein Verhalten, das mit
der Absprache der Ehe seines Sohnes Heinrich der Stolze mit LOTHARS
Tochter
Gertrud zusammenhing.
"Hausintern" hat Heinrich der Schwarze sein
Interessen
auf die Erkundung der eigenen Vorfahren gerichtet, was durch den
Bericht
von der Stiftung einer Kirche über dem auf sein Geheiß
geöffneten
Grabes des Spitzenahns Welf-Eticho
bezeugt ist; dies kommt auch
darin zum Ausdruck, dass er 1123 der Erhebung der Gebeine des heiliggesprochenen
Konrad
von Konstanz beiwohnte und sich durch seine Zuwendung an die
Konstanzer
Kirche als dessen Verwandter zeigen wollte. Heinrich zog sich zuletzt
als Mönch in das Kloster Weingarten zurück, wo er 1126 starb.
Wenn er als letzter der WELFEN in der
dortigen welfischen
Grablege beigesetzt
wurde, so kann das als Zäsur in der Geschichte dieser Familie
gelten.
 
II. VON LOTHAR III. BIS ZU OTTO 'DEM KIND'
Seit der Königswahl LOTHARS
III. von 1125 nahmen die WELFEN für
mehr als ein Jahrhundert entscheidenden Einfluß auf die
Reichspolitik.
Der 1125/26 erlangten Königsnähe entsprach die Formierung des
adligen Hausbewußtseins, das durch politische Realitäten wie
Ansprüche geprägt ar, sich darum beständig wandelte und
in unterscheidliche geistliche Zentren (Weingarten, Lüneburg,
Braunschweig)
verschriftlicht wurde. Als erstes großes Adels-Geschlecht
überhaupt
wurden die WELFEN
zum Gegenstand von
"Hausgeschichtsschreibung", die nicht allein als adlige Selbstaussage,
sondern auch in ihrer institutionengebundenen Prägung gelesen
werden
muß. Die "Genealogia Welforum" (um 1170) aus
Weingarten/Ravensburg
dokumentieren den Aufstieg der WELFEN in
der Beschreibung genealogischer Verbindungen, politischen
Aktivitäten,
erlangter Ämter und Titel wie der Förderung zentraler
Herrschafts-
und Erinnerungsorte. Ebenfalls in Weingarten entstand in der 2.
Hälfte
des 12. Jahrhundert die Darstellung eines Stammbaums, die den
Übergang
des welfischen
patrimomium an die staufischen
Nachfolger spiegelt, just in einer Zeit, als der norddeutsche Zweig der
WELFEN
aus
der Herkunft von Kaisern (LOTHAR III., KARL DER
GROSSE)
oder Königen legitimierte
und genuin
welfische
Kontinuitäten
zugunsten der herrschaftlichen Verankerung in der neuen patria Sachsen
weiterentwickelte. Diese unterscheidliche Ausfaltung welfischer
Memoria resultierte aus dem politischen Wandel des 12. Jahrhundert, den
Otto von Freising noch in
seine Rollenzuweisung zu pressen versucht hatte:
Die STAUFER pflegten Kaiser, die WELFEN
große Herzoge hervorzubringen (Gesta Friderici, II 2)! Dieses
Bild
entsprach allenfalls den Realitäten staufisch-welfischen
Zusammenwirkens
zwischen 1152 und 1174/76.
Noch 1137/38 hatte Heinrich der Stolze, Herzog
von Bayern und Sachsen (wohl schon seit 1126, RI IV 1/1, 115),
beim
Tod seines Schwieger-Vaters Kaiser LOTHAR
III.
auf
die Krone gehofft. Doch die Königswahl KONRADS
III. und die von Helmhold
von Bosau (Chron. Slavorum, I 54)
überlieferte Forderung des STAUFERS,
ein Herzog dürfe nur ein Herzogtum besitzen, drängten Heinrich
in die Opposition. Nach rechtlichen und militärischen
Auseinandersetzungen,
die wegen des Fehlens fester Prinzipien und Prozeßformen erst
politische
Normen erwachsen ließ, verlor der WELFE
Bayern an die BABENBERGER,
Sachsen an die ASKANIER.
Besitz und Herrschaftsrechte/-ansprüche
der WELFEN
blieben seit Heinrichs
des Stolzen Tod 1139 zweigeteilt: 
im süddeutschen patrimonium
folgte Welf VI. († 1191),
zunächst alleiniger Verfechter
der
welfischen
Sache. Er konzentrierte
sich nach anfänglicher Behauptung seiner italienischen Herrschaft
(1152 Belehnung mit Spoleto, Tuszien, Sardinien und den
Mathildischen Gütern) ganz auf den welfischen
Besitz im schwäbisch-bayerischen Raum (Zentren Weingarten und
Steingaden)
und entfaltete dort nach dem frühen Tod seines Sohnes Welf VII.
(† 1167) eine vielgerühmte
Hofhaltung. Die Rechte an beiden
welfischen
Herzogtümern
reklamierte
Heinrich der Löwe († 1195)
erfolgreich
für sich: 
Er wurde 1142 von KONRAD III.
mit Sachsen, 1154/56 von FRIEDRICH I.
mit Bayern belehnt (Abspaltung Österreichs).
Die enge Verwandtschaft der WELFEN
mit führenden Adels-Familien des Reiches und Europas
bildete die Basis
einer langjährigen Kooperation von WELFEN
und
STAUFERN.
Sie ermöglichte
Heinrich dem Löwen
den entscheidenden
Ausbau seiner Herrschaft in Sachsen und Bayern (Gründung
Münchens),
so dass kaum von einem gleichförmig verlaufenden Epochenkonflikt
zwischen
zwei festgefügten Familienverbänden gesprochen werden kann
(Hechberger).
Angestoßen wurde der seit 1176 offen zutagetretende Dissens
zwischen
FRIEDRICH
I. und Heinrich dem
Löwen aber nicht nur durch die
überherzogliche Stellung des
WELFEN,
die sich nach der Eheschließung mit der englischen Prinzessin
Mathilde
1168 in einem königsgleichen Rangbewußtsein, im gezielten
Ausbau
Braunschweigs zum residenzartigen Zentrum wie in einer mäzenaten
Hofkultur
niederschlug. Eigentlicher Anlaß dürfte neben der
Hilfeverweigerung
Heinrichs in Chiavenna
1176 vielmehr der Entschluß Welfs
VI. (ca. 1174) gewesen sein, das süddeutsche patrimonium der
WELFEN
seinen staufischen
Verwandten zu verkaufen.
Hinzu trat die latente Opposition der Reichsfürsten gegen Heinrich,
die seine Aburteilung im Fürstengericht, den Einzug seiner
Reichslehen
und 1180 die Aufteilung der Herzogtümer Sachsen (Dukat der
Kölner
Kirche, ASKANIER) und
Bayern (WITTELSBACHER,
Errichtung des Herzogtums Steiermark) durchsetzen.
Die WELFEN begrenzt
auf ihre von sächsischen Fürsten-Töchtern ererbten
Allodien
um Braunschweig und Lüneburg, wurden damit aus dem sich
formierenden
Stand der Reichsfürsten verstoßen. Der Wiedereingliederung
in
diese adlige Spitzengruppe galten fortan die Bestrebungen, bis ins 13.
Jahrhundert politisch wie finanziell nachdrücklich durch das
verwandte
englische Königs-Haus unterstützt.
Die Anläufe von Heinrichs
des Löwen ältesten Söhnen Heinrich von Braunschweig
(1195/96 Pfalzgraf bei Rhein, 1214 Verlust der Pfalzgrafschaft nach dem
frühen Tod des gleichnamigen Sohnes) und
OTTO
IV. (König 1198, Kaiser 1209, nach seiner Niederlage gegen
Philipp
II. von Frankreich bei Bouvines 1214 Sieg des staufischen
Rivalen
FRIEDRICH
II.) scheiterten freilich. So nannte Burchard von Ursberg die
WELFEN
ein Geschlecht, das stets Gott und der römische Kirche ergeben
sei,
oft aber den Kaisern widerstehe. Als OTTO IV.
1218
und Heinrich von Braunschweig
1227 ohne Söhne starben, verblieb
als letzter
WELFE Otto 'das Kind'
(† 1252), Nachkomme von Heinrichs des Löwen jüngstem
Sohn Wilhelm von Lüneburg († 1212/13).
Mit ihm erreichte
Kaiser FRIEDRICH
II. 1235 die endgültige
Aussöhnung beider Häuser, indem das neue Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg
geschaffen und
Otto in den erblichen
Reichsfürstenstand erhoben
wurde. Nach dem Verlust der süddeutschen Lehen und Allodien
blieben
die WELFEN
ganz auf ihre sächsische
terra beschränkt. Dieser neuen Realität von Herrschaft trug
die spätmittelalterliche Historiographie durch die Dynastie und
Land
wie durch die Betonung des sächsischen Wurzeln der WELFEN
Rechnung.
Die Nachkommen Ottos spalteten seit 1267/69
in
10 Teilungen das Herzogtum in mehrere Linien auf (Braunschweig,
Lüneburg,
Göttingen, Grubenhagen, Wolfenbüttel, Calenberg). Trotz der
Verlagerung der welfischen
Hofhaltung
im Spätmittelalter blieb Brauschweig namengebender
Herrschaftsmittelpunkt
des Reichsfürstentums, Ort des Hausarchivs und Grablege.
Quellen:
----------
Historia Welforum, ed. E. König, 1978
Literatur:
-----------
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