Wilhelm                                          Graf von Luxemburg (1096-1129)
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um 1070-   1129/31
 

Jüngerer Sohn des Grafen Konrad I. von Luxemburg und der Ermesinde von Aquitanien, Tochter von Herzog Wilhelm Peter
 

Brandenburg Erich: Tafel 12 Seite 24
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

XI. 62. WILHELM, Graf von Luxemburg 1096
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* ca. 1080, + nach 1129 17. VI., vor 1131 24. IV.

Gemahlin:
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ca. 1105/10
Mathilde, Tochter Kunos von Northeim, Graf von Beichlingen (siehe XII 229)
        + nach 1117

Anmerkungen: Seite 137
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58. - 63
Die Reihenfolge der Geschwister läßt sich nur mutmaßen. Vgl. Schötter, Witte, Lothr. Jb. 5,2,70f. - Über eine weitere Schwester Mathilde erfahren wir nur etwas durch Alberich von Troisfontaines, S. S. 23, 850, der sie als Gemahlin Gottfrieds III. Grafen von Blieskastel aus dem Hause LUNEVILLE (+ nach 1127) kennt. Gegen die Richtigkeit dieser sonst ganz unbeglaubigten Nachricht macht W. Möller 2, 140, mit Recht geltend, daß dann ihr Sohn Volmar I. nicht die Clementia von Metz hätte heiraten können, deren Großmutter Ermesinde (Nr. 63) war, weil dann Verwandtschaft folgender Art bestanden hätte:

Konrad                -- Ermesinde     -- Mathilde    -- Clementia
von Luxemburg  -- Mathilde        -- Volmar I.

Ich lasse sie daher fort.



Thiele Andreas: Tafel 66
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

WILHELM
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    + 1130

Folgte um 1096 seinem Bruder Heinrich, war kaiserlicher Parteigänger und wurde daher auch zeitweise gebannt. Er ging erst 1106 zu Kaiser HEINRICH V. über, tauchte oft im engsten kaiserlichen Gefolge auf und beurkundete 1122 das Wormser Konkordat mit. Er war schroffer Gegner der Erzbischöfe von Trier und der Bischöfe von Metz. Er erneuerte den Vertrag seines Bruders mit dem Erzbischof von Trier und bekriegte Bar wegen Erbfragen und gewann Stenay und Mouzay aus der Grafschaft Verdun.

  oo LIUTGARD VON NORTHEIM
              +

Tochter des Grafen Kuno

Cousine der Kaiserin Richenza, Miterbin von Beichlingen



Twellenkamp Mark: Band I Seite 475,488,497
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"Die Salier und das Reich"

Die Benennung nach der Burg wenigstens im Siegel blieb vorerst die Ausnahme, bis sich 40 Jahre später (1123) der Sohn Konrads, Graf Wilhelm, zum ersten Mal überhaupt in der Intitulatio einer Urkunde nach der Luxemburg benannte: Ego Willelmus comes de Lucelemburch. Aber auch noch in Wilhelms Urkunden ist dies der einzige Beleg für die Bezeichnung nach der Luxemburg. Erst unter Wilhelms Neffen Heinrich dem Blinden (1136-1196), Graf von Namur und Luxemburg, wird dann der Titel "Graf von Luxemburg" allgemein üblich.
Konrads Sohn und Nachfolger Wilhelm führte die 1083 von seinem Vater inaugurierte Tradition bewusst fort, indem er der Abtei die ihr von seinen Eltern vermachten Schenkungen bestätigte. Bei dieser zweiten, für die weitere Geschichte der Münsterabtei besonders wertvollen Urkunde des Jahres 1123 wird die vorher nur auf der Legende des Siegels von 1083 verwendete Eigenbenennung als Graf von Luxemburg zum ersten Mal auch in der Intitulatio benutzt: Ego Wilhelmus comes de Lucelemburch. An diesen Zeugnissen lässt sich das mittlerweile intensiv ausgeprägte Selbstbewusstsein der luxemburgischen Dynastie deutlich ablesen. Inwieweit die Münsterabtei als Grablege von den nachfolgenden luxemburgischen Grafen akzeptiert wurde, ist nicht überliefert, da weder die Todesjahre noch die Begräbnisorte der beiden Söhne und des Enkels Graf Konrads - Heinrich (III.), Wilhelm und Konrad (II.) - bekannt sind. Heinrich der Blinde von Luxemburg-Namur wurde in seiner Hausstiftung Floreffe begraben.
Heinrichs Bruder Wilhelm erscheint im Jahr 1096 als Inhaber der Vogtei von Echternach, die im Jahr zuvor noch im Besitz von Graf Heinrich war. Wilhelm hatte offenbar gute Beziehungen zu HEINRICH IV. Er gehörte zu den wenigen Gefolgsleuten des Kaisers, die ihm in der Auseinandersetzung mit dessen gleichnamigem Sohn die Treue gehalten haben. Nach dem Zeugnis der Hildesheimer Annalen schickte HEINRICH IV. ihn und den Pfalzgrafen im Winter 1105 zu dem von HEINRICH V. einberufenen Tag nach Mainz voraus, der bekanntlich mit der Gefangennahme HEINRICHS IV. endete, aus der dieser sich dann allerdings wieder befreien konnte. Ob Wilhelm den Kaiser auf seiner Flucht nach Lüttich begleitet hat, wird in dieser Quelle nicht berichtet. Am 7. August 1106 ist der Kaiser gestorben. Graf Wilhelm ist dann mehrfach in den Urkunden HEINRICHS V. nachweisbar, so im Jahr 1107,1111 und zuletzt noch am 25. April 1122. Im Oktober 1119 nahm er an den Verhandlungen mit Calixt II. zur endgültigen Beilegung des Investiturstreits teil.
Über die Aktivitäten Wilhelms in seinem eigenen Herrschaftsbereich ist bekannt, daß es ihm um 1111 gelang, die Städte Stenay und Mouzay an der oberen Maas in seine Gewalt zu bringen. Wilhelm profitierte hierbei von der Auseinandersetzung eines Parteigängers HEINRICHS IV., des Bischofs Richard von Verdun, mit dem päpstlich gesinnten Grafen Rainald von Bar. Während dieses Kampfes zwischen Graf und Bischof, der offenkundig im Zeichen der Ausschaltung des Grafen von Bar, eines politischen Gegners der SALIER, stand, wurde Wilhelm auch die Grafschaft von Verdun zugesprochen, die vorher Rainald von Bar besessen hatte. Nachdem der Graf von Bar im Jahr 1114 aus der Gefangenschaft entlassen worden war, gab ihm Graf Wilhelm die Grafschaft Verdun wieder zurück. Gleichzeitig belehnte er Rainald von Bar mit den Städten Stenay und Mouzay, die ihm ebenfalls am Anfang der Auseinandersetzungen übertragen worden waren. Diese beiden Städte hat Wilhelm also nur kurze Zeit unter seiner Kontrolle halten können. Im Bereich seiner Grafschaft blieb auch unter Wilhelm das gespannte Verhältnis zum Trierer Erzbistum bestehen, obwohl er den Vertrag seines Bruders mit Erzbischof Egilbert erneuert hatte. Im Jahr 1122 eskalierten dann die Kämpfe zwischen dem Nachfolger Erzbischof Egilberts und Graf Wilhelm, dem amtierenden Obervogt von St. Maximin, als Erzbischof Brun das Anathem über ihn verhängen ließ.

Renn, Heinz: Seite 166-168,171-180
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"Das erste Luxemburger Grafenhaus"

Wilhelm wird etwa 30 Jahre alt sein, als er seinem Bruder in der Regierung folgt; denn die Ehe seiner Eltern ist um 1065 anzusetzen, und ihn selbst haben wir als eines der jüngsten Kinder kennengelernt.
Die alten Luxemburger Historiker nennen Wilhelms Gemahlin Mathilde und machen sie zur Tochter Herzog Friedrichs von Schwaben. Belege sind für diese Behauptung nicht zu finden. Vielleicht berufen sich diese Genealogen nur auf Andeutungen einer Verwandtschaft der LUXEMBURGER mit dem salischen Kaisergeschlecht und auf die enge persönliche Beziehung zwischen dem Herzog von Schwaben und dem Grafen von Luxemburg, die sie auf die obige Weise zu erklären glaubten. Herzog Friedrich I. hat nämlich Agnes, die Tochter Kaiser HEINRICHS IV., geheiratet. Wir aber wissen, daß die Verbundenheit mit den SALIERN und STAUFERN aus den Heiraten Friedrich I. vom Moselgau, der Imiza von Gleiberg und Konrads von Luxemburg herrühren.
Durch eine Mitteilung des Annalista Saxo sind wir in der Lage, die Herkunft der Gemahlin Wilhelms festzustellen: "Habuit ... Cono comes uxoerem nomine Cunigundam, filiam Ottonis marchionis de Orlagemunde. Hec primum nupserat regi de Ruzia. Quo defuncto reversa in patriam nupsit huic Cononi Genuit ... ex Conone quatuor filias, ex quibus unam accepit Heinricus comes de Suitfene, alteram Willehelmus comes de Lucelenburch" [SS. VI, Seite 737]. Kuno, der Vater unserer Luxemburger Gräfin, ist Graf von Beichlingen (+ 1103) und der Sohn Ottos von Nordheim. Auf einen weiteren Sproß dieses Otto habe ich bereits hingewiesen; es ist Heinrich der Fette von Sachsen, dem seine Gemahlin Gertrud von Braunschweig zwei uns schon bekannte Töchter schenkte, die spätere Kaiserin Richenza und Gertrud, die Gattin Sigfrids von Ballenstedt und Ottos I. von Rheineck. Graf Wilhelm ist also durch seine Gemahlin ein naher Verschwägerter Kaiser LOTHARS. Mütterlicherseits stammt unsere Luxemburger Gräfin aus der uns ebenfalls bekannten Familie WEIMAR-ORLAMÜNDE; denn ihre Mutter Kunigunde ist die Schwester der mehrfach genannten Adelheid von Orlamünde. Demnach ist Wilhelms Gattin auch die Nichte des luxemburgischen Pfalzgrafen Heinrich von Laach. Ihr Name ist nirgendwo sicher überliefert. Wir dürfen sie jedoch mit ziemlicher Bestimmtheit Mathilde nennen; Graf Kuno von Nordheim besitzt nämlich eine Tochter dieses Namens, wie die Origenes Guelforum bestätigen. Hinzu kommt, daß die alten Historiker ihr gerade diesen Namen geben, obwohl sie die wirkliche Abstammung von Wilhelms Gemahlin nicht kennen. Vielleicht lag ihnen noch ein Beleg mit dem Namen Mathilde vor. Die Zeit der Eheschließung des Luxemburger Grafenpaares werden wir in das erste Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts ansetzen können, weil Mathilde in der zweiten Hälfte der 80-er Jahre des vorhergehenden Jahrhunderts geboren sein wird [9 E. Brandenburg, Seite 52 (XI, 144b)].
Das genaue Todesdatum kennen wir ebenfalls von beiden nicht. Für Wilhelm kann es annähernd bestimmt werden. Weihnachten 1128 treffen wir ihn in der Umgebung des Kaisers an. Dieses ist die letzte sicher verbürgte Nachricht des LUXEMBURGERS. Doch halte ich es durchaus für möglich, daß jener Wilhelm, der am 17. Juni 1129 zusammen mit seiner Schwester Ermesinde der Schenkung seiner Mutter Klementia betreffs Schiffenberg zugestimmt, mit unserem Grafen gleichzusetzen ist. Wilhelm muß jedoch vor dem 23. April 1131 gestorben sein, weil ein Kaiserdiplom zu diesem Tage, welches der Abtei Echternach das Schiffahrtsrecht auf der Sauer bestätigt, bereits den Sohn Wilhelms, Konrad, als Fürbitter nennt.
Dem Luxemburger Grafenpaar lassen sich bestimmt nur zwei Kinder nachweisen, Konrad und Liutgard. E. Brandenburg nimmt als ihren weiteren Sohn Adalbero an, der zu Beginn des 12. Jahrhunderts als Propst in Treier auftritt [13 Brandenburg, Seite 24 (XII, 75); M.R.U.B., nr. 422]. Mir sind keine Unterlagen bekannt, die diese Annahme rechtfertigen. Der Name Adalbero allein kann dafür nicht in Frage kommen [14 Bertels (Seite 34) erwähnt drei weitere Söhne: Siegfried, Ulrich und Friedrich, die im jugendlichen Alter verstorben seien, und zwei Töchter Agnes und Mathilde als Kinder Wilhelms. Für die Richtigkeit gibt es keine Anhaltspunkte.].
Eine der ersten Hauptdaten in der Regierungszeit Wilhelms von Luxemburg ist die Erneuerung des Vertrages, den sein Bruder mit Erzbischof Egilbert abgeschlossen hat. Aus diesem Kontrakt geht hervor, daß Heinrich von den 600 versprochenen Mansen erst die Hälfte bekommen hat, doch er versichert dem neuen Luxemburger Grafen, ihm auch das Fehlende zukommen zu lassen. Dafür tritt Wilhelm ebenfalls wie sein Bruder in den Waffendienst des Erzstiftes. Das gute Verhältnis Luxemburgs zu Trier bleibt auch unter Egilberts Nachfolger Bruno von Bretten und Laufen (1102-1124). Wie sein Vorgänger ist er treuer Anhänger des Kaisers und behauptet zeitweise sogar die glänzende Stellung eines Vicedominus des Reiches. Diese gemeinsame politische Einstellung mit dem LUXEMBURGER muß jeden Zwist territorialer Auseinandersetzungen begraben.
Doch die Eintracht löst sich, als Bruno sich besonders seit 1119 mehr und mehr der Kurie nähert, ohne freilich jede Verbindung mit HEINRICH V. abzubrechen. Auch das Bestreben des Erzbischofs Bruno, die reiche Abtei St. Maximin dem Erzstift unterzuordnen, muß zu Streitigkeiten mit dem Obervogt führen. Näheres wissen wir nicht, doch kann an der Tatsache nicht gezweifelt werden, wie aus einem Diplom KONRADS III. aus dem Jahre 1139 ersichtlich ist, durch das der König die Abtei St.Maximin dem Erzbischof Albero von Trier (1131-1152) übergibt.
Natürlich ist auch Graf Wilhelm darauf aus, sich auf Kosten des begüterten Trierer Klosters zu bereichern. Noch am 8. August 1111 sieht sich der Kaiser veranlaßt, erneut die Vogteirechte über St. Maximin festzusetzen. Aber die Abtei, deren Schützerrolle der LUXEMBURGER übernommen hat, soll nicht zur Machterweiterung des ohnehin mächtigen Erzstiftes beitragen. Da Bruno zuletzt im päpstlichen Lager steht, kann Wilhelm von Luxemburg als Anhänger des Kaisers im Kampfe für diesen das Erzstift berkriegen. Unsere Quelle spricht von "barbarico continuas oppressiones". Der Erzbischof ist militärisch unterlegen, aber er besitzt eine geistliche Waffe, deren er sich bedienen kann. Somit erläßt er am 10. Dezember 1122 ein Exkommunikationsdekret gegen alle, die der Kirche Schaden zufügen. Der LUXEMBURGER hat sich dennoch nicht zum Nachgeben bequemt; jedenfalls ist die Exkommunikation, die 1119 schon einmal gegen ihn als Anhänger des Kaisers ausgesprochen worden war, erneut über ihn verhängt worden. Erst jetzt unterwirft sich Graf Wilhelm und bittet Bruno, ihn vom Kirchenbanne zu lösen. Er verspricht ihm: "Dabo operam, ut quidquid a me peccatum est, ex iudicii et gratiae tuae praescripto resarciam et emendem." Der Beweggrund Wilhelms wird nicht so sehr persönliche Frömmigkeit als politische Klugheit gewesen sein; denn er bittet Bruno ausdrücklichst, seine Absolution möglichst schnell zu verkünden. Der Erzbischof wird die Bitte erfüllt haben. Aus einer Urkunde vom 7.10.1123 betreffs der Münsterabtei geht hervor, daß beide wieder in normalen Beziehungen zueinander stehen. Nicht lange darauf, am 25.4.1124, stirbt Bruno von Trier.
Sein Nachfolger Godfrid (1124-1127) erhält sein Amt nicht durch einwandfreie kirchliche Wahl; dafür gewinnt er eine Reihe namhafter Persönlichkeiten durch Bestechung und Versprechungen. Kaiser HEINRICH V. erhält von ihm über 1.100 Mark Silber, während Godfrid dem Grafen von Luxemburg einen großen Anteil des bischöflichen Einkommens in Aussicht stellt. Als der Erzbischof später die Ansprüche des LUXEMBURGERS nicht genügend befriedigt, findet dieser hierin einen Vorwand, gegen den Trierer einzuschreiten. Zugute kommt Wilhelm der wachsende Einfluß der streng kirchlichen Richtung unter LOTHAR VON SUPPLINBURG, sodaß auch der Klerus die Wahl Godfrids beanstandet. Wiederum ergreift der Graf Kampfmaßnahmen und sucht das Erzstift mit seinem Sohne Konrad bis in die nächste Umgebung von Trier heim. Godfrid wagt diesmal nicht, die Bannsentenz gegen die LUXEMBURGER auszusprechen. Über die Anklagen der Simonie entscheidet ein Konzil zu Worms, das dann Godfrid bereits am 16. Mai 1127 als Erzbischof von Trier absetzt [27 Wilhelm Bernhardi, Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Lothar von Supplinburg, Leipzig 1879, Seite 128ff.].
Auch bei dem neuen Erzbischof Meginher (1127-1130) scheint Wilhelm die ihm versprochenen Ansprüche geltend gemacht zu haben; denn Meginher sieht sich bereits kurz nach seinem Amtsantritt veranlaßt, die neu erbaute Burg Bombogen bei Wittlich zu erobern und den Grafen zum Frieden zu zwingen. Diesen haben unseres Wissens Wilhelm und sein Sohn Konrad gehalten.
Unter der Fahnes des Kampgfes für den Kaiser kann der LUXEMBURGER sich an der oberen Maas festsetzen. Vor seiner Reise ins hl. Land übergibt Godfrid von Bouillon, der Herzog von Nieder-Lothringen, die Grafschaft Verdun mit den Städten Stenay und Mouzay dem dortigen Bischof Richer. Die Vogtei über das erweiterte Stift erhält Theoderich von Bar, der Schwiegervater Hermanns II. von Salm, den 1105 sein Sohn Rainald ablöst. Wie sein Vater befindet sich auch dieser als naher Verwandter Mathildens von Canossa im päpstlichen Lager. Als 1107 ein treuer Anhänger des Kaisers, Richard von Grandpre, Bischof von Verdun wird, muß es natürlich zu Auseinandersetzungen mit dem anders gerichteten Vogt kommen. Richard entzieht Rainald von Bar die Vogtei und belehnt damit den mächtigen Grafen von Luxemburg "quia fortior aliis videbatur". Als Entschädigung für die aufzubringenden Kriegsmittel belehnt er ihn dazu mit den Städten Stenay und Mouzay, wofür Wilhelm 200 Pfund entrichtet. Der LUXEMBURGER verwüstet dann die Grafschaft Bar und vermag schließlich auch mit Hilfe des kaiserlichen Heeres die Festung dort zu erobern und den Grafen Rainald gefangen zu nehmen. Letzterer erhält später die Freiheit wieder. Wilhelm gibt ihm 1114 sogar die Vogtei und die Grafschaft Verdun zurück, wogegen sich die Städter allerdings wehren. Ebenso überträgt er ihm gegen Vergütung der ausgelegten 200 Pfund die beiden Städte Stenay und Mouzay zu Lehen. Der Gewinn, den der Graf von Luxemburg davon trägt, ist immerhin der Besitz der zwei erwähnten Städte. Von St. Vanne in Verdun besitzt Wilhelm wie sein Vater Konrad die Vogtei zu Fentsch im deutschsprachigenm Lothringen, während seine Schwester Ermesinde diese Rechte für Baslieux im Kanton Longich ausübt. Gegen die Bedrückung seitens dieser beiden erheben die Mönche 1125 Einspruch beim Papste.
Ein Reichstag, den HEINRICH V. für Weihnachten 1105 nach Mainz beruft, soll über die Thronfolge entscheiden. Der Vater sendet zwei ihm ergebene Männer, den Pfalzgrafen Sigfrid von Ballenstedt und den Grafen Wilhelm von Luxemburg, rheinaufwärts, "ob diese vielleicht die angesetzte Versammlung verhindern könnten". Sie sollen ihm zugleich den Weg frei machen, damit er ihnen heimlich folgen kann. Wie es sein gutes Recht ist, will der Kaiser persönlich in Mainz erscheinen. Während die beiden Grafen bis unterhalb Bingen vorrücken, bemerken sie den mit großen Streitkräften heranziehenden HEINRICH V. Ein Kampf gegen die Übermacht ist aussichtslos. Noch mitten in der Nacht machen Wilhelm und Sigfrid kehrt und ziehen sich, von dem jungen König verfolgt, nach Norden zurück. In Koblenz treffen sich Kaiser und König. Hier wird der LUXEMBURGER Zeuge jenes trügerischen Spieles, das der listige Sohn mit dem leidgebeugten Vater zu treiben beginnt. Doch vor seiner Entführung auf die Burg Böckelheim an der Nahe entläßt der Kaiser seine beiden treuen Paladine.
Am 7. Agust 1111 findet mit großer Prachtentfaltung die Beisetzung Kaiser HEINRICHS IV. neben dem Grab seines Vaters HEINRICH III. statt. Wilhelm von Luxemburg läßt es sich nicht nehmen, seinem Herrn und Kaiser, den er aus Ehrgefühl und Treue auch in Not und Gefahr nicht verließ, den letzten ehrenvollen Dienst zu erweisen.
Doch ebenso rücksichtslos setzt sich der LUXEMBURGER jetzt für HEINRICH V. ein. Sein Auftreten in zahlreichen Urkunden vor und neben bedeutenden Reichsfürsten zeugt zur Genüge, welche gewichtige Stellung er unter dem neuen Herrscher einnimmt. Der Graf von Luxemburg befindet sich im kaiserlichen Gefolge. Am 24. September stellt der Herrscher ein Diplom für das Vogesenkloster Senones aus, das auch Wilhelm von Luxemburg besiegelt. Eine Kaiserurkunde vom 2. Oktober zugunsten des Klosters Einsiedeln unterzeichnet Wilhelm ebenfalls. Im nächsten Jahr weilt HEINRICH V. nur kurz am Rheine. Der LUXEMBURGER benützt diese Gelegenheit, seinen Kaiser in Mainz aufzusuchen und am Hoftag dortselbst am 6. Juli 1112 teilzunehmen.
Graf Wilhelm von Luxemburg hat also seine Kaisertreue mit dem Bannstrahl büßen müssen. Um so mehr tritt er mit anderen Großen für den endgültigen Frieden ein.
Im September dieses Jahres 1122 wird endlich der Streit zwischen Papst und Kaiser, der fast fünfzig Jahre gedauert hat, beigelegt. Einen wesentlichen Anteil an seinem Zustandekommen haben die deutschen Fürsten, unter ihnen nicht zuletzt Wilhelm von Luxemburg.
Welche Haltung in dem ausbrechenden Thronfolgestreit Wilhelm von Luxemburg einnimmt, wissen wir nicht. Mit Friedrich von Schwaben verbindet ihn enge persönliche Fühlungsnahme und eine Blutsverwandtschaft dritten und vierten Grades. Mit dessen Gegenkadidaten, dem Herzog von Sachsen, ist er eng verschwägert. Lothar von Supplinburg und der Graf von Luxemburg sind durch ihre Gemahlinnen angeheiratete Vettern. So wird Wilhelm des letzteren Wahl nicht ungern gesehen haben. Die Stellungnahme Wilhelms ist für den neuen Herrscher wichtig, da man in Nieder-Lothringen auf die besonderen Machenschaften des Kölners hin einen eigenen Thronkandidaten, Karl von Flandern, aufgestellt und namhafte Große für ihn gewonnen hatte. Im Verlauf weiterer Auseinandersetzungen erkennt der König dem Brabanter das Herzogtum Nieder-Lothringen ab und verleiht es wieder einem aus der Luxemburger Sippe, dem Grafen Walram von Limburg, dessen Vater das Herzogtum 1106 an Godfrid verloren hatte. In diesem Jahre, 1128, feiert LOTHAR das Weihnachtsfest zu Worms. Unter den anwesenden weltlichen Fürsten wird Wilhelm von Luxemburg an erster Stelle genannt.
Im nächsten oder übernächsten Jahre ist Graf Wilhelm dann als ungefähr Sechzigjähriger aus dem Leben geschieden. Mit ihm stirbt einer der einflußreichsten Fürsten unter den beiden letzten SALIERN und Kaiser LOTHAR. Als Verwandter der SALIER und STAUFER und Verschwägerter LOTHARS VON SUPPLINBURG hatte er ausgezeichnete Beziehungen zu Kaiserhof und zu führenden Geschlechtern. Doch diese Stellung verdankt er auch seinem militärischen Können und seiner persönlichen Tüchtigkeit.

Hoensch, Jörg K.: Seite 15
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."

Um 1096 trat sein Bruder Wilhelm die Nachfolge an, der in der Auseinandersetzung des Kaisers mit seinem Sohn fest im Lager HEINRICH IV. stand, nach dessen Tod aber auch engen Kontakt mit HEINRICH V. (1106-1125) pflegte, der ihn 1119 an den Verhandlungen mit Papst Calixt II. zur endgültigen Beilegung des Investiturstreits beteiligte, die dann 1122 im Wormser Konkordat erfolgte. In der Auseinandersetzung um die Thronfolge hat Graf Wilhelm trotz der Blutsverwandtschaft mit Friedrich II. von Schwaben den bejahrten Lothar von Supplinburg (1125-1137), einen angeheirateten Cousin, unterstützt. Nur kurzfristig gelang es Wilhelm, der sich erstmals auch in der Intitulatio einer seiner Urkunden comes de Luccelemburg nannte, die Grafschaft Verdun sowie die Städte Stenay und Mouzay seiner Herrschaft anzugliedern. Durch die Auflösung der alten Grafschaftsbezirke, den forciert vorangetriebenen Landesausbau und die Verstärkung der Residenzfunktion der Burg förderte er die Herausbildung einer neuen, auf Luxemburg zentrierten politischen Einheit und schuf sich durch die Vergabe von Klosterbesitz als Lehen ein Gefolge von milites. Trotz der Erneuerung der Vereinbarung seines Bruders mit dem Trierer Erzbischof brachen 1122 neue Kämpfe aus, die Wilhelm den Kirchenbann eintrugen, von dem er bei seinem zwischen 1129 und 1131 eingetretenen Tod aber wieder gelöst worden war.
 
 
 
 

  oo Liutgard von Beichlingen, Tochter des Grafen Kuno
       um 1090- nach 1117

     Miterbin von Beichlingen
 
 
 
 

Kinder:

  Konrad II.
         -   1136

  Liutgard
        - vor 1170

  oo Heinrich II. Graf von Grandpre
             - um 1150

  Adalbero Propst von St. Paulin in Trier
        -
 
 
 
 

Literatur:
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Annalen von Hildesheim a. 1105 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 12 Seite 24,137 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 475,488,496-499 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 15 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. - 7. Band, Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 - Peper Hans Dr.: Graf Siegfried von Ballenstedt, Pfalzgraf bei Rhein, ein treuer Vasall Kaiser Heinrichs IV. in: Anhaltinische Geschichtsblätter 10/11 1934/35 Seite 1-37 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 Seite 166-168, 171-180 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 67 -