Begraben: Gebeine in Königslutter
Einziger Sohn des Grafen Gebhard von Supplinburg (+
9.6.1075) und der Hedwig von Formbach, Tochter von Graf Friedrich
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2125
********************
LOTHAR III. (von Süpplingenburg), Kaiser, deutscher
König
-------------------------------------------- Herzog von
Sachsen
* Anfang Juni 1075, + 4. Dezember 1137
Breitenwang bei Reute (Tirol)
Begraben: Gebeine in Königslutter
Eltern:
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Graf Gebhard, Sohn des Grafen Bernhard und der Ida von
Querfurt, und Hedwig von Formbach, Tochter des Grafen Friedrich und der
Gertrud von Haldensleben
oo 1100 Richenza von Northeim
Tochter:
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Gertrud
Vom Großvater und Vater erbte LOTHAR
III. Komitatsrechte im halberstädtischen Harz- und Derlingau.
Süpplingenburg
(südöstlich
der heutige Ortsname, westlich Helmstedt) ist als Herkunftsbezeichnung
LOTHARS
III. in der sächsischen Annalistik des 12. Jh. überliefert,
womit sie einen dortigen Herrschaftsschwerpunkt
LOTHARS
III. andeutet. Die näheren Umstände seiner Erhebung
zum sächsischen Herzog durch HEINRICH
V. 1106 sind unbekannt. In der Nachfolge des BILLUNGERS Magnus
übernahm
LOTHAR III. Komitate in den
Bistümern Verden, Minden und Paderborn sowie die Vogtei
über das Bistum Verden. Wohl erst nach 1106 trat er in das Erbe
seiner Großmutter Gertrud (+ 1116) ein (unter anderem Königslutter);
1115/17 fielen an ihn und
Richenza
Teile der Güter Heinrichs des Fetten sowie der Besitzungen seiner
Schwiegermutter Gertrud von Braunschweig (+ 1117). 1112 kurzfristig durch
Otto von Ballenstedt als sächsischer Herzog ersetzt, stand LOTHAR
III. seitdem an der Spitze der sächsischen Fürstenopposition
gegen HEINRICH V. Der Sieg LOTHARS
III. 1115 über den Kaiser in der Schlacht am Welfesholz
entzog Sachsen weitgehend dem Einfluß des SALIERS.
Gegen
dessen Willen erhob LOTHAR III. 1123
Konrad von Wettin zum Markgrafen von Meißen und Albrecht den Bären
zum Markgrafen der Lausitz. Diese Maßnahmen und die eigenmächtige
Einsetzung Bischof Ottos von Halberstadt führten zur Konfrontation
auch mit dem mit LOTHAR III. seit 1116
verbündeten Erzbischof Adalbert I. von Mainz.
Aus der Mainzer Wahlversammlung (24. August 1125) ging
nicht HEINRICHS V. Neffe, der STAUFER
Friedrich von Schwaben, sondern LOTHAR III.
als König hervor, wobei er nicht Wunschkandidat des Mainzer
Erzbischofs war. Die Usurpation der Königswürde am 18. Dezember
1127 durch Friedrichs Bruder KONRAD ahndete
der dem König ergebene Reichsepiskopat unter der Führung von
Adalberts von Mainz, Konrad I. von Salzburg und LOTHARS
III. Vertrautem Norbert von Magdeburg mit der Verhängung
der Exkommunikation (25. Dezember 1127; am 18. April 1128 auch von Honorius
II. verkündet). Nach Kämpfen im Elsaß (1126), um Speyer
(1128,1129/30), Nürnberg (1127,1130) und einem gemeinsam mit Heinrich
X. den Stolzen unternommenen Zug durch Schwaben nahm LOTHAR
III. 1134 die Unterwerfung Herzog Friedrichs und 1135 die KONRADS
an, durch dessen Gegen-Königtum LOTHAR III.
zwar behindert, aber nicht gelähmt worden ist. Die sächsische
Annalistik rühmt die Herrschaft LOTHARS III.
als Friedenszeit. Im Südwesten stütze sich LOTHAR
III. auf Konrad von Zähringen (seit 1127 Rektor in Burgund),
in Bayern auf Herzog Heinrich den Stolzen (oo 1127 LOTHARS
III. Tochter Gertrud), seit
1126 auch Herzog in Sachsen, und in Nieder-Lothringen auf den von ihm 1128
zum Herzog erhobenen Walram von Limburg. Auch die Reichsministerialität
an Mittel- und Niederrhein sowie in Sachsen hat er gefördert und an
sich gebunden.
LOTHARS III. angeblicher
Verzicht auf Anwesenheit bei den Bischofswahlen unter Aufgabe von Rechten
aus dem Wormser Konkordat ist Fiktion des reformerisch gesinnten Verfassers
der "Narratio de electione Lotharii" (MGH SS 12, 511). LOTHAR
III. wirkte an vielen Wahlen persönlich mit und forderte
1131 und 1133 eine Revision des Konkordats. Das Römische Konkordat
von 1133 (MGH Const. I, 168 Nr.116) verbriefte die in Worms nicht ausdrücklich
bestätigte Lehnsherrschaft des Königs über die Temporalien
der Reichskirche. Während Ludwig VI. von
Frankreich in dem im Februar 1130 ausgebrochenen römischen
Schisma sich bereits im Mai auf die Seite Innocenz' II. stellte, hat LOTHAR
III. diesen erst auf der Würzburger Synode (Oktober 1130)
anerkannt. LOTHAR III. führte
den vom Gegen-Papst Anaklet II. vertriebenen Innocenz II. nach Rom zurück
und empfing von ihm am 8. Juni 1133 in der Lateranbasilika die Kaiserkrone.
Am selben Tage anerkannte LOTHAR III.
das Obereigentum der Römischen Kirche an den Mathildischen Gütern,
ließ sich in deren Besitz einweisen und die zukünftige Belehnung
Heinrichs des Stolzen und Gertruds verbriefen.
Damit unterlief LOTHAR III. erbrechtlich
begründete Ansprüche der STAUFER.
Unter LOTHAR III.
war Sachsen zum letzten Mal die Kernlandschaft des Reiches und, schon in
LOTHARS
Herzogszeit, Ausgangspunkt einer konstruktiven Politik gegenüber den
slavischen Nachbarn. Ein Slavenfeldzug LOTHARS
III. 1110 galt wohl der Unterstützung Heinrichs von Alt-Lübeck;
die gleichzeitige Einsetzung Adolfs von Schaumburg als Graf in Holstein
und Stormarn war rein defensiv. Züge von 1114 und 1121 galten den
Ranen und Lutizen. 1124/25 leitete LOTHAR III.
dem
Abodriten-Fürsten Waffenhilfe gegen Rügen. Dessen Nachfolger
Knud Laward krönte er wohl 1129
zum König und nahm ihn als Lehnsmann an. Dass er ebenfalls wohl 1129
den Heveller-Fürsten Pribislav-Heinrich von Brandenburg zum König
krönte, gilt als wahrscheinlich.
Auf Intervention des vor Anaklet II. und König
Roger II. von Sizilien nach Pisa ausgewichenen Innocenz' II.
und Roberts von Capua und nach Abschluß eines Bündnisses mit
Kaiser
Johannes II. Komnenos und mit Venedig brach LOTHAR
III. 1136 zu seinem zweiten Italienzug auf, setzte sich in der
Lombardei durch, erhob Heinrich den Stolzen zum Markgrafen von Tuszien
und eroberte 1137 Apulien und im Bunde mit Pisa Salerno. Ein Friedensangebot
Rogers
hat
LOTHAR
III. verworfen. Die Lehnshoheit über Apulien und Montecassino
war zwischen Kaiser und Papst umstritten;
LOTHAR
III. konnte in Montecassino Wibald von Stablo als Abt investieren.
Die Belehnung Rainulfs von Alife mit Apulien nahmen Kaiser und Papst gemeinsam
vor. LOTHAR III. hinterließ die
Normannenfrage ungelöst. Als seinen Nachfolger bestimmte LOTHAR
III. seinen Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen. Die Wahl KONRADS III.
hat die Stiftung einer süpplinburgisch-welfischen
Königsdynastie vereitelt und den Ausbau der von LOTHAR
III. neu gefestigten Grundlagen der königlichen Herrschaft
in Deutschland und Reichsitalien verzögert. LOTHAR
III., dessen angemessene biographische Würdigung noch aussteht,
zählt - gerade auch in seiner Italien- und Kirchenpolitik - zu den
bedeutenden, auch im Westen Europas anerkannten Königsgestalten. Im
Osten war seiner Regierungszeit Ausgangspunkt der künftigen Territorialentwicklung.
Quellen:
----------
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Literatur:
------------
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LOTHAR III.
-------------------
* um 1070, + 1137
Folgt 1075, bis 1100 nicht greifbar; unterstützt Kaiser HEINRICH V. im Thronkrieg 1104-1106, wird durch diesen 1106 Herzog von Sachsen; soll ein schwaches Herzogtum repräsentieren nach den BILLUNGER-Herzögen; bald darauf Führer der antikaiserlichen-sächsischen Opposition; bekommt 1112 das Herzogtum abgesprochen, 1113 die Schlacht bei Warnstedt gegen Graf Hoyer verloren und Unterwerfung im Jahr 1114; rebelliert wieder und besiegt Graf Hoyer 1115 in der Schlacht am Welfesholz; stärkt damit entscheidend die sächsische Sonderstellung, setzte eigenmächtig die Grafen von Holstein ein, die WETTINER in Meißen 1123, 1134 - schon als Kaiser - die ASKANIER in Brandenburg, alles bedeutende Promotoren der deutschen Ostkolonisation. Er erbt Haldensleben, Northeim und Brunonische Güter, damit mächtigster sächsischer Grundbesitzer; erobert Heimburg, unterwirft die Grafen von Werl-Arnsberg, die westfälischen Bischöfe huldigen ihm 1124: stellt damit erstmals ganz Sachsen herrschaftsmäßig her (!) (Westfalen, Engern, Ostfalen) steht auch gegen die Pfalzgrafen von Sachsen und Haus WINZENBURG. 1125 deutscher König: Beginn des Bürgerkrieges "Ghibellinen" (STAUFER)- "Guelfemn" (WELFEN), endgültig setzt sich das Wahlkönigtum durch, hilft im Flandern-Erbkrieg dem Lothringer Verwandten. 1126 Schlacht bei Kulm gegen Böhmen verloren, das trotzdem huldigt; gibt 1128 Wagrien-Mecklenburg an König Knut von Schleswig; 1131 Lehensherr von Dänemark,; unterstützt im Schisma Innozenz II. 1131 gegen Anaklet II., der Sizilien zum Königreich macht. 1132/33 erster Italienfeldzug und Kaiser; sichert Toskana; 1135 Hoftag zu Merseburg: Pommern Reichslehen an Polen. 1136/37 zweiter Italienfeldzug: verdrängt die Normannen aus S-Italien, übergibt dem welfischen Schwiegersohn Toskana, Sachsen und die Reichsinsignien. 1134 Tod Erzbischofs Norbert von Magdeburg (= Mitbegründer des Prämonstratenserordens), unterwirft die STAUFER 1135 und ist unter anderem Vogt von Helmstedt, Königslutter (= "Hauskloster") und Einbeck, Katlenburg, St. Cyriacus und St. Ägidius/Braunschweig; Graf in vielen sächsischen Komitaten; wichtigste Vasallen sind Waldeck, Wernigerode, Everstein, Schauenburg, Blankenburg und Stumpenhausen-Hyoa.
um 1100
oo RICHENZA VON NORTHEIM
+ 1141
Tochter des Markgrafen Heinrich von Friesland, Erbin von
Braunschweig, Katlenburg und Northeim u.s.w.
KAISER LOTHAR III.
-------------------------------
* Anfang Juni (vor 9.6.?) 1075
+ 4.12.1137 auf einer Hütte bei Breitenwang (Reutte,
Tirol)
Grabstätte: Benediktinerabtei Königslutter, am 31.12.1137
Vater: Gebhard, Graf von Supplinburg, Sohn des Bernhard
von Supplinburg, und der Ida von Querfurt
+ 9.6.1075 in der Schlacht bei Homburg
Mutter: Hedwig, Tochter Friedrichs I., Grafen von Formbach
(+ 1059), und der Gertrud von Haldensleben (+ 1116)
* um 1050
+ vor 1100
oo um 1100
RICHENZA
* 1095 + 10.6.1141
Grabstätte: Benediktinerabtei Königslutter
Eltern: Heinrich, Graf von Northeim, Markgraf von Friesland
(+ 1101), und Gertrud von Braunschweig (+ 1117), Tochter des Ekbert I.,
Markgrafen von Meißen (+ 1068)
LOTHAR III. wurde
nach einer unbestätigten Eintragung in den Disibodenberger Annalen
wenige Tage vor der Schlacht von Homburg an der Unstrut (9. Juni 1075)
geboren, in der sein Vater fiel. Die Mutter heiratete danach Herzog Dietrich
II. von Ober-Lothringen und gebar in dieser Ehe noch drei Kinder.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde LOTHAR
am Hof seiner Großmutter mütterlicherseits Gertrud von Haldensleben
erzogen, die in zweiter Ehe mit Herzog Ordulf Billung von Sachsen verheiratet
war. Ob durch diesen Aufenthalt bereits die Vorentscheidung für die
spätere Ernennung zum Herzog von Sachsen gefallen war oder ob sich
LOTHAR
in einem zähen Durchsetzungsprozeß, der seine ganze Kraft erforderte,
nach oben kämpfte, läßt sich nicht mehr nachvollziehen.
In der Schlacht bei Gleichen (24.12.1088) an der Seite Ekberts II. von
Meißen, der HEINRICH IV. schlug,
nahm LOTHAR den Erzbischof Liemar von
Bremen gefangen, der ihm für seine Befreiung zum Burgvogt von Bremen
ernennen und 300 Mark Silber zahlen mußte. Durch seine 1100 geschlossene
Ehe mit Richenza von Northeim, die
ihm reichliche Erbschaften einbrachte, wurde er schlagartig zum reichsten
Mann N-Deutschlands. Nach dem Tode des Herzogs Magnus wurde LOTHARam
1.11.1106 das Herzogtum Sachsen übertragen, wovon sich
HEINRICH
V. einen Ausgleich mit den Sachsen erhoffte. LOTHAR
betrieb von Anfang an eine recht eigenständige, teilweise souveräne
Politik in seinen Ländern. 1111 übergab er den SCHAUENBURGERN
die Grafschaften Holstein und Stormarn. Als Führer der antikaiserlichen
Opposition wurde ihm 1112 das Herzogtum abgesprochen und er mußte
sich nach der verlorenen Schlacht bei Warnstedt (1113) 1114 dem Kaiser
unterwerfen. Im gleichen Jahr unterwarf LOTHAR
den
Kessiner-Fürsten Dumarius. Am 11.2.1115 besiegte der die Krongutpolitik
HEINRICHS
V. bekämpfende
LOTHAR
am Welfesholz bei Mansfeld das kaiserliche Heer unter Hoyer von Mansfeld.
Er stärkte damit entscheidend die sächsische Sonderstellung und
1123 belehnte er die WETTINER mit der Mark Meißen. Er erbte Haldensleben,
Northeim und die brunonischen Güter und wurde damit der mächtigste
sächsische Grundbesitzer. Er eroberte Heimburg, unterwarf die Grafen
von Werl-Arnsberg, die westfälischen Bischöfe huldigten ihm 1124.
Er stellte damit erstmals ganz Sachsen herrschaftsmäßig her
(Westfalen, Engern und Ostfalen) und stand auch gegen die Pfalzgrafen von
Sachsen und das Haus WINZENBURG. Am 30.8.1125 wählten die in Mainz
versammelten Fürsten aus vier Bewerbern den hartnäckigen Gegner
der SALIER LOTHAR von Supplinburg zum
deutschen König. Er vertrat nach seiner Wahl zum König besonders
die Belange des Herzogtums Sachsen. Er förderte planmäßig
die beginnende zweite Etappe der feudalen deutschen Ostexpansion. Seinen
lothringischen Verwandten stand er im Flandernerbfolgekrieg bei und verbündete
sich gegen die STAUFER mit den WELFEN,
schuf seinem Schwiegersohn und Erben, Heinrich dem Stolzen, eine starke
"Hausmacht", vermochte aber nicht dessen Nachfolge als Herrscher zu erreichen.
LOTHAR
mußte eine Stärkung des feudalen Elements geschehen lassen.
Das Reich bewahrte er vor feudaler Anarchie, indem er sich des Lehnsrechts
bediente, um im Reich Ordnung zu schaffen. Im Dezember 1125 ächtete
er Friedrich II. von Schwaben, der es ablehnte, Reichsgut, das er besaß,
herauszugeben. Der Feldzug
LOTHARS gegen
Sobieslav von Böhmen, der die Anerkennung der deutschen Lehnshoheit
verweigerte, endete mit einer schweren Niederlage bei Kulm (18.2.1126).
Am 18. Dezember 1127 wählte die staufische
Partei
in Nürnberg KONRAD VON STAUFEN
zum König. 1129 belehnte LOTHAR
Knut
Laward, Herzog von Schleswig, mit dem Obotritenreich. Er entriß den
STAUFERN
nach hartnäckigen Kämpfen Speyer (Dezember 1129) und Nürnberg
(Herbst 1130). Bei seinem ersten Italienzug (1132/33) zog LOTHAR
im Herbst 1132 nach Italien, konnte jedoch Anfang 1133 nur den östlich
des Tiber gelegenen Teil Roms in die Hand bekommen. Am 4.5.1133 wurde LOTHAR
III. im Lateran zum Kaiser gekrönt. Vor seiner Rückkehr
nach Deutschland erkannte der Kaiser das Obereigentum der Kurie an den
Mathildischen Gütern an und belehnte seinen Schwiegersohn, Heinrich
den Stolzen, mit diesem reichen Besitz. Die STAUFER
mußten sich 1134/35 unterwerfen und KONRAD
legte den Königstitel ab. Im Sommer 1136 veranlaßte ein dringender
Hilferuf des Papstes Innocenz II., der von Roger
II. von Sizilien hart bedrängt
wurde und Rom hatte verlassen müssen, den Kaiser, mit einem starken
Heeresaufgebot abermals nach Italien zu ziehen. Im November 1136 erließ
der Kaiser in Roncaglia ein Gesetz, das den "Milites" (kleinen Adligen)
verbot, ihr Lehnsgut ohne Erlaubnis ihres Lehnsherrn weiterzuverleihen
oder zu veräußern, weil auf diese Weise viele sich nur der Heerfolgepflicht
entziehen wollten (Lehnsgesetz LOTHARS III.).
Im gleichen Jahr bestätigte er Albrecht dem Bären, seit 1134
Markgraf der Nordmark, die von ihm erhobenen Ansprüche auf Westpommern
und belehnte die WETTINER mit der Lausitz. Der Vorstoß des Kaisers
nach S-Italien (1137) scheiterte trotz einiger Anfangserfolge, da die Ritter
die Fortsetzung des Feldzuges gegen Roger II.
wegen der starken Sommerhitze ablehnten. Auf dem Rückweg nach Deutschland
starb LOTHAR in Breitenwang (Tirol).
Vor seinem Tod belehnte er Heinrich den Stolzen mit Tuszien und übergab
ihm die Reichsinsignien. Als Gegner der SALIER
und deren Politik war Kaiser LOTHAR
an die Macht gekommen. Doch bald nach seiner Inthronisation schwenkte er
auf den königlich-salischen Machtkurs
um. Dieser Wechsel wird deutlich durch die Versuche, das Investiturrecht
zurückzugewinnen und damit das Wormser Konkordat zu unterlaufen. Kaiser
LOTHAR war also nicht der willige Gefolgsmann der Kirche, wozu
man ihn zeitweise abgestempelt hat. Seine größten Erfolge aber
liegen in der Entwicklung der Ostkolonisation, für die er durch seine
militärischen Unternehmungen östlich der Reichsgrenzen die Voraussetzungen
geschaffen hatte. LOTHAR III. fand
seine letzte Ruhestätte, wie er es selbst gewünscht hatte, in
der von ihm gegründeten Stiftskirche von Königslutter.
Schwennicke Detlev: Tafel 13 A
*****************
"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
LOTHAR
--------------
* VI 1075 vor 9. VI, + Breitenwang am Lech/Tirol 4. XII
1137
Begraben: Königslutter
1100 GRAF
1106 HERZOG VON SACHSEN
Mainz 24. VIII 1125 DEUTSCHER KÖNIG
Rom 8. VI 1133 KAISER
oo 1100
RICHENZA VON NORTHEIM
+ 1141
Erb-Tochter von Graf Heinrich dem Fetten und Gertrud von
Braunschweig
Kinder:
Gertrud
8.4.1115-20.4.1143
29.5.1127
1. oo Heinrich der Stolze Herzog von Bayern
-20.110.1139
1142
2. oo Heinrich II. Markgraf von Österreich
2.4.1114-13.1.1177
Literatur:
-----------
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Lothar III. und Friedrich I. als König und Kaiser, in Probleme des
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Bernd: Große Herzöge, oft Kaisern widerstehend? Die Welfen im
hochmittelalterlichen Europa. in: Heinrich der Löwe und seine Zeit.
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Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 154A,156A,354 - Schulze
Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und
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Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 13 A - Speer, Lothar: Kaiser Lothar
III. und Erzbischof Adalbert I. von Mainz. Eine Untersuchung zur Geschichte
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Böhlau Verlag Köln-Wien 1983 - Stürner, Wolfgang:
Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland
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Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
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