GREIFEN
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1694
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Greifen
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Dynastie der Herzöge von Pommern, nach seinem Wappen benanntes pomoranisches Geschlecht, belegt seit Wartislaw I., im Zusammenhang mit der Christianisierung durch Otto von Bamberg (1124/28). Wartislaw I. dehnte sein Herrschaftsgebiet über die Oder hinweg westlich bis zur Peene (Demmin) aus; seine Nachfolger standen unter dem Druck Polens, Heinrichs des Löwen und Dänemarks. 1181 belehnte Kaiser FRIEDRICH I. zu Lübeck Herzog Bogislaw I. (+ 1187). Seit Ausgang des 12. Jh. war das Territorium der GREIFEN endgültig mit dem Reich verbunden; die von Brandenburg beanspruchte Lehnshoheit (1231 durch FRIEDRICH II. bestätigt) blieb strittig. Der Landesausbau wurde besonders durch Herzog Barnim I. (+ 1278) gefördert. 1295 erfolgte eine Teilung des GREIFEN-Hauses in den Linien Stettin und Wolgast (1317 Zugewinn von Stolp, 1325 von Rügen).
Unter den GREIFEN des 14. Jh. ragt Barnim III. von Pommern-Stettin (+ 1368) hervor; er stand seit 1348 in engen Beziehungen zu KARL IV., der die GREIFEN-Herzöge zu gesamter Hand mit Pommern und Rügen als reichsunmittelbarem Herzogtum belehnte und 1363 in 4. Ehe Elisabeth, eine Tochter Bogislaws V. von Wolgast, heiratete (Sohn: Kaiser SIGISMUND). 1368/72 spaltete sich das Wolgaster Herzogtum in eine vor- und hinterpommersche Linie. Die hinterpommerschen Herzöge (mit Sitz in Stolp und Rügenwalde), in den Kampf zwischen Polen und dem Deutschen Orden verstrickt (so unter Bogislaw VIII und IX.), kamen 1455/66 in den Besitz der Lande Lauenburg und Bütow. Bemerkenswertester unter den hinterpommerschen GREIFEN war Erich I. (+ 1459), der als Erich VII. (Erich von Pommern) 1397-1439 nordischer Unionskönig war (Kalmarer Union). Von den vorpommerschen Herzögen  ist Wartislaw IX. (+ 1457) als Gründer der Universität Greifswald (1456) zu erwähnen.
Der brandenburgische Versuch, sich nach dem Aussterben der Stettiner Linie (Otto III, + 1464) in den Besitz dieses Landesteils zu setzen, scheiterte. Herzog Bogislaw X. (+ 1523), der bedeutendste der GREIFEN-Herzöge, vereinigte 1478 alle seit 1295 getrennten Landesteile Pommerns, das er zu einem frühneuzeitlichen Territorialstaat umgestaltete. Unter seinen Söhnen erfolgte eine erneute Teilung der GREIFEN-Herrschaft in die Herzogtümer Stettin und Wolgast. 1637 ist die Dynastie im Mannesstamm ausgestorben; damit endete auch die staatliche  Selbständigkeit Pommerns, das im Westfälischen Frieden 1648 zwischen Brandenburg und Schweden geteilt wurde.
 
Literatur:
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NDB VII, 29-33 - M. Wehrmann, Gesch. v. Pommern, 1919/221 [Nachdruck 1982, mit bibliogr. Vorwort] - A. Hofmeister, Genealog. Unters. zur Gesch. des pommerschen Hzg.hauses, 1937 [auch: PJ 31/32, 1937] - M. Wehrmann, Genealogie des pommerschen Hzg.hauses, 1937 - W. Wegener, Genealog. Tafeln zur mitteleurop. Gesch. Lfg. 3: Hzg.e v. Pommern, 1962.
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