Ältester Sohn des Herzogs
Erich II. von Hinter-Pommern-Stolp-Schlawe und der Sophie von
Hinter-Pommern-Stargard, Tochter von Herzog Bogislaw IX.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 326
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Bogislaw X., Herzog von Pommern
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* 29. Mai oder 3. Juni 1454, + 5. Oktober 1523
Der Sohn Herzogs
Erichs II. und Sophias, der Tochter Herzog
Bogislaws IX., übernahm nach dem Tode des Vaters 1474 die
Regierung im hinterpommerschen Teil des Herzogtum Wolgast. 1464 war
mit Otto III.
die Stettiner Linie des GREIFEN-Hauses
erloschen. Der Zugriff Brandenburgs hatte im Stettiner Erbfolgestreit abgewehrt
werden können. Doch die Wolgaster Herzöge
Erich II. und Wartislaw
X. hatten das Herzogtum Stettin 1472 vom Kurfürsten zu Lehen
nehmen müssen. Bogislaw X. verweigerte
mir Rückendeckung durch Kasimir IV., König
von Polen, anfänglich die Huldigung. Die kriegerischen
Auseinandersetzungen mit Brandenburg wurden auch durch die Heirat mit der
Tochter des Kurfürsten Friedrich II., Margarete, 1474 nicht
beigelegt. 1479 mußte Bogislaw X. der Große
von Kurfürst Albrecht Achilles nicht nur Stettin, sondern auch Wolgast
zu Lehen nehmen. Bogislaw X. gebot
über ganz Pommern, nachdem 1478 Herzog
Wartislaw X. zu Barth verstorben war. Kurfürst Johann Cicero
befreite 1493 im Vertrag zu Pyritz Bogislaw X.
und seine Erben von der Lehnshuldigung gegen Zusicherung der Erbfolge bei
Aussterben der GREIFEN. König
MAXIMILIAN I. erkannte den Pyritzer Vertrag an, erteilte aber
1495 dem Kurfürsten einen Lehenbrief, der Pommern einschloß.
Erst Kaiser KARL V. sicherte die reichsunmittelbarkeit
Pommerns durch Belehnung Bogislaws X.
1521 auf dem reichstag zu Worms. Der Ausgleich mit Brandenburg erfolgte
erst 1529 im Vertrag von Grimnitz unter Bogislaws
Sohn Georg
I. - Bogislaw X. der Große
hat die Unabhängigkeit des Landes zielstrebig durch eine enge Verbindung
mit dem deutschen Königshof sowie durch politische Beziehungen mit
dem König von Polen erreicht. Letztere wurden nach dem Tod der brandenburgischen
Gemahlin (1489) durch die Heirat mit der JAGIELLONIN
Anna (1503), der Tochter Kasimitrs IV.,
König von Polen, und seiner Gemahlin Elisabeth
von Österreich (Tochter ALBRECHTS
II.) besiegelt, die 1491 mit großem Gepränge in Stettin
stattfand, das Bogislaw X. durch den
Ausbau des Schlosses und andere Maßnahmen zur Landeshauptstadt machte.
- 1496 folgte Bogislaw X. der Große einem
Aufgebot König MAXIMILIANS zu
einem Römerzug. Mit großem Gefolge besuchte er verschiedene
Fürstenhöfe und begab sich zum König nach Innsbruck. Hier
faßte er den Plan zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land. Nach Aufenthalten
in Venedig und Padua trat er im Juni 1497 als "Bruder Georg" die Seereise
dorthin an, auf der er gefährliche Abenteuer mit Seeräubern zu
bestehen hatte. Nach dem Besuch der heiligen Stätten kehrte er im
November nach Venedig zurück. In Rom erhielt er von Papst Alexander
VI. eine Reihe von Privilegien und Ehrenzeichen. Nach erneuter Zusammenkunft
mit König MAXIMILIAN traf er
im April 1498 wieder in Stetti ein. - Durch Kträftigung der landesherrlichen
Gewalt und "innere Reformen" hat Bogislaw X.
Pommern zu einem modernen Territorialstaat genmacht. Mit Hilfe von zum
Teil gelehrten - Räten und durch eine den Erfordernissen der Zeit
angepaßte Kanzlei wurden die weitgehend verpfändeten landesherrlichen
Besitzungen und Gebungen wieder der herzoglichen Verwaltung unerstellt.
Aus den alten Vogteien wurden Schritt für Schritt herzogliche Ämter
mit herzoglichen Amtshauptleuten. as Stuer-, Münz- und Gerichtswesen
wurd edurch Verordnungen und durch exemplarische Verwaltungsmaßnahmen
neu geregelt. Durch strenge Handhabung des Lehnsrechts suchte Bogislaw
X. der Große, die Macht des Adels einzudämmen; andererseits
band er ihn an sich durch Übertragung von Ämtern. Den Städten
war er wenig freundlich gesonnen, ihre Rechte und Zollfreiheiten trachtete
er einzuschränken. Doch sorgte er für Handel und Wandel sowie
für den Ausbau der Verkehrswege. Auf die Verwaltung der Klöster
und Kirchengüter nahm er Einfluß, wo immer möglich. In
Rom erreichte er die Einsetzung seines Rates Dr. Martin Karith zum Koadjutor
für das Bistum Kammin, der auch als Bischof (bis 1521) das Stift nach
den Wünschen des Herzogs regierte bzw verwalten ließ. 1519 wurde
der dem Herzog treu ergebene Erasmus von Manteuffel zum Koadjutor bestellt
(seit 1521 Bischof, + 1544). Bogislaw X. der Große
erlebte die Anfänge der Reformation in Pommern, konnte
ihre Bedeutung aber nicht mehr erfassen, obwohl er 1521 auf der Reise nach
Worms in Wittenberg mit ÖLuther zusammengetroffen ist. 1517 beauftragte
Bogislaw X. der Große den späteren
Reformator von Pommern, Dr. Johannes Bugenhagen, damals Lektor im Kloster
Belbuk, mit der Abfassung einer Geschichte des Landes; die lateinische
"Pomerania" (1518) steht am Angamg der Territorialgeschichtsschreibung
in Pommern. Auf seinen Reisen war Bogislaw X.
mit Vertretern des Humanismus und des römischen Rechts
in Berührung gekommen. In Padua gewann er den Juristen Petrus von
Ravenna für die seit 1456 bestehende Landesuniversität Greifswald.
Den in Bologna gebildeten Dr. Johannes Kit(z)scher nahm er ebenfalls auf
seiner Italienreise in Dienst. 1501 veröffentlichte dieser seine "Tragicomedia"
über die Jerusalemfahrt Bogislaws.
Der Schreiber des Herzogs, der Notar Martin Dalmer, hat ein Reisetagebuch
über die Fahrt ins Heilige Land geführt; aber auch eine venezianische
Quelle, ausführliche Tagebücher des Martin Sanundo, ist erhalten.
Der Greifswalder Professor Johannes Seccervitius beschrieb die Reise in
seinen "Pomeranoidum libri quinque" (1582). Auch sonst fand sie literarisch
Behandlung. Von Bogislaw
X. dem Großen selbst sind drei Briefe auf uns gekommen,
die er während der Reise an seine Gemhalin Anna geschrieben
hat und dei ein Licht auf den Menschen werfen, der als Fürst in der
Reihe der pommerschen Herzöge
als der bedeutendste gilt.
Quellen:
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Diplomat. Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der zeit Bogislaws
X., hg. R. Klempin, 1859 - J. Bugenhagen, Pomerania (Q. zur Pommerschern
Geschichte IV), ed. O. Heinemann, 1900 - Th. Kantzow, Chronik von Pommern,
hg. G. Gaebel, hd 1897/98, nd. 1929, Pomerania 1908 - M. Dalmer, Beschreibung
Hzg. B.s X. Peregrination nach dem Hl. Lande (Th. Kantzow, Chronikl nd.,
ed. W. Böhmer, 1835), 293ff. - J. Mueller, Ven. Actenstücke zur
Gesch. v. Hzg. B.s X. Reise in den Orient i. J. 1497, BSt 29, 1879, 167ff.
Literatur:
---------
ADB III, 48ff. [v. Bülow] - NDB II, 417 [R. Schzmidt] - Verf.-Lex.²
I, 927f. [D. Huschenbett; Lit.] - M. Spahn, Verfassungs- und Wirtschaftsgesch.
des Hztm.s Pommern von 1478-1625, 1896 - M. Wehrmann, B.s X. Fahrt nach
Palästina, Monatsbll. der Ges. für pommersche Geschichte 14,
1900, 46ff.; 15, 1901, 19ff. - Ders., Die Hzgn. Sophia v. Pommern und ihr
Sohn B., BSt NF 5, 1901, 131ff. - E. Bütow, Staat und Kirche in Pommern
im ausgehenden MA, BSt NF 14, 1910, 114ff. - M.Wehrmann B. X. in Rom. Monatsblätter
19, 1905, 62f. - Ders., Pommern z. Zt. der beginnenden Reformation, BSt
NF 21, 1918, 1ff. - Ders., Hzg. B. X. v. Pommern und M. Luther, Monatsblätter
45, 1931, 57ff. - Ders., Stralsund und Hzg. B. X. v. pommern, BSt NF 36,
1934, 121ff. - H. Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Hzg.e, 1937,
16ff. - W. Wegener, Die Hzg.e v. Pommern (Genealog. Taf. zur mitteleurop.
Gesch. 3), 1962 - J. Schultze, Die Mark Brandenburg III, 1963 - K.-O. Konow,
Die Bildnisse Hzg. B.s X., BSt NF 60, 1974, 61ff. - R. Schmidt, Das Stift
Cammin, sein Verhältnis zum Hzm. Pommern ..., BSt NF 61, 1975, 22ff.
- Historia Pomorza, red. G. Labuda, II, 1, 1976, 651ff., bes. 762ff. -
[B. Wachowiak] - K.-O. Konow, Der Maltzansche Rechtsfall. Zur Rechtspraxis
B.s X., Bst NF 62, 1976, 36ff.
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Heinrich Klauser: Seite 35
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"Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser"
Bogislaw X., Herzog von Pommern
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29.5.1454-5.10.1523
Bogislaw X. lehnte sich gegen die
Vorherrschaft Brandenburgs auf und wurde von Kaiser
KARL V. 1521 auf dem Reichstag zu Worms mit Pommern belehnt.
Bogislaw strebte den Ausbau der landesfürstlichen Macht an und
geriet damit in Gegensatz zum Adel und die auf ihre Unabhängigkeit
bedachte Städte.
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Bogislaw X. der Große folgte
1474 dem Vater, erbte 1478 Rügen und vereinigte wieder ganz Pommern.
Er galt als der bedeutendste Vertreter seines Hauses, half 1478/79 Schlesien-Glogau-Sagan
gegen Brandenburg, mußte sich im nachfolgenden Krieg unterwerfen
und Brandenburgs Hoheit für Gesamt-Pommern anerkennen. Er gestand
seiner Mutter nach jahrelangen Streitigkeiten Schlawe und Stolp als Wittum
zu und band in einer erneuten Bistumsfehde 1480-1486 Kammin noch enger
an die herzogliche Gewalt. Er war eng mit Polen gegen den Deutschen Orden
verbündet, behauptete die polnischen Lehen und vernachlässigte
seine 1. Frau wegen ihrer Kinderlosigkeit, was die Spannungen mit Brandenburg
verschärfte. Er erreichte 1493 trotzdem, dass Brandenburg seine Lehensansprüche
fallen ließ und anerkannte dafür das brandenburgische Erbrecht
in Pommern. Er blieb im Gegensatz zu Brandenburg und versuchte sich mit
kaiserlicher Hilfe vergeblich aus dessen Einfluß herauszulösen.
Er war 1496-1498 im Heiligen Land und in Italien und erlangte durch päpstliche
Dekrete das volle Investiturrecht. Er achtete auf gute Beziehungen zu Dänemark
und half ihm 1500 in der Schlacht bei Hemmingstedt gegen Dithmarschen.
Er führte viele Reformen durch, machte humanistische Bildung und römisches
Recht im Land heimisch, was die Gegensätze zum Adel, dessen Fehdeunwesen
und Rechte er damit sehr einengte, verstärkte, womit auch die Einengung
der Rechte von Ständen und Städten begann. Er achtete auf gute
Beziehungen zu Mecklenburg, Sachsen und den WELFEN.
21.9.1477
1. oo Margarete von Brandenburg, Tochter des Kurfürsten
Friedrich II.
x um 1450-
1489
2.2.1491
2. oo Anna von Polen, Tochter des Königs Kasimir IV.
12.3.1476-12.8.1503
8 Kinder:
2. Ehe
Anna
1492-25.5.1550
9.6.1516
oo Georg I. Herzog von Schlesien-Wohlau
-30.5.1521
Georg I.
11.4.1493-9./10.5.1531
Kasimir VII.
28.4.1494-29.10.1518
Barnim
- 1501
Sophie
1498-13.5.1568
9.10.1518
oo Friedrich I. König von Dänemark
3.9.1471-10.4.1533
Barnim IX. der Fromme
2.12.1501-2.11.1573
Otto
1503- 1518