ROSENKRIEGE


Lexikon des Mittelalters:
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Rosenkriege (Wars of the Roses)
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Der Name bezeichnet eine Reihe von adligen Kämpfen zwischen den beiden rivalisierenden englischen Königs-Häusern LANCASTER (»rote Rose«) und YORK (»weiße Rose«); vgl. England, E.
Ihre Ursachen lagen in der strukturellen Schwäche und den politischen Mißerfolgen der Regierung, die von rebellierenden Adligen für konkurrierende Thronansprüche ausgenutzt wurden. In der Zeit von 1450-1460 initiierten Gruppierungen der führenden königlichen Verwandten (besonders Richard, Duke of York, und seine Verbündeten aus der NEVILLE-Familie), die nicht in der königlichen Gunst standen, mehrere bewaffnete Proteste in herkömmlicher Weise, indem sie die schlechte Regierung und die »teuflischen Ratgeber« anklagten. Sie erhielten wegen der Parteilichkeit der Regierung bei der Rechtsprechung und wegen der Verluste in Frankreich Unterstützung von verschiedenen Bevölkerungsschichten. Als aber 1460 Richard, Duke of York, den Thron beanspruchte, schuf er damit einen Präzedenzfall. Die dynastischen Rebellen in den Rosenkriegen verließen sich auf unsichere Formen einer Teilunterstützung, einer Mischung aus Cliquenwesen, Ausschreitungen und Unzufriedenheit des Volkes, sowie auf Hilfe durch auswärtige Mächte (besonders durch Schottland, Frankreich und Burgund). Die Rebellion wurde ermutigt, als sich die der Herrschaft bemächtigenden Könige (1461 Eduard IV., 1483 Richard III., 1485 Heinrich VII.) unfähig erwiesen, ihre anfängliche Machtbasis auszuweiten und Vertrauen zu gewinnen.
Während der entscheidenden Periode der Rosenkriege (1455-1485) fanden insgesamt mehr als 60 Wochen große Feldzüge in England statt, mit bedeutenden Gefechten in Wales und Irland, in der Mark von Calais und auf dem Meer. Einige der Schlachten waren nur militärische Plänkeleien (so zum Beispiel St. Albans, 1455), andere dagegen große Gefechte mit schweren Verlusten (besonders Towton, 1461). Bedeutende strategische Ziele bildeten London, York und Calais. Während diese Orte über gute Befestigungen verfügten, waren die meisten städtischen Befestigungen und Burgen in England und Wales lange vernachlässigt worden. Es gab jedoch wenige Belagerungen: die Anhänger der LANCASTER hielten 1462-1464 die Burgen von Northumberland und bis 1468 das Harlech Castle in Nord-Wales.
Der Unterhalt von ständigen Streitkräften und die Investition für Befestigungen bei nur gelegentlichen inneren Konflikten galten bei den Königen und dem Hochadel als nicht erstrebenswert. In den Rosenkiegen verließen sie sich auf die unbeständige Unterstützung durch Verwandte, Amtsinhaber, Untergebene und ländliche Lehnsleute. Sie vertrauten auch auf die alte Verpflichtung der Städte, boroughs und Grafschaften, für die Verteidigung des Königreiches Truppen aufzustellen. Diese standen aber nur begrenzt zur Verfügung, da die Dienstzeiten gesetzlich limitiert, die ausgehobenen Truppen oft schlecht ausgerüstet und umfangreiche Rekrutierungen unpopulär waren. Aber es wurden auch Truppen mit fremden Söldnern angeworben, so zum Beispiel die deutschen Söldner unter Martin Schwarz aus Augsburg für die YORK-Partei in Stoke 1487. Die Rahmenbedingungen der Kriegführung veranlaßten die meisten Befehlshaber, kurze, bewegliche Feldzüge zu planen, mit dem Ziel, den Feind zu überraschen und schnell seine Hauptstreitmacht in den Kampf zu verwickeln. Könige sowie Führer der oppositionellen Rebellen, die auf eine weitgestreute Unterstützung hofften, versuchten im allgemeinen, die Zivilbevölkerung zu schonen. Handwerkliche Produktion und Handelsgüter waren nur gefährdet, wenn internationales Handelsembargos Teil des Kampfes wurden. Die verwundbarsten Gruppen waren die führenden Hochadligen und ihre engsten Gefolgsleute bzw. diejenigen der Könige, die vor allem ihr Leben in der Schlacht, die Hinrichtung wegen Verrats und die lange Einziehung des Familienbesitzes riskierten. Solche Ereignisse und das Fehlen von Erben (besonders in der königlichen Familie) schwächten das Interesse an einer Rebellion. Schließlich schränkte die königliche Politik (Reform der königlichen Finanzen etc.) die Motivationen für eine Rebellion und deren Erfolgsaussichten ein.
A. Goodman