LONDON
Lexikon des Mittelalters:
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London
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Stadt an der Themse in der südost-englischen Grafschaft Middlesex,
Hauptstadt des Königreiches England;
Bistum
A. Stadt
I. Antike:
Das römische Londinium
entstand als typische Brücken- und Hafenstadt dort, wo die Themse
flußaufwärts erstmalig durchfurtet werden konnte. Der
archäologische Befund eines geplanten Straßenrasters mit
einer Via Principalis (in Ost-West Richtung nachweisbar am westlichen
Ende von Fenchurch Street) deutet auf ein römisches Militär-
oder Versorgungslager hin (vor 50 v. Chr.). Nahe der
Walbrookmündung in die Themse errichteten die römischen
Truppen die erste hölzerne London
Bridge. Der früheste zivile Siedlungskern lag im Bereich von
Cornhill. Diese vermutlich unbefestigte Siedlung brannte 60 n. Chr. bei
einem Aufstand völlig nieder. Die neue Siedlung, die bis ca. 90 n.
Chr. einen Hafen zu beiden Seiten der Brücke im Bereich des Fish
Street Hill erhielt, wurde in
Flavischer und Hadrianischer
Zeit als colonia bezeichnet.
Die
archäologischen Überreste eines Tempels sowie eines Forums
mit Basilika (mit 3,2 ha größte Forumsanlage in Britannien)
deuten darauf hin, daß London
Sitz einer Regional- und Finanzverwaltung war. Im frühen
2. Jh. erfolgte nordwestlich des Forums (im Bereich von
Cripplegate) der Bau eines 4,5 ha umspannenden Forts. Gleichzeitig
dehnte sich das besiedelte Areal primär nach Osten und im Westen
bis über den Walbrook hinaus aus. Nach 197 n. Chr. wurde Londinium
die Hauptstadt der Provinz Britannia
Superior mit ständig steigender Bedeutung als
Handelszentrum der Region (bis 326 eigene Münze), während
sich in dieser Phase die politische und militärische Macht in York konzentrierte. Von ca.
194/195 bis 200/205 n. Chr. erfolgte die Anlage einer bis zu 2,7 m
breiten und bis zu 6 m hohen Steinbefestigung, die für die
nächsten 1000 Jahre die Stadtgestalt prägen sollte. Die Mauer
erstreckte sich an der Landseite über mehr als 3 km; sie verlief
vom heutigen Tower im Osten bis zu Blackfriars im Westen und bezog das
Fort im Bereich von Cripplegate mit ein. Es ist sicher, daß auch
die Flußseite befestigt war. Aufgrund der Verlagerung der
Flußlinie nach Süden und der daraus resultierenden weiteren
Bebauung finden sich hier keine archäologischen Zeugnisse der
Befestigung. Die Gesamtfläche des ummauerten Areals betrug 133,5
ha. In der Mauer befanden sich wenigstens sieben Toranlagen; durch
Aldgate, Bishopsgate, Newgate und Ludgate verliefen die wichtigsten
Ausfallstraßen, an denen aber kaum eine Bebauung erfolgte.
Außerhalb der befestigten Siedlung ist Southwark an der
Süd-Seite der Themsebrücke als einzige Vorstadt zu bezeichnen.
B. Brodt
II. Mittelalter
[1] Archäologie:
Die mittelalterliche Stadtmauer wurde auf der römischen
Befestigung errichtet, eine Verlängerung um das
Dominikaner-Kloster (1278-1300) enthielt auch frühe Backsteine.
Die bedeutendste Erneuerung fand 1477 statt, als Backsteinbögen
zur Verstärkung hinter der Mauer angefügt wurden. Die
Außenbastionen an der Ostseite der Stadt stammen wahrscheinlich
aus spätrömischer Zeit, die an der Westseite aus dem
Mittelaler. Die mitelalterlichen Tore, die vermutlich an der
Stelle der römischen lagen, wurden im Mittelalter erneuert.
London
besaß drei normannische Burgen (White Tower im Osten, 1097
beendet; zwei kleinere Befestigungsanlagen im Westen: Baynard's Castle
I [1087?] und Montfichet's Towr [1136]; Baynard's Castle II, Thames
Street, 1428 erneuert).
Der früheste erhaltene Teil der Guildhall
(im 12. Jh. erwähnt) ist der westliche Kellerraum (um 1280?).
Sie wurde 1411-1430 erneuert (Größe der Halle: 46x15 m) und
besaß neben Westminster Hall (1394-1402) die größte
Spannweite im mittelalterlichen England. Leadenhall, die als Markthalle
und öffentlicher Kornspeicher diente, wurde 1440-ca. 1450
errichtet. Von der mittelalterlichen London. Bridge
(1176-1207 errichtet; mit 19 steinernen Bögen und einer
Zugbrücke; 276 m lang) erhielten sich mindestens Teile von zwei
nördlichen Pfeilern im Schwemmland. Das Anwachsen des
mittelalterlichen London
und auch die Entwicklung von Handel und Gewerbe sind an der
Veränderung des Themseufers ablesbar. Infolge der Landanschwemmung
vom 12.-16. Jh. hatte sich der Kai im Jahre 1500 teilweise bis zu
80 m südlich der Thames Street, dem Verlauf des spätröm.
Ufers, verlagert. Dieser Prozeß konnte seit 1972 an vielen
Stellen nachgewiesen werden. Bodenstrukturen zeigen unter anderem
Futtermauern. Diese Mauern hielten Teile des angeschwemmten Landes
zurück, das sich aus zeitgenössischem Schutt zusammensetzte.
Die dort gefundenen Keramiktypen und andere mittelalterliche Funde
konnten mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen der Futtermauern
datiert werden. Die archäologisch feststellbaren
Häusergrundstücke lassen sich in zwei Zonen einteilen: am
Flußufer (südlich der Thames Street), wo der Boden der
Grundstücke infolge der häufigen Erhöhung des
Bodenniveaus zur Themse hin absank, und auf dem Gebiet der Innenstadt,
wo mittelalterliche Überreste durch eine spätere Bebauung
weitgehend zerstört wurden. 1200 besaßen besonders die
Gebiete am Flußufer und an der Cheapside Steinbauten. Grundmauern
von Häusern aus dem 13. oder 14. Jh. sind überliefert,
vier sind erhalten. Auch Holzhallen, Küchen und Speicher konnten
nachgewiesen werden. Gewerbebetriebe lagen im allgemeinen am Rand des
Siedlungsareals innerhalb oder außerhalb der Mauern. - Die
mittelalterlichen Kirchen und Klöster sind teilweise erhalten.
St. Paul's Cathedral wurde ab 1087 errichtet, der
größte Teil des Kirchenschiffs entstand nach einer
Feuersbrunst von 1136. Die normannische Anlage von St. Paul
(Kirchenbau 1175 abgeschlossen, 1221 Ausbau des Ostendes der Kirche,
1256 erneute Erweiterung) bestimmte bis zum großen Stadtbrand von
1666 das Bild Londons. Die
frühesten Klöster waren Holy Trinity Priory Aldgate (1108;
Chor: 1. Hälfte des 12. Jh.) und St. Bartholomew's
Hospital und Priorat (1123; Chor aus dem 12. Jh.). Weitere
Hospitäler, Nonnen-Klöster und Häuser der Ritterorden
folgten: Templer 1161, Hospital von St. Mary without Bishopsgate
(1197), St. Helen Bishopsgate (Benediktinerinnen-Kloster,
Pfarrkirche vor 1216, Kirche und Kreuzgang aus dem 13. Jh.,
Kapelle aus dem 14. Jh.), Hospital von St. Thomas of Acre,
Cheapside (frühes 13. Jh.), Hospital von St. Mary of
Bethlehem (1247), Elsyng Spital (gegr. 1329). Im Jahre 1200 gab es
mindestens 100 Pfarrkirchen, deren Architektur mittels
archäologischer und schriftlicher Quellen rekonstruiert werden
konnte.
J. Schofield
2. Stadtgeschichte, Topographie, Wirtschaft
a) 410-899:
Für die Phase nach dem Abzug der römischen Truppen aus
Britannien bis ca. 600 liegen kaum Zeugnisse zur Geschichte und einer
ständigen Besiedlung Londons
vor. Besonders auffällig ist das völlige Fehlen
angelsächsischer Belege auch außerhalb der Mauern, wo sich
im Umkreis von ca. 14 km keine Begräbnisstätten nachweisen
lassen. Gegen 600 n. Chr. war London
Hauptstadt des Königreiches Essex.
Im frühen 7. Jh. unterstand London
wohl der Herrschaft der Könige von Kent. Von der Regierung Æthelbalds
bis zur Eroberung durch die Dänen im Jahre 851 war London
ein Zentrum des Königreiches Mercien. Westlich der ummauerten
Siedlung war seit ca. 650 am Nord-Ufer der Themse im Bereich von Fleet
bis zum nördlichen Ende von Trafalgar Square eine unbefestigte
Handelssiedlung (vicus [Strand/Aldwych] von ca. 40 ha Größe)
entstanden, für die für die Jahre 672-674, 790 und 857
Privilegien erhalten sind. Es ist anzunehmen, daß die Kirchen in
diesem Areal (St. Bride's, St. Dunstan, St. Mary le
Strand, St. Martin) im 8. und 9. Jh. gegründet wurden,
obgleich die frühesten schriftlichen Zeugnisse erst aus dem
11. Jh. stammen. London
war Sitz eines königlichen Gerichtshofes unter Vorsitz des
Stadtvogts (wic-gerefa).
Zwischen der für das 8. Jh. anzunehmenden königlichen
Residenz im Bereich des römischen Forts von Cripplegate und dem
Bischofssitz in St. Paul lag im Bereich des 1988 ergrabenen
römischen Amphitheaters das folkmoot,
die Versammlungsstätte der Bürgerschaft. Die besiedelten
Areale innerhalb der ummauerten Stadt lagen primär im Bereich des
westlichen Hügels. Die Dänen eroberten und besetzten die
Stadt 851 und nutzten sie als Handels- und Koordinationszentrale
für ihre Truppen in Kent und East Anglia, bis sie 885 durch Ethelred und König Alfred vertrieben
wurden. Alfred
setzte Ethelred als
Stadtvogt
ein und verstärkte die Mauern. Das ummauerte Areal wurde unter Alfred
systematisch durch Straßenzüge erschlossen und erhielt
Steuer- und Handelsprivilegien; im Bereich von Westcheap und Eastcheap
entstanden zwei große Märkte, und der Hafen gewann weitere
Bedeutung für den Handel, der sich besonders auf Skandinavien
konzentriert haben dürfte. Das Gebiet des vicus verlor seine herausragenden
Handelsfunktionen, seine Bewohner siedelten sich in der befestigten
Siedlung, besonders im Bereich westlich des Walbrook, an. 959 wurde der
frühere vicus an die
Abtei von Westminster
überschrieben.
b) 899-ca. 1215:
König Æthelstan König
ernannte
für die Stadt, die seit 910 unmittelbar dem König unterstand,
acht Münzpräger gegenüber sechs in seiner Hauptstadt
Winchester. 1013 wurde
die Stadt erneut von den Dänen erobert.
Seit ca. 1000 belegen die Quellen einen Ausbau des Handels zum
Kontinent. Eduard der Bekenner machte
London zu seiner Haupt- und
Residenzstadt; in seinem
Sitz Westminster errichtete er, wohl als Gegenstück zu
St. Paul, die Abtei von St. Peter. Nach der Schlacht von Hastings
ergab sich London Wilhelm dem Eroberer, der
Weihnachten 1066 in Westminster gekrönt wurde und
anschließend dem Bischof, den Bürgern und ihrem Portreeve in
einem Freibrief ihre Rechte bestätigte. Unter Wilhelm I.
begann der Bau von drei Burgen zur stärkeren Sicherung der Stadt.
Wie Winchester ist London
nicht im Domesday Book erwähnt.
Für den Ausgang des
11. Jh. ist von einer Bevölkerungszahl von ca. 14-16.000
auszugehen. Das früheste schriftliche Zeugnis einer
städtischen Selbstverwaltung findet sich in einer Urkunde Æthelstans
aus den Jahren um 935, die die Satzungen einer frithgilde erwähnt. Für
ca. 1127 ist ein Verzeichnis der wards,
der Bezirke der Stadt, erhalten, die unter Führung eines ebenfalls
im Verzeichnis genannten Aldermannes (ealdorman)
die kleinste Einheit der lokalen Administration bildeten. Um 1200 war
die Einteilung der Stadt in insgesamt 24 wards abgeschlossen. Bis in das
14. Jh. liegen keine verläßlichen
Bevölkerungszahlen vor. Aus den Jahren 1131-1133 datiert der
Freibrief König Heinrichs I., in dem er den
Bürgern der Stadt das Recht gewährte, die zwei wichtigsten
königlichen Beamten, den Sheriff und den Justitiar, selbst zu
wählen. Gegen eine fee farm
(feste Jahresrente) von £ 300
unterstellte er der Stadt die Grafschaft Middlesex, betraute sie mit
der niederen Gerichtsbarkeit und berechtigte sie zum Bezug des Ertrages
der dortigen Krongüter. Darüberhinaus gewährte das
Privileg den Bürgern Zollfreiheit für ihre Handelsgüter
im gesamten Königreich. In der Stadt entstanden nun zahlreiche
Gilden und Zünfte (Fischhändler, Weber, Bäcker und
andere). Rheinische und vor allem Kölner Händler gewannen
zunehmend an Bedeutung; die Gildehalle der Kölner in der Nähe
von Dowgate ist für 1157 belegt. Im Verlauf des 12. Jh.
wurden die einer eigenen Gerichtsbarkeit unterstehenden Siedlungen von
Westminster und Southwark immer mehr in die Wirtschaft Londons
inkorporiert. Das 12. Jh. markiert zusätzlich den Beginn der
Phase, in der die Herrschaft über London
maßgeblich für die politische Kontrolle des Landes wurde.
Besonders deutlich zeigte sich dieses während des
Bürgerkrieges zwischen König
Stephan von Blois
und der Kaiserin Mathilde. Nach dem Tod Heinrichs I.
sprachen sich die Londoner
Bürger für Stephan
aus,
der im Dezember 1135 in Westminster gekrönt wurde. Im Gegenzug
für ihre Unterstützung anerkannte dieser (nach Angaben der Gesta Stephani) das Recht der
Bürger Londons zur
Königswahl. Stephan
versprach, London unter
seinen besonderen Schutz zu stellen. Nach der Gefangennahme des
Königs in der Schlacht
von Lincoln (1141) besetzte Mathilde
die
Stadt und setzte Geoffrey de
Mandeville als Sheriff ein.
Ein Aufstand als Folge ihrer Besteuerungspolitik zwang Mathilde zur
Flucht aus der Stadt, die weiterhin militärisch und finanziell Stephan unterstützte.
Heinrich II. bestätigte
1155-1158 die Rechte und Freiheiten Londons,
berührte jedoch in dem Privileg nicht die Frage der
städtischen Administration, die nach wie vor dem Sheriff unterstand. Das Amt des Sheriffs wurde im 12. Jh.
zumeist mit Vertretern der führenden Familien BUCCUINT, CORNHILL und HAVERHILL besetzt. Aufgrund
der
Staatsreform Heinrichs
II. gewann die Hauptstadt des Reiches als Sitz der
Zentralbehörden zunehmend an Bedeutung. Erst während der
Regentschaft Johann Ohnelands bildete
sich nach kontinentalem Vorbild (Rouen) eine kommunale Stadtverfassung
aus; ein Bürgermeister (mayor)
ist erstmalig für 1192 belegt. Seit 1206 bestand ein Rat von 24
gewählten Mitgliedern. Diese kommunale Stadtverfassung wurde erst
1215 von König Johann bestätigt;
Artikel 13 der Magna Carta
enthält die Londoner
Stadtrechte. Das Stadtregiment wurde durch den jährlich am 28.
Oktober vom folkmoot
gewählten mayor, der
Aldermann sein mußte,
zwei ebenfalls jährlich von der
Bürgerschaft gewählten
Sheriffs und 24, seit 1249
ebenfalls gewählten
Aldermännern gebildet.
Sie hatten ihren Sitz in der im
12. Jh. erstmalig erwähnten Guildhall. In der Stadt bildeten
sich vier Gerichtshöfe aus. Der
mayor präsidierte über das bedeutendste Stadtgericht,
den Mayor's Court in der
Guildhall; die Sheriffs, die
unter anderem mit der Verwaltung der drei städtischen
Gefängnisse in Newgate, Ludgate und Comptors betraut waren,
führten den Vorsitz im Sheriff's
Court, während die Aldermänner
mit der Abhaltung des Court of
Aldermen betraut waren.
Der Court of Common Council löste den aus
angelsächsischer Zeit datierenden Court of Husting ab.
c) ca. 1215-ca. 1500:
Im 13. Jh. hatten sich alle vier Mendikantenorden in London
etabliert, doch blieb keine der Niederlassungen, die sich innerhalb der
ummauerten Stadt befanden, erhalten. Seit 1283 entsandte London
Vertreter zum Parliament. In
der Mitte des 13. Jh. hatte sich die Stadtverwaltung weiter
ausgebildet. Zusätzliche Ämter waren das des chamberlains,
des einzigen
besoldeten Beamten der Stadt, des
recorders, der die Stadt in auswärtigen Angelegenheiten und
am königlichen Gerichtshof vertrat, des serjeantat-law, dessen
Aufgabenbereich besonders die Fürsorge für die
städtischen Waisen umfaßte, sowie des town clerk, des Stadtschreibers und
Vorsitzenden der städtischen Kanzlei. Gegen 1300 entstand das Amt
der bridgemasters, zwei
jährlich von der Bürgerschaft gewählten Beamten, die mit
der Verwaltung und Instandhaltung von London
Bridge betraut waren und ihren Sitz im Bridge House in Southwark
hatten. Grundlage der städtischen Verwaltung, die 1319 durch ein
Privileg König Eduards II. bestätigt
wurde und in der die Aldermänner
zunehmend an Bedeutung gewannen,
blieb nach wie vor die topographische Einteilung der wards; erst im 14. Jh. gelang
es den Gilden, größeren Einfluß auszuüben. Der
zunehmende Einfluß der Gilden und Zünfte resultierte auch
aus der ständig wachsenden Bedeutung Londons
als Handelszentrum Englands. Im 12. und 13. Jh. waren es vor allem
die Außenhandelsbeziehungen zur Gascogne, nach Spanien und
Flandern, die zur Niederlassung zahlreicher Kaufleute dieser
Länder in der Stadt führten. Ialienische und deutsche
Kaufleute folgten nach (Kölner Gildehalle seit 1157, Lübeck
erhielt das erste Schutzprivileg 1267 von Heinrich III.). Die Hansen,
die 1281 den Stalhof errichteten und im folgenden Jahr mit der
Instandhaltung des Bishopsgate betraut wurden, waren im 14. Jh.
die wohl einflußreichste und mit den weitestgehenden Privilegien
ausgestattete Gruppe auswärtiger Kaufleute in London,
bevor gegen Ende dieses Jahrhunderts die Konkurrenz durch einheimische
Händler zunahm (Hanse). Die Zentren des Handels befanden sich in
der Nähe des Hafens, in den wards
von Billingsgate und Bridge, in Woolchurchhaw, in der Vintry sowie am
Cheap. Haupthandelsgüter waren Wolle und Tuche, Luxusgüter,
Wein sowie Fische. Im 14. Jh. lassen sich zahlreiche der
wenigstens 81 Handwerkszünfte und Gilden sowie ihre Verbindung zu Londoner
Kirchen und Spitälern dokumentieren, unter anderen Tuchmacher
(St. Mary of Bethlehem), Brauer (All Hallows, London Wall), Maler
(St. Giles Cripplegate), Salzer (All Hallows, Bread Street). Die
Bevölkerungsdichte nahm nach Westen hin zu. Im März 1327
wurde die Vorstadt Southwark in die Stadt inkorporiert. London
wurde bei den Lay Subsidies (Bede) seit 1327 mit dem 15. Teil
besteuert. In diesem Jahr entrichtete die Stadt eine Steuersumme von
£ 733, 6 s, 8 d, was einem
Gesamtwert von ca. £ 11.000
entsprach. Vor dem Ausbruch der Pest im Jahre 1349 dürfte die
Einwohnerzahl bei ca. 40.000 gelegen haben. Trotz großer Verluste
durch die Pest wuchs die Bevölkerung rasch wieder an, die Poll Tax verzeichnet 23.314
steuerpflichtige Einwohner im Jahre 1377, so daß von einer
Gesamtzahl von ca. 35.000 auszugehen ist. Die Unruhen der Peasant's
Revolt (1381) griffen auch auf London
über. Gegen Ende des 14. Jh. zeigte sich immer deutlicher,
daß London einen
eigenständigen politischen Kurs verfolgte. König Richard II. zog 1392 die
Freiheiten der Stadt ein und gewährte nur gegen die Zahlung von
£ 30.000 einen neuen Freibrief. Die politisch führenden
Gruppen in der Stadt verhielten sich in den Auseinandersetzungen um Richard II.
zunächst neutral, unterstützten dann jedoch den erfolgreichen
Heinrich von Lancaster, der
der Stadt schon 1400 alle früheren Rechte und Freiheiten
bestätigte. Die Herrschaft des Hauses
LANCASTER
bedeutete dann auch für London
eine Phase inneren Friedens und wirtschaftlicher Prosperität. Es
gelang der Stadt, während der Rosenkriege
eine neutrale Position zu vertreten.
B. Bistum
Der erste schriftliche Beleg für einen Bischof von London
datiert aus dem Jahre 314 n. Chr., als Restitutus zusammen mit zwei
weiteren britischen Bischöfen am Konzil von Arles teilnahm. Dieses
ist die einzige Quelle bis 601; es ist anzunehmen, daß das Bistum
aufgelöst wurde. 601 designierte
Papst Gregor I. London
zum Sitz des Primas von Britannien, doch wurde letztlich eine
Entscheidung zugunsten von Canterbury
getroffen. 604 wurde Mellitus
zum Bischof der Ostsachsen
mit Sitz in London ernannt.
Aufgrund der Konvertierung des Stammes zum Christentum errichtete Æthelberht von
Kent die Titularkirche von St. Paul im selben Jahr. In der
Zeit von 616/617 bis 654 war die Bischofswürde vakant. Das Bistum London
umfaßte im gesamten Mittelalter in etwa die Region des
früheren Königreiches Essex; in dieser Grafschaft lag ein
großer Teil des Grundbesitzes des Bistums. Bischof Eorcenwald (ca. 675-693), Gründer unter
anderem der Klöster von Chertsey
und Barking, ist als einer der
bedeutendsten angelsächsischen Bischöfe zu bezeichnen; Theodred (ca. 926-950/951)
zeichnete sich in
der Restituierung des Bistums nach der dänischen Eroberung aus.
Die Regel von St. Paul aus dem 11. Jh. belegt, daß zu
diesem Zeitpunkt die administrative und pfarrkirchliche Organisation
des Bistums abgeschlossen war; es umfaßte im Mittelalter die
Diözesen London, Essex
und Colchester. 1085 ernannte König
Wilhelm I. seinen
früheren Kanzler Maurice
(1085-1107) zum Bischof. Eine von ca. 1090 bis zum Beginn des
14. Jh. reichende Liste der Kanoniker von St. Paul benennt
die Anzahl der jeweils gleichzeitig amtierenden mit 30. Besonders
für das 12. bis 14. Jh. sind zahlreiche Bischöfe belegt,
die im Verlauf oder im Anschluß an dieses Amt weitere klerikale
und politische Funktionen wahrnahmen, unter anderem:
Richard von Ely (1189-1198;
Schatzkanzler 1158-1196),
Ralph Baldock (1304-1313;
Kanzler 1307),
Simon Sudbury (1361-1375,
Erzbischof von Canterbury
1375-1381; Kanzler 1380-1381)
und
William Courtenay (1375-1381,
Erzbischof von Canterbury
1381-1396; Kanzler 1381).
B. Brodt