Begraben: Windsor, St. George’s Chapel
2. Sohn des Herzogs
Richards
von York aus dem Hause
PLANTAGENET
und der Cäcilie Neville,
jüngste
Tochter von Graf
Ralph
I. von Westmoreland
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte
1590
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6. Eduard IV., König von England (aus dem
Hause York) 1461-1483
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* 22. April 1442 in Rouen (Normandie), †
9. April 1483 in Westminster
Begraben: Windsor, St. George's
Chapel
Sohn von Richard Plantagenet, Herzog von
York, und Cecily Neville
oo 1. Mai 1464
Elisabeth Wydeville
Kinder:
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Elisabeth oo 1486 mit Heinrich VII.
Eduard (V.)
Richard, Herzog von York
Eduard
IV. wurde am 4. März
1461, nach dem Tod seines Vaters in der Schlacht von
Wakefield, von
einer kleinen Gruppierung zum
König erhoben; er
beanspruchte den Thron als Universal-Erbe
des Hauses LANCASTER.
Die Gemahlin Heinrichs VI., Margarete von Anjou,
und ein Teil der Nobility
widersetzten sich der Thronbewerbung Eduards
IV., doch wurden sie am
29. März 1461 bei
Towton besiegt. Einige verbleibende
Widerstandsgruppen der lancastrischen
Partei konnten
bis zur Mitte 1464 ausgeschaltet werden. Während der ersten
Periode der Regierung Eduards
IV. spielte sein Vetter, Richard
Neville, Earl of Warwick,
mit dem charakteristischen Beinamen
»der Königsmacher«,
die dominierende Rolle. Doch entfremdete sich Richard mehr und mehr von
seinem
königlichen Schützling, der sich seiner Kontrolle entzog,
eine heimliche Ehe mit Elisabeth Wydeville
einging, Familienangehörige seiner Frau mit einflußreichen
und einträgliche Positionen bedachte, einer diplomatischen Allianz
mit dem französischen Herzogtum Burgund den Vorzug vor dem
Zusammengehen mit Frankreich gab und der Ehe zwischen seinem Bruder George, Herzog von Clarence, und Richards Tochter Isabella
die
Zustimmung verweigerte. Dies alles führte zum Abfall Richards. 1469 vermählten
sich George und Isabella in heimlicher Ehe,
und Richard revoltierte
und brachte König Eduard
IV. in seine Gewalt.
Allerdings
vermochte sich Richard
mangels
breiter Unterstützung nicht recht zu behaupten und sah sich
genötigt, den König wieder freizugeben. Einer nicht
tragfähigen Versöhnung folgte ein neuer Aufstand, die
»Lincolnshire Rebellion«, die mit der Niederlage von Richard und George und
ihrer Flucht an den Hof König Ludwigs
XI. von Frankreich
endete.
Von Frankreich aus führte Richard
Neville, der die Oppositionskräfte unter Margarete von Anjou
und die sonstigen exilierten LANCASTER-Anhänger
sammelte, eine Invasion Englands
durch, wohl in Ausführung von
Plänen, die er bereits seit etwa drei Jahren verfolgt hatte. Eduard
IV. floh an den Hof seines
Schwagers, Herzog Karls
des Kühnen von Burgund. Von dort aus leitete er eine
Gegen-Invasion ein und schlug Richard
bei Barnet (14.
April 1471). Margarete
und
eine zweite lancastrische
Streitmacht wurden am 4. Mai 1471 bei Tewkesbury
besiegt.
Abgesehen von einem fehlgeschlagenen Angriff auf Frankreich im Jahre
1475, von dem sich Ludwig XI. schließlich
durch Geldzahlungen loskaufte, und dem Verrat und der Hinrichtung Georges
(1478), brachten die letzten Regierungsjahre Eduards
IV. keine
spektakulären Auseinandersetzungen mehr; sie waren vielmehr durch
eine Konsolidierung seiner Position gekennzeichnet. Nach der Aussage
von Thomas Morus
verstand es Eduard
IV., seine noch
verbleibenden Feinde zu versöhnen; am Ende seiner Regierung habe
sich das Königreich »in
quiet and prosperous estate«
befunden. Bereits seit 1461 war unter Eduard
IV. mit
vorsichtigen Finanzreformen begonnen worden; diese beruhten auf einer
wirksameren Nutzung der Krondomäne und des Abgabensystems. Diese
Reformen sowie das Ende des Hundertjährigen
Krieges, der die
Finanzen der Krone belastet hatte, stellten die Zahlungsfähigkeit
der englischen Monarchie wieder her. Doch fühlte sich Eduard
IV. nie stark genug, um
das veraltete und mittlerweile völlig uneffektive System der
direkten Steuern zu reformieren. Doch auch ohnedies stand der
König gegen Ende seiner Regierung im unwandelbaren Ruf von Geiz
und Habgier, bedingt
durch seine Strenge bei der Verwaltung und Ausnutzung von
Krondomäne, Feudalrechten und Abgaben sowie durch die
Skrupellosigkeit, mit der er die Erbgüter mehrerer
Magnaten-Geschlechter der eigenen Familie zuwandte. Da ihm ein
Ausgleich der starken Konkurrenz zwischen seiner eigenen Familie, den WYDEVILLES
und seinem Bruder Richard, Herzog von Gloucester, nicht
gelang,
führte der Weg des Hauses YORK
bald nach seinem Tod
ins Desaster, und es gelang Heinrich
VII. Tudor, den Thron zu gewinnen. Rosenkriege.
J.R. Lander
Eduard war 1,93 Meter groß, galt als der schönste Fürst Europas und als großer Schürzenjäger. Er war ein fähiger, auch grausamer, später träger Regent. Aus dem ehemaligen Heerführer wurde ein Lebemann; seine berühmteste Kurtisane war Jane Shore, die Frau eines wohlhabenden Londoner Schnittwarenhändlers; sein engster Trinkkumpan war Lord Hastings, der nach Eduards Tod auch die Shore übernahm.
Baker Timothy: Seite 43-64
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„Die Plantagenet“
Heinrichs VI. Mißerfolge
waren die genaue Kehrseite dessen, was Yorks
Sohn
Eduard IV. (1461-1483) vollbrachte.
Die Niederlage Margaretes
gab
den Ausschlag dafür, dass Eduard
im
Alter von 19 Jahren den Thron bestieg. Sein Streit mit seinem
bedeutendsten
Anhänger, dem Earl von Warwick
("der Königsmacher"),
endete
damit, dass
Eduard
sich wütend
auf den Kontinent absetzte und Heinrich
wieder für kurze Zeit das Amt innehaben durfte. Der
zurückgekehrte
Eduard
löschte
Warwick
und das
Haus LANCASTER
aus.
Er regierte dann ohne direkten Rivalen mit Ausnahme des jungen Heinrich
Tudor, der als Abkömmling der Mätresse von Johann
von Gaunt über die BEAUFORTS
einen nur geringen Thronanspruch anzumelden hatte. Eduard
IV. konnte, ebenso wie Heinrich V.,
darauf verzichten, die Auseinandersetzung mit Frankreich wiederaufleben
zu lassen, nur um sich größerer Unterstützung im Lande
sicher zu sein. Er hätte sich dazu mit einigen Erfolgsaussichten
entschließen
können, da zu dieser Zeit zwischen Frankreich und dem Burgund
Uneinigkeit
herrschte. Somit hätte er einen weiteren, der Tradition
entsprechenden
König abgegeben, was durch die Tatsache, dass er in der von
England
besetzten Normandie geboren worden war, eigentlich naheliegend gewesen
wäre. Statt dessen eröffnete er den Kampf, stimmte aber dann
einer hohen Abfindungssumme zu, die ihm zu Hause den Rücken
stärkte
und dazu verhalf, dass er als Vorläufer der
TUDOR
Bedeutung gewinnen sollte.
Im Jahre 1461 hatte der genügsamste der PLANTAGENET
dem weltlichsten den Weg frei geräumt. Eduard
IV. war das genaue Gegenteil von Heinrich,
ein hochgewachsener und stattlicher Prinz mit Geschmack und Charme.
Er vereinte in sich die Eigenschaften eines geschäftigen
Führers,
abgebrühten Soldaten, scharfsichtigen Administrators und eines
hartnäckigen
Geschäftsmannes, außerdem verfügte er über ein
außerordentlich
gutes Gedächtnis, einen Blick fürs Detail und über ein
feinsinniges
diplomatisches Geschick. England hatte wieder einen machthungrigen
König.
Neben all seinen positiven Eigenschaften hatte Eduard
auch
harte und gemeine Züge. Das zeigt sich bei seinem Hang zum
Amoralischen,
als er Opfergaben aus Heiligtümern entfernen ließ und die
Folter
parktizierte. Er liebte den Luxus und brachte sich durch seine
Schwäche für Frauen in Gefahr. Eine geheim geschlossene
Ehe mit Elisabeth Woodville machte ihn
zum ersten PLANTAGENET-Herrscher
mit einer Königin, die in England geboren war, weswegen er
andererseits
aber auch fast alles verlor, nachdem der gekränkte Warwick
davon erfahren hatte. Während der Kämpfe um die
Wiedereinsetzung
Heinrichs
fand
Elisabeth
in Westminster Zuflucht,
wo sie einen Erben gebar. Nach dem endgültigen Sieg ihres Gatten
schlossen
sich ihnen die WOODVILLES
an. Ihr
Einfluß
war nie zuvor so groß wie zu dem Zeitpunkt, als der König
wegen
einer Blinddarmentzündung
oder infolge seines ausschweifenden
Lebenswandels im Alter von 43 Jahren starb.
Eduard IV. schien
mit den beiden Söhnen, die er hinterließ, seiner Dynastie
neues
Leben zu verleihen. Innerhalb von weniger als 30 Monaten nach seinem
Tode
waren jedoch die beiden letzten Regierungen der PLANTAGENET
schon vorbei. Diese schnell eintretende Katastrophe war von
Eduard selbst eingeleitet worden. Er hatte sich von den WOODVILLES
gegen seinen nächsten Bruder, den Herzog von Clarence,
aufbringen und zum Geschwistermord verleiten lassen. Clarence
war
eine sehr wankelmütige Person und hatte sich 1470 Warwick angeschlossen.
Durch seinen Tod wurden die WOODVILLES
dann aber gezwungen,
sich
mit Richard, dem Herzog von
Gloucester
und jüngstem Bruder des Königs, auseinanderzusetzen.
Die
unpopuläre Eheschließung Eduards
konnte nämlich aufgrund einer in frühester Jugend
geschlossenen
Verlobung angezweifelt werden.
Sein ältester Sohn wurde als Eduard
V. gekrönt. Doch innerhalb weniger Wochen hatte Gloucester
die WOODVILLES
gefangengenommen, den Hof in London
eingeschüchtert
und Zweifel an der Legitimität des Thronanspruchs Eduards
verbreitet. Ein besonderes Argument, das auf die alte Herzogin von York
ein schlechtes Licht warf, besagte, dass der letzte König selbst
ein
Bastard gewesen sei. Diese Verleumdungen waren Ursache für die
Aufspaltung
des Hauses YORK.
Die
Prinzen, Eduard V. und dessen
Bruder, wurden in den Tower gesteckt und verschwanden somit aus den
Augen der Öffentlichkeit, und Gloucester
bemächtigte
sich der Krone.
1.5.1464
oo 2. Elisabeth de Woodville, Tochter
Richards
I. von Rivers
1437
† 8.6.1492
1. oo Johann Lord
Grey-Groby
† 17.2.1461
St. Albans
Braut Eduards IV.
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Lady Eleanor
Talbot
um 1435
† Juni 1468
Tochter des John Talbot, Earl von Shrewsbury aus seiner 2. Ehe
Laut Robert Stillington Bischof von Bath und Wells war sie die Verlobte Eduards IV., so dass die geschlossene Ehe mit Elisabeth Woodville ungültig war.
1450
Kinder:
18.1.1486
oo Heinrich
VII. Tudor König von
England
28.1.1457 †
21.4.1509
Cäcilie
20.3.1469 † 24.8.1507
oo Johann III. de Welles Lord und
Viscount
Welles
† 1499
Richard
Herzog von York
17.8.1473
† 6.7.1483 ermordet
4.2.1495
oo Thomas
IV. Howard Herzog von Norfolk
1473 † 25.8.1554
Katharina
14.8.1479 † 15.11.1527
1495
oo Wilhelm
II. Courtenay Graf von Devon
um 1475 †
1511
Bridget Nonne zu Dartford
10.11.1480 † 1517
Illegitim
Mit Lady Eleanor Talbot
Mit Elizabeth Lucy oder Elizabeth Waite
Elizabeth Plantagenet
1464 †
oo Thomas Sir de Lumley
†
Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen
Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite
79,213,224,230,287,309,312,314-322,324, 347,351 - Ehlers
Joachim: Geschichte Frankreichs im
Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 362-368 - Ehlers
Joachim/Müller
Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen
Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck
München
1996 Seite 250-353,355 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter
der
Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989
Seite
437,442,448 - Fraser Antonia: Die sechs Frauen Heinrichs VIII.
Claasen
Verlag GmbH Hildesheim 1995 Seite
23,24,33,36,40,41,43,62,63,81,105,125,133,229, 247,373,405,414,416,455
- Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der
Loire-Schlösser.
Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz
Verlag,
Gernsbach 1996 Seite 83 - Kendall Paul Murray: Richard III.
König
von England Mythos und Wirklichkeit, Eugen Diederichs Verlag
München
1995 - Panzer Marita A.: Englands Königinnen. Von den
Tudors
zu den Windsors. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 16-19,79
- Ridley Jasper: Heinrich VIII. Eine Biographie. Weltbild
Verlag
GmbH Augsburg 1995 Seite 13,16-17,32,75 - Schelle, Klaus: Karl
der
Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus
Verlag
Essen Seite 75,118,121,133,167,170,176,230, 234 - Tamussino
Ursula:
Margarete von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria
Graz Wien Köln 1995 Seite 16,22 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G.
Fischer
Verlag 1993 Tafel 209 - Vossen
Carl: Maria von Burgund. Des Hauses Habsburg Kronjuwel. Seewald Verlag
Stuttgart 1982 Seite 37,74,88,91,126,137,138,144 -