BARONE, KRIEG DER
Lexikon des Mittelalters:
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Barone, Krieg der (Barons' War)
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Bezeichnung für die Auseinandersetzungen zwischen dem englischen
Königtum und den von Simon
de
Montfort geführten Baronen
(1264-1267). Der Krieg der
Barone folgte der Ablehnung des Schiedsspruches von Amiens (Amiens,
Mise d'), welcher die Annullierung der Provisions
of Oxford vorsah, durch
Simon de Montfort und
seine
Anhänger. In dem ausbrechenden Bürgerkrieg war zunächst König Heinrich III.
erfolgreich. Er versammelte sein Heer in Oxford und belagerte
anschließend Northampton
(April 1264), wobei er die rebellierende
Besatzung unter Führung Simons
de Montfort dem Jüngeren zur Übergabe zwingen konnte.
Darauf überrannte er die östlichen Midlands und griff Simons de Montfort Truppen an,
welche die Festung Rochester
in Südost-England belagerten. Der
überwältigende Sieg, den De
Montfort bei Lewes
(14. Mai 1264) errang, machte ihn jedoch
nicht automatisch zum Herrn
über England.
Obwohl De Montfort nun
»im Namen des
Königs« regierte, gelang es ihm nicht, die Loyalität
zahlreicher nördlicher Barone und ebensowenig, trotz zweier
Feldzüge, die Unterwerfung der walisischen
Marken zu sichern. Im
Frühjahr 1265 wurde seine Position durch den Abfall seines
führenden
Parteigängers Gilbert
de Clare, Earl of
Gloucester, und die Flucht
Eduards (I.) aus der Gefangenschaft
(28.
Mai 1265) weiter geschwächt. Während De Montfort ein Bündnis
mit Llywelyn ap Gruffydd,
Fürst von Wales, zu
schließen versuchte
(Vertrag von Pipton), waren Eduard
und
seine Anhänger bestrebt, ihm westlich des Severn eine Falle zu
stellen. De Montfort plante
nun, eine Vereinigung seiner Streitkräfte mit denjenigen Truppen,
die Simon de Montfort der
Jüngere
aus dem Südosten heranführte, zu erreichen, doch Eduard
überraschte und schlug die letzteren bei Kenilworth.
Die vernichtende Niederlage und der Tod De Montforts in der Schlacht von
Evesham (4. August 1265) hätten zur Beendigung des
Bürgerkrieges führen können, doch rief das harte
Vorgehen des Königs, der daranging, den Grundbesitz seiner Gegner
zu konfiszieren, eine neue Welle des Widerstandes hervor. Im Kampf mit
den sogenannten Disinherited,
den vom Güterverlust bedrohten Baronen, spielte Eduard die
führende Rolle. Er besiegte die Rebellen bei Axholme, zwang die Cinque
Ports zur Unterwerfung und
leitete wohl auch die Belagerung Kenilworths, des Zentrums des
baronialen Widerstandes (Juni 1266). Obwohl die als »Dictum
von
Kenilworth« bezeichnete Pazifikationsakte im Dezember die
Besatzung von Kenilworth zur Kapitulation veranlaßte, setzten
andere Gruppen von Aufständischen, besonders von der Isle of Ely
aus, den Kampf fort. Erst nachdem Gilbert
de Clare, Earl
of Gloucester, der zwar auf seiten des Königs stand, aber
die Forderungen der Disinherited
nach Rehabilitation teilweise unterstützte, mit der Besetzung von
London den König zu
weiteren Zugeständnissen genötigt
hatte, endete der Krieg der Barone. Der organisierte Widerstand erlosch
mit der Übergabe von Ely an Eduard (Juli
1267).
C. H. Knowles