CINQUE PORTS
Lexikon des Mitelalters:
*******************
Cinque Ports (altfranzösisch 'Fünf Häfen')
----------------------------------------------------
Bezeichnung einer Gruppe von Städten an der Südostküste
Englands, die gemeinsame
Fischereiinteressen und eine allgemeine
Verpflichtung hatten, einen jährlichen Schiffsdienst für die
Krone zu leisten.
Die ursprünglich fünf Head
Ports waren Hastings,
Romney, Hythe, Dover und Sandwich; aber im Laufe des
Mittelalters
wurden mehr als
30 andere Orte in Kent und Sussex den »Head Ports«
angegliedert, entweder als korporative oder nicht korporative
Mitglieder der Konföderation. Jedes Mitglied war an den
Privilegien der Cinque Ports
beteiligt als Gegenleistung für die
Gewährung von Hilfe bei der Ableistung des Schiffsdienstes. Die
bedeutendsten Mitglieder waren Winchelsea und Rye, die vor 1190 an
Hastings angegliedert waren und später einen besonderen Status als
»Ancient Towns«
erhielten mit der Stellung der »Head
Ports«.
Während des 12. Jh. leisteten die Cinque Ports der
Krone
einen jährlichen Dienst von 57 Schiffen für 15 Tage. Dieser
Schiffsdienst für die Krone ist wahrscheinlich während der
Regierungszeit Eduards
des Bekenners (1042-1066)
eingerichtet worden, und
es gibt einige Anzeichen dafür, daß auch die Herausbildung
der Hilfsdienstleistungen der nachgeordneten
Konföderationsmitglieder an die »Head Ports« bereits
bis in die Zeit vor 1066 zurückreicht. Als Gegenleistung für
diesen gemeinschaftlichen Dienst erwarben die Häfen gemeinsame
Privilegien, die 1260 durch eine königliche charter bestätigt wurden;
besonders zu erwähnen sind das Recht der »Barone« der
Häfen, den König bei der Krönungszeremonie mit einem
Baldachin
zu beschirmen und die Ausübung der Rechtsprechung während der
jährlichen Heringsmesse in Yarmouth an der Küste von Norfolk.
Den
Häfen wurde auch als Ausgleich für die Ausgaben bei der
Ausrüstung ihrer Schiffe Befreiung von den Parlamentssubsidien
gewährt.
Im 13. Jh. erreichte der Einfluß der Häfen seinen
Höhepunkt mit der Ausprägung einer konföderativen
Struktur, die in der englischen Geschichte einmalig ist. Das
königliche Interesse,
den Schiffsdienst der Häfen zu regeln und deren Piratenaktionen im
Kanal zu kontrollieren, führte zur Einrichtung eines
verwaltungsmäßigen Zusammenschlusses in einem lockeren Bund
durch den allgemeinen Gerichtshof von Shepway und seinen
Präsidenten als Vorsteher (warden).
Gegen Ende des 13. Jh. war das
Amt des Vorstehers in den Händen des constable
der Burg von Dover.
Der Vorsteher wurde zum einzigen Verbindungsmann zwischen dem
König und den
Häfen und verhalf durch seine Gerichtshöfe in Dover zu einer
gemeinsamen Verwaltung der Häfen und zur Ausprägung eines
Gemeinschaftsbewußtseins. Seit der Mitte des 14. Jh. begann der
Verfall der politischen Machtstellung der Cinque Ports.
Geographische Veränderungen
am Küstenverlauf hatten entweder die Überflutung oder die
Versandung einiger Häfen der Konföderation zur Folge. Die
Konföderation verlor ihr Monopol als Seemacht und ihre Kontrolle
über den Kanal, als die gewandelten Methoden der
Seekriegsführung den Beitrag der kleinen Schiffe der
Hafenkonföderation bedeutungslos werden ließen. Dieser
Bedeutungsverlust der Häfen führte zu einem engeren
Zusammenschluß zum Schutz ihrer Privilegien. Das Hauptinstrument
dieses Zusammengehens war der Gerichtshof von Brodhull, der seine
Ursprünge in einer alten Gerichtsversammlung hatte und der sich zu
einer regulären Tagung der Vertreter der Häfen entwickelte,
die alle Angelegenheiten, welche die Konföderation als Ganzes
betrafen, regelte, besonders die Kontrolle über die Heringsmesse
in
Yarmouth. Die westlichen Häfen der »Ports«, Hastings,
Winchelsea und Rye, ließen in ähnlicher Weise ihre lokalen
Interessen durch eine Vereinigung schützen, die als Guesthing
bekannt ist. Die Institutionen der Konföderation erreichten somit
ihre höchste Entwicklung zu einer Zeit, in welcher der
Einfluß der »Ports«
bereits im Niedergang war; sie
basierten auf der Notwendigkeit, veraltete Privilegien zu schützen.
A.J. Kettle