Theudebert wurde 532
von seinem Vater mit der Eroberung der südaquitanischen civitates,
die die Goten nach dem Tode Chlodwigs
zurückgewonnen und im Frieden mit den Franken behauptet hatten, beauftragt.
Theudeberts
Feldzüge, an denen vorübergehend auch Chlothars
Sohn Gunthari beteiligt war,
führten in den Jahren 532 und 533 zu einem vollen Erfolg. Der Königs-Sohn
stieß bis in die Narbonensis und sogar in die ostgotische Provinz
vor; über Aquitanien hinaus eroberte er Lodeve, Uzes und das Alais,
einen Teil des Territoriums von Nimes; Plätze der Narbonensis, von
denen allerdings Lodeve nach 533 wieder verloren ging.
Nach dem Tode seines Vaters versuchten Childebert
und Chlothar die Hand auch auf den
Reichsteil
von Reims zu legen. Aber Theudebert,
der wohl gleichaltrig mit Chlothar war,
zeigte sich ihnen gewachsen und behauptete das Erbe mit Hilfe der Großen
seines Vaters. Childebert, der selbst
keine Söhne hatte, vollzog bald eine Schwenkung auf die Seite des
Neffen, den er 534 an der Aufteilung des Burgunder-Reiches
beteiligte und schließlich sogar als seinen Erben adoptierte.
Bei der Teilung Burgunds erhielt er die nördlichen
civitates: Avenches (-Lausanne), Octodurum - Sitten (das Wallis), Langres,
Autun, Chalons sur Saone und wohl auch die von diesem Länderkomplex
umschlossenen Gebiete von Nevers, Besancon, Genf und Tarantaise. Dieser
Länderblock bildete eine Brücke zwischen der Francia des Reimser
Reiches und seiner aquitanischen Exklave.
Gemeinsam mit seinen Oheimen griff er in Italien ein.
Theudebert
nahm im Gotenkrieg Justinians
die Gelegenheit
wahr, eigene Eroberungen in Italien zu machen. Anfangs schickte er Völker
vor, die unter seiner Herrschaft standen: so vielleicht schon 537 Sweben
(Bajuwaren?), die damals in die Provinz Venetien (Aquileia) einfielen,
jedenfalls aber 538 Burgunder, die
den Goten zur Rückeroberung Mailands verhalfen. 539 erschien er dann
selbst an der Spitze eines Heeres, das sich sowohl gegen die Goten wie
gegen die Kaiserlichen wandte und bis Genua vordrang. Eine Epedemie zwang
den König zur Aufgabe des Feldzugs.
Theudebert
ließ
jedoch Garnisionen in Ligurien (Provinz Mailand) zurück und schloß
mit dem kaiserlichen Feldherrn Belisar einen Nichtangriffspakt.
Zwischen 540 und 545 festigte Theudebert
seine Positionen nördlich der Alpen in der Raetia secunda (Provinz
Augsburg) und den beiden norischen Provinzen (Ober- und Nieder-Österreich,
Kärnten) bis zur Grenze Pannoniens. Um seine Südostflanke zu
sichern, schloß er in diesen Jahren Bündnisse mit den Langobarden,
die nach dem Tod Theoderichs
des Großen
in das einst römische Pannonien nördlich
der Drau eingerückt waren, und ihren östlichen Nachbarn, den
Gepiden. Das Langobardenbündnis wurde durch die Heirat des fränkischen
Königs-Sohnes
Theudowald
mit
Waldrada,
einer Tochter König
Wachos
und Schwester
Wisigards,
bekräftigt. Die Verträge mit den Langobarden
und Gepiden riefen großen Schrecken
in Konstantinopel hervor, wo das Gerücht aufkam,
Theudebert
habe
die Absicht, das Imperium auf dem Balkan anzugreifen. Das Gerücht
wurde auch genährt durch das imperiale Auftreten
Theudebalds, der durch die Prägung von Goldsolidi
mit eigenem Bild ein kaiserliches Vorrecht verletzte und gemeinsam mit
Childebert
in Arles, der letzten kaiserlichen
Hauptstadt Galliens, nach Art der Kaiser Zirkusspiele abhielt. Theudebert
entsandte
seine Heere jedoch nicht auf den Balkan, sondern nach Venetien, wo er um
545 die Terra ferma bis nach Treviso oder Vicenza besetzte. Auch jetzt
vermied er die direkte Konfrontation mit dem Imperium. Dem Ostgoten-König
Totila,
der um ein Bündnis mit den Franken nachsuchte, gestand er einen Nichtangriffspakt
zu.
Der mächtige König von Reims starb Ende
547, vor der byzantinischen Endoffensive in Italien.