Sohn des Westgoten-Königs Swintila
und der Theodora, Tochter vom Westgoten-König
Sisebut
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1837
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Chindaswinth, westgotischer König seit 17. (30.)
April 642
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30. September 653
Der primas gelangte 79-jährig durch Usurpation an die Macht; der abgesetzte König Tulga wurde geschoren und so zur Herrschaft unfähig gemacht; seit 649 war Chindaswinths Sohn Rekkeswinth Mitregent. Die Herrschaftgewinnung und die Frühphase der Regierung waren durch gewaltsame, teils blutige Unterdrückung der Gegner gekennzeichnet. Auch rechtlich wurde sofort versucht, künftigen Usurpationen (»morbus Gothicus«) - auch durch Unterstützung der Kirche - zuvorzukommen. Chindaswinth hatte die Kirche fest in der Hand; so schlug er Braulio von Zaragoza die Bitte ab, ihm seinen Archidiakon Eugenius (II.) zu belassen, den Chindaswinth zum Bischof von Toledo machte. Legitimiert wurde diese Haltung und die gesamte, sich auch auf Gefolgschaft stützende Herrschaft dadurch, daß Chindaswinth sich auf göttliche Einsetzung und Inspiration berief. Am bedeutendsten war die Gesetzgebungstätigkeit Chindaswinths. Sein Sohn und Nachfolger veröffentlichte 654 eine Gesetzessammlung (Leges Visigothorum), die 99 Gesetze Chindaswinths und 87 Rekkeswinths enthielt. Ihr folgenreichstes Charakteristikum ist das Abgehen vom Personalitätsprinzip mit der nationalen Trennung von Goten und Romanen zugunsten des Territorialitätsprinzips, das alle Untertanen gleichermaßen umfaßte; möglicherweise ging dem schon 643/644 eine entsprechende Sammlung ausschließlich Chindaswinths voraus. Chindaswinths bedeutende Reformgesetzgebung zugunsten der Sklaven fand offenbar im Episkopat keine Anerkennung. - Die harte Herrschaft Chindaswinths wird in dem wahrscheinlich ernst gemeinten Lasterkatalog »Epitaphion Chindasvintho regi conscriptum« Eugenius'II. gegeißelt.
W. Schuller
KINDASWINTH (CHINDASWINTH)
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653
Kindaswinth (Chindaswinth)
beherrschte seinen Neffen Tulga und
zwang ihn 642 zum Verzicht und folgte als König. Er versuchte die
Königsgewalt zu erneuern, führte viele Hinrichtungen und Konfiskationen
durch, verringerte die Macht der Kirche und rief eine große Fluchtwelle
des Adels und Konspirationen von außen hervor.
Offergeld Thilo: Seite 101,102,103
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"Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im
frühen Mittelalter."
Bei Chintilas
Sohn
Tulga (639-642) sprechen
die Quellen von seiner tenera aetas und adulescencia [181
Fredegar,
Chronicae IV. 82, Seite 162f. Vgl. Claude, Adel Seite 106f.; Orlandis,
Sucesion Seite 88.], und eindeutig ist die Lage bei Ricimer,
den sein Vater Suinthila (621-631)
in
consortio regni aufnahm und den als Mitregenten und zukünftigen
Nachfolger zu rühmen der Zeitgenosse Isidor von Sevilla offenbar aufgrund
dessen geringen Alters für angebracht hielt.
So zeichnet sich in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts
eine verstärkte Tendenz zur Erblichkeit ab, die allerdings wesentlich
auch durch die brutale, zahlreiche königsfähige Konkurrenten
ausschaltende Proskriptionspolitik Chindasvinths
(642-653) bewirkt wurde [188 Vgl. Thompson, Goths
Seite 190f., 198; Claude, Westgoten Seite 79; Orlandis, Sucesion Seite
88f.].
In dieser Zeit kam es erneut zu Mitregentschaften von
Königssöhnen [190 Sowohl Chindasvinths
Sohn Recceswinth
(649/52-672) als auch Egicas
Sohn Witiza
(698/702-710) scheinen bei ihrer Erhebung volljährig
gewesen zu sein; letzterer wird allerdings als adulescens bezeichnet
(Chronica Rotense Seite 609) und war wohl erst ca. 17 Jahre alt; vgl. Orlandis,
Sucesion Seite 89f., 99; Claude; Adel Seite 131-133, 194; Ders., Untergnag
Seite 341 Anm. 41.], jedoch hatten Minderjährige offensichtlich weiterhin
keine Chance.
oo N.N.
Kinder:
Rekkeswinth
1.9.672
Theodefred Herzog von Cordoba
oo Rekilona Prinzessin von Cordoba
Favila Herzog von Kantabrien
Er war der Vater des Königs Pelayo
von Asturien ( 737).
Literatur:
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Claude, Dietrich: Adel, Kirche und Königtum
im Westgotenreich. Vorträge und Forschungen Sonderband 8, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1971 Seite 115-126 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
1977 Seite 138,176 - Fredegar: Chronik
- Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger
im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 101,102,103,109
- Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im
Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden
und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 199 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 219 - Thiess
Frank: Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas. Paul ZsolnayVerlag
Gesellschaft mbH Hamburg/Wien 1959 Seite 726 -