Rekkeswinth                                  König der Westgoten (649-672)
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    1.9.672
     Schloß Gerticos bei Salmanaca
 

Sohn des Westgoten-Königs Chindaswinth
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 500
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Reccesvinth, westgotischer König 653-672
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Wurde 649 von seinem Vater Chindaswinth an der Regierung beteiligt. Das 8. Konzil von Toledo (653) verfügte unter anderem auch Bestimmungen zur Königswahl (in Toledo oder am Sterbeort des Königs durch Bischöfe und hohe Hofbeamte in Übereinstimmung) und schuf so die Voraussetzung für ein Einvernehmen zwischen König und Adel. Während Reccesvinths Regierung wurde der Liber iudiciorum fertiggestellt (Leges Visigothorum), der Goten und Hispanorömer dem gleichen Recht unterstellte.

J.M. Alonso-Núñez



Thiele, Andreas: Tafel 219
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

REKKISWINTH (REKASWIND)
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     672

Rekkiswinth war seit 649 Mitregent seines Vaters, was das Prinzip des Wahlkönigtums abschwächte und folgte 653 als König zu Toledo und markierte den letzten Höhepunkt des westgotischen Königtums. Auf dem Reichstag von Toledo 653 wurde das Wahlkönigtum neu geregelt und die "Lex Visigothorum" verabschiedet und stellte damit die Rechtseinheit zwischen Goten und Spaniern her, die Basis für ein beginnendes spanisches Nationalgefühl, da beide Völker in der Folgezeit biologisch und rechtlich immer mehr verschmolzen. Er sicherte Spanien eine letzte Friedenszeit, konnte die Basken erneut unterwerfen und hielt die Franken an den Pyrenäen zurück. Er arbeitete wieder enger mit der Kirche zusammen, die der Vater stark zurückdrängte.



Rekkeswinths Herrschaft war milder als die seines Vaters. Er setzte zwar dessen Politik fort, machte aber auch dem Adel und Klerus Zugeständnisse. Er erarbeitete ein Gesetzbuch, das Romanen und Goten gleichstellte. Den mit Hilfe der Basken entfachten Aufstand des Goten Froja (653 oder 666) unterdrückte er mit Härte.

Claude, Dietrich: Seite 133-136,144,153
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"Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich. Vorträge und Forschungen Sonderband 8"

Man möchte annehmen, daß Reccesvinth durch die harte Innenpolitik Chindasvinths eine gute Ausgangsbasis gehabt hätte. Es fällt jedoch auf, daß er sofort nach dem am 30. September 653 erfolgten Tod seines Vaters ein Reichskonzil einberief, das am 16. Dezember seine Sitzungen eröffnete. Da er während seiner Mitregentschaft keine Synode einberufen hatte, ist diese Eile bemerkenswert. Es hat den Anschein, als habe Reccesvinth einen Ausgleich mit dem Hofadel angestrebt, dessen Rechte er ausdrücklich anerkannte.
In den letzten 16 Jahren der Regierung Reccesvinths trat kein Reichskonzil zusammen. Man möchte daraus schließen, daß der König nach den schlechten Erfahrungen, die er 653 gemacht hatte, an weiteren Versammlungen dieser Art nicht interessiert war und nur die Behandlung innerkirchlicher Fragen auf Provinzialsynoden zuließ.
Wenn auch Reccesvinth das Zusammentreten von Reichskonzilien verhinderte, so scheint er doch nicht zu den harten Regierungsmethoden seines Vaters zurückgekehrt zu sein. Der innere Friede blieb erhalten, doch deuten schwere Mängel der Heeresverfassung, die unter seinem Nachfolger in Erscheinung traten, auf einen fortschreitenden inneren Verfall. Es ist deshalb fraglich, ob man von einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen König und Adel zur Zeit Reccesvinths sprechen kann. Andererseits zeigt sein Widerstand gegen die Beschlüsse des 8. Toletanum, daß er keinesfalls zu übergroßer Nachgiebigkeit gegenüber weltlicher und geistlicher Aristokratie neigte. Der völlige Mangel an Quellen für die letzten 16 Jahre seiner Regierung macht es unmöglich, Sicherheit über Reccesvinths Innepolitik zu gewinnen.
 
 
 
 

Literatur:
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Claude, Dietrich: Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich. Vorträge und Forschungen Sonderband 8, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1971 Seite 133-154 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 141,176 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 103 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 219 - Thiess Frank: Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas. Paul ZsolnayVerlag Gesellschaft mbH Hamburg/Wien 1959 Seite 725 -