Neffe des Westgoten-Königs Wamba
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1608
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Egica, König des Westgoten-Reiches
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† 702
War wohl mit König Wamba verwandt
oo Cixilo, eine Tochter König Ervigs, der ihn todkrank am 14. November 687 zum Nachfolger designierte.
Egica trat am folgenden Tag die Regierung an. Zur Sicherung seiner bedrohten Herrschaft - eine Rebellion vertrieb ihn sogar aus Toledo - verfolgte er eine adelsfeindliche Politik mit Verurteilungen und Güterkonfiskationen. Diesem Ziel diente auch seine Gesetzgebung, die außerdem, ebenso wie Beschlüsse der Reichskonzilien von 693 und 694, die Zwangsbekehrung der Juden erstrebte. Kämpfe gegen die Franken (Aquitanier?) verliefen erfolglos. Egicas 694/695 zum Mitregenten erhobener Sohn Witiza führte in den letzten Jahren des altersschwach gewordenen Königs die Regierungsgeschäfte.
D. Claude
EGIKA
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†
702
Egika war auch verwandt mit König Wamba, wohl ein Neffe. Er erhielt schon die Krone zu Lebzeiten seines Schwiegervaters Erwich, verdrängte ihn 687 und wurde selbst König. Er verfolgte Erwichs Anhänger grausam. Seine Zeit war gekennzeichnet durch Korrumpierung von Kirche und Politik, von ständigen inneren Unruhen und Bürgerkriegen und Rebellionen und von arabischen Küstenplünderungen, was zum völligen Verfall der königlichen Macht führte.
oo CIXILANE DER WESTGOTEN
†
Tochter des Westgoten-Königs Erwich
Dahn Felix: Seite 147,150
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Auch sonst fehlt es nicht an Zeichen der Ohnmacht, der
Furcht, vielleicht des quälenden Gewissens. Eine Äußerung
von Reue ist vielleicht darin zu finden, daß Ervich
unter Umgehung seiner "Kinder" den Neffen Wambas,
Egika,
zu seinem Erben einsetzte. Er vermählte ihn mit seiner Tochter
Cixilo (möglich allerdings, daß
ihm Söhne fehlten, obzwar immer von "filiis", Kindern, gesprochen
wird).
Sein Nachfolger Egika,
der Neffe Wambas, war nicht nur blindes
Werkzeug der Priester, sollte aber dafür bald erfahren, daß
die Bischöfe jede Regung königlicher Kraft bereits als unerträgliche
Anmaßung betrachteten und mit Verschwörung und Empörung
beantworteten. Er ließ durch das (fünfzehnte) Konzil von Toledo
(688) vor allem einen Widerstreit von Eiden lösen, der ihn in wichtigen
Handlungen lähmte. Bei seiner Vermählung mit Ervichs
Tochter hatte er jenem schwören müssen, dessen Haus zu schützen
und in nichts zu schädigen, bei seiner Thronbesteigung aber hatte
er den verfassungsmäßigen Königseid geleistet, gegen alle
Untertanen Gerechtigkeit zu bewahren. Unter Ervich
waren nun manche Vornehme, wahrscheinlich Anhänger Wambas
und vielleicht Gegner der
Kirchenherrschaft, ungerechtermaßen in Hochverratsprozessen
samt ihrem (eingezogenen) Vermögen Gliedern des Königshauses
als Knechte zugesprochen worden. Wollte nun Egika
nach der Gerechtigkeit diese Unschuldigen retten, so mußte er freilich
jenne Verwandten Ervichs "schädigen".
Übrigens scheint Egika
bei aller Frömmigkeit und aller Verehrung der Kirche, die er in reichen
Geschenken bewährte, doch nicht ganz so willenlos gegenüber dem
Episkopat gewesen zu sein wie Ervich
oder doch nicht so, wie es Julians Nachfolger auf dem Stuhl von
Toledo, Sisbert, wünschte.
Egika starb (15.
November 701 zu Toledo), nachdem es ihm gelungen war, schon bei Lebzeiten
seinen Sohn Witikavielleicht als sein
Mitherrscher - er hatte seinen Sitz zu Puy, die unruhigen Sueben im Auge
zu behalten -, jedenfalls als seinen Nachfolger anerkennen zu lassen.
oo Cixilo, Tochter des Königs Erwich
†
Kinder:
Witiza
† Febr. 710
Literatur:
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Claude, Dietrich: Adel, Kirche und Könihgtum
im Westgotenreich. Vorträge und Forschungen Sonderband 8, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1971 Seite 184-194 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
1977 Seite 147,176 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 103 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 219 - Thiess Frank: Die griechischen
Kaiser. Die Geburt Europas. Paul ZsolnayVerlag Gesellschaft mbH Hamburg/Wien
1959 Seite 728 -